Wirtschaftsförderung rund um Aachen

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„Markenbildung ist auch für Regionen wichtig. Marken geben Orientierung und schaffen Vertrauen“ Interview mit Prof. Dr. Axel Thomas, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft StädteRegion Aachen mbH Wirtschaftsförderungsgesellschaft StädteRegion Aachen mbH © Prof. Dr. Axel Thomas / WFG Aachen Die WFG Aachen steht in Kooperation mit der StädteRegion Aachen als Ansprechpartner und Berater für alle Unternehmensbelange zur Verfügung. Neben den klassischen Produkten der Wirtschaftsförderung – wie Vermarktung von Gewerbeflächen und Gewerbeimmobilien in der StädteRegion Aachen oder dem Genehmigungsmanagement – bietet die WFG einen Beratungsbereich in Kooperation mit der StädteRegion Aachen an. Die WFG Aachen übernimmt die Moderation der Kommunikation zwischen Unternehmern/innen und Verwaltung im Sinne eines Customer Relationship Managements und fungiert als Ansprechpartner und Interessenvertreter in allen wirtschaftlichen Fragestellungen für die StädteRegion Aachen. Aktionsfelder sind insbesondere Standortmarketing und Öffentlichkeitsarbeit im Kontext der Attraktivierung des Standorts StädteRegion Aachen. Herr Prof. Thomas, Sie sind Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft StädteRegion Aachen mbH. Was sind die Hauptaufgaben der WFG? Prof. Dr. Thomas: Unsere Hauptaufgabe ist die Kundenbetreuung und die Beratung der Kunden über Ansiedlungsvorteile und -möglichkeiten. Im Vordergrund steht, die Frage des Kunden aufzunehmen, qualifiziert und schnell zu antworten und den Kunden nachhaltig und individuell zu betreuen – also keine Strohfeueraktionen und kein anonymes Callcenter. Wie fügt sich Ihre Organisation in den städteregionalen Kontext ein? Prof. Dr. Thomas: Wir sind arbeitsteilig organisiert. Wir tun nur das, was die Kommunen oder die StädteRegion Aachen selbst nicht oder nicht so wirtschaftlich abbilden können. So managen wir ganze Technologie- und Gründerzentren – entweder komplett oder zum Beispiel nur im Bereich Rechnungswesen. Wir gehen also nach dem Subsidiaritätsprinzip vor, wir vermeiden Doppelarbeit und ergänzen uns strategisch und operativ. Die StädteRegion Aachen hat die Intention, sich inmitten so dominanter Metropolen wie Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet als auch jenseits der Grenze zu positionieren, ihr Profil zu schärfen und zu einer eigenen Marke zu machen. Warum kann oder sollte die StädteRegion Aachen dies so selbstbewusst tun? Prof. Dr. Thomas: Die Markenbildung ist auch oder gerade für Regionen wichtig. Starke Marken emotionalisieren und geben Orientierung im Sinne von „da weiß man, was man hat“. Marken schaffen Vertrauen. Zum Beispiel Vertrauen in die regionalen Stärken. Markenbildung gehört Kundenbindung. Die Kraft einer Regionalmarke bemisst sich in den Spuren, die sie im Bewusstsein der aktuellen und potenziellen 34
Interview mit Prof. Dr. Axel Thomas Kunden hinterlässt. Wenn das Publikum StädteRegion Aachen hört, müssen am Ende einer Kampagne direkt zutreffende, authentische Assoziationen angestoßen werden. Ideal ist, wenn man direkt an eine führende Bildungsregion mit leistungsfähigen, praxisorientierten Hochschulen denkt, die für Tüftlertum „made in Germany“ steht. Wie lassen sich grundlegend die Ziele der WFG mbH der StädteRegion Aachen beschreiben? Prof. Dr. Thomas: Unsere Organisationseinheit ist als GmbH installiert. Bereits mit der Rechtsform sagen wir: wir gehören zum