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Wirtschaftsförderung rund um Aachen

Die kommunalen Wirtschaftsförderungen der StädteRegion Aachen im Profil

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Interview mit<br />

Prof. Dr. Malte Brettel<br />

Sicht unternommen werden, <strong>um</strong> das<br />

Umfeld in der StädteRegion <strong>Aachen</strong> noch<br />

gründerfreundlicher zu gestalten?<br />

Prof. Brettel: In den vergangenen Jahren<br />

hat <strong>Aachen</strong> viel unternommen, <strong>um</strong> die<br />

Region gründerfreundlicher zu gestalten.<br />

Das bezieht sowohl die gesamte<br />

Arbeit der GründerRegion, alle durch<br />

die RWTH <strong>Aachen</strong> unternommenen Initiativen<br />

sowie die Zusammenarbeit zwischen<br />

Stadt, Universität und anderen<br />

Institutionen mit ein. In <strong>Aachen</strong> hat sich<br />

die Kapitalsituation für Gründer deutlich<br />

verbessert. Als Beispiel lässt sich die<br />

Förderung durch Seed Fonds nennen.<br />

Über eine Anschubfinanzierung von<br />

Forschungsprojekten werden gezielt<br />

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen<br />

der RWTH <strong>Aachen</strong> bei der<br />

Erforschung neuer Ideen unterstützt.<br />

Natürlich lebt das ganze Unternehmert<strong>um</strong><br />

in der Frühphase stark von der Initiative<br />

einzelner Personen. Um das ganze<br />

pragmatischer zu machen, könnte hier<br />

z<strong>um</strong> Beispiel angedacht werden, diese<br />

Personen noch gezielter zu fördern und<br />

in diesem Kontext auch Coaching zu<br />

ermöglichen.<br />

Die RWTH <strong>Aachen</strong> strebt an, eine Top-<br />

Entrepreneurship Universität zu sein. Wird<br />

dieser Aspekt im Lehrplan verankert, <strong>um</strong><br />

die Studierenden so zu Gründungen zu<br />

motivieren und ihnen den Weg in Richtung<br />

Unternehmert<strong>um</strong> aufzuzeigen?<br />

Prof. Brettel: Das ist im Lehrplan verankert.<br />

Die Anzahl an Studierenden, die<br />

mittlerweile mit gründungsspezifischen<br />

Aktivitäten erreicht werden, beläuft<br />

sich auf insgesamt <strong>rund</strong> 1.800 Personen<br />

pro Jahr. Hinzu kommen noch weitere<br />

1.200 Personen, die wir anderweitig<br />

erreichen. Zurzeit wird vor allem daran<br />

gearbeitet, das Gründungsthema verstärkt<br />

in die Lehrpläne von Ingenieuren<br />

und Naturwissenschaftlern zu integrieren<br />

<strong>um</strong> auch diese mit den Facetten von<br />

Unternehmert<strong>um</strong> bekannt zu machen.<br />

Welchen Beitrag kann die <strong>Wirtschaftsförderung</strong><br />

für regionale Kooperationen<br />

leisten? Was kann konkret unternommen<br />

werden, <strong>um</strong> die Entwicklung der Städte-<br />

Region <strong>Aachen</strong> als Technologiestandort<br />

zu befördern?<br />

Prof. Brettel: Wichtig ist vor allem,<br />

konkret und fokussiert zu arbeiten.<br />

Technologiezentren sind wichtig, denn<br />

sie leisten einen bedeutenden Beitrag<br />

zu der Entwicklung im Gründerbereich.<br />

Das Thema der Inkubationsfläche<br />

dieser Gründerzentren ist von großer<br />

Bedeutung. Diese Flächen lassen sich<br />

natürlich erweitern. Hierzu bietet der<br />

RWTH <strong>Aachen</strong> Campus große Chancen<br />

– beispielsweise im Bereich der<br />

Medizintechnik. Die RWTH <strong>Aachen</strong> ist<br />

eine der wenigen Universitäten, die<br />

die Medizintechnik in Deutschland<br />

hervorragend vertreten kann – vor<br />

