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Wirtschaftsförderung rund um Aachen

Die kommunalen Wirtschaftsförderungen der StädteRegion Aachen im Profil

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Interview mit<br />

Prof. Dr. Christiane Vaeßen<br />

relle Kompetenz der Menschen in allen<br />

drei Ländern könnte sicherlich z<strong>um</strong><br />

besseren Verständnis beitragen.<br />

Welche Rolle nimmt die FH <strong>Aachen</strong><br />

bezüglich der Entwicklung der regionalen<br />

Wirtschaft ein?<br />

Prof. Vaeßen: Seit vielen Jahren sind wir<br />

erfolgreicher Partner der regionalen<br />

Wirtschaft. Die persönliche Ansprache<br />

ist in diesem Kontext sehr wichtig, denn<br />

nur durch persönliche Kontakte kann<br />

der Versuch gelingen, sich regional als<br />

Partner der Wirtschaft zu platzieren. Daher<br />

gehen wir auch direkt auf Unternehmen<br />

zu. Die Unternehmen wieder<strong>um</strong><br />

kontaktieren aber auch die <strong>Wirtschaftsförderung</strong>en<br />

der Region. Daher ist uns<br />

sehr daran gelegen, die Akteure der<br />

<strong>Wirtschaftsförderung</strong> bestmöglich über<br />

unsere Kompetenzen zu informieren. Da<br />

diese Personen sehr wichtige Partner<br />

für uns sind, habe ich zu Beginn meines<br />

Prorektorats auch sofort den Kontakt zu<br />

den regionalen <strong>Wirtschaftsförderung</strong>en<br />

aufgenommen. Denn nur mit einer gut<br />

funktionierenden, gemeinsamen Basis<br />

können die vorhandenen Möglichkeiten<br />

in diesem schwierigen Umfeld auch<br />

genutzt werden.<br />

In welchen Bereichen könnten Sie sich<br />

noch weitere, gezieltere Maßnahmen –<br />

auch in Kooperation mit den <strong>Wirtschaftsförderung</strong>en<br />

– vorstellen, <strong>um</strong> die Themen<br />

Wissenschaft und Regionalentwicklung<br />

noch stärker zu verknüpfen?<br />

Prof. Vaeßen: Ein erster guter Schritt<br />

wäre es, Multiplikatoren einzuladen, <strong>um</strong><br />

eine größere Wissensbasis zu schaffen.<br />

Dass unser Dezernat V an der FH<br />

<strong>Aachen</strong> sich von „Technologietransfer“<br />

in „Innovationstransfer“ <strong>um</strong>benannt<br />

hat, hat auch etwas mit Marktnähe zu<br />

tun. Wir transportieren Innovationen.<br />

Das heißt, wir wollen Unternehmen bei<br />

der Entwicklung marktfähiger Produkte<br />

unterstützen und somit einen Mehrwert<br />

für die Region schaffen, der aus den<br />

Aktivitäten des Innovationstransfers<br />

resultiert.<br />

Die Regionalentwicklung ist ebenfalls<br />

ein zentraler Punkt, wenn es dar<strong>um</strong><br />

geht, die Absolventinnen und Absolventen<br />

der Hochschulen in der Region<br />

zu halten. Wir leben in einer schönen<br />

Region, an einem attraktiven Standort<br />

– was bisher allerdings nicht proaktiv<br />

vermarktet wird. Dabei können die<br />

Hochschulen durch ihre Netzwerke unterstützen.<br />

Um andererseits exzellente<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

für den Standort StädteRegion <strong>Aachen</strong><br />

zu begeistern, bedarf es weiterer<br />

wichtiger Rahmenbedingungen wie<br />

kultureller Angebote, Wohnra<strong>um</strong> oder<br />

etwa überregionaler Zuganbindungen.<br />

In diesen Bereichen benötigen die<br />

Hochschulen die Unterstützung der<br />

regionalen Akteure. Beide Seiten sind<br />

in der Bringschuld, müssen sich dabei<br />

