Cruiser im Dezember 2016 (Doppelnummer Winter)
Cruiser in GOLD! Aber nicht nur das Cover ist hübsch, auch der Inhalt! Alles rund ums Reisen, LGBT Gruppen in Osteuropa und: Warum sind wir eigentlich schwul?
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cruiser<br />
DAS<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017 CHF 7.50<br />
GRÖSSTE<br />
SCHWEIZER<br />
GAY-MAGAZIN<br />
Coming-Out <strong>im</strong><br />
Mutterleib:<br />
Darum sind wir<br />
schwul<br />
Kirche & Homosexualität<br />
Christliche LGBT-Gruppen <strong>im</strong> Osten<br />
Ferienspecial<br />
Ab an die Sonne<br />
Flashback<br />
<strong>Cruiser</strong> vor 30 Jahren<br />
<strong>Doppelnummer</strong><br />
<strong>Winter</strong><br />
<strong>2016</strong>
NEUE SICHT AUF HIV:<br />
GEMEINSAM<br />
SCHAFFEN WIR’S.<br />
Gemeinsam setzen wir uns aktiv für eine Welt ohne Stigmatisierung<br />
von Menschen mit HIV ein. Zusammen können wir es schaffen,<br />
die Ausgrenzung von Menschen mit HIV in der Schweiz zu beenden.<br />
ViiV Healthcare GmbH, Talstrasse 3–5, 3053 Münchenbuchsee<br />
CH/HIV/0045/16/17.11.<strong>2016</strong>/11.<strong>2016</strong>
3<br />
Editorial<br />
Liebe Leser<br />
Ganz der Tradition des <strong>Cruiser</strong> verpflichtet, haben wir eine alte, aber bewährte Rubrik wieder eingeführt.<br />
Die Kleinanzeigen! Auch, weil wir oft Anfragen bekommen, welche wir so aus Kostengründen<br />
<strong>im</strong> Magazin nirgends plazieren können. Mit dem neuen alten Forum bieten wir also eine kostengünstige<br />
Plattform für «Dies & Das». Abgesehen davon gibt es auch in dieser Ausgabe wieder viel<br />
«Dies & Das» rund um das Gay-Life zu entdecken – wir haben versucht, eine möglichst pralle und bunte <strong>Winter</strong>nummer zu<br />
machen und hoffen, dass bei der Lektüre der <strong>Winter</strong> etwas kurzweiliger wird.<br />
Herzlich; Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
inhalt<br />
4 Thema Coming-Out <strong>im</strong> Mutterleib<br />
10 Kolumne Michi Rüegg<br />
12 <strong>Cruiser</strong> zu Besuch <strong>im</strong> Club Rage<br />
14 News Update<br />
17 Heute vor 30 Jahren<br />
18 Kolumne Mirko!<br />
19 Kultur Konzertkritik «schmaz»<br />
20 Kultur Musical «Summer of’85»<br />
22 Kultur Buchtipp<br />
23 Thema Kirche & Homosexualität<br />
in Osteuropa<br />
27 FINGERFERTIG CRUISER KOCHT!<br />
28 Kolumne Bötschi klatscht<br />
30 Ratgeber Dr. Gay<br />
32 Kolumne Peter Thommen<br />
33 Reisespecial Südafrika<br />
40 Interview Diskr<strong>im</strong>inierung & HIV<br />
42 Marktplatz Privatinserate<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl | Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />
Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />
Art Direktion Nicole Senn | www.nicolesenn.ch<br />
Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />
Andreas Faessler, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen,<br />
Nihat Yasartürk.<br />
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
<strong>Winter</strong>thurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />
CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />
Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />
Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 3. Februar 2017<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
4<br />
Thema<br />
WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />
Coming-out <strong>im</strong><br />
Mutterleib?<br />
Lange war die Frage nach der Entstehung von Homosexualität mit der<br />
Suche nach Therapiemöglichkeiten verknüpft. Heute bemühen sich<br />
Wissenschaftler wertfrei um eine Antwort. Eine eindeutige Erklärung<br />
haben sie noch nicht gefunden. Unstrittig ist aber, dass die sexuelle<br />
Orientierung schon vor der Geburt festgelegt wird.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
Thema<br />
WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />
5<br />
Schwule Pinguine: Gemeinsam ziehen sie ein Junges auf.<br />
von Thomas Borgmann<br />
«<br />
Ochs tut es, Kuh tut es, ein gesundes<br />
Känguru tut es …» Mit der deutschsprachigen<br />
Version des bekannten Cole-<br />
Porter-Titels «Let’s do it, let’s fall in love»,<br />
besang Hildegard Knef 1969 das Verliebtsein<br />
<strong>im</strong> Allgemeinen. Das Lied endet nach zahlreichen<br />
Beispielen aus dem Tierreich mit<br />
dem ermunternden Fazit «Spass macht es».<br />
Nach heutigem Kenntnisstand könnte der<br />
Text durchaus auch als ein Plädoyer für die<br />
Selbstverständlichkeit der gleichgeschlechtlichen<br />
Liebe verstanden werden. Wissenschaftler<br />
haben inzwischen eine bemerkenswerte<br />
Vielzahl von Belegen dafür gesammelt,<br />
dass homosexuelle Verhaltensweisen <strong>im</strong><br />
Tierreich weit verbreitet sind. Zahlreiche Berichte<br />
dokumentieren, dass bei Säugetieren,<br />
Vögeln, Reptilien, Amphibien, Insekten,<br />
Weichtieren und Fadenwürmern sowohl<br />
gleichgeschlechtliche Freundschaften, längere<br />
Partnerschaften wie auch sexuelle<br />
Handlungen beobachtet werden. Alle Formen<br />
des menschlichen Sexualverkehrs, seien<br />
sie vaginal, anal oder oral, aber auch das gegenseitige<br />
Befriedigen mit der Hand, finden<br />
<strong>im</strong> Tierreich statt. So reiben Walbullen ihre<br />
erigierten Penisse aneinander, Delfinweibchen<br />
dringen mit ihrer Rückenflosse in die<br />
Geschlechtsöffnung von Partnerinnen ein<br />
und die männlichen Tümmler penetrieren<br />
sich gegenseitig durch das Atemloch. Moralische<br />
Entrüstung <strong>im</strong> katholischen Polen<br />
provozierte <strong>im</strong> Jahr 2009 der zehnjährige<br />
Elefantenbulle Nino <strong>im</strong> Zoo von Poznan. Er<br />
interessierte sich nur für männliche Artgenossen,<br />
denen er seinen Rüssel in den Mund<br />
steckte und sie in der Genitalregion st<strong>im</strong>ulierte.<br />
Das brachte den konservativen Stadtrat<br />
derart in Sorge um die Moral jugendlicher<br />
Zoobesucher, dass er eine Isolation des<br />
Elefanten forderte. Aber auch <strong>im</strong> Tierreich<br />
geht es bei den gleichgeschlechtlichen Handlungen<br />
nicht nur um die reine sexuelle Befriedigung:<br />
Homosexuelle Störche, Enten,<br />
Schwäne und Geier ziehen gemeinsam Junge<br />
auf. Im Juli 2009 machten zwei männliche<br />
Pinguine des Zoos von San Francisco weltweit<br />
Schlagzeilen, weil sie sechs Jahre zusammen<br />
waren und ein Küken aufzogen.<br />
Gleiches wurde aus Grossbritannien berichtet,<br />
als das langjährige schwule Flamingo-<br />
Paar Carlos und Fernando ein verwaistes Ei<br />
ausbrütete und den Nachwuchs adoptierte.<br />
Eine besonders hohe Schwulenquote beobachtete<br />
man unter domestizierten Schafen:<br />
Jeder zehnte Widder paart sich ausschliesslich<br />
mit anderen Männchen. Zoologen beobachteten<br />
in einer Möwenkolonie sogar,<br />
Homosexuelle Störche,<br />
Enten, Schwäne und Geier<br />
ziehen gemeinsam Junge auf.<br />
dass 20 Prozent der Paare dasselbe<br />
Geschlecht haben. 2003 entdeckten US-<br />
Ornithologen bei einer Kolonie von ➔<br />
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6<br />
Thema<br />
WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />
In antiken Schriften der Griechen war Homosexualität absolut normal.<br />
Später dann wurden Gays das 3. Geschlecht.<br />
Laysan-Albatrossen auf Oahu, der Hauptinsel<br />
Hawaiis, dass ein Drittel der Paare aus<br />
zwei weiblichen Vögeln bestand. Insgesamt<br />
geht man davon aus, dass Homosexualität<br />
bei rund zehn Prozent der Tiere vorkomme,<br />
so Pascale Wapf, Veterinärmedizinerin des<br />
Zürcher Zoos, in dem auch Führungen zum<br />
Thema «Homosexualität <strong>im</strong> Tierreich» angeboten<br />
werden (siehe www.watson.ch vom<br />
7. Juni 2015).<br />
Sex zum Spass, statt zur Arterhaltung<br />
Sollte die weit verbreitete Homosexualität<br />
<strong>im</strong> Tierreich die Haltung früherer Mediziner<br />
und heutiger religiöser Fundamentalisten<br />
nicht eindeutig widerlegen, die gleichgeschlechtliches<br />
Begehren als unnatürlich<br />
verurteilten beziehungsweise das <strong>im</strong>mer<br />
noch tun? Andererseits drängt sich die Frage<br />
auf, warum die Natur homosexuelles<br />
Verhalten hervorbringt, und welchen Sinn<br />
es aus evolutionärer Sicht machen kann.<br />
Nach Charles Darwin ist die Evolution ein<br />
reiner Kampf ums Dasein, der sich vor allem<br />
<strong>im</strong> Drang zur Fortpflanzung manifestiert.<br />
Sexualität dient nach seiner Auffassung<br />
lediglich der Arterhaltung durch<br />
Weitergabe der Gene an die Nachkommen.<br />
Dass sich best<strong>im</strong>mte Spielarten der Sexualität<br />
nur entwickeln, weil sie Spass machen,<br />
war für ihn <strong>im</strong> Kontext der Sexualethik des<br />
Viktorianischen Zeitalters undenkbar. Homosexuelle,<br />
die ja nicht unmittelbar zum<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
Fortbestand der menschlichen Spezies beitragen,<br />
verhalten sich also gewissermassen<br />
antidarwinistisch. Wenn Homosexualität<br />
durch fehlende Nachkommenschaft aber<br />
nicht weiter vererbt werden kann, warum<br />
hat sie dann Bestand und verschwand nicht<br />
einfach <strong>im</strong> Lauf der Evolution?<br />
Wenn Homosexualität<br />
widernatürlich wäre,<br />
warum ist sie dann<br />
nicht ausgestorben?<br />
Diese Frage führte Wissenschaftlicher<br />
jahrzehntelang zu der Annahme, dass sie<br />
nur erworben sein kann und demzufolge<br />
auch veränderbar, also therapierbar sein<br />
muss. Schon in einer antiken griechischen<br />
Schrift heisst es, dass die gleichgeschlechtliche<br />
Neigung entstehe, wenn sich der pubertierende<br />
Knabe an die <strong>im</strong> alten Griechenland<br />
durchaus gängige Praxis des passiven<br />
Geschlechtsverkehrs gewöhne. In späteren<br />
Jahrhunderten versuchte man, den «unnatürlichen<br />
Trieb» mit zu häufigem Masturbieren<br />
oder dem Verabreichen von Klistieren<br />
in der Kindheit zu erklären. Sigmund<br />
Freud schliesslich, der Begründer der Psychoanalyse,<br />
machte zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
eine zu enge Mutterbindung für<br />
ausschliesslich homosexuelles Empfinden<br />
verantwortlich. Im Gegensatz zu früheren<br />
Erklärungsversuchen sah Freud Homosexualität<br />
allerdings durchaus als eine natürliche<br />
Variante menschlicher Sexualität an,<br />
die aufgrund der grundsätzlich bisexuellen<br />
Veranlagung eines jeden Menschen auch<br />
gewählt werden kann und nicht zwangsläufig<br />
therapiert werden muss. 1864 hatte<br />
bereits der deutsche Jurist Karl Heinrich<br />
Ulrichs eine Theorie veröffentlicht, in der er<br />
den Schwulen als «Urning» bezeichnete<br />
und vermutete, dass dieser Mensch zwar <strong>im</strong><br />
Körper eines Mannes geboren sei, aber eine<br />
weibliche Seele habe. Er ging also von einer<br />
Art «drittem Geschlecht» neben Mann und<br />
Frau und einem angeborenen gleichgeschlechtlichen<br />
Begehren aus, womit er vor<br />
allem homosexuelle Handlungen entkr<strong>im</strong>inalisieren<br />
wollte. Diesen Ansatz nahm der<br />
deutsche Sexualforscher Magnus Hirschfeld<br />
auf, der in seinem 1919 in Berlin gegründeten<br />
Institut für Sexualwissenschaft<br />
vor allem über die Ursachen der Männerliebe<br />
