FIRMEN AUTO
FA_2016_10
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»Telematik-Tools sind nur dann sinnvoll,<br />
wenn Flottenchefs zeitnah und aktiv auf negative<br />
Schadenverläufe reagieren«<br />
Carlos Reiss<br />
Versicherungsmakler Hoesch & Partner<br />
3D-Illustration: Florence Frieser (1)<br />
einem konkreten Fall kam es in einem<br />
Berliner Stadtteil zu einer Häufung von<br />
Navi-Diebstählen. Innerhalb weniger<br />
Tage rüstet daher der Flottenbetreiber<br />
auf Anraten der AFC seine Fahrzeuge<br />
mit Alarmanlagen nach und verpflichtet<br />
zudem die in dieser Gegend wohnenden<br />
Mitarbeiter zum Parken in Garagen. So<br />
vermied das Unternehmen die nicht versicherten<br />
Nebenkosten und hielt gleichzeitig<br />
die Schadenquote konstant.<br />
Sinkender Spritverbrauch, weniger<br />
Schäden und geringerer Verschleiß<br />
Neben den Anschaffungskosten sind die<br />
Hauptkostentreiber einer Flotte Kraftstoffverbrauch,<br />
Verschleiß und Schäden.<br />
»Durch den intelligenten und nachhaltigen<br />
Einsatz von Telematik können diese<br />
drei Kostenblöcke reduziert werden«,<br />
so Dr. Edgar Puls, Vorstandsmitglied der<br />
HDI Global. Erfolgreich ist hier bereits<br />
die Zurich Versicherung, die ihren Kunden<br />
seit 2012 ab einer Fuhrparkgröße von<br />
50 Fahrzeugen das System »Fleet Intelligence«<br />
anbietet. Das Einsparungspotenzial<br />
sei gewaltig. Die gezielte Förderung<br />
einer vorausschauenden und defensiven<br />
Fahrweise bewirkt, dass die Betriebskosten<br />
um bis zu zehn Prozent sinken.<br />
»Zudem bietet das System den Fahrern<br />
jederzeit Einblick in ihre persönliche Auswertung<br />
und motiviert sie so, ihre eigene<br />
Fahrleistung zu verbessern«, meint<br />
Zurich-Sprecher Bernd Engelien. Ȇber<br />
unsere individuell erstellten Trainingsund<br />
Schulungsbausteine zu Fahrverhalten<br />
und Verkehrssicherheit lässt sich die<br />
Zahl der Unfälle nachweislich um bis zu<br />
20 Prozent reduzieren.«<br />
Eine 100-prozentige Mobilität bietet<br />
auch das Online-Schadenmanagement<br />
des Versicherungsmaklers Aktiv Assekuranz.<br />
»Damit können die Unternehmen<br />
entscheiden, ob sie aktiv an der Bestandsverwaltung<br />
ihres Fuhrparks und<br />
der Schäden mitarbeiten wollen«, sagt<br />
Geschäftsführer Winfried Nibus. Dargestellt<br />
würden die Ersterfassung der Schäden,<br />
Zahlungsflüsse und jegliche Kommunikation<br />
zu Kunden, Versicherern,<br />
Werkstätten, Sachverständigen, Mietwagen<br />
und Leasinggesellschaften. Fast alle<br />
großen Versicherungsmakler von Marsh<br />
über Aon bis hin zu Oskar Schunck und<br />
der Funk-Gruppe haben ähnliche Online-<br />
Reportings-Systeme entwickelt.<br />
Natürlich besteht die Möglichkeit, einen<br />
ähnlichen Service über Dienstleister<br />
oder Leasinganbieter zu erhalten. Sinnvoll<br />
ist das aber nur, wenn die Flottenverantwortlichen<br />
zeitnah und aktiv auf Veränderungen<br />
reagieren. »Weniger Schäden<br />
bedeuten weniger Selbstbeteiligung und<br />
geringere indirekte Kosten«, sagt Versicherungsmakler<br />
Carlos Reiss von Hoesch<br />
& Partner.<br />
GPS-Überwachung kann mit der<br />
Fürsorgepflicht begründet werden<br />
Unternehmen, die ein Telematiksystem<br />
nicht nur zur Schadenanalyse, sondern<br />
auch zur Schadenabwehr nutzen wollen,<br />
müssen die GPS-Überwachung ihrer Fahrer<br />
mit dem Betriebsrat absprechen und<br />
transparent darlegen. »Auf gar keinen<br />
Fall darf eine solche Überwachung heimlich<br />
passieren«, warnt Heiko Granzin,<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht und Strafrecht.<br />
Die Mitarbeiter müssen in jedem<br />
Fall informiert werden.<br />
Einen Hinderungsgrund zur Einführung<br />
einer solchen Kontrolle gebe es aus<br />
rechtlicher Sicht nicht. Sie gelte als Arbeitszeitenkontrolle<br />
und könne somit<br />
als praktische Ausübung des Gesetzes<br />
und der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers<br />
zur Verhinderung von Pflichtverletzungen<br />
begründet werden. Bei der<br />
Abwägung zwischen Datenschutz und<br />
Kosten sollte man zudem im Auge haben,<br />
dass Fahrer- und Fahrzeugausfall oft<br />
deutlich höher zu Buche schlagen als die<br />
94 Prozent aller Unfallschäden sind auf menschliches<br />
Fehlverhalten hinterm Steuer zurückzuführen<br />
Entschädigung durch die Versicherung.<br />
Das gilt beispielsweise, weil eine wichtige<br />
Ware nicht ans Ziel gebracht werden<br />
kann oder wertvolles Know-how verloren<br />
geht, weil der Fahrer ins Krankenhaus<br />
muss.<br />
Zwar bieten die Hersteller für die meisten<br />
Modelle eine umfangreiche Auswahl<br />
an Fahrsicherheitssystemen wie Tempomat,<br />
Notbrems-, Toter-Winkel- und Parkassis<br />
ten ten. Trotzdem wirkt die Sicherheitstechnik<br />
oft nur wie ein Tropfen auf<br />
einem heißen Stein. Laut einer Daimler-<br />
Studie gehen rund 94 Prozent aller Schäden<br />
auf menschliches Fehlverhalten zurück.<br />
Die Suche nach Problemfahrern<br />
und ihre Schulung, etwa durch Fahrsicher<br />
heits trainings, gehört daher zu einer<br />
kontinuierlichen Risikoanalyse. Als<br />
wirksame Motivationshilfe gilt es noch<br />
immer, Unfallfreiheit mit einem jährlichen<br />
Bonus zu belohnen.<br />
Oktober 2016 <strong>FIRMEN</strong><strong>AUTO</strong> 43