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auf deutschen Straßen, 82 Menschen<br />

mehr als im Vorjahr. Erstmals<br />

seit Jahren steigt die Zahl<br />

der Todesopfer. Unfallforscher<br />

machen dafür vor allem Verkehrsteilnehmer<br />

verantwortlich,<br />

die sich zu sehr mit ihrem<br />

Smartphone beschäftigen. Der<br />

Durchschnittsschweizer schaltet<br />

es täglich 88-mal an, nutzt es<br />

drei Stunden am Tag, telefoniert<br />

aber in der Regel nicht mehr als<br />

sieben Minuten damit. Die Deutschen,<br />

davon ist auszugehen,<br />

pflegen ein vergleichbar inniges<br />

Verhältnis zu ihrem Smartphone.<br />

Doch nicht nur Autofahrer lassen<br />

sich im Straßenverkehr<br />

ablenken. Gleiches gilt auch für<br />

Fußgänger, die ihre Nachrichten<br />

Haftpflichtversicherung abgeschlossen.<br />

Dabei ist die nicht mal<br />

teuer. Ein Single zahlt kaum<br />

mehr als 25 Euro pro Jahr. Nicht<br />

viel, wenn man bedenkt, dass<br />

die Folgen eines Unfalls in die<br />

Millionenhöhe gehen können.<br />

Zwar entwickeln alle Kfz-<br />

Hersteller Systeme, die Unfälle<br />

durch Ablenkung zu vermeiden<br />

helfen. Der Kollisionswarner<br />

mit Bremseingriff etwa<br />

verhindert häufig Schlimmeres.<br />

»Sicherlich können solche<br />

Systeme zu einem gewissen<br />

Maß schützen«, sagt auch<br />

die Unfallforscherin. Dennoch<br />

bleibt sie skeptisch: »Die Technik<br />

kann auch kontraproduktiv<br />

sein.« Dann nämlich, wenn der<br />

Drei typische Unfallsituationen<br />

Ungebremst ins Stauende<br />

Mit dem ersten Crash simulieren die Unfallforscher von Axa Winterthur<br />

einen klassischen Auffahrunfall, wie er täglich bei Staus auf der Autobahn<br />

geschehen kann. Abgelenkt fährt der Verursacher mit Tempo 60 nahezu<br />

ungebremst auf ein stehendes Fahrzeug auf. Durch den Aufprall wird der<br />

mittlere Pkw stark beschleunigt und kollidiert mit dem Van vor ihm. Der<br />

Letzte im Stau kann das Unglück im Rückspiegel auf sich zurollen sehen.<br />

Dann bleibt laut Unfallforscher nur noch eins: Den Kopf fest an die Kopfstütze<br />

drücken, Körperspannung aufbauen und voll auf die Bremse gehen.<br />

Knopf im Ohr und starrer Blick aufs Display:<br />

Unsere Straßen sind voller Smombies<br />

checken, per Kopfhörer Musik<br />

hören und dabei die Straße queren.<br />

Nicht selten kommt es so zu<br />

schweren Unfällen. Wer überlebt,<br />

muss nicht nur mit den gesundheitlichen<br />

Folgen klarkommen,<br />

sondern trägt oft ein Leben lang<br />

an den finanziellen Folgen des<br />

Unfalls. Hat er nämlich keine<br />

private Haftpflichtversicherung<br />

abgeschlossen, muss er die Kosten<br />

selbst tragen. Junge Erwachsene,<br />

die nicht mehr in der elterlichen<br />

Haftpflicht integriert sind,<br />

haben selten eine eigene private<br />

Mensch sich blind darauf verlässt.<br />

Frei nach dem Motto: »Ich<br />

laufe auf die Straße, das Auto<br />

wird schon bremsen.«<br />

Die Stimmen mehren sich, die<br />

schärfere Sanktionen für Smartphone-Nutzer<br />

im Straßenverkehr<br />

fordern. »Es nützt offensichtlich<br />

nicht, an die Vernunft<br />

der Verkehrsteilnehmer zu<br />

appellieren«, glaubt Zahnd. Es<br />

braucht wohl doch empfindliche<br />

Geldbußen, um vom Handy<br />

ausgehende Risiken für den Verkehr<br />

zu reduzieren.<br />

Smombie im Straßenverkehr<br />

Ein von seinem Smartphone abgelenkter Fußgänger will die Straße queren.<br />

Im Kopfhörer läuft Musik, sodass er das Auto nicht hört. Der Wagen<br />

erfasst den Fußgänger mit 50 km/h. Der knallt erst auf die Motorhaube,<br />

fliegt dann in hohem Bogen durch die Luft und prallt meterweit entfernt<br />

auf die Erde. Nur vier von zehn Personen überleben einen solchen dramatischen<br />

Unfall bei dieser Geschwindigkeit, bei Tempo 35 sind es neun von<br />

zehn. Übrigens: Smombie, eine Wortkombination aus Smartphone und<br />

Zombie, war 2015 das Jugendwort des Jahres.<br />

Fotos: Fotolia (1)<br />

»Es nützt nichts, an die<br />

Vernunft zu appellieren. Wir<br />

brauchen schärfere Strafen«<br />

Bettina Zahnd<br />

Unfallforscherin der<br />

Axa Winterthur Versicherung<br />

Kollision mit entgegenkommendem Lkw<br />

Kaum eine Chance hätte auch der Pkw-Fahrer des dritten Crash-Szenarios.<br />

Er ist auf der Landstraße unterwegs und mehr damit beschäftigt, eine<br />

Nachricht zu tippen, als zu lenken. So bekommt er nicht mit, dass er die<br />

Mittellinie überfährt und auf die Gegenfahrbahn gerät. Der entgegenkommende<br />

Lkw-Fahrer bremst zwar sofort. Trotzdem prallt er mit 30 km/h in<br />

den 60 km/h schnellen Pkw. Durch das ungleiche Kräfteverhältnis wird der<br />

Pkw schwer beschädigt und zurück auf seine Fahrspur geschleudert. Der<br />

Lkw wird dabei nur leicht demoliert.<br />

Oktober 2016 <strong>FIRMEN</strong><strong>AUTO</strong> 87

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