24.10.2016 Aufrufe

MOTORRAD Classic 12/2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SZENE I<br />

Velocette-Liebhaber<br />

Allrounder antrieb, taugte er nicht zum<br />

Topseller – zu teuer in der Produk tion. Ein<br />

simpleres Aggregat versprach Besserung,<br />

und so kam 1933 die M-Serie zur Welt, mit<br />

ohv-Motoren von zunächst 250, bald aber<br />

auch 350 und 500 cm³ Hubraum. Nach<br />

dem Krieg liefen die Königswellenmotoren<br />

aus, sehr gut weiterent wickelte ohv-Singles<br />

bedienten sportliche Kunden ebenso<br />

gut. Die Leistung der 350er-Viper und der<br />

500er-Venom, beide Mitte der 50er vorgestellt,<br />

reichte mit 26 und 34 PS weit<br />

über den Klassenschnitt hinaus, engagierte<br />

Händler lieferten jede Menge Zubehör,<br />

um sie für die enorm populären Clubrennen<br />

zurechtzumachen. 1958 dann<br />

griff Velocette selbst diesen Trend auf und<br />

präsentierte eigene Clubman-Versionen<br />

mit 28 PS bei 7000/min beziehungsweise<br />

37 bei 6200/min.<br />

So eine kam 1984 bei Heinrich auf den<br />

Hof. Venom Clubman, mit Amal-TT-Vergaser,<br />

höherer Verdichtung, niedrigen<br />

Lenkerhälften und enger gestuftem Getriebe.<br />

Im Lauf der beiden nächsten Jahre<br />

gaben die schlanke Halbschale und der<br />

Anderthalbsitzer den letzten Pfiff und eine<br />

Deutz-Lichtmaschine die nötige Sicherheit,<br />

denn noch mal zwölf Monate später<br />

ging‘s wieder auf die Insel. Dort reichte es<br />

zwar nicht für eine neue Rekordzeit, aber<br />

immerhin zu einem Autogramm von Ernst<br />

„Klacks“ Leverkus: 80 Jahre TT, dieses<br />

Jubiläum hatte nicht nur viele Velocette-<br />

Fahrer angezogen, sondern auch den legendären<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Tester. Den entsprechenden<br />

Aufkleber trägt die Clubman<br />

noch immer, so weit rum kommt sie jedoch<br />

schon lange nicht mehr. „Aber für<br />

die kleine Abendrunde nehme ich die<br />

Velo gerne her“, berichtet Heinrich, und<br />

deswegen ist er auch ganz sicher, dass sie<br />

zuverlässig anspringt. Immerhin muss er<br />

die allfällige Ausfahrt anführen, und das<br />

tut er dann auch.<br />

Engländer, Deutsche und Holländer<br />

sind angereist, um ihrer Marke zu huldigen.<br />

Sehr familiär das alles, sogar die<br />

Motorräder sind bestens bekannt. Umso<br />

größer das Interesse, als Ulrich mit seinem<br />

genialen Velo-Racer auftaucht. Oder Gert<br />

mit einem Model E3 von 1921. Dieser<br />

Zweitakter dürfte die älteste Velo<br />

Deutschlands sein, und seine wunderbare<br />

KSS, nur fünf Jahre jünger, lädt direkt zum<br />

Plaudern über die glorreichen Zeiten ein.<br />

Spätestens nach dem zweiten Bier kommt<br />

das Gespräch auf den innerhalb ihrer<br />

Klasse nie gebrochenen Weltrekord von<br />

1961, als eine Venom in 24 Stunden auf<br />

dem Montlhéry-Kurs 3900 Kilometer abriss.<br />

Ergibt einen Schnitt von über 161<br />

km/h – und beantwortet natürlich die<br />

Frage nach dem besten jemals gebauten<br />

Einzylinder. Mit dieser Gewissheit begibt<br />

man sich dann nach dem fünften oder<br />

sechsten Bier zur Ruhe. Die Echten krabbeln<br />

selbstverständlich ins Zelt. Manche<br />

Dinge sollten nämlich so bleiben, wie sie<br />

schon immer waren.<br />

◻<br />

Diese Model E von 1921 dürfte die älteste<br />

Velocette in Deutschland sein. Und zu den<br />

berühmtesten zählt die Renn-KSS von 1926<br />

Noch ist unklar, ob Kurt mal Opa Heinrichs Velo<br />

erbt. Und ob er dann das Treffen weiterführt<br />

30 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>12</strong>/<strong>2016</strong><br />

www.motorrad-classic.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!