gründen 2016
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Ehrlich währt am<br />
Längsten!<br />
Zwei erfahrene Berufsleute gründen<br />
ihre eigene GmbH. Sie sind<br />
sehr intensiv mit ihren operativen<br />
Aufgaben beschäftigt. Kundenzahlungen<br />
werden nicht korrekt verbucht,<br />
und hohe Reise- und Repräsentationsspesen,<br />
welche auch<br />
vielfältige private Positionen der<br />
beiden Geschäftsführer beinhalten,<br />
werden vollumfänglich als Geschäftsaufwand<br />
ausgewiesen.<br />
Wenn Steuerbehörden einen solchen<br />
Fall aufdecken, werden die<br />
genannten Versäumnisse steuerlich<br />
auf gerechnet. Für die Firma resultieren<br />
höhere Gewinn- und Kapitalsteuern,<br />
für die Geschäftsführer<br />
höhere Einkommens- und Vermögenssteuern.<br />
Unterstellen die Steuer behörden<br />
den Geschäfts führern ein vorsätzliches<br />
oder fahrlässiges Handeln,<br />
hätten diese Transaktionen Steuerbussen<br />
im Umfang von einem Drittel<br />
bis 300 Prozent der korrigierten<br />
Steuern zur Folge. Dazu kämen<br />
allenfalls Nachforderungen für die<br />
Mehrwertsteuer und ein Verwaltungsstrafverfahren.<br />
In einem solchen Fall ist darüber<br />
hinaus mit einem ordentlichen<br />
Strafver fahren wegen Steuer betrug<br />
und Urkundenfälschung zu rechnen.<br />
Zudem kennt auch die Sozialgesetzgebung<br />
eine Nacherhebung<br />
bei zu tiefen Abgaben und verfügt<br />
über eigene strafrechtliche Bestimmungen.<br />
Eine professionell geführte Buchhaltung<br />
mit einer sachgerechten<br />
Abgrenzung des geschäftlichen<br />
und privaten Lebensbereichs sowie<br />
die korrekte Deklaration der einzelnen<br />
Steuerarten stellen sicher,<br />
dass die aufgeführten Risiken ausgeschaltet<br />
werden können.<br />
Dabei geht es nicht nur darum, die<br />
Gefahr eines Reputationsverlusts<br />
bei Geschäftspartnern und Behörden<br />
zu verhindern und die finanziellen<br />
Risiken, welche damit einhergehen,<br />
zu eliminieren, sondern<br />
auch um das Sicherstellen eines<br />
zentralen Instrumentes für die<br />
strategische und finanzielle Unternehmens<br />
führung.<br />
Oliver Schreiber,<br />
lic. iur., LL. M. in Taxation,<br />
Budliger Treuhand AG,<br />
www.budliger.ch<br />
BUCHFÜHRUNG<br />
Die Sache mit den Zahlen<br />
Vom vielzitierten Milchbüchlein zum festangestellten<br />
Finanzchef: Wenn das Unternehmen gedeiht,<br />
muss auch die Buchhaltungskompetenz wachsen.<br />
Gründer und Start-up-Manager sollten sich<br />
eigentlich nicht mit der Buchhaltung und<br />
der Administration beschäftigen müssen,<br />
denn diese generieren keinen direkten<br />
Mehrwert. Aber mangelnde Achtsamkeit<br />
im Finanzbereich kann viel vernichten oder<br />
ein Projekt ganz abwürgen. Deshalb ist es<br />
wichtig, dem internen Finanzwesen schon<br />
in der Anfangsphase die nötige Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Für die Gründer gilt<br />
es dabei, sich nicht vom eigentlichen Geschäft<br />
abhalten zu lassen. Ideal für sie ist<br />
es, wenn eine Drittperson sich kompetent<br />
darum kümmert.<br />
Gesetzliche Anforderungen<br />
Gemäss Obligationenrecht müssen Einzelunternehmen<br />
und Personengesellschaften<br />
mit weniger als 500 000 Franken Umsatz<br />
nur eine Aufstellung über Einnahmen und<br />
Ausgaben sowie die Vermögenslage erstellen.<br />
Eine solche «Milchbüchlein-Rechnung»<br />
ist einfach zu führen. Für Unternehmen<br />
über dieser Umsatzschwelle wird eine<br />
systematische Buchführung mit einem jährlichen<br />
Jahresabschluss (Bilanz, Erfolgsrechnung<br />
und Anhang) verlangt. Kleinere Unternehmen<br />
mit weniger als zehn Angestellten<br />
können auf eine Revision verzichten.<br />
Eine flexible organisatorische Lösung<br />
Die ideale organisatorische Lösung gibt es<br />
nicht. Denn gerade in Gründungs- und<br />
Wachstumsphasen unterliegen Unternehmen<br />
ständigen Veränderungen. Eine Buchhaltung<br />
muss mit diesen Veränderungen<br />
von Anfang an Schritt halten. Deshalb sind<br />
flexible Lösungen gefragt. Während der<br />
Gründungsphase arbeitet man am besten<br />
mit einer externen Fachkraft zusammen,<br />
die sich um alle administrativen Arbeiten<br />
im Zusammenhang mit der Gründung, den<br />
diversen Registrierungen sowie der Buchhaltung<br />
kümmert. Im Idealfall findet sich<br />
eine solche Unterstützung im engeren persönlichen<br />
Umfeld. Später einmal stellt sich<br />
die Frage des Insourcing. Eine eigene Buchhaltung<br />
mit eigenem «Leiter Finanzen und<br />
Administration» lohnt sich aber erst ab einem<br />
grösseren Transaktionsvolumen. Allerdings<br />
wird man sich auch dann kaum einen<br />
erfahrenen CFO (Chief Financial Officer)<br />
leisten können und immer noch auf zusätzliches<br />
Fachwissen von aussen angewiesen<br />
sein.<br />
Wichtiges Fachwissen<br />
Gerade Gründer und Start-up-Manager<br />
sind auf gezielte fachliche Unterstützung<br />
angewiesen, denn sie werden schon von<br />
Anfang an mit vielen finanztechnischen<br />
Fragestellungen konfrontiert. Aus steuerlicher<br />
Sicht muss die Unternehmensstruktur<br />
optimal aufgesetzt werden. Bei internationaler<br />
Tätigkeit sollte man wissen, was in<br />
welchen Ländern wie besteuert würde. Der<br />
Warenverkehr über Grenzen birgt zudem<br />
viele Fallen im Bereich der Mehrwertsteuer.<br />
Zudem ist es für die positive Entwicklung<br />
des Geschäftes notwendig, dass die-<br />
Entscheide auf akkuraten finanziellen<br />
Informationen – Umsatzstatistiken, Margenanalysen,<br />
Kostenrechnungen, Liquiditätsplänen,<br />
Budgets – basieren. Sind solche<br />
Informationen nicht vorhanden, sind sie<br />
falsch oder werden sie falsch interpretiert,<br />
kann es zu kostspieligen oder gar fatalen<br />
Fehlentscheiden kommen.<br />
Hans-Peter Wyss, fcs company –<br />
financial competence & solutions<br />
Mitglied von EXPERTsuisse<br />
www.fcscompany.ch<br />
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