forschte und sich ebenfalls für deren<br />
Straffreiheit einsetzte. Mit der Machtergreifung<br />
der Nationalsozialisten wurden<br />
seine Bemühungen allerdings um Jahrzehnte<br />
zurückgeworfen. Nach dem Ende<br />
der Diktatur sollte es noch mehr als zwei<br />
Jahrzehnte dauern, bis der von den Nazis
Thema<br />
WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />
7<br />
1935 verschärfte Paragraf 175, der Homosexualität<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
unter Strafe stellte, entschärft und erst<br />
1994 schliesslich ganz abgeschafft wurde.<br />
Angeboren oder erworben?<br />
Mit der Verschärfung der Bestrafung gleichgeschlechtlicher<br />
Handlungen nahmen auch<br />
die Therapieversuche an Homosexuellen an<br />
Drastik zu. Noch in den 1970er Jahren unterstellten<br />
ihnen manche Wissenschaftler<br />
eine Entwicklungsstörung, die mit Elektroschocks<br />
oder Operationen am Gehirn geheilt<br />
werden sollte. 1973 strich die Amerikanische<br />
Psychiatrische Vereinigung (APA),<br />
auch auf Druck von Schwulenaktivisten,<br />
Homosexualität von ihrer Diagnoseliste für<br />
psychische Krankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO folgte ihr erst 1990.<br />
Heute herrscht zumindest in den westlichen<br />
Industriestaaten weitgehend Konsens darüber,<br />
dass Homosexualität eine gleichwertige<br />
«Homosexualität ist<br />
ziemlich sicher<br />
genetisch festgelegt.»<br />
natürliche Variante des sexuellen Begehrens<br />
ist und keine Krankheit, sexuelle Fehlleitung<br />
oder selbst gewählte Lebensform. Gelöst<br />
von der Frage nach Therapiemöglichkeiten,<br />
versuchen Forscher seit den 1980er<br />
Jahren zu ergründen, ob die sexuelle Orientierung<br />
genetisch festgeschrieben ist oder<br />
ob auch kulturelle und soziologische Faktoren<br />
dafür entscheidend sind, welches Geschlecht<br />
man begehrt. Auch wollte man<br />
verstehen, ob sich homosexuelle Menschen<br />
ausschliesslich durch ihre sexuelle Orientierung<br />
von Heterosexuellen unterscheiden<br />
oder ob sie auch anders denken und empfinden.<br />
Seit gut 100 Jahren führte man<br />
ausschliesslich psychologische und soziologische<br />
Gründe als Ursache für die gleichgeschlechtliche<br />
Zuneigung an, ohne je einen<br />
Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme<br />
liefern zu können. Freuds Theorie der engen<br />
Mutterbindung beziehungsweise einer<br />
schwachen oder fehlenden Vaterfigur wurden<br />
schon dadurch widerlegt, dass die Söhne<br />
alleinerziehender Mütter nicht öfter schwul<br />
sind als Jungen, die von beiden Elternteilen<br />
erzogen werden. Dass Homosexualität in<br />
vielen Familien gehäuft vorkommt, sprach<br />
durchaus für eine genetische Disposition.<br />
Das bekannteste Beispiel ist die deutsche<br />
Literaten-Dynastie der Familie Mann:<br />
Thomas Mann und seine Kinder Klaus, Erika<br />
und Golo waren homosexuell. Vor allem<br />
amerikanische Wissenschaftler gaben sich<br />
nicht mehr mit den psychologischen und ➔<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
8<br />
Thema<br />
WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />
Bei eineiigen Zwillingen kommt Homosexualität besonders<br />
häufig vor.<br />
Je mehr Brüder, desto wahrscheinlicher, dass einer davon homosexuell ist.<br />
soziologischen Erklärungsversuchen zufrieden.<br />
Sie fanden heraus, dass sich bei einem<br />
schwulen Jungen die Möglichkeit, dass der<br />
nächstgeborene Bruder auch homosexuell ist,<br />
verdoppelt bis vervierfacht. Bei zweieiigen<br />
Zwillingen liegt die Wahrscheinlichkeit bei<br />
bis zu 30 Prozent, bei eineiigen und damit genetisch<br />
identischen Zwillingen sogar bei bis<br />
zu 65 Prozent. 1993 verkündete der Amerikaner<br />
Dean Hamer, er habe das «Schwulen-Gen»<br />
entdeckt. Bei der Untersuchung von männlichen<br />
Zwillingen stellte er bei beiden eine best<strong>im</strong>mte<br />
Abweichung des X-Chromosoms<br />
fest, also auf jenem Teil des Erbguts, den Männer<br />
ausschliesslich von ihren Müttern erben.<br />
Da beide Brüder schwul waren, glaubte er, damit<br />
des Rätsels Lösung gefunden zu haben.<br />
Eine Studie mit knapp 40 schwulen Brüderpaaren<br />
und identischen Gen-Sequenzen auf<br />
dem X-Chromosom schien diese Hypothese<br />
zunächst zu bestätigen. Allerdings spricht die<br />
Tatsache, dass es auch eineiige Zwillinge mit<br />
unterschiedlicher sexueller Orientierung gibt,<br />
gegen das «Schwulen-Gen». Auch hat man<br />
keine einzelne Erbinformation biochemisch<br />
ausfindig machen können, die allein die Neigung<br />
zur Homosexualität begründet. Ein einzelnes<br />
Gen wird sich dafür wohl auch in Zukunft<br />
nicht finden lassen, denn die meisten<br />
komplexen Eigenschaften entstehen durch das<br />
Zusammenwirken mehrerer Gene.<br />
Zusammenspiel von genetischen und<br />
hormonellen Faktoren wahrscheinlich<br />
Die Vorstellung, Homosexualität könne genetisch<br />
bedingt sein, war damit aber nicht<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
1993 verkündete der<br />
Amerikaner Dean Hamer,<br />
er habe das «Schwulen-<br />
Gen» entdeckt.<br />
vom Tisch. Nach Ansicht des Evolutionsbiologen<br />
William Rice liegt die Ursache nicht in<br />
den Genen, sondern in den Regelmechaniken<br />
der Erbanlagen, die bei der Zeugung übertragen<br />
werden. Dabei handelt es sich um epigenetische<br />
Faktoren, sogenannte Epi-Marks.<br />
Diese biochemischen Markierungen auf der<br />
DNA regulieren, unter welchen Bedingungen<br />
und in welchem Ausmass ein Gen aktiv ist.<br />
Die Epi-Marks können sich aber auch auf den<br />
Nachwuchs vererben, anstatt <strong>im</strong> Vererbungsprozess<br />
gelöscht zu werden. Wenn der übertragene<br />
Code Gene betrifft, die an der Realisierung<br />
der Sexualität <strong>im</strong> Gehirn mitwirken,<br />
könne es dazu kommen, dass Mütter ihr sexuelles<br />
Interesse an Männern auf epigenetischem<br />
Weg an ihre Söhne weitergeben und<br />
Väter ihre sexuelle Orientierung an ihre<br />
Töchter. Nicht vererbt wird nach dieser plausiblen,<br />
aber noch nicht bewiesenen Theorie<br />
also die Homosexualität als solche, sondern<br />
die sexuelle Präferenz des Vaters für Frauen<br />
und die der Mutter für Männer.<br />
Aber es gibt noch andere Erklärungsversuche:<br />
Seit vielen Jahren wissen Forscher,<br />
dass die Möglichkeit, schwul zu werden,<br />
umso grösser ist, je mehr ältere Brüder ein<br />
Mann hat. Statistisch betrachtet erhöht jeder<br />
leibliche Bruder die Wahrscheinlichkeit um<br />
etwa 30 Prozent. Dieses Phänomen führt<br />
man auf einen biologischen Vorgang noch<br />
vor der Geburt zurück. Der Theorie nach<br />
verändert ein männlicher Embryo das Immunsystem<br />
der Mutter. Gelangen Zellen des<br />
männlichen Fötus in den Blutkreislauf der<br />
Mutter, reagiert deren körpereigene Abwehr<br />
mit der Bildung best<strong>im</strong>mter Antiköper.<br />
Wird eine Frau erneut mit einem Jungen<br />
schwanger, greifen diese Antikörper womöglich<br />
in das Gehirn des nächsten Fötus<br />
ein und beeinflussen dessen sexuelle Orientierung.<br />
Wie genau das geschieht, ist allerdings<br />
noch ungeklärt. Doch Forscher schätzen,<br />
dass die gleichgeschlechtliche Neigung<br />
bei einem von sieben Schwulen auf diesen<br />
Effekt zurückgeht.<br />
Eine weitere mögliche Ursache für die<br />
pränatale Festlegung der sexuellen Orientierung<br />
sehen Wissenschaftler in dem Geschlechtshormon<br />
Testosteron. Es steuert<br />
schon vor der Geburt eine ganze Reihe körperlicher<br />
geschlechtspezifischer Eigenschaften<br />
und beeinflusst auch die bei Männern<br />
und Frauen unterschiedlich ausgeprägte<br />
Struktur des Gehirns. Insbesondere be<strong>im</strong><br />
Hypothalamus, der unter anderem an der<br />
Steuerung unserer Begierde beteiligt ist, haben<br />
Neurowissenschaftler Unterschiede <strong>im</strong><br />
Zellknoten zwischen dem männlichen und<br />
weiblichen Gehirn festgestellt. Bei Schwulen,<br />
so die derzeit am besten untersuchte
Thema<br />
WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />
9<br />
These, war der Testosteronspiegel des Embryos<br />
während der Schwangerschaft niedriger<br />
als bei den meisten Männern, bei Lesben<br />
dagegen höher als bei den meisten Frauen.<br />
Daher hat sich, so die These, das Gehirn des<br />
schwulen Mannes etwas weiblicher und das<br />
der lesbischen Frau etwas männlicher entwickelt,<br />
was auch die häufig eher geschlechtsuntypischen<br />
Eigenschaften bei vielen Homosexuellen<br />
erklären könnte, wie zum<br />
Beispiel ein stärkeres Einfühlungsvermögen<br />
bei schwulen Männern und ein häufig zu beobachtendes<br />
ausgeprägtes räumliches Denkvermögen<br />
bei lesbischen Frauen. Warum allerdings<br />
der Testosteronspiegel bei Föten, die<br />
später homosexuell empfinden, untypische<br />
Werte ann<strong>im</strong>mt, ist noch ungeklärt.<br />
Angeboren, aber kein Geburtsfehler<br />
Das Zusammenspiel von Genen und Hormonen<br />
vor der Geburt ist letztlich so komplex,<br />
dass man wohl auch in Zukunft nicht<br />
Homosexualität ist<br />
nicht therapierbar.<br />
mit letzter Gewissheit erklären kann, wie<br />
genau sich die sexuelle Orientierung herausbildet.<br />
Nur noch wenige Wissenschaftler<br />
glauben, dass es eine ganz best<strong>im</strong>mte Ursache<br />
für homosexuelles Empfinden gibt.<br />
Unabhängig davon, ob sich das gleichgeschlechtliche<br />
Verlangen jetzt bei dem einen<br />
eher durch das Erbgut, bei dem anderen<br />
durch das Immunsystem der Mutter oder<br />
aber durch den Hormonspiegel des Fötus herausbildet,<br />
ist unstrittig, dass es unveränderbar,<br />
nicht frei wählbar und damit auch nicht<br />
therapierbar ist. Selbstverständlich gibt es<br />
auch bisexuell empfindende Menschen ohne<br />
eine eindeutige sexuelle Präferenz für das eigene<br />
oder für das andere Geschlecht, aber<br />
auch ihnen ist diese Veranlagung sozusagen<br />
in die Wiege gelegt. Auch wenn die Frage<br />
nach der Entstehung der sexuellen Orientierung<br />
also noch nicht endgültig beantwortet<br />
ist, ist doch unumstritten, dass Homosexualität<br />
wie Heterosexualität eine angeborene, biologisch<br />
fundierte und ganz normale Variante<br />
des Begehrens ist. Ein Geburtsfehler ist sie<br />
selbstverständlich nicht, sondern vielmehr<br />
der Beweis dafür, dass die Natur die menschliche<br />
Begierde weitaus breiter angelegt hat, als<br />
es seinerzeit Darwin sah und auch heute noch<br />
manche Menschen wahrhaben möchten. In<br />
diesem Punkt scheint uns die Tierwelt weit<br />
voraus, da dort, so die Veterinärin Pascale<br />
Wapf vom Zoo Zürich, «Tiere niemals aufgrund<br />
ihrer sexuellen Präferenzen nachteilig<br />
behandelt werden. Da könnten wir Menschen<br />
von den Tieren ganz viel lernen.»<br />
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wünscht Euch allen die ip op Bar.<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
10<br />
KOLUMNE<br />
MICHI RÜEGG<br />
Hilfe,<br />
die Lesben sind los<br />
Michi Rüegg ist als Mann ein Täter und wird daher<br />
zum Opfer antischwuler Lesbenpropaganda. Eine<br />
furchtbare Geschichte.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
VON Michi Rüegg<br />
V<br />
or ein paar Wochen ging es mir so<br />
richtig gut. Dann las ich eine Medienmitteilung<br />