Mittelstand, der sich ebenfalls überwiegend als GmbH organisiert. Dementsprechend haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch einen beruflichen Hintergrund aus den Bereichen Industrie oder Dienstleistungen wie dem Bankensektor oder dergleichen. Unser Ziel ist es weiterhin, Kundenzufriedenheit mit der Zufriedenheit unseres Gesellschafters – also der StädteRegion Aachen – sowie der Sparkasse Aachen zu verknüpfen. Die Eigentümer haben – wie immer in der Wirtschaft – bestimmte Erwartungen an die Gesellschaft. Denen wollen wir gerecht werden. Das ist zumeist der Fall, wenn und weil wir Kunden für den Standort gewinnen oder bestehende am Standort halten. Dann sind beide Anspruchsgruppen zufrieden. Mit welchen Instrumenten arbeiten Sie, um diese Ziele zu erreichen? Prof. Dr. Thomas: Da wir aus den bekannten haushalterischen Rahmenbedingungen unserer Gesellschafterkommunen finanziell limitiert sind, können wir im Wettbewerb im Wesentlichen nur über die Schnelligkeit, die Authentizität und die Qualität der Beratung Wettbewerbsvorteile generieren. Über den Hebel der Kundenzufriedenheit bzw. des Empfehlungsmarketings können wir vielfach punkten. Ansonsten sind uns, was den Instrumentenkasten betrifft, beihilferechtliche Grenzen gesetzt. Erfreulich ist aber, dass wir wieder als „Fördergebiet“ gelten, also Möglichkeiten der Investitionsförderung bestehen. Aus der Vergangenheit haben wir auch noch investive Wirtschaftsförderungsaufgaben. Das heißt: wir sind ins unternehmerische Risiko gegangen, wenn und insofern wir an Unternehmen und deren wirtschaftliche Aufwärtsbewegung geglaubt haben. Unser größter Kunde, mit dem und für den wir mehrere Objekte errichtet haben, beschäftigt inzwischen mehrere hundert Mitarbeiter. Wir haben aber auch ausgesprochen kleinen Unternehmen eine Betriebsimmobilie errichtet und finanziert. Wir sind auch innovativ darin unterwegs, Informationen ins Internet zu verlagern. Der Kunde will sich außerhalb von Bürozeiten im 24/7 Modus über Wirtschaftsfragen erkundigen. Daher müssen wir uns bei der Bedienerfreundlichkeit daran orientieren, was uns Immobilienportale bereits als Goldstandard entwickelt haben. Was sind Ihrer Meinung nach zukünftige Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort StädteRegion Aachen? Prof. Dr. Thomas: Das regionale Oberzielsystem lautet: die Arbeitslosenquote soll dauerhaft geringer in der Region sein als im Bundes- oder Landesdurchschnitt. Das gelingt nur dann, wenn Arbeitsplatzangebote unterschiedlichster Art entstehen, also nicht nur im Bereich der Hoch- und Höchstqualifizierten. Die Kennzahl „Arbeitslosenquote“ ist inputorientiert. Ebenso wichtig ist es, dass das hiesige Bruttoinlandsprodukt und die Wertschöpfung vor Ort nachhaltig wachsen. Auf der einen Seite muss die Region bei den Innovations- und Wachstumsbranchen mit vorne sein (z.B. Gesundheitswirtschaft und Pflege), das gelingt nur dann, wenn ich das Wissen originär vor Ort habe und nicht von anderen „abkupfern“ muss. Dazu muss man, um es mit Professor Schuh, dem Initiator des RWTH Aachen Campus, zu sagen: die leading edge sein. Man muss so gut sein, dass es ein Risiko wäre, nicht vor Ort vertreten zu sein, weil man was verpassen könnte. Auf der anderen Seite muss die Wirtschaftsstruktur aber auch wie ein gutes Aktienportfolio diversifiziert sein, denn dann ist die Region bei Krisen weniger anfällig als bei einer Monostrukturierung wie zu Bergbauzeiten. 35
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