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Schampus und<br />
5000 Mark Prämie:<br />
Alois Niedermayr<br />
strahlt. Links Bert<br />
von Zitzewitz<br />
(Platz zwei), rechts<br />
Walter Gruhler<br />
(Platz drei)<br />
<strong>12</strong>00 Meter<br />
Straße, 1100<br />
Meter Offroad,<br />
neun Sprünge:<br />
eine Herausforderung<br />
vor<br />
allem für Toni<br />
Mang und Co.<br />
Wie aus dem Lehrbuch: Maico-<br />
Werkspilot Bert von Zitzewitz mit<br />
astreiner Motocross-Sprungtechnik<br />
im Hintertreffen zu sein. Außerdem verzichtete er auf<br />
alle Modifikationen am Fahrwerk, die auf Asphalt für ein<br />
besseres Fahr- und Bremsverhalten gesorgt hätten. Nach<br />
dem Motto „Einfach draufsetzen und losfahren“ schaffte<br />
Niedermayr dennoch zwei zweite Plätze und holte sich<br />
5000 Mark für den Gesamtsieg – eine Prämie, von der er<br />
im Motocross damals nur träumen konnte.<br />
Auf Platz zehn im Gesamtklassement tauchte der<br />
Motocross-erfahrene Superbiker Ernst Gschwender als<br />
bester Straßenfahrer auf. Seine Asphaltkollegen Wolfgang<br />
Schwarz, Manfred Fischer, Peter Rubatto und Reinhold<br />
Roth belegten die Ränge zwölf bis 15. Und wo war<br />
Toni Mang abgeblieben? Der Honda-Pilot ging keine unnötigen<br />
Risiken ein und machte der Konkurrenz lieber<br />
Platz, als sich auf gefährliche Zweikämpfe einzulassen.<br />
Zweimal jagte er das Feld vor sich her und belegte jeweils<br />
den 18. Platz. Ein Fahrer war noch hinter ihm: der Eisspeedway-Spezialist<br />
Helmut Weber.<br />
Ein Debakel für einen Star wie Mang, zum damaligen<br />
Zeitpunkt immerhin viermaliger Straßen-Weltmeister in<br />
den Klassen bis 250 und 350 cm³? Einige Lästermäuler<br />
waren dieser Ansicht. Doch objektiv betrachtet verdiente<br />
Mangs Engagement durchaus Lob. Ohne über eine nennenswerte<br />
Erfahrung auf Offroadpisten zu verfügen,<br />
stellte er sich der Herausforderung des Allround-Race,<br />
steigerte sich im Training von Runde zu Runde und hielt<br />
beide Rennen tapfer durch. Dass sich Mang gerade bei<br />
den Sprüngen und in den Spurrillen der Geländesektion<br />
mächtig plagen musste, war offensichtlich. Dennoch bereitete<br />
ihm das Spektakel in Hockenheim auch Spaß:<br />
„Wenn das Reglement den Straßenfahrern mehr Chancengleichheit<br />
bietet, komme ich nächstes Jahr wieder.“<br />
Damit hatte Toni Mang genau den wunden Punkt des<br />
Allround-Race getroffen. Die Geländesektion war eindeutig<br />
zu lang und zu schwierig gesteckt. Die in diesem<br />
Sektor verlorene Zeit konnten die Straßenfahrer auf Asphalt<br />
nie mehr aufholen. Zudem kamen die Offroader<br />
mit den Crossmaschinen auch auf der Straße deutlich<br />
schneller vom Fleck, schließlich waren sie diese Motorräder<br />
gewohnt und hatten keine Probleme damit, wenn<br />
das Bike mal zu rutschen beginnt oder sich querstellt –<br />
das ist im Motocross oder im Endurosport die Regel.<br />
Selbst bei einem leichteren oder geringeren Offroad-<br />
Anteil kann es da keine Chancengleichheit geben.<br />
So blieb das Allround-Race von 1986 ein einmaliges<br />
Event, das aber dennoch ein deutliches Signal setzen<br />
konnte. In der Rückschau gilt das Spektakel als Initialzündung<br />
für eine neue Disziplin, die sich in den folgenden<br />
Jahren in Deutschland entwickelte und etablierte: das<br />
Supermoto. Mit einer neuen Gattung von Motorrädern<br />
und neuen, aufs herzerfrischende Driften spezialisierten<br />
Fahrertypen traf man bei den Fans voll ins Schwarze –<br />
immer wieder auch bei Veranstaltungen im Motodrom<br />
von Hockenheim.<br />
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www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>12</strong>/<strong>2016</strong> 113