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MANAGEMENT | Streckenradar<br />

KEINE CHANCE FÜR<br />

RASER<br />

Auf der B 6 bei Hannover wird erstmals in Deutschland die<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit von Autofahrern gemessen.<br />

Datenschützer wehren sich gegen den Streckenradar, doch<br />

die Politik will damit die Unfallzahlen senken. Text: Alex Mannschatz<br />

Dienstreisende in Frankreich<br />

können Aufregendes berichten.<br />

Von den Autobahnen rund um Montélimar<br />

zum Beispiel, oder denen bei Bordeaux.<br />

Wer dort zu schnell fährt, wird<br />

bloß gestellt. Auf Anzeigebrücken über<br />

einigen Autobahnabschnitten im Süden<br />

des Landes leuchtet groß, in schrillem<br />

Gelb, das eigene Kennzeichen. Unverpixelt,<br />

für alle lesbar, mit dem mahnenden<br />

Zusatz »trop vite« – zu schnell. Frankreich<br />

weiß, was du getan hast, so die Botschaft<br />

mit Ausrufezeichen. Diese Abschnittskontrollen,<br />

neudeutsch Section Control, haben<br />

dort bislang nur erzieherischen Charakter.<br />

Eine Strafverfolgung bleibt aus. In anderen<br />

Ländern geht es restriktiver zu. Etwa<br />

in der Schweiz, in Österreich, in den Niederlanden<br />

oder auch in Großbritannien,<br />

wo die Technik ebenfalls im Einsatz ist.<br />

Dort aber bittet man die Delinquenten ordentlich<br />

zur Kasse.<br />

Gemessen wird am Anfang und am<br />

Ende des überwachten Abschnitts<br />

Im Gegensatz zu stationären oder mobilen<br />

Blitzgeräten ist Section Control ein<br />

Streckenradar, der nicht punktuell eine<br />

Geschwindigkeit misst, sondern gleich<br />

für eine ganze Fahrstrecke. Jedes Fahrzeug<br />

wird zu Beginn eines Abschnitts<br />

von hinten fotografiert und bei der Ausfahrt<br />

aus dem Abschnitt noch einmal<br />

von vorne. Das System errechnet dann<br />

blitzschnell die erzielte Durch schnittsgeschwin<br />

digkeit. Liegt die über der erlaubten,<br />

löst eine weitere Kamera aus<br />

und liefert das gefürchtete Foto mit Fahrer<br />

und Kennzeichen. Die zuvor aufgenommenen<br />

Daten dieses Autos wandern<br />

dann automatisch in eine Verstoßdatei.<br />

Der Raser muss löhnen, entweder kurz<br />

darauf beim Empfangskomitee am Straßenrand<br />

oder ein paar Tage später durch<br />

Aufforderung im Briefkasten.<br />

Nun also auch Deutschland. Auf der<br />

B 6 südlich von Hannover soll noch dieses<br />

Jahr nach langem juristischem Hickhack<br />

die erste Section Control in einem<br />

18-monatigen Pilotversuch starten. Auf<br />

KENNZEICHEN-ERFASSUNG<br />

»Fahrer unter Generalverdacht«<br />

Widerstand gegen den Streckenradar regt sich<br />

auf Seiten der Politik. »In Deutschland ist es<br />

datenschutzrechtlich schlichtweg unzulässig,<br />

Fahrzeuge rechtstreuer Verkehrsteilnehmer überhaupt<br />

zu fotografieren«, sagt Dr. Patrick Breyer<br />

von der Piratenpartei im Landtag von Schleswig-<br />

Holstein. Auch die dortige Landesregierung<br />

denkt über die Einführung eines solchen Systems<br />

nach. In Niedersachsen argumentiert der<br />

FDP-Abgeordnete Jörg Bode ähnlich: »Dass die<br />

Kennzeichen aller Autos gespeichert werden, die<br />

in dem Abschnitt unterwegs sind, ist unzulässig<br />

und stellt jeden Fahrer unter Generalverdacht.<br />

Dadurch wird der gläserne Autofahrer Realität<br />

in einem Ausmaß, von dem selbst George Orwell<br />

nie zu träumen gewagt hätte.«<br />

14 <strong>FIRMEN</strong><strong>AUTO</strong> Oktober 2016

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