der Schweizer Lesbenorganisation<br />
LOS. Danach ging es mir so<br />
richtig mies. Auf gefühlten 5000 Zeilen erklärten<br />
mir die LOS-Frauen, warum ich ein<br />
verdammtes schwules Sexistenschwein bin.<br />
In ihrem Pamphlet prangerten die Verfasserinnen<br />
den Umstand an, dass Lesben<br />
auch Frauen sind. Diese Tatsache war für<br />
mich nicht zwingend neu. Ich hatte bereits<br />
früher ab und zu den Verdacht, bei Lesben<br />
könnte es sich um Frauen handeln, obwohl<br />
man sich nicht in jedem Fall sicher sein konnte.<br />
Die Feststellung, dass Lesben Frauen sind,<br />
diente in besagter Mitteilung jedoch dem<br />
Zweck, einen noch gewichtigeren Umstand<br />
herzuleiten: Nämlich, dass Schwule Männer<br />
sind. Auch in diesem Punkt muss man der<br />
LOS wahrheitsgetreue Berichterstattung attestieren.<br />
Doch dann: Männer seien frauendiskr<strong>im</strong>inierende<br />
und grapschende Monster.<br />
Tatsächlich führten die LOS-Frauen ins Feld,<br />
dass wir Schwulen in unserer Eigenschaft als<br />
Männer ja sowieso in den Genuss «bürgerlicher-heteronormativer»<br />
Privilegien kommen<br />
würden, derer sich die Männerwelt seit jeher<br />
grosszügig bedient.<br />
Das muss man erst mal verdauen. Erinnern<br />
wir, die das können, uns doch an die berühmte<br />
Sendung «Telearena» vom 12. April<br />
1978. Ich war damals zwar auch erst ein Jahr<br />
alt, aber einige Jahrzehnte später lief glücklicherweise<br />
eine Wiederholung. In dieser Sendung<br />
mussten sich Schwule alle Vorurteile<br />
der Welt anhören, von Studiogästen, die<br />
«uns» am liebsten direkt ins Fegefeuer gepeitscht<br />
hätten. Mittendrin meldete sich eine<br />
Lesbe. Sie klagte, dass <strong>im</strong>mer nur über<br />
Schwule geredet werde. Das war irgendwie<br />
grotesk: Die Lesben wollten offenbar auch etwas<br />
mehr beleidigt und besch<strong>im</strong>pft werden,<br />
eben so wie wir. Vielleicht hätten sie auch<br />
gern gehabt, dass sie etwas häufiger auf der<br />
Strasse verprügelt, auf dem Bahnhofsklo erstochen<br />
oder – einige Jahrhunderte vorher –<br />
mit Holzpfählen durch den Anus aufgespiesst<br />
werden. Unsere Vorgängergenerationen von<br />
schwulen. Während Frau mit Frau <strong>im</strong> Boudoir<br />
kuscheln konnte, hetzte man die Hunde<br />
auf Männer, die Männer liebten. Aber für die<br />
LOS-Lesben heisst das einfach: Wir haben<br />
alle Aufmerksamkeit gekriegt. Tatsächlich<br />
sagten die alten Strafgesetze selten etwas über<br />
Todesstrafe gab es nur für<br />
Schwule. Wie ungerecht ist<br />
das denn!<br />
Lesbensex. Todesstrafe gab es nur für Schwule.<br />
Was ist es denn genau, das mich zum Sexistenschwein<br />
macht? Gemäss Einschätzung<br />
der LOS-Frauen ist das: mich vulgär<br />
ausdrücken. Abschätzig über weibliche<br />
Genitalien reden. Frauen anfassen und<br />
dann behaupten, man dürfe das ja als<br />
Schwuler. Schuldig <strong>im</strong> Sinne der Anklage.<br />
Vor nicht allzu langer Zeit lachte ich über<br />
einen Witz eines Bekannten (eines katholischen<br />
Pfarrers, notabene), der mir in<br />
LOS-Kreisen wohl den Max<strong>im</strong>alhass beschert<br />
hätte, denn es kam darin ein weibliches<br />
Genital vor. Schuld an allen Miseren<br />
der lesbischen Welt sind aber nicht nur wir<br />
schwulen Sexisten. Sondern auch die Medien.<br />
Immer und <strong>im</strong>mer wieder zeigen sie nur<br />
uns. Die schrillen Tunten mit ihrem Makeup<br />
und dem Glumpert. Und nie die Lesben. Hat<br />
sich die LOS vielleicht schon mal gefragt, ob<br />
wir das wollen? Ob wir es schön finden, in<br />
diesen medialen Klischees gefangen zu sein?<br />
Vermutlich ja, schliesslich drängen wir uns<br />
ja bürgerlich-heteronormativ in den Vordergrund.<br />
Weil wir alle frauenhassende Narzissten<br />
sind. Und unsere Organisationen<br />
«nur privilegierte weisse Männer vertreten».<br />
Zu allem Übel habe ich also auch noch die<br />
falsche Hautfarbe.<br />
Was also wollen die LOS-Lesben? Bessere<br />
Integration, ein herzlicheres, von Respekt<br />
geprägtes Miteinander? Nicht wirklich. Sie<br />
wollen einfach sichtbarer sein. Und sie wollen<br />
mehr Räume haben. Mit anderen Worten: Sie<br />
hätten gerne weniger Schwule.Als ich noch<br />
ein junges Ding war, gab es in Zürich kaum<br />
Kontakt zwischen Schwulen und Lesben. Die<br />
Lesben liessen keine Männer an ihre Partys,<br />
Freundschaften zwischen Mann und Frau<br />
waren rar. In den letzten Jahren hat sich das<br />
verändert. Ich durfte in meinem privaten<br />
Umfeld <strong>im</strong>mer mehr Lesben und bisexuelle<br />
Frauen kennen- und schätzen lernen. Schade,<br />
dass die Lesben von LOS das alles wieder kaputtmachen<br />
wollen, indem sie Gift gegen uns<br />
speien. Und das alles bloss weil ich mal einen<br />
anrüchigen Witz über eine Mumu gemacht<br />
habe. Aber keine Sorge, liebe LOS-Frauen. Ich<br />
lache auch über Schwänze.
XXX<br />
XXX<br />
11<br />
Community ahoi!<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
12<br />
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch<br />
<strong>im</strong> Club Rage<br />
Cruisen und Abtanzen in der<br />
Industriehalle<br />
Seit 18 Jahren ist das Rage einer der grössten Cruising-Clubs Europas.<br />
Weil die Besitzer den Wandel der Szene rechtzeitig erkannt haben,<br />
funktioniert ihr Clubkonzept. Und die allgemeinen Vorurteile von einst<br />
sind heute weitgehend Geschichte.<br />
VON Andreas Faessler<br />
W<br />
o einst Eisenbahnwaggons mit<br />
Sandstrahlern bearbeitet wurden,<br />
kommt man heute ganz anderweitig<br />
zur Sache – <strong>im</strong> wahrsten Sinne des<br />
Wortes. Durchgestyltes Interieur mit Industrieflair<br />
findet man nun hier, schummriges<br />
Licht, treibender Underground-Sound und<br />
drei Bars sowie weitläufige Darkroomlandschaften<br />
auf drei Etagen – nichts erinnert<br />
mehr an die einstige Waggonremise.<br />
Anno 1998 öffnete in diesen Hallen <strong>im</strong><br />
Industrie- und Gewerbebau an der Wagistrasse<br />
13 in Schlieren das Rage seine Türen.<br />
Bis heute ist es eine der wenigen Locations, zu<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
welcher ausschliesslich Männer Zutritt haben.<br />
Und es ist als Cruising-Club wohl europaweit<br />
einer der grössten seiner Art. Gründer und<br />
Mitinhaber Andy Imholz erinnert sich, wie<br />
vor allem in den Anfangszeiten die Leute der<br />
Zürcher Schwulenszene das Rage mit Vorurteilen<br />
wahrgenommen haben – es sei ja bloss<br />
ein Fetisch-Laden mit vielen Alten, so einst der<br />
Grundtenor. Und man munkelte allerlei Wunderliches,<br />
was sich hinter der schweren Eisentür<br />
mit der schummrigen Lampe so abspiele.<br />
«Wir haben gehört, dass …», zitiert Andy amüsiert<br />
die Jungs, welche sich deswegen kaum je<br />
hintrauten, doch wohl trotzdem neugierig auf<br />
den Laden waren. «Aber das hat sich zum<br />
Glück schon lange gelegt.».<br />
Dass der Club hauptsächlich für die<br />
Begegnung sexueller Art zwischen Männern<br />
frequentiert wird, liegt auf der Hand. Der<br />
anfänglich vorhandene Dancefloor lag<br />
Abend für Abend weitgehend brach, so dass<br />
er <strong>im</strong> Zuge wiederholter Umbauarbeiten allmählich<br />
der sich vergrössernden Darkroomlandschaft<br />
wich. «Die Leute kamen nicht zu<br />
uns zum Tanzen. Das Angebot in Zürich war<br />
hierfür schon <strong>im</strong>mer gross genug. So sind<br />
wir schliesslich zu einem reinen Cruising-<br />
Club geworden», sagt Andy.
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch<br />
<strong>im</strong> Club Rage<br />
13<br />
Publikum hat sich verjüngt<br />
Doch auch Locations mit einem einschlägigen<br />
Konzept wie das Rage sind dem Wandel der<br />
Szene unterworfen – so hat sich das Publikum<br />
und dessen Ausgehverhalten <strong>im</strong> Lauf der Jahre<br />
geändert. «Kamen früher mehrheitlich Fetischleute<br />
zu uns oder Nachtschwärmer, welche<br />
hier erst etwas Spass suchten und dann weiter<br />
in die Danceclubs zogen, so haben wir heute<br />
ein breites Besucherspektrum», sagt der Inhaber.<br />
Allgemein habe sich das Publikum sichtlich<br />
verjüngt, beobachtet Andy. Vor allem seit<br />
die Organisatoren – Andy und sein Geschäftspartner<br />
Beat – regelmässig Themenabende<br />
durchführen wie die Sportswear-, Kick-Offoder<br />
Prollboyz-Party. «Hier haben wir die Zeichen<br />
der Zeit offenbar rechtzeitig erkannt und<br />
die Jungen für uns gewinnen können, seit die<br />
Fetischszene kleiner geworden ist.» Diese<br />
kommt dennoch nicht zu kurz <strong>im</strong> Rage: Der<br />
strikt abgetrennte Sektor C mit Dresscode <strong>im</strong><br />
Obergeschoss bedient regelmässig auch die Bedürfnisse<br />
von Fetisch-Anhängern. Am liebsten<br />
sieht Andy es, wenn das Publikum möglichst<br />
gemischt ist. «Ein Gefühl der<br />
Gemeinsamkeit fördert ja nicht zuletzt auch<br />
Toleranz.» Auch die Zeit der Drogenexzesse,<br />
welche <strong>im</strong> Club nicht selten zu unschönen<br />
Vorkommnissen geführt haben, scheint vorbei<br />
zu sein. «Die Leute sind wohl umsichtiger<br />
Wir erwarten von<br />
unseren Gästen, dass sie<br />
vernünftig sind und ihre<br />
Grenzen kennen.<br />
geworden», stellt Andy fest. Ausserdem ist das<br />
Rage erklärtermassen gegen den Drogenmissbrauch.<br />
«Wir erwarten von unseren Gästen,<br />
dass sie vernünftig sind und ihre Grenzen<br />
kennen.» Weiter propagiert der Club entschieden<br />
das Praktizieren von Safer Sex, stellt<br />
gratis Kondome und Gleitgel zur Verfügung.<br />
Auberginen und dritte Zähne<br />
Sauberkeit hat sich das Rage-Team überdies<br />
besonders auf die Flagge geschrieben. Nach<br />
jedem Abend wird gründlich gereinigt.<br />
«Nicht etwa nur gewischt», betont Andy.<br />
«Und regelmässig werden Wände und Böden<br />
gestrichen.» Wenn an Partys wie beispielsweise<br />
der XXL Naked bis zu 600 Leute<br />
einen ganzen Abend lang durch die Räume<br />
streifen, hinterlässt das eben entsprechend<br />
Spuren. Dann findet die Putzequipe schon<br />
mal sonderbare Relikte: eine Bratkelle etwa,<br />
einen Sack mit gekochten Eiern, Auberginen,<br />
Gurken, Bocciakugeln, Dildos in allen<br />
Varianten, dritte Zähne … «Die mutmassliche<br />
Verwendung der Fundstücke regt schon<br />
die Fantasie an», meint Andy und grinst. Die<br />
Betreiber zeigen sich zufrieden mit ihrem<br />
aktuellen Clubkonzept und Andy verspricht:<br />
«Es wird weiterhin auch so bleiben.»<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
14<br />
NEWS<br />
National & International<br />
NEWS<br />
OneBlade – nicht nur für Hipster<br />
JACK – The Surreal Issue<br />
Mit dem OneBlade-System besetzt Philips<br />
eine Nische, die schwer <strong>im</strong> Trend liegt: Gestutzte<br />
Bärte und saubere Konturen. Das<br />
Tr<strong>im</strong>men übern<strong>im</strong>mt OneBlade mit Bravour,<br />
das Bearbeiten der Konturen klappt ebenfalls<br />
gut. So handlich wie ein Nassrasierer, so<br />
schnell wie ein Elektrorasierer und so praktisch<br />
wie ein Tr<strong>im</strong>mer, das funktioniert alles<br />
ganz gut – sogar Beinhaare konnten wir auf<br />
der Redaktion damit «wegbladen». Dazu sieht<br />
der Rasierer auch noch stylish aus. Zudem ist<br />
das Teil nass und trocken verwendbar. Philips<br />
