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SPORT I<br />
ADAC-<strong>MOTORRAD</strong>-Allround-Race<br />
Ab geht die Post: Bert von<br />
Zitzewitz (#15), Richard Schalber<br />
(#21) und Harald Strößenreuther<br />
blasen zur Attacke<br />
Die Grand Prix-Helden Toni Mang und Reinhold<br />
Roth saßen auf leicht umgebauten Motocross-<br />
Maschinen, die Geländespezialisten Harald<br />
Strößenreuther und Jürgen Mayer drückten ihre Stollenrenner<br />
so tief in Schräglage, dass fast die Fußrasten über<br />
den Asphalt schliffen, und Bert von Zitzewitz war mit<br />
seiner bärenstarken 500er-Werks-Maico nicht nur pfeilschnell,<br />
sondern konnte dank einer Doppelscheiben-<br />
Bremsanlage auch noch extrem spät in die Eisen gehen –<br />
es waren schon außergewöhnliche Bilder, die den rund<br />
20 000 Fans Ende September 1986 in Hockenheim geboten<br />
wurden. Ein solches Spektakel hatte es bis<br />
dato im Motodrom noch nicht gegeben.<br />
Wer war denn damals bloß auf die verrückte<br />
Idee gekommen, die besten deutschen<br />
Straßenfahrer und die Stars der Offroad-Szene<br />
in einem gemeinsamen Rennen<br />
aufeinander loszulassen? Die Verantwortung<br />
dafür trugen der ADAC Württemberg<br />
und die Redaktion <strong>MOTORRAD</strong>. Sie hatten<br />
es sich vor 30 Jahren zum Ziel gesetzt, den<br />
Meister aller Klassen zu küren. Die besten<br />
Fahrer aus den Disziplinen Straße, Bahn,<br />
Motocross und Enduro sollten auf einem<br />
kombinierten Asphalt-und Offroadkurs<br />
um den Titel des Allround-Champions<br />
kämpfen. Eingebettet war das Allround-<br />
Race genannte Event in einen „Mini-Grand Prix“, denn<br />
beim Preis von Baden-Württemberg stand auch das Finale<br />
der Straßen-Weltmeisterschaft 1986 für die Klassen 80<br />
und <strong>12</strong>5 cm³ sowie für die Gespanne auf dem Programm.<br />
Dazu gab‘s noch einen Lauf zur Superbike-DM.<br />
Medialer Ritterschlag: Mang, Müller und<br />
Co. im Aktuellen Sportstudio des ZDF<br />
In diesem Umfeld war das Vielseitigkeitsrennen mit<br />
kreuz und quer durch die Arena rutschenden, driftenden<br />
und springenden Stollenbikes, die dazu noch öfters entgegen<br />
der üblichen Rennrichtung fuhren, natürlich ein<br />
ziemlich exotisches Ereignis. Das bereits in der Planungsphase<br />
auch Bedenkenträger auf den Plan rief: Was passiert,<br />
wenn es etwa regnet und die Allround-Racer beim<br />
Wechsel von Offroad auf Asphalt die Piste für die Straßenrennen<br />
mit Dreck versauen? Für den Fall der Fälle<br />
standen ausreichend Kehrmaschinen parat, aber letztlich<br />
reichten zur Reinigung der Straße von einer leichten<br />
Brise des Hockenheimer Sands ein paar Besen, denn der<br />
September 1986 war in puncto Wetter von einem stabilen,<br />
über mehrere Wochen anhaltenden Hoch geprägt.<br />
Hochdruck herrschte im Vorfeld des Rennens auch<br />
bei der Vermarktung. Erich Brodbeck, der damalige<br />
Pressechef des ADAC Württemberg, setzte nicht nur die<br />
übliche PR-Maschinerie in Gang, sondern schaffte es<br />
dank seiner guten Kontakte, das Thema sogar im Aktuel-<br />
108 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>12</strong>/<strong>2016</strong><br />
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