allerdings auf Augenhöhe begegnen.<br />

Wir brauchen ein gutes Regionalmarketing,<br />

<strong>um</strong> die Vorzüge der Region zu<br />

kommunizieren und <strong>um</strong> die Lebensqualität<br />

hervorzuheben. Es gibt einige<br />

Beispiele für gutes Regionalmarketing,<br />

z.B. die „Euregio-Region“ Deutschland,<br />

Frankreich und Schweiz. Dies ist eine<br />

große Euregio, in der das Marketing<br />

sehr gut funktioniert. Es funktioniert,<br />

weil die handelnden Personen es im<br />

Kopf verankert haben. Es wird von allen<br />

gelebt. Ein weiteres Beispiel ist Baden-<br />

Württemberg. Dort entstehen viele<br />

Innovationen durch den Mut etwas<br />

auszuprobieren. Und dementsprechend<br />

selbstbewusst vermarktet sich<br />

der Standort auch. Regionalentwicklung<br />

ist ein komplexes Thema, das nur<br />

partnerschaftlich angegangen werden<br />

kann. Geschieht dies nicht, gibt es die<br />

Gefahr zurückzufallen. Wir können ein<br />

sehr attraktiver Technologiestandort in<br />

Deutschland sein, sollten aber immer im<br />

Hinterkopf behalten, dass es sich ebenso<br />

in die andere Richtung entwickeln<br />

kann, wenn man nicht gemeinsam an<br />

einem Strang zieht.<br />

Welche Chancen und Herausforderungen<br />

sehen Sie für die zukünftige Entwicklung<br />

der StädteRegion <strong>Aachen</strong> als Standort für<br />

Wirtschaft und Wissenschaft?<br />

Prof. Vaeßen: Wünschenswert wären<br />

eine stärkere „strategische Ausrichtung“<br />

der gesamten Region sowie eine stärkere<br />

Fokussierung auf Innovation und<br />

Wissenschaft. Es sollte auch allgemein<br />

die Frage gestellt werden: Was ist uns<br />

als Region darüber hinaus sonst noch<br />

wichtig?<br />

Auch die „Euregio“ bietet viele Chancen.<br />

Betrachten wir z<strong>um</strong> Beispiel Süd-Limburg<br />

in den Niederlanden. Die Region<br />

hat eine alternde Gesellschaft und eine<br />

schwache Infrastruktur. Die Niederländer<br />

gehen dieses Problem allerdings<br />

sehr aktiv an und versuchen, die<br />

Strukturschwäche partnerschaftlich zu<br />

lösen. Z<strong>um</strong> einen geschieht dies in Kooperation<br />

mit Deutschland und Belgien<br />

und z<strong>um</strong> anderen z<strong>um</strong> Beispiel durch<br />

ein sogenanntes „Bürgermanifest“. Und<br />

auch der Gouverneur ist aktiv. Er lädt in<br />

regelmäßigen Abständen Persönlichkeiten<br />

aus Wirtschaft und Gesellschaft ein,<br />

mit denen er über seine Region diskutiert<br />

und auslotet, welche Maßnahmen<br />

diese nach vorne bringen können. Von<br />

diesen und ähnlichen Beispielen kann<br />

sicherlich auch unsere Region lernen.<br />

Eine besondere Herausforderung ist es,<br />

sich neben vielen anderen attraktiven<br />

Regionen in Deutschland zu positionieren.<br />

Der gute Ruf der <strong>Aachen</strong>er<br />

Hochschulen ist sicherlich hilfreich,<br />

reicht aber allein nicht aus. Schafft man<br />

es, alle Beteiligten gleichberechtigt in<br />

einen regionalen Entwicklungs- und<br />

Strategieprozess einzubeziehen und<br />

die Bedürfnisse der Hochschulen und<br />

der Unternehmen zu berücksichtigen,<br />

stehen die Chancen gut, dass wir unsere<br />

Region mit all ihren Facetten weiterentwickeln<br />

und sie langfristig wirtschaftlich<br />

stärken, jung und lebenswert<br />

erhalten.<br />

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