spricht von einer min<strong>im</strong>alen Schnittlänge<br />
von 0,2 mm und das haben wir dann auch so<br />
gefühlt, also eine ganz glatte Rasur ist nicht<br />
möglich. Für Bart, Koteletten und anderes<br />
Haar ist der OneBlade aber schlicht genial. Im<br />
Handel ab ca. CHF 78.– erhältlich.<br />
Nach dem überaus gelungenen Comeback<br />
lädt Jack wieder zur Club Night in die<br />
Lounge des Kaufleuten: Am 10. <strong>Dezember</strong><br />
holt er dazu Terry Vietheer und Laurent<br />
Charbon nach Zürich und bittet mit ihnen<br />
zusammen zum vorweihnachtlichen Tanzen.<br />
Während sich alle durch die bevorstehenden<br />
Feiertage stressen lassen, braucht<br />
man von Zeit zu Zeit einfach mal einen Ort<br />
um sich zurückzuziehen, um alles um sich<br />
herum zu vergessen und um sich so richtig<br />
gehen zu lassen, so quasi einen safe haven.<br />
Diesen bietet Dir Jack: Er reisst dich<br />
schwungvoll aus deinem Alltag. Dass Jack<br />
das kann, wissen wir spätestens seit dem<br />
gelungenen Comeback der Party-Reihe Anfang<br />
Oktober. Also: Hingehen, liebe Leser!<br />
JACK – The Surreal Issue<br />
Kaufleuten, Samstag, 10. <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> –<br />
23.00 Uhr www.jackcompany.com<br />
Mit der «Mein Schiff 2» auf schwul-lesbischem Hochzeitskurs<br />
Am 29. April 2017 ist es soweit, die<br />
«Rainbow Cruise», die erste deutschsprachige<br />
Kreuzfahrt für die LGBT-Community<br />
und deren Freunde, sticht von Palma<br />
de Mallorca aus in See. TUI Cruises setzt<br />
mit dieser ganz besonderen Themenkreuzfahrt<br />
ein Zeichen für Vielfalt und<br />
Offenheit. Das zeigt sich auch dadurch,<br />
dass es gleichgeschlechtlichen Paaren<br />
möglich ist, an Bord der «Mein<br />
Schiff»-Flotte den Bund fürs Leben einzugehen.<br />
Während der Rainbow Cruise<br />
erwartet die Gäste ein einmaliges Par-<br />
typrogramm mit DJs und Star-Acts wie<br />
Conchita, WestBam und T<strong>im</strong> Fischer.<br />
Zudem heuern DJ Hildegard, Comedian<br />
Kay Ray, Entertainer Sven Ratzke, Travestie-Ikone<br />
Elke <strong>Winter</strong> und viele weitere<br />
Künstler an Bord der «Mein Schiff 2»<br />
von TUI Cruises an. Es wird also bunt,<br />
laut und schrill. Die perfekte Mischung<br />
für acht Tage Feiern auf hoher See sowie<br />
in den angesagtesten Metropolen des<br />
Mittelmeers.<br />
Alle weiteren Infos: www.rainbow-cruises.com<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
NEWS<br />
National & International<br />
15<br />
Neu <strong>im</strong> Club Heaven: DRAG-SHOW DER HEAVEN DRAG RACE GIRLS<br />
Nachdem am vergangenen «Heaven Drag<br />
Race» <strong>im</strong> September Hunderte Dragqueen-Fans<br />
dem Theater am Neumarkt<br />
förmlich die Türen eingerannt sind, holt das<br />
Heaven ab <strong>Dezember</strong> wöchentlich eine der<br />
glamourösen und unterhaltsamen Kandidatinnen<br />
des beliebten Dragqueen-Contests<br />
auf seine Club-Bühne. Die von Popfans besonders<br />
beliebten Partys am Freitag <strong>im</strong> Heaven<br />
werden mit den neu eingeführten Shows<br />
um ein fulminantes Highlight reicher, wenn<br />
jeden Freitag um 1.30 Uhr eine Dragqueen<br />
des «Heaven Drag Race» die Bühne besteigt<br />
und die Gäste bezirzt.<br />
Alle Shows vom <strong>Dezember</strong> <strong>im</strong> Überblick:<br />
09. <strong>Dezember</strong>, Balkan Gay Night: Roxxy Cream<br />
16. <strong>Dezember</strong>, Scream & Shout: Rajka Tsukino<br />
23. <strong>Dezember</strong>, Attitude: Odette Hella’Grand<br />
30. <strong>Dezember</strong>, Top of <strong>2016</strong>: Effi Mer Delamaskis<br />
Heaven Club: Spitalgasse 5, 8001 Zürich<br />
www.heavenclub.ch<br />
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16<br />
NEWS<br />
National & International<br />
Zeit für eine neue Sicht auf HIV<br />
Ein Paradigmenwechsel steht an: Der Welt-<br />
Aids-Tag am 1. <strong>Dezember</strong> stand seit jeher für<br />
Solidarität, Trauer, Tod und Mitgefühl mit<br />
Menschen, die mit HIV und Aids leben. Dank<br />
grosser Fortschritte in den letzten Jahren bei<br />
Behandlung und Prävention von HIV ist ein<br />
Leben mit HIV heute genauso lebenswert und<br />
gleichwertig wie das Leben von HIV-Negativen.<br />
Die 90-90-90 Ziele der UNAIDS weisen<br />
den Weg, dass es möglich ist, die Epidemie bis<br />
2030 gemeinsam zu beenden. Dazu braucht es<br />
aber eine neue Sicht auf HIV. Noch <strong>im</strong>mer haben<br />
viele Menschen ein falsches Bild von HIV,<br />
weil sie zu wenig darüber wissen. Auch kennen<br />
sie ihren eigenen HIV-Status nicht, weil sie nie<br />
einen Test gemacht haben. Menschen, die mit<br />
HIV leben, werden aber <strong>im</strong>mer noch stigmatisiert,<br />
sei es bei der Arbeit, durch Nahestehende<br />
oder <strong>im</strong> Gesundheitswesen.Ziel ist es nach wie<br />
vor, die Aidsepidemie zu besiegen. Ein Schritt<br />
dazu ist, wenn HIV-betroffene Menschen als<br />
gleichwertige Glieder der Gesellschaft akzeptiert<br />
werden. Damit verschwindet auch die<br />
Angst vor einem HIV-Test, vor einem positiven<br />
Testresultat oder vor einer Therapie. Am diesjährigen<br />
Welt-Aids-Tag sind HIV und Aids in<br />
einem völlig neuen, anderen Licht erschienen.<br />
Dazu wurden am 1. <strong>Dezember</strong> künstlerisch inspirierte<br />
Lichtprojektionen des schwulen Werbers<br />
Hans Siegwart von der Werbeagentur By<br />
Heart <strong>im</strong> Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich,<br />
am Universitätsspital in Genf und am Mad<br />
Club <strong>im</strong> Flon in Lausanne gezeigt. Lichtprojektionen<br />
am Welt-Aids-Tag sind eine langjährige<br />
Tradition, die seit Jahren in vielen Metropolen<br />
weltweit eingesetzt werden, um auf die Situation<br />
von Menschen mit HIV und Aids hinzuweisen.<br />
Organisiert wurden die Anlässe von Life<br />
Science Communication und unterstützt von<br />
ViiV Healthcare und Stagelight.<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
Heute vor<br />
30 Jahren<br />
17<br />
Flashback<br />
<strong>Cruiser</strong> feiert sein 30-jähriges Bestehen. Daher blicken wir an<br />
dieser Stelle nun regelmässig auf die alten Ausgaben zurück.<br />
1 2<br />
3 4<br />
1 Beginnen wir mit den Highlights <strong>im</strong><br />
<strong>Dezember</strong>/Januar.<br />
2 Noch besser als «das Wort zur Sauna»<br />
ist das Inserat vom «Club Hey». Dieser<br />
besass damals keine Alkohollizenz,<br />
daher mussten die Gäste die Getränke<br />
selbst mitbringen.<br />
3 Eines der Hauptanliegen – damals<br />
wie heute – war die Prävention. Roger<br />
Staub war einer der treibenden Kräfte<br />
hinter den Kampagnen und Artikeln.<br />
Wie die Todesanzeige von André Ratti<br />
ausgesehen hat, zeigte der <strong>Cruiser</strong><br />
damals nicht.<br />
4 Die Stop-Aids-Kampagnen waren originell,<br />
eingängig und <strong>im</strong>mer wieder neu.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
18<br />
KOLUMNE<br />
Mirko!<br />
Was passiert, wenn es zwischen zwei<br />
«Top only» funkt?<br />
Mirko wundert sich über büromässigen Sex und<br />
fragt sich, was Angst damit zu tun hat.<br />
VON Mirko<br />
D<br />
a habe ich zwei Freunde und beide<br />
sind in allen Dating-Apps «Top<br />
only». Kei Problem, jede macht, was<br />
ihm Spass macht. Aber jetzt sind die beiden<br />
seit einem halben Jahr in Love und das miteinander.<br />
Krass lang scho. Und es passt für<br />
beide. Ich wüsste ja gern, was zwei Tops miteinander<br />
treiben. Eigetli ist es so e bitzli wie<br />
zwei Schwule, wo ne Ikea-Schrank zämebaue.<br />
Das geht auch nicht. Aber ab und zu<br />
hält sogar dieser Schrank länger als ein halbes<br />
Jahr. LOL.<br />
Aber bliibe mer b<strong>im</strong> Sex. Letschtändlich<br />
läuft’s doch so: Ich gehe morgens usem<br />
Huus, nehm den Zug, werkle in meinem<br />
Büro meine Stunden durch und danach<br />
geht’s mit dem Zug nach Hause. Der Job<br />
isch ok, guet zahlt, nöd lustig und mängmol<br />
laaangwilig. Und am Abend? Ja, logisch is<br />
Gym muss ich. Aber denn muess noch Fun<br />
is Läbe und den bekomm ich auf Grindr.<br />
Über zu wenig Nachfrage kann ich nicht<br />
klagen. Ja, ok, ich hätt ned alli Gurke welle<br />
gseh, won i da scho zugeschickt bekommen<br />
habe. Aber es paar devo haben mich schon<br />
interessiert. S gaht schnell, jeder sagt, was<br />
er tun will and go!<br />
E chli Athletik uf de Matratze oder uf<br />
em Chuchitisch und meine Gurke ist wieder<br />
für nes Ziitli ruhig. Supereasy. Meistens<br />
e chli wie ne Maschine 30-Grad-<br />
Wäsche: clean, sicher und energiesparend.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
Wie gseit, jede macht,<br />
was ihm Spass macht.<br />
Aber dass da uf so nere App zwei Tops sich<br />
finden und nach einem halben Jahr <strong>im</strong>mer<br />
noch aneinanderkleben? Eher nöd. Aber es<br />
gibt einen easy Match und alle sind nachher<br />
müde genug, schlafen und am Tag druf<br />
sitzed’s pünktli <strong>im</strong> Büro. Am Abend geht’s<br />
dann wieder von vorne los. Gut gelöst. Nur,<br />
grad so vor Weihnachten, wenn wieder<br />
«Last Christmas» in der Unterführung<br />
Züri HB läuft und es au das Johr nicht the<br />
«Last Christmas» sind, an denen ich mir<br />
das anhören muss, dann werd ich nachdenklich.<br />
Warum muss denn der Sex auch<br />
so büromässig und geregelt sein? Wenn die<br />
beiden Tops vom Anfang nicht <strong>im</strong> richtigen<br />
Moment irgendwie versatile – ich weiss<br />
ja, wie gseit, nöd, wie das bi dene lauft, die<br />
Gurke müend doch irgends ine, oder<br />
nöd? – geworden wären, sässen sie jetzt nicht<br />
seit einem halben Jahr uf cloud 9. Hä, das<br />
sichere 30-Grad-Programm macht natürli<br />
weniger Angst. Schön in der Comfortzone.<br />
E bitzli wie «Last Christmas». Auch da<br />
wagt sich keiner, den Song nicht mehr zu<br />
spielen, obwohl allne scho d’Ohre wagglet.<br />
Vielleicht auch besser, sonst wär das Gedudel<br />
<strong>im</strong> HB villicht noch schl<strong>im</strong>mer. Man<br />
weiss ja nie. Drum lauft de Sex wohl auch<br />
nach Profilangaben. Obwohl, mängmol<br />
läuft’s dann doch anders. Mängmol passt’s<br />
eifach nöd. Aber man macht doch mit. Villicht<br />
weil’s grad furchtbar rägnet und man<br />
hofft, es sei nach dem Sex wieder trocken<br />
draussen. Man könnte auch zäme einen<br />
Beruhigungstee trinken, aber das geht irgendwie<br />
nicht. Das hat mir ein Freund erzählt.<br />
Wie gseit, jede macht, was ihm Spass<br />
macht. Aber dieser Freund ging zum Date<br />
und machte, was ihm nicht Spass machte<br />
und ein paar Tage später nervte er die Ärzte<br />
(Mehrzahl) wegen Geschlechtskrankheiten,<br />
wo n er gmeint hätt, er heigi sie<br />
ganz, ganz sicher, aber er hätt sie gar nöd<br />
gha. Komplett panisch. Warum hesch denn<br />
mitgmacht, han i no gfröget. Er hat sich<br />
nicht getraut, wegzugehen. Dann halt doch<br />
ein detaillierteres Profil: Ich mach das und<br />
das und süscht nüt. «Top only», fertig.<br />
Aber äbe: So wären meine verliebten «Top<br />
only’s» nie zusammengekommen. Und<br />
weil nach «Last Christmas» es guets Nöis<br />
kommt, hier mein Vorsatz: Nächscht<br />
Johr probier i öppe mol was us. Aber wenn’s<br />
nöd passt, dänn nehm i en Tee bis ufhört<br />
rägne – oder es Bier.
