FIRMEN AUTO
FA_2016_10
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ist modular aufgebaut und erlaubt je<br />
nach gewählter Größe zwischen 80 und<br />
270 Kilometer Reichweite.<br />
Ein KEP-Fahrzeug (KEP = Kurier und<br />
Expressdienst) beispielsweise muss laut<br />
den Berechnungen der Daimer-Experten<br />
40 Kilometer pro Schicht rein elektrisch<br />
schaffen. Somit habe der Vision Van für<br />
den Liefereinsatz mit 80 km Reichweite<br />
das optimale Verhältnis von Fahrzeuggewicht<br />
und Reichweite. Sind die Akkus<br />
leer, schließt der Fahrer den Vision Van<br />
an der Steckdose (Gleich- und Wechselstrom)<br />
an oder stellt ihn auf einem induktiven<br />
Ladefeld ab.<br />
Die KEP-Branche sieht Daimler als<br />
wichtigsten Kunden für Elektrotransporter.<br />
Einfahrverbote für<br />
Verbrennungsmotoren in<br />
Innenstädte oder Paketzustellungen<br />
zu späten<br />
Abendstunden erfordern<br />
neue Konzepte. Gesteuert wird der<br />
Vision Van nicht per Lenkrad und Pedalen,<br />
sondern mit einem in die Türverkleidung<br />
eingebauten Joystick. Ähnliche Systeme<br />
setzt Mercedes bereits als Lenkung<br />
für Menschen mit Behinderung ein.<br />
Der Vision Van wird automatisch beladen.<br />
Dabei werden die Regale außerhalb<br />
des Transporters in einem automatisierten<br />
Verteilzentrum mit Paketen bestückt.<br />
Ein fahrerloses Förderfahrzeug verlädt<br />
die Regale anschließend im sogenannten<br />
One-Shot-Verfahren in die Transporter.<br />
Nicht nur die Beladung, auch die Entladung<br />
will Daimler über sein intelligentes<br />
Lademanagement beschleunigen. Die<br />
cloudbasierte Steuerungssoftware ordnet<br />
die Paketstücke bereits bei der Beladung<br />
platzsparend nach Größe, Gewicht<br />
und Adresse. Stoppt der Kurierfahrer<br />
beim Paketempfänger, nimmt ein elektrischer<br />
Hubarm das vorgesehene Paket<br />
aus dem Regal und stellt es dem Fahrer<br />
neben der Tür bereit. Minutenlanges<br />
Wühlen nach Paketen im dunklen und<br />
Im Vision Van braucht der Kurierfahrer Gefühl im linken<br />
Händchen. Gas, Bremse, Lenkung: alles per Joystick.<br />
Ein automatisierter Hubarm sucht die Pakete aus den<br />
Regalen im Laderaum.<br />
Der Vision Van wird von einem Elektromotor angetrieben,<br />
mit einem Joystick bedient und von Drohnen unterstützt<br />
engen Laderaum ist damit passé.<br />
Höchstens 30 Sekunden<br />
soll die Paketübergabe nach<br />
dem Halt dauern.<br />
Verkürzte Curbside Time<br />
Das Laderaumsystem<br />
ähnelt dabei vom Grundprinzip<br />
her der Tablettrückgabe<br />
in einer Kantine.<br />
Die Pakete stehen<br />
auf rechteckigen Platten,<br />
die jeweils bis<br />
zu 31 Kilogramm verkraften.<br />
Um möglichst<br />
viel Eigen gewicht zu<br />
sparen, bestehen die<br />
La dungs träger aus Aluminium,<br />
das Regal gerüst<br />
aus Carbon. Noch wichti<br />
ger als das Gewicht ist<br />
beim Kurierdienst aber<br />
die Zeit. Auch die Curbside<br />
Time, das ist die Standzeit<br />
des Fahrzeugs am Bordstein,<br />
will Mercedes mit seiner neuen<br />
Lade raumsteuerung deutlich verkürzen.<br />
Verfügt der Kunde über eine Drohnen-<br />
Landefläche, so fliegen zwei Drohnen die<br />
Pakete durch die Luft aus. Der Paketzustel<br />
ler spart sich somit weite Wege und<br />
die Zahl der Haltepunkte sinkt. Die Drohnen<br />
schwirren autonom zum Ziel und<br />
können dabei bis zu zwei Kilogramm<br />
schwere Pakete tragen. Dabei können sie<br />
sich maximal 7,5 Kilometer von ihrer Heimatbasis,<br />
dem Vision Van, entfernen.<br />
»Mit diesem Van integrieren wir die<br />
Intelligenz eines modernen Logistiklagers<br />
in einen Transporter«, sagt Volker<br />
Mornhinweg, Leiter Mercedes Vans.<br />
Nach Einschätzungen der Daimler-Entwickler<br />
ließe sich mit diesem Fahrzeug<br />
die Produktivität in der Zustellung auf<br />
der letzten Meile um 50 Prozent steigern.<br />
Eine weitere Effizienzsteigerung und<br />
mehr Sicherheit verspricht Daimler durch<br />
die Fahrzeugvernetzung. LED-Lichter im<br />
Edelstahlboden des Laderaums beispielsweise<br />
zeigen dem Fahrer an, ob er gefahrlos<br />
das Fahrzeug verlassen kann. An<br />
einer Smartwatch am Handgelenk liest<br />
der Kurierfahrer Name, Adresse und<br />
Stockwerk des Empfängers ab.<br />
Interview mit Volker Mornhinweg,<br />
Leiter Mercedes Vans, über die neuen<br />
Geschäftsmodelle von Daimler<br />
www.firmenauto.de/vm<br />
Oktober 2016 <strong>FIRMEN</strong><strong>AUTO</strong> 89