Verfahrenstechnik 10/2016
Verfahrenstechnik 10/2016
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TITEL I MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN<br />
Geringerer Platzbedarf, hohe Modularität und reduzierter Instandhaltungsaufwand<br />
waren die Anforderungen an die neue Technik<br />
gen auf die neue Technik stellte durch den<br />
erforderlichen Parallelbetrieb eine große<br />
Herausforderung dar – denn die Ausfallzeit<br />
war auf zwei bis drei Tage pro Medium limitiert,<br />
was eine genaue Anpassung des Umbauzeitpunktes<br />
an die Produktionsplanung<br />
erforderte.<br />
Um die gewünschte Modernisierung zu<br />
erreichen, erfolgte der Austausch des veralteten<br />
Leitsystems, der 24 V-Versorgung und<br />
die Erneuerung der E/A-Ebene mit dem Anschluss<br />
der über 900 Sensoren und Aktoren.<br />
Durch eine besondere Topologie im Steuerungskonzept<br />
des Tanklagers konnten sonst<br />
übliche Änderungen an den Steuerungssystemen<br />
der Produktionsbetriebe vermieden<br />
werden. Diese sind bei Einbindung einer<br />
zusätzlichen Steuerung üblicherweise an<br />
der Datenkopplung erforderlich.<br />
Reduzierter Aufwand<br />
Eine Voraussetzung zur Erreichung der genannten<br />
Ziele war die Verlegung der Signalebene<br />
vom Schaltraum in das Freigelände<br />
des Tanklagers. Die Wahl für das Übertragungssystem<br />
fiel dabei auf das FB-Remote-<br />
I/O-System von Pepperl+Fuchs. Die Schaltschränke<br />
des FB-Remote-I/O-System wurden<br />
entsprechend den Projektanforderungen<br />
gestaltet.<br />
„Das Design erfüllt die Anforderungen an<br />
die Topologie (Segmentierung der Anlagenfunktionen),<br />
der Anschaltung von Exe-Magnetventilen<br />
und Exi-Feldgeräten innerhalb<br />
eines Schrankes und zusätzliche<br />
Klemmleisten mit Rangiermöglichkeiten<br />
für die Anbindung von Sammel- und Stichkabel.<br />
Die über 20 nahezu identisch aufgebauten<br />
Schaltschränke reduzieren den Aufwand<br />
für Planung, Montage und Systemkonfiguration<br />
gegenüber dem bisherigen<br />
Installationskonzept erheblich“, erklärt Michael<br />
Angelov als Projektverantwortlicher<br />
bei Boehringer Ingelheim.<br />
Ein weiteres Argument für dieses System<br />
ist die mögliche Erhöhung der Verfügbarkeit<br />
durch Redundanz von Netzteil und<br />
Gateway. Darüber hinaus ist dieses System<br />
bereits am Standort Ingelheim eingeführt,<br />
dadurch sind Kenntnisse beim Personal der<br />
Instandhaltung vorhanden.<br />
Viel Kabel eingespart<br />
Wo genau hat Boehringer Ingelheim nun<br />
die FB-Remote I/O Systeme eingesetzt? Installiert<br />
sind die Systeme in Edelstahlgehäusen<br />
in direkter Nähe der Tanktassen und der<br />
Verladestation, in der LKWs über Entnahmeeinrichtungen<br />
abgetankt werden. Bis zu<br />
vier Stationen sind hierbei zu einer Insellösung<br />
zusammengefasst, um somit genau<br />
definierte Anlagenteile abzudecken. Die Inseln<br />
in der Entnahmezone sind entsprechend<br />
der Steuerungs-Topologie definierten<br />
Tanktassen zugeordnet; eine Profibuslinie<br />
ist jeweils an eine Insel gekoppelt.<br />
Da die Ausstattung der Tanks mit Sensoren<br />
und Aktoren untereinander ähnlich ist, gibt<br />
es im Detail nur drei Layouts in der Modulbestückung<br />
des FB-Remote-I/O-Systems. Dieser<br />
Unterschied begrenzt sich durch den Typ<br />
der E/A-Module auf zwei Steckplätze. Das<br />
schaffte Synergien für die Planung, Montage<br />
und insbesondere die Systemkonfiguration<br />
und reduzierte mögliche Fehlerquellen.<br />
Der modulare Aufbau der Einheiten<br />
macht das System sehr übersichtlich und<br />
wirkt sich dadurch positiv auf die Instandhaltung<br />
aus. Im Tanklager sind insgesamt<br />
23 Stationen auf acht Profibuslinien verteilt,<br />
um Druck-, Temperatur- und Füllstandsmessungen<br />
sowie die Steuerung von Magnetventilen<br />
und auch Stellungsregler von<br />
Armaturen aufzunehmen. Ein Profibuskabel<br />
abgehend von dem Mastersystem ersetzt<br />
dabei die vielen Sammelkabel zum<br />
Leitsystem. Dadurch wurden mehr als fünf<br />
Kilometer des am Standort typischen<br />
50-adrigen Sammelkabels eingespart.<br />
Die nach Vorgaben von Boehringer Ingelheim<br />
gebauten Gehäuse haben den Vorteil,<br />
dass neben der mit Modulen bestückten<br />
Backplane auch ein Klemmbereich als Verteilerstützpunkt<br />
genutzt wird. Dieser wird<br />
zur Anschaltung der Überfüllsicherungen<br />
und des Trockenlaufschutzes verwendet,<br />
da diese Sensorik als Ausnahme auch künftig<br />
mit Auswerteelektronik im Schaltraum<br />
verbunden ist.<br />
„Somit konnte die bestehende Sensorik<br />
erhalten bleiben, ohne zusätzliche Feldverteiler<br />
einzusetzen“, erklärt Michael Angelov.<br />
„Diese Lösung ist sehr flexibel, wir können<br />
beim Ersatz der alten Sensoren des Trockenlaufschutzes<br />
künftig auf die Auswerteelektronik<br />
im Schaltraum verzichten und den<br />
Sensor direkt auf ein Modul verdrahten.“<br />
Selektiver Wechsel<br />
Die Verlegung der Signalebene in die Anlage<br />
unter Verwendung des FB-Remote-I/O-<br />
Systems in einem auf das Projekt optimal<br />
angepassten Aufbau im Edelstahlgehäuse<br />
zeigt deutliche Vorteile im Vergleich zur bisherigen<br />
Lösung:<br />
n nur ein Feldbuskabel für jede Insel anstelle<br />
vieler Verteiler und Sammelkabel,<br />
n eine hohe Verfügbarkeit durch redundante<br />
Netzteile,<br />
n Exe-Feldanschlüsse für die verbauten<br />
Magnetventile sowie<br />
n die Möglichkeit einer kostensparenden<br />
und schnell realisierbaren Erweiterung.<br />
Während der Umbauphase konnte durch<br />
Parallelbetrieb alter und neuer Technik die<br />
Ausfallzeit für jedes Tankmedium auf das<br />
erforderliche Maß reduziert werden. Beim<br />
Medienumschluss war es möglich, durch die<br />
eigenständige EMR- und PLT-Struktur die<br />
zugehörigen Messstellen selektiv von der<br />
alten auf die neue Steuerung zu wechseln.<br />
www.pepperl-fuchs.com<br />
VERFAHRENSTECHNIK <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 35