KULTUR<br />
Konzertkritik<br />
19<br />
KULTUR<br />
«schmaz» und «Singkreis Egg» begeisterten mit «Stabat Mater»<br />
Seit Jahrzehnten beglückt uns die schwulste<br />
Boyband in der Schweiz regelmässig mit tollem<br />
Chorgesang und begeistert längst nicht<br />
nur schwules Publikum. Ganz besonders<br />
nicht, wenn der «schmaz» zusammen mit<br />
dem Singkreis Egg auftritt. So geschehen <strong>im</strong><br />
November. Denn: der «schmaz» ist dann zusammen<br />
mit dem Singkreis Egg aufgetreten<br />
und begeisterte.<br />
Nun klingt ja «Singkreis Egg» nicht<br />
gerade nach dem Knallerlesbenchor, der sich<br />
vielleicht noch für eine Zusammenarbeit mit<br />
dem «schmaz» anbieten würde. Und dem ist<br />
auch nicht so- viellmehr entstand (die erneute)<br />
Zusammenarbeit relativ unspektakulär:<br />
Der Chorleiter des «schmaz» ist eben<br />
auch der Leiter des Singkreis Egg. Ergo liegt<br />
eine Kooperation nahe – wie dies auch bereits<br />
2012 schon mit «Elias» geschehen ist.<br />
Dieses Jahr stand «Stabat Mater et magis»<br />
auf dem Programm unter der Leitung von<br />
Ernst Buscagne. Der vielseitige und engagierte<br />
Musiker, Sänger und Chorleiter Ernst<br />
Buscagne leitet den «schmaz» seit August<br />
2011. Das Programm wurde eröffnet mit<br />
der Ouvertüre und der Eröffnungsszene aus<br />
Gioachino Rossinis (1792–1868) erster er-<br />
folgreicher Oper «Tancredi», welche der<br />
noch junge Meister <strong>im</strong> Alter von nur 20 Jahren<br />
komponierte.<br />
Begeisterung <strong>im</strong> Publikum<br />
Bereits bei dieser Ouvertüre wurde klar,<br />
dass die Zuschauer in den Genuss eines aussergewöhnlichen<br />
Spektakels kommen würden.<br />
Das Hauptwerk und den Höhepunkt<br />
des Programms bildet das «Stabat Mater»<br />
von Gioachino Rossini. Die Chöre konnten<br />
also so richtig loslegen und ihr Können in<br />
ausverkauften Kirchen zeigen. Obschon der<br />
«schmaz» ein Vokalensemble ist und der<br />
Singkreis Egg normalerweise mit Orchester<br />
singt, waren alle St<strong>im</strong>men mit ihren<br />
Vokalfärbungen bestens aufeinander abgest<strong>im</strong>mt;<br />
ergo begeisterten der schmaz», der<br />
Singkreis Egg, das Orchester «La Chapelle<br />
Ancienne» und die sensationellen Solistinnen<br />
und Solisten.<br />
Für die beiden Chöre stellte das Programm<br />
einen besonderen Ausflug ins<br />
Opernrepertoire dar. Während die Oper<br />
«Tancredi» mit einer Männerchorbesetzung<br />
gesungen wird, sind beide «Stabat Mater»<br />
gänzlich von der Tradition der Opernchöre<br />
geprägt, in denen der Chor als tragender<br />
Klangkörper der musikalischen und szenischen<br />
Ereignisse in Erscheinung tritt. Diese<br />
Tatsache stellte alle Beteiligten vor eine grosse<br />
Herausforderung, welche bestens gemeistert<br />
wurde. Und; besonders schön: Niemand <strong>im</strong><br />
Publikum schien sich gross dafür zu interessieren,<br />
ob der «schmaz» nun schwul war oder<br />
nicht. Lediglich die Leistung zählte und die<br />
war schlich grandios. (Haymo Empl)<br />
Die nächsten Konzerte (neues Programm) gibt’s<br />
auf www.schmaz.ch<br />
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20<br />
Kultur<br />
Musical-Tipp<br />
Die 80er Jahre sind zurück. Nun ja. Als Musical wenigstens … mit «Summer Of’85»<br />
Jetzt ist das ja so eine Sache bei den Musicals:<br />
Es gibt die Seite der Liebhaber und die Seite<br />
der Hasser, alles andere scheint bei diesem<br />
Theater-Subgenre nicht zu existieren. Wenigstens<br />
war das früher so, denn dann kamen<br />
die ABBA Masterminds Ulvaeus/Andersson<br />
und brachten ihre Musik ohne<br />
Vorwarnung mit «Mamma Mia» auf die<br />
grossen Musical-Bühnen. Was in kollektiver<br />
Begeisterung resultierte. Bei «Mamma Mia»<br />
wurde aus gegebenen Gründen die Handlung<br />
des Stücks um die grossen ABBA-Hits<br />
«herumgeschrieben». Das musste man bei<br />
«Summer of’85» ziemlich sicher auch, man<br />
war aber wesentlich freier, denn der Hitparadenfundus<br />
der 1980er Jahre ist beinahe<br />
unerschöpflich – was ergo in einer äusserst<br />
knackigen Rahmenhandlung resultiert.<br />
Spannende Figurenzeichnung<br />
Protagonistin Sara – in der Blüte der grauenvollen<br />
Pubertät – durchlebt gerade ihren ersten<br />
Liebeskummer, ihre Mutter lebt zusammen<br />
mit ihr und der kleinen Schwester<br />
Leonie getrennt vom Vater. Die drei Frauen<br />
haben es meist ganz gut, aber eben: Der Midlife-crisis<br />
geschüttelter Papa Julian fehlt halt<br />
schon, obschon dieser pr<strong>im</strong>är mit dem Anbalzen<br />
von jüngeren Frauen beschäftigt ist.<br />
Dennoch ist das Verhältnis von Vater Julian<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
zu seinen Töchtern bestens, denn diese besuchen<br />
brav die familieneigene Tanzschule<br />
und üben für eine grosse Tanzshow: Die<br />
«Summer of’85 Show». Natürlich treten da<br />
noch haufenweise andere Figuren auf und es<br />
kommt zu Wirrungen und Irrungen, die sich<br />
letztendlich dann aber alle in Wohlgefallen<br />
auflösen. Die Handlung ist also ein Potpourri<br />
aus Teenie-Knaller-Filmen wie «Step-Up»<br />
(alle fünf Teile) oder «Glee» (alle 121 Episoden).<br />
Das macht aber nichts, denn niemand<br />
hat den Anspruch durch einen Musicalbesuch<br />
zu weltbewegenden revolutionären<br />
neuen Erkenntnissen oder Einsichten zu<br />
kommen. Die eher seichte Handlung funktioniert<br />
dennoch bestens – wohl auch, weil die<br />
einzelnen Charaktere für ein Muscial ungewöhnlich<br />
tief gezeichnet sind und von den<br />
Darstellern entsprechend authentisch verkörpert<br />
werden. Klar werden einem auch bei<br />
diesem Musical Stereotypen um die Ohren<br />
gehauen, dass diese (also die Ohren) beinahe<br />
bluten. Warum es jetzt aber eine überkandidelte<br />
Tunte mit ätzendem flamboyanten Gehabe<br />
braucht, wird nicht ganz klar. Jede<br />
1980er Jahre Drag Queen wäre maskuliner.<br />
Hohe Erwartungen<br />
Die Darsteller agieren <strong>im</strong> eher unglamourösen<br />
Industriegebiet von Kriens auf einem hohen<br />
Niveau und dabei stellt sich natürlich<br />
auch die Frage, ob eine mit so viel Pomp und<br />
Getöse angekündigte Produktion in eben diesem<br />
Kriens (nicht am Broadway) mit einem<br />
hohen Anteil helvetischer Künstler bestehen<br />
kann. Ja. Das geht. Denn abgesehen von der<br />
künstlerischen Leistung sind die Hits der<br />
1980er Jahre einfach grossartig und durch die<br />
neuen Arrangements vielleicht manchmal sogar<br />
noch besser als die Originale. Nun ja. Ausser<br />
vielleicht bei «Girls Just Want To Have<br />
Fun» – da hoffte man, dass doch noch Cindi<br />
Lauper auf die Bühne hüpfen würde. Und das<br />
bringt einen direkt zu den Hits: Die 1980er<br />
Jahre bieten einen schier unerschöpflichen<br />
Fundus an Hit-Material und bei den teilweise<br />
spektakulären Songeinlagen stellte man sich<br />
unweigerlich auch die Frage, was denn wohl<br />
aus diesem oder jenen Künstler – vielleicht<br />
einst sogar ein Idol – wohl geworden sei. Viel<br />
Material also für unsere <strong>Cruiser</strong>-Kolumne<br />
«Ikonen von Damals». Die Kombi Story, Musik,<br />
Inszenierung und Bühnenbild funktionieren<br />
bei diesem Musical, das Zuschauerinteresse<br />
ist enorm und daher ist es schon fast sicher,<br />
dass dieses Musical bald auch auf grösseren<br />
Bühnen zu sehen sein wird. (Haymo Empl)<br />
Das Musical läuft noch bis Ende Januar:<br />
www.le-theatre.ch
Kultur<br />
Update<br />
21<br />
photo17 mit schwulem Fotografen<br />
©Walter Peiffer<br />
Die photo17 ist die grösste Werkschau für<br />
Schweizer Fotografie. Jährlich zeigen über<br />
150 nationale und vereinzelt auch internationale<br />
Fotografen aktuelle Arbeiten, verteilt<br />
auf fünf Industriehallen mit über 3500m 2<br />
Ausstellungsfläche auf dem Maag Areal in<br />
Zürich. Die photo17 verschafft Jahr für Jahr<br />
einen repräsentativ aktuellen Überblick<br />
über das fotografische Schaffen in der<br />
Schweiz und erfreut sich grosser Beliebtheit:<br />
Gut 27 000 Besucher strömten an die<br />
letztjährige Ausstellung. Spannend: Dieses<br />
Jahr ist einer der Favoriten für den «Lifet<strong>im</strong>e<br />
Award» – eine der Auszeichnungen,<br />
welche an der Austellung vergeben wird,<br />
Walter Pfeiffer. Der gebürtige Schaffhauser<br />
zählte lange Jahre zu den Untergrund-Fotografen<br />
<strong>im</strong> Umfeld schwuler Publikationen.<br />
Seine Arbeiten wurden erst ab den frühen<br />
2000er Jahren durch Beiträge für die Zeitschriften<br />
«i-D» oder «Vogue» einem grösseren<br />
Publikum bekannt.<br />
Kuratiert wird die grösste Werkschau<br />
für Fotografie der Schweiz von Adrian Ehrat.<br />
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Maag-Halle, Hardstrasse 219, 8005 Zürich.<br />
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22<br />
Kultur<br />
Buchtipp<br />
Oscar Wildes würdiger<br />
Nachfolger<br />
Max Goldt ist in diesem Herbst mit einem<br />
neuen Buch herausgekommen.<br />
Von Birgit Kawohl<br />
D<br />
as nicht gerade schlanke Werk präsentiert,<br />
so der Untertitel, «die<br />
prachtvollsten Texte 2003 bis 2014»<br />
und – wie man <strong>im</strong> Inhaltsverzeichnis erfährt<br />
– «einige Texte mit Wurzeln in den<br />
Neunzigern». Schon an diesem Untertitel<br />
lässt sich der Stil und die für Goldt typische<br />
Tonart erkennen. Hier wird kein Best-of<br />
präsentiert und keine Number one-Hits,<br />
nein, prachtvolle Texte wird man zu lesen<br />
bekommen, darunter macht es Goldt nun<br />
mal nicht – und das ist gut so.<br />
In Zeiten, in denen proletenhaft auftretende<br />
Komiker/Innen die Hallen und Stadien<br />
diverser Grossstädte füllen, fällt Goldt<br />
durch einen Sprachwitz auf, der zeigt, dass<br />
die deutsche Sprache zu mehr fähig ist, als<br />
Männer ihren Unmut über den Handtaschenkauf<br />
ihrer Gattinnen herausschreien<br />
zu lassen.<br />
Auf dieses fulminante Sprachgefühl<br />
trifft eine ungeheure Beobachtungsgabe, mit<br />
der Goldt nicht nur die Schwächen seiner<br />
Mitmenschen filetiert, nein, er macht auch<br />
vor den eigenen Unzulänglichkeiten nicht<br />
Halt, denn hinter einigen Aussagen seines<br />
lyrischen Ichs meint der Leser auch <strong>im</strong>mer<br />
wieder schelmenhaft Goldts eigene Gestalt<br />
hervorblitzen zu sehen. So räsoniert Goldt<br />
zum Beispiel über die Identitätszweifel von<br />
Männern be<strong>im</strong> Tragen von Unterhosen mit<br />
offensichtlich zur Schau gestelltem Markennamen<br />
oder über kritische Äusserungen von<br />
