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LESERBRIEFE<br />
Foto: Jacek Bilski<br />
Foto: mps-Fotostudio<br />
Foto: Ola Oesterling<br />
Die Fotos der patinierten Kawasaki H1R lassen Conradin Gaukler schwelgen<br />
Weckt Jugenderinnerungen: Yamaha AS 3<br />
1976: Sieg für Ago, Sturz von Braun<br />
Danke dem Spender für die X7-Prospekte!<br />
Foto: Francois Beau<br />
Patina mit Power<br />
Die Scheunenfund-Kawasaki H1R kam<br />
gut an. Einen Leser machte der Bericht<br />
auch nachdenklich.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 11/<strong>2016</strong><br />
Zu Ihrer Fotoreportage „Ein Traum wird<br />
wahr – Scheunenfund Kawasaki H1R“ in<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 11/<strong>2016</strong> möchte ich<br />
wegen meinem Gefallen des Artikels in<br />
Form eines Leserbriefes etwas beitragen:<br />
vielen Dank für diese herrlichen Bilder<br />
der unres taurierten Kawasaki H1R. Sind<br />
es nicht genau Ansichten solcher patinierter<br />
Schätzchen, die uns sofort den süßen<br />
metallischen Klang unserer schaffigen<br />
Werkzeuge ans Ohr gaukeln? Beginnen<br />
nicht augenblicklich unsere Nasenflügel<br />
zu zittern, weil sie den betörenden Duft<br />
von Kriechöl, Poliermitteln und Metallstäuben<br />
wahrzunehmen glauben? Fangen<br />
unsere Knie in der Vorstellung des Durchzuführenden<br />
nicht momentan an, Phantomschmerzen<br />
auszusenden? Laufen unsere<br />
Köpfe nicht in diesem Augenblick<br />
heiß bei der Problemlösungsfindung, womit<br />
man die Herzallerwerteste längere<br />
Zeit ablenken könnte? („Wie viel werden<br />
zirka ein Dutzend Schmachtschinken aus<br />
dem Antiquariat kosten?“) Solche Motive<br />
sind wie ein gutes Buch, dessen Umschlag<br />
uns einlädt: „Bitte klapp‘ mich auf, ich habe<br />
dir zahllose erbauliche Stunden zu bieten!“<br />
Und selbst ein grausamer Winter<br />
verliert jeden Schrecken. Ein Hochgenuss,<br />
ihre Fotoreportage, vielen Dank dafür.<br />
Conradin Gaukler, Stuttgart<br />
Liebe Redaktion, in Heft 11/<strong>2016</strong> berichten<br />
Sie im Artikel „Ein Traum wird wahr“<br />
über den tragischen Unfall von Christian<br />
Ravel durch starkes Pendeln der Maschine<br />
bei hoher Geschwindigkeit und<br />
schreiben über „schwarze Kunst“ bei der<br />
Entwicklung von Fahrwerken. Vielleicht<br />
kann ich hier etwas zum Verständnis beitragen.<br />
Anfang der 70er-Jahre war ich bei<br />
der Firma Glasflügel Segelflugzeugbau<br />
unter anderem zuständig für die Flugerprobung<br />
der Neuentwicklungen. Zu dieser<br />
Zeit fuhr ich eine MZ ETS 250, bei der<br />
ab einer Geschwindigkeit von etwa 80<br />
km/h nach Anregung ein starkes Lenkerflattern<br />
auftrat, was nur durch sofortiges<br />
Abbremsen des Motorrads beendet werden<br />
konnte. Bei unseren Flugzeugen hatten<br />
wir ein ganz ähnliches Phänomen,<br />
nämlich Ruderflattern bei hohen Geschwindigkeiten.<br />
In beiden Fällen handelt<br />
es sich physikalisch um eine angefachte<br />
Masse-Feder-Schwingung mit geringer<br />
Dämpfung und Ausschlägen bis zum Anschlag.<br />
Bei den Flugzeugen konnte durch<br />
Reduzierung der Rudermassen und durch<br />
Anbringen von Gegengewichten vor der<br />
Drehachse immer Abhilfe geschaffen<br />
werden. Eine Reduzierung der sich drehenden<br />
Masse war aber auch beim Motorrad<br />
möglich. Ich habe das Vorderradschutzblech<br />
mit Glasgewebe abgeformt<br />
und es dann durch das deutlich leichtere<br />
GFK-Teil ersetzt. Daraufhin konnte ein<br />
Lenkerflattern durch Anstoßen bis zur<br />
Höchstgeschwindigkeit nicht mehr angeregt<br />
werden. Ich bin überzeugt, dass das<br />
Schwingungsproblem bei vielen älteren<br />
Motor rädern zwar vorhanden ist, ihre Besitzer<br />
aber nichts davon wissen. Ich habe<br />
selbst ein solches Lenkerflattern schon<br />
Jahre vor meiner MZ mit einer Triumph<br />
BDG 250 H erlebt und wäre dabei um<br />
Haaresbreite an einem Baum gelandet.<br />
Die Schwingung trat urplötzlich in einer<br />
Kurve auf und wurde wahrscheinlich<br />
durch den unebenen Straßenbelag ausgelöst.<br />
Da ich total überrascht war und so<br />
etwas noch nie erlebt hatte, habe ich auch<br />
keine Gegenmaßnahme eingeleitet und<br />
konnte froh sein, dass nichts Schlimmes<br />
passiert ist. Die einzig sinnvolle Gegenmaßnahme<br />
beim Auftreten der Schwingung<br />
ist die sofortige Reduzierung der Geschwindigkeit.<br />
Wenn man ausprobieren<br />
möchte, ob ein Motorrad zu Lenkerflattern<br />
neigt, sollte man mit geringer Geschwindigkeit<br />
beginnen und diese in kleinen<br />
Schritten von nicht mehr als fünf<br />
km/h steigern. Das An regen geschieht dabei<br />
jeweils durch Stoßen gegen das Lenkerende.<br />
Wer ein älteres Motorrad fährt,<br />
sollte auf das Phänomen gefasst sein und<br />
bei seinem Auftreten sofort das Tempo<br />
reduzieren. Mit freundlichen Grüßen<br />
Johannes Renner, Speicher<br />
62 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>12</strong>/<strong>2016</strong><br />
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