allem dadurch, dass wir hervorragende<br />

Ingenieure ausbilden und zugleich über<br />

ein renommiertes Universitätsklinik<strong>um</strong><br />

verfügen. Im nächsten Schritt könnten<br />

dadurch sicherlich auch überregionale<br />

Start-Ups angezogen werden, wenn<br />

man einen Gründungsinkubator für Medizintechnik<br />

entwickeln bzw. ausbauen<br />

würde. In diesem Bereich könnten wir<br />

überregionale Bedeutung erlangen,<br />

denn ka<strong>um</strong> eine andere Universität verfügt<br />

in dem Maße über diese Expertise.<br />

Wenn man die oft zitierte Herausforderung<br />

des Fachkräftemangels betrachtet,<br />

wie gestaltet sich diesbezüglich die Situation<br />

für Gründer in der Region <strong>Aachen</strong>?<br />

Prof. Brettel: Ich habe hier nicht die<br />

hohen Mieten wie z. B. in Berlin und ich<br />

habe hier am Standort auch noch nicht<br />

die Konkurrenz momentan. Als Gründer<br />

hat man folglich die Chance Mitarbeiter<br />

zu attrahieren. Z<strong>um</strong> einen, weil man<br />

in bestimmten Bereichen noch nicht<br />

diese etablierte Industrie hat, und z<strong>um</strong><br />

anderen eine sehr kooperativ ausgeprägte<br />

Start-Up-Szene vorfindet. Durch<br />

die große Studierendenzahl ist sowohl<br />

das Entwicklungspotenzial auf der<br />

H<strong>um</strong>ankapitalseite vorhanden als auch<br />

der theoretische Zugang zur Universität,<br />

an die man sich bei Fragestellungen<br />

wenden kann. Das ist sehr einzigartig in<br />

<strong>Aachen</strong>.<br />

Treffen diese Aspekte auch auf die bereits<br />

etablierten Unternehmen hier am Standort<br />

zu?<br />

Prof. Brettel: Da ist es sehr ähnlich. Diesbezüglich<br />

sind die Nähe zu potenziellen<br />

Mitarbeitern, zur Universität sowie<br />

gemeinsame Forschungsprojekte zu<br />

nennen. Wichtig sind die Stärken der<br />

RWTH <strong>Aachen</strong>, Lösungen zu entwickeln<br />

und interdisziplinär zusammenzuarbeiten.<br />

Über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

vom ersten Prinzip bis hin<br />

zur Anwendung wird in <strong>Aachen</strong> alles<br />

abgedeckt. Durch Kooperationen – beispielsweise<br />

mit dem Helmholtz-Institut<br />

oder der Fraunhofer-Gesellschaft –<br />

bieten sich der Universität einerseits<br />

und den Unternehmen andererseits<br />

viele Chancen. Die Zusammenarbeit der<br />

einzelnen Forscher, die verstärkt seit<br />

Beginn der Exzellenzinitiative fokussiert<br />

wird, trägt große Früchte und auf dem<br />

Campus hat man die Möglichkeit, gut<br />

darauf zugreifen zu können. Dies wird<br />

zudem dadurch attraktiver, als dass man<br />

durch die Technologiezentren auf dem<br />

Campus schöne und schnelle Anknüpfungspunkte<br />

gegeben hat.<br />

Gibt es auch eine Schnittstelle z<strong>um</strong> Technologietransfer?<br />

Prof. Brettel: Wenn etwas Neues entsteht<br />

und noch nicht in die Arbeit an<br />

einem Industrieprojekt eingebunden<br />

ist, dann setzt der Technologietransfer<br />

an dieser Stelle an, <strong>um</strong> neue Erkenntnisse<br />

an die hierfür relevante Industrie<br />

zu vermitteln. Auf der anderen Seite<br />

kommt die Industrie auch auf uns zu auf<br />

der Suche nach neuen Ideen. Wenn<br />

man eine Lösung finden möchte, kann<br />

man sich zusammen <strong>um</strong> einen Forschungsbereich<br />

kümmern und dann ist<br />

alles möglich – auch in völlig verschiedenen<br />

Bereichen.<br />

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