Hotelgästen der durchschnittlichen Art.<br />
Goldt macht auch nicht vor den neuerdings<br />
auftretenden Sprachzweifeln in Bezug<br />
auf Sexualität halt (siehe hierzu diverse<br />
«<strong>Cruiser</strong>»-Artikel aus dem Jahr <strong>2016</strong>). Dem<br />
Leser wird eine unmissverständliche Definition<br />
von Metrosexualität geliefert, bei der es<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
vor allem um Sorge um das männliche Aussehen<br />
gehe, «mit Schwänzen hat das gar<br />
nichts zu tun, eher mit einem guten Einkommen<br />
und einer Zugehörigkeit zu einem<br />
Milieu». Gerade dieses offenbare Zugehörigkeitsgefühl<br />
wird <strong>im</strong> Folgenden kritisiert<br />
und jeder Einzelne <strong>im</strong> Gegenteil dazu aufgefordert,<br />
so zu sein, wie ER es wolle und<br />
nicht so, wie seine Umgebung es von ihm<br />
erwarte. Und genau das ist es doch wohl,<br />
was man bei der ganzen aktuellen Genderdebatte<br />
mehr und mehr unter dem Zwang<br />
der Kategorisierung und des alles korrekt<br />
bezeichnen Wollens vergisst: Der Mensch<br />
soll Mensch in seiner ihm passenden Individualität<br />
bleiben. Wenn es dafür vielleicht<br />
auch mal keinen Begriff geben sollte, so<br />
what? Wird auch das Thema Homosexualität<br />
nicht ausdrücklich formuliert, sch<strong>im</strong>mert<br />
durch den violett-wiesengrünen Retroshorts<br />
(in «Das süsse Nichts») irgendwie<br />
doch ein Hauch von Schwulerei durch. So<br />
mäandert sich Goldt durch die Höhen und<br />
Tiefen des menschlichen Daseins, lässt<br />
auch Kleinigkeiten nicht unbesehen am Lebensrand<br />
liegen, sodass dem Leser mehr als<br />
ein Mal die Augen geöffnet werden.<br />
Ach so, und was hat das Ganze jetzt mit<br />
Oscar Wilde zu tun (siehe Titel)? Also erstens<br />
muss bei Goldt der Titel nicht unbedingt<br />
etwas mit dem Inhalt eines Textes zu<br />
tun haben, oder manchmal hat er das nur<br />
ganz am Rande und eher zufällig. Was die<br />
Kritikerin als Stilmittel gerne aufgreift. Andererseits<br />
gehört Oscar Wilde eben doch zu<br />
Max Goldt (oder umgekehrt), denn wer Wildes<br />
Aphorismen kennt und mag, wird noch<br />
mehr Freude an diesem Buch haben, das<br />
eben voll von solchen steckt. Und so schliesse<br />
ich diesen leider nur mässig gelungenen<br />
Artikel mit einem mir bereits liebgewordenen<br />
Zitat: «Understatement ist letztlich nur<br />
eine kenntnisreiche Form der Prahlerei.»<br />
Wer mehr Lust auf Max Goldt bekommen<br />
hat, kann ihn <strong>im</strong> kommenden Jahr live<br />
in Basel erleben.<br />
Buchtipp<br />
Max Goldt: Lippen abwischen und lächeln.<br />
Die prachtvollsten Texte 2003 bis 2014.<br />
Rowohlt Berlin <strong>2016</strong>.<br />
512 Seiten<br />
Preis CHF 24.95<br />
ISBN ISBN 9783871341779
Thema<br />
Kirche & Homosexualität<br />
23<br />
He<strong>im</strong>atsuche <strong>im</strong><br />
Niemandsland –<br />
Christliche<br />
LGBT-<br />
Gruppen in<br />
Osteuropa<br />
Christliche LGBT-Gruppen befinden sich zwischen<br />
den Frontlinien einer säkularen LGBT-Bewegung<br />
und zumeist konservativen Kirchen, die ihre<br />
Anliegen als Sünde verdammen. Dennoch ist in<br />
den letzten Jahren eine vielfältige Szene von<br />
christlichen LGBT-Gruppen in Ostmittel- und<br />
Osteuropa entstanden.<br />
Von Michael Brinkschröder<br />
D<br />
as European Forum of Lesbian, Gay,<br />
Bisexual and Transgender Christian<br />
Groups (European Forum) wurde<br />
1982 auf Initiative des französischen Priesters<br />
Emile Letertre von sieben Schwulengruppen<br />
aus westeuropäischen Ländern gegründet.<br />
Im Laufe der Jahre hat es sich<br />
zunächst für christliche Lesbengruppen und<br />
dann für Bisexuellen- und Transgender-<br />
Gruppen geöffnet. Das European Forum hat<br />
heute ca. 50 Mitgliedsorganisationen in<br />
23 Ländern.<br />
Phasen in der Entwicklung christlicher<br />
LGBT-Gruppen<br />
Erstmals kam 1992 eine grössere Zahl von<br />
christlichen Lesben und Schwulen aus Ostmittel-<br />
und Südosteuropa zum European<br />
Forum. In dieser ersten Phase von 1992-<br />
2002 gab es zwar <strong>im</strong>mer wieder Kontakte zu<br />
einzelnen Gruppen aus verschiedenen osteuropäischen<br />
Ländern, doch die meisten<br />
blieben sporadisch − entweder weil die<br />
Gruppen nicht lange Bestand hatten oder<br />
weil ihre Repräsentantinnen in den Westen ➔
24<br />
Thema<br />
Kirche & Homosexualität<br />
In diesem Buch erzählen lesbische<br />
Christinnen ihre Lebensgeschichten.<br />
Mitglieder des «Forum of LGBT Christian Groups in Eastern Europe and Central Asia».<br />
gingen. Die einzige Gruppe, die in den<br />
1990er Jahren durchgängig <strong>im</strong> European Forum<br />
aktiv war, war die slowakische Gruppe<br />
«Ganymedes». Dementsprechend war Bratislava<br />
1994 auch die erste osteuropäische<br />
Stadt, in der die Jahreskonferenz des European<br />
Forum stattfand.<br />
Das European Forum nahm ab 2002<br />
eine aktivere Haltung in der Unterstützung<br />
der osteuropäischen Schwulen und Lesben<br />
ein. Dies begann mit dem Buchprojekt «Let<br />
Our Voices Be Heard», in dem lesbische<br />
Christinnen aus ganz Europa ihre Lebensgeschichten<br />
erzählen. Aus Osteuropa waren dabei<br />
ebenfalls viele lesbische Frauen vertreten.<br />
Das zweite wichtige Projekt in dieser<br />
Phase war das «Safe Space Training Project»,<br />
das von 2005−2007 stattfand. Es richtete sich<br />
an christliche Schwule und Lesben aus Osteuropa,<br />
die zugleich in der Menschenrechtsarbeit<br />
aktiv waren. Es gelang jedoch in keinem<br />
der beteiligten Länder dauerhaft stabile<br />
Gruppen aufzubauen.<br />
Einen etwas längeren Atem hatte die<br />
ungarische Basisgemeinde «Öt Kenyér»<br />
(Fünf Brote), die stark von der Befreiungstheologie<br />
inspiriert war. 1996 von katholischen<br />
Schwulen und Lesben gegründet,<br />
wandelte sie sich schnell zu einer ökumenischen<br />
Gruppe, die auch offen für<br />
Nicht-Christen und Heterosexuelle war. Die<br />
Gemeinde traf sich wöchentlich zu Gebeten<br />
und Bibelgesprächen. Sie veröffentlichte Bücher<br />
und beteiligte sich an Diskussionsveranstaltungen<br />
usw. Nach zehn Jahren löste sie<br />
sich jedoch aus Frustration darüber, dass<br />
ihre jahrelangen Rufe in der katholischen<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
Kirche ungehört verhallt waren, auf − gerade<br />
in dem Moment, als sie Mitglied <strong>im</strong> European<br />
Forum geworden war.<br />
Gleichwohl entstanden seit dieser<br />
Zeit in vielen Städten neue christliche<br />
LGBT-Gruppen − vor allem in den Ländern<br />
der ehemaligen Sowjetunion. In der dritten<br />
Phase (2008−<strong>2016</strong>) verschob sich daher der<br />
Fokus auf diese Region. Dortige Gruppen<br />
gründeten 2008 in St. Petersburg das<br />
«Forum of LGBT Christian Groups in Eastern<br />
Europe and Central Asia». Diese Konferenzen<br />
haben seither nahezu jedes Jahr<br />
stattgefunden und ganz erheblich zur Steigerung<br />
des Selbstbewusstseins der Teilnehmer/innen<br />
beigetragen.<br />
Diese Konferenzen haben seither<br />
nahezu jedes Jahr stattgefunden<br />
und ganz<br />
erheblich zur Steigerung<br />
des Selbstbewusstseins<br />
der Teilnehmer/innen<br />
beigetragen.<br />
Das osteuropäische Forum erhielt personelle<br />
und finanzielle Unterstützung durch<br />
das European Forum und die «Metropolitan<br />
Community Church» (MCC), eine Freikirche<br />
aus den USA, die vor allem aus Menschen<br />
der LGBT-Community besteht. Das<br />
European Forum führte ausserdem mit diesen<br />
Gruppen 2014−<strong>2016</strong> ein «Leadership<br />
Training». Parallel dazu bot die MCC ein<br />
Training für Seelsorge und Spiritualität an<br />
und ein Zusammenschluss von christlichen<br />
Gruppen aus den Niederlanden ein Training<br />
zum «Community Building». Auf diese Weise<br />
haben verschiedene internationale Akteure<br />
intensiv in die Ausbildung der Leiter und<br />
Leiterinnen christlicher LGBT-Gruppen in<br />
Osteuropa investiert mit dem Ziel, das die<br />
Gruppen grössere Stabilität erlangen. Das<br />
Ergebnis kann sich sehen lassen, denn es gibt<br />
jetzt in dieser Region eine ganze Reihe von<br />
aktiven christlichen LGBT-Gruppen.<br />
Aufbrüche und internationale<br />
Verknüpfungen<br />
Diese Gruppen verkörpern ein Spektrum<br />
zwischen Identität und Inklusion, Geschlossenheit<br />
und Diversität: «Queer<br />
Credo» aus Kiew beispielsweise richtet sich<br />
ausschliesslich an orthodoxe Schwule und<br />
ist damit in doppelter Hinsicht geschlossen.<br />
Zur Moskauer Gruppe «dr» gehören<br />
dagegen Lesben, Schwule, Bisexuelle,<br />
Transgender und Transsexuelle. Zusätzlich<br />
ist hier auch die religiöse Orientierung<br />
ist sehr unterschiedlich. Dies macht<br />
es natürlich schwer, tragende Gemeinsamkeiten<br />
zu finden. Die meisten Gruppen<br />
verstehen sich jedoch als christliche<br />
LGBT-Gruppen.<br />
Während dieser dritten Phase schlugen<br />
die Gruppen in Ostmitteleuropa eine<br />
andere Richtung ein. Sowohl in der Slowakei<br />
als auch in Ungarn und der Tschechi-
Thema<br />
Kirche & Homosexualität<br />
25<br />
schen Republik hielten die Gruppen weitgehend<br />
(kirchen-)politische Aktivitäten für<br />
aussichtslos, internationale Kontakte wurden<br />
nicht gesucht. Man konzentrierte sich<br />
eher auf die Stärkung der Spiritualität der<br />
Mitglieder und wollte keinen Kontakt mit<br />
dem European Forum.<br />
Ein erster Aufbruch aus dieser Situation<br />
geschah in Polen, wo sich die 2010 die<br />
Gruppe «Wiara i Tęcza» (Glaube und Regenbogen)<br />
gründete. Sie versuchte eine Mischung<br />
aus spiritueller Stärkung ihrer Mitglieder<br />
und kirchenpolitischem Dialog mit<br />
Priestern und Bischöfen. Der Erfolgt gibt<br />
ihnen Recht, denn inzwischen gibt es dort<br />
zehn lokale Gruppen.<br />
Überraschenderweise änderte sich<br />
2015/16 auch die Ausrichtung mehrerer<br />
Gruppen in Ostmitteleuropa, die überwiegend<br />
aus katholischen LGBTs bestehen. Dieser<br />
Umschwung mit der Suche internationaler<br />
Kontakte dürfte einerseits durch die<br />
Mobilisierung <strong>im</strong> Zusammenhang mit den<br />
Christliche Lesben, Schwule,<br />
Bisexuelle und Trans-<br />
Leute sind quasi auf der<br />
Suche nach einer He<strong>im</strong>at<br />
<strong>im</strong> Niemandsland.<br />
Volksabst<strong>im</strong>mungen über die Definition der<br />
Ehe in der Verfassung (Kroatien, Slowakei)<br />
begründet sein, andererseits aber auch mit<br />
