FIRMEN AUTO
FA_2016_10
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RÜCKBLICK | Lada Niva<br />
Der permanente Allradantrieb war ein echtes Verkaufsargument.<br />
Damit kommt er überall durch.<br />
Ur-SUV mit kompakten Ausmaßen: Nur 3,72 Meter<br />
lang war der Lada Niva.<br />
TAIGA-TROMMEL<br />
Kaum zu glauben, der Lada Niva wird 40 Jahre. Zu UdSSR-Zeiten war er der sowjetische<br />
Exportschlager, heute ist er zumindest in Deutschland ein Exot.<br />
Text: Alex Mannschatz<br />
Die Planer der Sowjetwirtschaft mögen<br />
ja vieles in den Sand gesetzt haben,<br />
eine Entscheidung aber erwies sich als<br />
goldrichtig: Der 1976 präsentierte Lada<br />
Niva sollte zum Exportschlager werden.<br />
Nicht nur in den Bruderstaaten, sondern<br />
auch beim Klassenfeind in Westeuropa.<br />
105 Zielländer wurden es im Laufe der<br />
Jahre. Kaum ein Auto auf der Welt kann<br />
da mithalten. Grund für den Erfolg des<br />
Niva: Es gab kaum Alternativen. Wer Mitte<br />
der 70er-Jahre in Europa einen Allrader<br />
benötigte, wurde vielleicht fündig bei<br />
Toyota, Land Rover oder Jeep, sah aber<br />
in deren Geländewagen aus wie Daktari<br />
auf Visite im Zebragehege. Viel zu groß<br />
die Dinger. Wald- und Forstbetriebe, aber<br />
auch Landärzte oder Hotelbesitzer in den<br />
Alpen brauchten etwas Praktischeres,<br />
Kleineres.<br />
So was wie den Lada. Der brachte es<br />
auf kompakte 3,72 Meter und rollte auf<br />
moderat dimensionierten 16-Zoll-Rädern.<br />
Wie man angesichts solcher Maße auf<br />
einen sportplatzartigen Wendekreis von<br />
11,70 Meter kommt, blieb das Geheimnis<br />
der Russen. Keine Fragen offen ließ<br />
dagegen die weitestgehend innovationsfreie<br />
Technik: Lenkung ohne Servounterstützung,<br />
vorne Doppelquerlenker, hinten<br />
Starrachse mit vier Längslenkern und<br />
Panhardstab. Damit ließen sich zwar<br />
sibirische Taigapisten glatt trommeln,<br />
kurvenreiche Straßen aber wurden zur<br />
Herausforderung für die Armmuskulatur.<br />
Auch sonst mussten Lada-Kunden<br />
hart im Nehmen sein.<br />
Allradantrieb für wenig Geld<br />
Der deutsche Importeur ließ 1978 ein Aufbereitungszentrum<br />
in Hamburg errichten,<br />
um die Autos nach ihrer Ankunft aus Toljatti<br />
annähernd auf hiesiges Auslieferungsniveau<br />
zu bringen. Vor allem mit<br />
Rostschutz und Hohlraumversiegelung.<br />
Als Motor gab es eine fremdgezündete,<br />
1,6 Liter große Fiat-Weiterentwicklung<br />
mit 75 PS, sonst nichts. Dass der knapp<br />
1,2 Tonnen schwere Niva damit für den<br />
Sprint von null auf 100 geschlagene<br />
23 Sekunden brauchte, war Nebensache.<br />
Seine Stärken zeigte er im Gelände – egal<br />
ob Geröll, Schotter, Matsch oder Schnee.<br />
Der Niva hatte permanenten All radantrieb,<br />
bot 22 Zentimeter Bodenfreiheit<br />
und eine Wattiefe von 65 Zentimetern.<br />
Wenn es mal steil wurde, ließ sich das Vierganggetriebe<br />
durch einen Schalter auf der<br />
Mittelkonsole zu einer Geländegangbox<br />
untersetzen. Die Gesamtübersetzung im<br />
ersten Gang betrug dann 30 : 1. Lada versprach<br />
damit die Bewältigung von Steigwinkeln<br />
bis zu 58 Prozent, den Kippwinkel<br />
bezifferte man auf 48 Grad. Wenn die<br />
Achsen mal komplett durchdrehten, ließ<br />
sich das Differential zudem über einen<br />
dritten Schalthebel sperren. Das alles seinerzeit<br />
für gerade 15.600 Mark – nicht<br />
schlecht. Zum Schluss das Tollste: Es gibt<br />
ihn noch, den wilden Lada. Taiga heißt er<br />
heute. Das Grundprinzip ist freilich unverändert.<br />
Ein Auto fürs Grobe.<br />
90 <strong>FIRMEN</strong><strong>AUTO</strong> Oktober 2016