FIRMEN AUTO
FA_2016_10
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SERVICE | Ablenkung<br />
ABGELENKT<br />
IN DEN TOD<br />
Smartphone im Blick: Mit drastischen Crashtests macht Versicherer AXA Winterthur auf die<br />
Folgen von Ablenkung im Straßenverkehr aufmerksam.<br />
Text: Annett Boblenz<br />
Pokémon und kein Ende: Jetzt<br />
greifen auch die Unfallforscher<br />
das Thema auf. Denn seit man allerorts<br />
Menschen mit stierem Blick aufs Display<br />
durch die Straßen irren sieht, immer<br />
auf der Suche nach virtuellen Monstern,<br />
häufen sich die Unfallzahlen. Genauer:<br />
Unfälle durch abgelenkte Verkehrsteilnehmer.<br />
In den USA etwa gab es laut Dekra<br />
bereits etliche Auffahr- und mindestens<br />
einen schweren Gegenverkehrsunfall.<br />
Selbst Motorradfahrer wurden von der<br />
Polizei gestoppt, weil sie Handys mit laufendem<br />
Spiel auf die Lenker montierten.<br />
Doch das ist nur der Gipfel des Eisbergs.<br />
Telefonieren, E-Mails lesen, Nachrichten<br />
schreiben oder Apps checken: Die Versuchung<br />
ist groß, das Smartphone während<br />
der Fahrt mal eben in die Hand zu nehmen.<br />
Gerade Vielfahrer nutzen lange<br />
Arbeitswege gerne, um nebenbei Büroarbeit<br />
zu erledigen oder mit der Familie<br />
Termine zu koordinieren. Doch selbst wer<br />
sich nur in Gedanken mit anderen Dingen<br />
beschäftigt, konzentriert sich nicht<br />
mehr völlig auf den Verkehr. Bettina<br />
Zahnd, Leiterin der Abteilung Unfallforschung<br />
& Prävention der Axa Winterthur,<br />
benennt die vier Arten der Ablenkung:<br />
die motorische, die visuelle, die akustische<br />
und die gedankliche. »Bei der Smartphone-Nutzung<br />
im Straßenverkehr kommen<br />
alle vier Arten zusammen.«<br />
Zahl der Verkehrstoten steigt wieder<br />
Deshalb rückte Axa Winterthur bei den<br />
diesjährigen Crashtests auf dem Flugplatz<br />
in Dübendorf nahe Zürich die Folgen<br />
der Ablenkung in den Fokus. »Alles<br />
klar zum Crash? Crash!« Wenn Bettina<br />
Zahnd diese Worte ausspricht, wird es<br />
auf einmal mucksmäuschenstill. Doch<br />
sobald sich die Autos dann wie berechnet<br />
nach wenigen Sekunden ineinander<br />
bohren, wird die angespannte Stille<br />
schlagartig unterbrochen: Es knallt mächtig,<br />
wenn Blech auf Blech trifft. Glas splittert,<br />
Karosserieteile fliegen durch die<br />
Gegend. Erst wenn dann noch der angefahrene<br />
Dummy nach einem langen Flug<br />
auf die Straße knallt, rührt sich auch das<br />
Publikum wieder. Kaum einer, den diese<br />
Versuche unberührt lassen.<br />
Im realen Leben haben solche Auffahroder<br />
Kollisionsunfälle noch viel dramatischere<br />
Folgen. Sie enden häufig sogar<br />
tödlich. 2015 starben 3.459 Menschen<br />
86 <strong>FIRMEN</strong><strong>AUTO</strong> Oktober 2016