dem Papst Franziskus-Effekt und den Debatten<br />
bei den Familiensynoden (2014–15).<br />
Herausforderungen<br />
Christliche Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />
Trans-Leute sind quasi auf der Suche nach<br />
einer He<strong>im</strong>at <strong>im</strong> Niemandsland. Sie<br />
befinden sich zwischen den Frontlinien des<br />
Kulturkampfes zwischen einer säkularen<br />
LGBT-Bewegung einerseits und konservativen<br />
Kirchen andererseits, die sie als Sünder<br />
verdammen. Entscheidend für die Gründung<br />
einer christlichen LGBT-Gruppe ist,<br />
dass ihre Gründerinnen und Mitglieder in<br />
ihren christlichen Traditionen das Potential<br />
dafür spüren, dass sich die Kirche in der<br />
Homosexuellenfrage reformieren und umkehren<br />
kann. Zudem müssen sie bereit sein,<br />
für ihre Vision längere Durststrecken zu<br />
überstehen, in denen sich alle Kraft darauf<br />
konzentriert, sich spirituell über Wasser zu<br />
halten und die Hoffnung nicht zu verlieren,<br />
dass Glaube und Sexualität bzw. ➔<br />
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26<br />
Thema<br />
Kirche & Homosexualität<br />
In Osteuropa ist das Thema Homosexualität<br />
und Kirche nach wie vor Tabu.<br />
Die kirchliche Heirat ist auch in Osteuropa nur ein Wunschtraum.<br />
Geschlechtsidentität vereinbar sind. Ausserdem<br />
müssen sie den Mut haben, symbolischen,<br />
verbalen und u.U. auch körperlichen<br />
Angriffen standzuhalten.<br />
Viele Mitglieder der christlichen<br />
LGBT-Gruppen leiden an der Ausgrenzung<br />
durch ihre Kirche. Manche mussten nach ihrem<br />
Coming-out eine formale Exkommunikation<br />
über sich ergehen lassen, andere wurden<br />
von Gemeindemitgliedern mit Gewalt<br />
traktiert und wieder andere haben ihre Kirche<br />
aus Frustration über deren Bewertung<br />
von Homosexualität als Sünde verlassen. Für<br />
religiöse LGBT bedeutet diese Ausgrenzung,<br />
dass ihre Seele zerrissen wird in eine sexuellaffektive<br />
und eine religiös-spirituelle Hälfte.<br />
Die christlichen LGBT-Gruppen bieten einen<br />
Ort, an dem das Getrennte wieder zusammenwachsen<br />
und dieser Riss langsam<br />
heilen kann.<br />
Aber auf dem Weg dahin gibt es viele<br />
Probleme, die leicht dazu führen können,<br />
dass die Gruppen scheitern. Die meisten<br />
christlichen LGBT-Gruppen in Osteuropa<br />
leben in Gesellschaften, die überwiegend homophob<br />
und transphob sind. Dies führt<br />
dazu, dass die Mitglieder dieser Gruppen<br />
diese Einstellungen tief verinnerlicht haben.<br />
In der Folge weisen sie irrationale Ängsten<br />
und Haltungen auf, die eine produktive Zusammenarbeit<br />
schwierig machen.<br />
Eine Invasion mit Rauchbomben in einen<br />
Gottesdienst der «Church of St. Cornelius»<br />
<strong>im</strong> ukrainischen Donezk (2012) und später<br />
ein Brandanschlag auf die Wohnung<br />
ihres Gründers sowie Bombendrohungen<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
bei einer Konferenz des osteuropäischen Forums<br />
zeigen jedoch, dass die von faschistischen<br />
und fundamentalistischen Gruppierungen<br />
ausgehende Gewalt durchaus real<br />
und sehr ernst zu nehmen ist. Die Gründer<br />
der Gruppen in Donezk und <strong>im</strong> kirgisischen<br />
Bischkek mussten ihre He<strong>im</strong>atländer wegen<br />
Morddrohungen verlassen und politisches<br />
LGBT-Gruppen in Osteuropa<br />
leben in Gesellschaften, die<br />
überwiegend homophob und<br />
transphob sind.<br />
Asyl beantragen. Auch staatliche Schikanen<br />
beeinträchtigen die Handlungsspielräume<br />
von LGBT-Gruppen: So etwa die russischen<br />
und kirgisischen Gesetze, die die Meinungs-,<br />
Presse- und Versammlungsfreiheit<br />
von Schwulen und Lesben einschränken<br />
(sog. «gay propaganda laws») oder die Vorschrift,<br />
dass NGOs sich in Russland als<br />
«ausländische Agenten» registrieren lassen<br />
müssen, wenn sie Geld von ausländischen<br />
Stiftungen erhalten. Es kommt hinzu, dass<br />
die politische Kultur in Osteuropa durch<br />
ein autoritäres Verständnis von Leitung geprägt<br />
ist, so dass die Leiter/innen von den an<br />
sie gerichteten Erwartungen oftmals systematisch<br />
überfordert werden, während die anderen<br />
in einer passiven Konsumhaltung verharren.<br />
Dies mündet nicht selten nach kurzer<br />
Zeit <strong>im</strong> Burn-out dieser Aktivist/innen. Um<br />
diesen destruktiven Modus zu überwinden,<br />
ist es wichtig, dass die Leiter/innen dem gegensteuern<br />
und einen partizipativen Leitungsstil<br />
etablieren. Freilich gibt es auch positive<br />
Signale. Viele LGBT-Organisationen<br />
haben sich in jüngster Zeit mit ihrer Ablehnung<br />
durch die Kirche konstruktiv auseinandergesetzt,<br />
weil sie am Beispiel verschiedener<br />
evangelischer Kirchen in Westeuropa und<br />
Nordamerika gesehen haben, dass auch hier<br />
ein Umdenken und Lernprozess möglich ist.<br />
Für die christlichen Gruppen entspannt sich<br />
dadurch die Situation. Sofern sich die gesellschaftlichen<br />
und politischen Rahmenbedingungen<br />
nicht wieder verschlechtern, wird<br />
daher in Zukunft der innerkirchliche Dialog<br />
eine zentrale Herausforderung für die christlichen<br />
LGBT-Gruppen sein.<br />
Michael Brinkschröder<br />
Dr., Diplomtheologe und Soziologe, lebt in<br />
München und arbeitet als Projektleiter bei der<br />
Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle<br />
und Kirche (HuK) e.V. Er war von 2011−2015<br />
Co-Präsident des European Forum und ist seit<br />
<strong>2016</strong> Co-Vorsitzender des Global Network of<br />
Rainbow Catholics.<br />
Dieser Text wurde für den <strong>Cruiser</strong> bearbeitet<br />
und erschien zuerst in der Zeitschrift «Religion &<br />
Gesellschaft in Ost und West». Die ungekürzte<br />
Version gibt es auf www.cruisermagazin.ch
Fingerfertig<br />
<strong>Cruiser</strong> kocht<br />
27<br />
Kulinarische<br />
Weihnachtsgäste<br />
Die Gastfreundschaft ist in der türkischen Kultur fest verankert. An Weihnachten<br />
bin ich allerdings meist selber zu Gast. Und kann es dann doch nicht<br />
lassen, an diesem «fremden» Festtag orientalische Gerichtideen beizusteuern.<br />
Zutaten<br />
1 ausgewallter Blätterteig, Formen<br />
ausgestanzt<br />
1 Eigelb<br />
VON Nihat Yasartürk<br />
W<br />
eihnachten – das Fest der Liebe.<br />
Und des guten Essens. In meinem<br />
Kulturkreis feiern wir<br />
Weihnachten nicht. Umso schöner ist es,<br />
das Fest seit Jahren mit meiner «Schweizer<br />
Familie» zu begehen. Und wir bereichern<br />
uns gegenseitig – auch kulinarisch. Sowieso<br />
plädiere ich dafür, vielleicht mal einen<br />
ausländischen Gast an die weihnächtliche<br />
Tafel zu laden, eine Nachbarin, einen<br />
Freund, eine Arbeitskollegin. Im Kleinen<br />
gelebte Integration. Die funktioniert ohnehin<br />
am besten übers Essen. Vielleicht steuert<br />
der Gast ja sogar etwas Kulinarisches<br />
zum Weihnachtsmenü bei. Und wenn nicht,<br />
gibt es hier ein paar orientalisch angehauchte<br />
Rezeptideen, die sich <strong>im</strong>mer – aber<br />
gerade zu Weihnachten – besonders<br />
gut machen.<br />
80g türkischer Weisskäse, zerbröselt<br />
2 EL Tomatenpüree<br />
2 EL Peperonipüree<br />
1 Knoblauchzehe, gepresst<br />
3 EL Olivenöl<br />
2 EL frische Baumnüsse, grob zerkleinert<br />
Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel, getrocknete<br />
Pfefferminze, Paprikaflocken, Sumach<br />
Zubereitung<br />
Blätterteig ausbreiten, gewünschte Formen<br />
ausstanzen und anschliessend mit Eigelb<br />
bestreichen. Teigreste vorsichtig zusammenschichten,<br />
neu auswallen und Prozess<br />
wiederholen. Bei 200° ca. 7 Minuten<br />
goldbraun backen.<br />
Zutaten für Paste mischen und mit<br />
Gewürzen abschmecken.<br />
Blätterteiggebäck in der Mitte aufschneiden<br />
und Paste auf dem Boden verteilen.<br />
Info<br />
Nihat organisiert seit gut vier Jahren Kochkurse<br />
für einen guten Zweck, u.a. für Schulkinder in<br />
der Türkei. Und er ist als Störkoch oder als<br />
Caterer an privaten und geschäftlichen<br />
Anlässen unterwegs. «Daneben» drückt er als<br />
angehender Gymnasiallehrer seit Kurzem<br />
wieder die Schulbank.<br />
Die nächsten Kochkurse für 2017<br />
Die Kurse sind in Planung und werden<br />
demnächst auf www.fingerfertig.ch publiziert.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
28<br />
KOLUMNE<br />
Bötschi klatscht<br />
Der Tiger namens<br />
Schwaninger<br />
Diese Geschichte erzählt von einer<br />
Österreicherin, die den Zürcherinnen<br />
und Zürchern unter die Bettdecke<br />
schaut. Klatschtante Hildegard<br />
Schwaninger mischt seit bald 40 Jahren<br />
die Zürcher Teppichetagen auf.<br />
VON BRUNO BÖTSCHI<br />
E<br />
in lauer Abend <strong>im</strong> Oktober. Es ist kurz<br />
nach sechs, als Hildegard Schwaninger<br />
(Alter unbekannt) von ihrem Ehemann<br />
be<strong>im</strong> Zürcher Bauschänzli abgeliefert<br />
wird. Ein Gentleman der alten Schule, dieser<br />
Jürg Ramspeck. Der ehemalige «Weltwoche»-<br />
Chef und Zürichs Kult-Klatschtante sind<br />
zum zweiten Mal verheiratet. Der Steuerberater<br />
habe es ihm so empfohlen, verriet<br />
Ramspeck einmal in einem Interview.<br />
Koluministin Hildi weiss, um die<br />
wirklich guten Geschichten zu erfahren,<br />
muss man an Veranstaltungen und Partys<br />
gehen. An diesem Herbstabend will Hildi<br />
aber keine Leute bezirzen oder ausquetschen.<br />
Sie will es stattdessen krachen lassen.<br />
Und zwar richtig. Denn es ist: Oktoberfest!<br />
Hildi mag Quentin Tarantino, Roger<br />
Federer und die Queen. So schreibt sie es in<br />
ihrem Selbstporträt auf ihrer Internetseite<br />
www.schwaningerpost.com. An diesem<br />
Abend <strong>im</strong> Bierzelt ist das Trio nicht anwesend.<br />
Hildi mag zudem Sushi und Feste mit<br />
Champagner als Ausgleich zum disziplinierten<br />
Leben. Von Bier schreibt sie nichts – und<br />
trotzdem: Hildi liebt den «Pink Monday».<br />
Hildi ist seit Jahren Stammgästin<br />
be<strong>im</strong> schwulen Oktoberfest auf dem Zürcher<br />
Bauschänzli. Sie mag das Bad in der<br />
schönen Menge – gekleidet in Lederhosen<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
und karierten Hemden. «Krachlederne und<br />
stramme Waden, die ult<strong>im</strong>ative Sexiness»,<br />
notierte Hildi einmal und verriet kürzlich:<br />
«Ich wäre gerne ein Jahr lang ein Mann, ein<br />
junger, schöner und kluger.» Ob schwul,<br />
das verriet Hildi nicht.<br />
Ich kann auf der Strasse<br />
keinen Schritt gehen, ohne<br />
dass ich nicht auf meine<br />
Kolumne angesprochen werde.<br />
Auch dieses Jahr wollte sich die geborene<br />
Salzburgerin den Höhepunkt des Zürcher<br />
Bierfestes nicht entgehen lassen. Mit einer alten<br />
Freundin schwebte Hildi («Ich kann auf<br />
der Strasse keinen Schritt gehen, ohne dass<br />
ich nicht auf meine Kolumne angesprochen<br />
werde») ins Zelt – <strong>im</strong> feschen Dirndl gekleidet,<br />
die langen Haare wie <strong>im</strong>mer leuchtend<br />
blond und an den Füssen Ballerinas.<br />
Während Hildi ihren Platz am Ehrentisch<br />
von Organisatorin Sigi Gübeli einnahm,<br />
spielte die Band «Bayern 3000» bereits<br />
einen Gassenhauer nach dem anderen. Das<br />
Bier floss in Strömen, die St<strong>im</strong>mung zum Kochen<br />
bereit. Kurz darauf geschah es: Hildi,<br />
deren Arbeitsz<strong>im</strong>mer normalerweise die Bar<br />
des Fünfsternhotels The Dolder Grand in<br />
Zürich ist, konnte sich nicht mehr halten.<br />
Hildi wollte nach oben, wollte nicht<br />
mehr sitzen bleiben, wollte auf die Holzbank<br />
steigen. Kaum stand sie oben, flogen die Hände<br />
in der Luft. Hildi tanzte, liess ihren Allerwertesten<br />
kreisen. Hildi sang, was ihre Kehle<br />
hielt. «Cowboy und Indianer», «YMCA» und<br />
«Atemlos». Im Fünfsternhotel sitzt Hildi gerne<br />
in tiefen Ledersofas und befeuchtet ihre<br />
Lippen mit Grüntee. «Hildegard Schwaninger<br />
ist ein Schaustück <strong>im</strong> Ambiente des Zürcher<br />
Nobelhotels Dolder Grand», notierte die<br />
NZZ. Aber wenn Hildi Drindl trägt und Hopfen<br />
und Malz durch ihre Kehle gurgelt, dann<br />
jault der Tiger in ihrem Tank.<br />
Hildis Augen leuchteten. Und es war<br />
zu spüren: Gerne hätte Hildi die liebe lange<br />
Nacht weiter getanzt. Und wäre so richtig<br />
undiszipliniert geworden. Aber am Oktoberfest<br />
ist Punkt 23 Uhr Schluss, da werden<br />
die Gäste gnadenlos hinausspediert. Es<br />
kann noch so lustig sein.<br />
Und deshalb sage auch ich: Tschüss!<br />
Adieu! Bye bye! Das war meine letzte<br />
«<strong>Cruiser</strong>»-Kolumne, momoll.<br />
www.brunoboetschi.ch
GEMEINSAM<br />
STOPPEN WIR<br />
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XXX<br />
29<br />
AN LESBEN,<br />
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Lesben, Schwule und Transmenschen werden auch in der Schweiz<br />
Opfer von Gewalt. Wir aber tolerieren keine Besch<strong>im</strong>pfungen,<br />
Belästigungen oder Angriffe. Wurdest du Opfer oder Zeuge eines<br />
homo- oder transphoben Vorfalls? Melde den Fall unserer 24-Stunden-<br />
Hotline 0800 133 133 oder anonym unter www.lgbt-helpline.ch<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
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VON Vinicio Albani<br />
Kann ich meinem Fuckbuddy<br />
trauen?<br />
Ich hatte vor ein paar Wochen<br />
ungeschützten, passiven Analsex<br />
mit einem Fuckbuddy, den ich<br />
regelmässig treffe. Bisher hatten<br />
wir <strong>im</strong>mer Safer Sex, diesmal<br />
wurde das Kondom aber in der<br />
Hitze des Gefechts weggelassen.<br />
Er hat mir danach versichert,<br />
HIV-negativ zu sein und seit<br />
seinem HIV-Test <strong>im</strong> April <strong>2016</strong><br />
keinen ungeschützten Sex gehabt<br />
zu haben. Aber kann ich ihm<br />
trauen? Zirka zwei Wochen später<br />
hatte ich einen leichten Schnupfen<br />
und einen kratzigen Hals.<br />
Könnten dies die Symptome einer<br />
HIV-Infektion sein? Und muss<br />
ich wirklich drei Monate bis zum<br />
HIV-Test warten oder kann ich<br />
schon früher gehen?<br />
Andreas (32)<br />
Hallo Andreas<br />
Ungeschützter Analverkehr ist ein hohes<br />
HIV-Risiko. Mit Ejakulation ist das Risiko<br />
am höchsten, aber auch ohne Abspritzen ist<br />
es hoch, denn die Darmschle<strong>im</strong>haut ist äusserst<br />
empfindlich und aufnahmefähig.<br />
Symptome einer HIV-Infektion sind Fieber,<br />
Abgeschlagenheit, Nachtschweiss, geschwollene<br />
Lymphknoten, Halsschmerzen, Hautausschlag<br />
usw. Sie können stark sein oder so<br />
schwach, dass du sie kaum bemerkst. Genauso<br />
können sie aber auch ohne HIV-Infektion<br />
vorkommen (z.B. bei einer Grippe). Ein HIV-<br />
Test ist bereits 15 Tage nach Risikosituation<br />
möglich und ziemlich sicher. Er wird dann<br />
eingesetzt, wenn ein HIV-Risiko eingegangen<br />
wurde und eine Infektion möglich ist.<br />
Denn je früher man über den eigenen Status<br />
Bescheid weiss, desto besser. Um bei einem<br />
negativen Resultat eine HIV-Infektion ganz<br />
auszuschliessen, ist gemäss Schweizer Richtlinien<br />
nach wie vor eine Wartefrist von drei<br />
Monaten nötig. Internationale Studien zeigen<br />
aber, dass die neue Generation der Tests<br />
bereits ab sechs Wochen sicher ist. Der<br />
Checkpoint bietet Tests und persönliche Beratung<br />
an. Infos findest du auf der Webseite:<br />
mycheckpoint.ch.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
HIV durch Buttplug?<br />
Vor drei Tagen hatte ich ein Date<br />
mit einem fremden Mann. Dabei<br />
hatten wir Safer Sex und er hat<br />
mir einen Buttplug eingeführt.<br />
Später ist mir durch den Kopf<br />
gegangen, wenn er das bei allen<br />
seinen Dates macht, war sein<br />
Buttplug wahrscheinlich schon in<br />
vielen Männern drin. Er nahm den<br />
Buttplug zwar aus dem Schrank<br />
und er sah recht sauber und<br />
ungebraucht aus. Trotzdem<br />
mache ich mir Sorgen. Kann man<br />
sich so mit HIV anstecken?<br />
Kevin (22)<br />
Hallo Kevin<br />
User von Sextoys wie Buttplugs oder Dildos<br />
wissen in der Regel, wie sie ihre Spielsachen<br />
pflegen und behandeln müssen. Dazu gehört<br />
auch, diese nach dem Gebrauch zu waschen<br />
und zu desinfizieren. Ob das dein<br />
Sexpartner gemacht hat, kann ich nicht sagen.<br />
Bezüglich HIV besteht jedenfalls keine<br />
Gefahr, denn das HI-Virus verliert an der<br />
Luft relativ schnell an Infektiosität. Bei<br />
Gruppensex und Gangbang-Partys ist aber<br />
darauf zu achten, dass Dildos etc. bei jedem<br />
Partnerwechsel gereinigt und desinfiziert<br />
werden. Weil das in der Praxis eher umständlich<br />
ist, ist es besser, für jeden Hintern<br />
ein neues Kondom über den Dildo zu ziehen,<br />
weil sonst z.B. Hepatitis-C-Viren von<br />
einem Hintern zum anderen «wandern»<br />
können. Mehr Infos zu Hepatitis findest du<br />
auf drgay.ch unter DEINE GESUNDHEIT<br />
bei «HIV & Co.».<br />
Alles Gute, Dr. Gay
Ich suche nicht irgendwen,<br />
daher suche ich auch nicht irgendwo.<br />
XXX<br />
XXX<br />
31<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
32<br />
KOLUMNE<br />
Thommen meint<br />
Schwuler Lebensstil – Leben und<br />
leben lassen<br />
Ich habe kürzlich die aktuelle Biographie eines<br />
Anfang Zwanzigjährigen aus Nordamerika gelesen.<br />
Kindheit, Bedürfnisse nach Männern und die<br />
grosse Sehnsucht nach dem Geliebtwerden. Drum<br />
herum viel Drama, Drogen und «beste Freundin»:<br />
«Wenn sich alles anfühlt wie in Filmen.»<br />
VON PETER THOMMEN<br />
E<br />
s war eines der verrücktesten Bücher,<br />
die ich gelesen habe, und ich<br />
habe mich an eine andere Biographie<br />
aus England erinnert: diejenige eines<br />
Exzentrikers, ein halbes Jahrhundert früher,<br />
«Wie einer sein Leben lebte», was<br />
dann auch verfilmt wurde. Dafür liebe ich<br />
ja die Heterosexuellen über alles: Sie, ihre<br />
Familien und die heterosexuell orientierte<br />
Gesellschaft bringt in jeder Generation<br />
wieder jene Vielfalt von Männerliebenden<br />
hervor, die sie jeweils diskr<strong>im</strong>iniert und<br />
unterdrückt oder gar vergewaltigt. Aber<br />
diese Ausgrenzungen sind Illusion, denn<br />
sie richten sich letztlich gegen sie selbst.<br />
Sie können auch die Schuld nicht einfach<br />
abschieben, weil diese ja in und unter ihnen<br />
aufwachsen.<br />
Interessant sind die aktuellen Reaktionen<br />
zur Forderung nach Öffnung der Ehe.<br />
Warum denn das so wichtig sei und auch,<br />
warum diese Minderheit der Mehrheit die<br />
Diskussion aufdrängen würde. Warum ihnen<br />
dies alles so wichtig ist, fragen sie sich<br />
selber nicht. Es geht eigentlich um den «heterosexuellen<br />
Lebensstil», der plötzlich nicht<br />
mehr unangetastet bleibt. Bis jetzt konnte<br />
man sich ja <strong>im</strong>mer «ein bisschen von» fühlen,<br />
denn es gab Andere, die «nicht so opt<strong>im</strong>al<br />
pigmentiert» waren, wie der heterosexuelle<br />
Mann (egal welcher Couleur).<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
Es ist doch egal, Liebe<br />
ist Liebe!<br />
Bei den Frauen frauscht der Sopran<br />
vor: «Es ist doch egal, Liebe ist Liebe!» Dabei<br />
bleibt die D<strong>im</strong>ension der Sexualität völlig<br />
ausgeblendet. Darüber kann ich als Schwuler<br />
nur staunen. Kürzlich sprach ich mit einem<br />
Mann, der 30 Jahre verheiratet war und<br />
Kinder hat. Seine Neigung spielte für sie von<br />
Anfang an keine Rolle – bis sich diese in Lebensrealität<br />
umsetzte und nicht mehr ausgeblendet<br />
werden konnte. Nun frage ich mich,<br />
wie seine Bedürfnisse nach Männern so lange<br />
aufgestaut werden konnten. Diese Biographie<br />
ist eine ganz andere als bei einem<br />
Schwulen. «Wenn sich alles anfühlt wie in<br />
Filmen», eben in der heterosexuell orientierten<br />
Traumwelt.<br />
Seit ich als Junghomo in den 70ern die<br />
Männertäschchen und die Ohrringe an<br />
Männern erlebt habe, sind die ach so<br />
heterosexuellen jungen Männer <strong>im</strong>mer<br />
«schwuler» geworden. In der Kleidung erotischer,<br />
in den Accessoires lässiger, in den<br />
Farben schriller. Gut, zurzeit herrscht wieder<br />
depressive Unscheinbarkeit in politisch<br />
korrektem Schwarz vor – wie vor hundert<br />
Jahren. Aber der Hintern wird betont lässig<br />
präsentiert und wie zu Viktorias Zeiten der<br />
langen Röcke, bleiben die Fussknöchel <strong>im</strong><br />
Blick und sind frei sichtbar, mit dem Haaransatz<br />
an den Beinen.<br />
Ist das nun ein Lebensstil von Schwulen<br />
und wie wäre dann ein heterosexueller<br />
Lebensstil? Geht der heterosexuelle Lebensstil<br />
in der Homoerotik unter und die Homosexualität<br />
in der heterosexuellen Traumwelt?<br />
Der Konsum ist auf jeden Fall hetero, denn<br />
er bedingt die Vermehrung der Konsumenten<br />
als Folge der industriellen Produktion.<br />
Erinnerung an Marx und Freud. Ähnlich die<br />
religiöse Missionierung von Gläubigen. Darum<br />
sind die elektronischen Produkte und<br />
die virtuelle Realität auch nicht haram und<br />
damit kein Gegensatz.<br />
In der letzten Zeit ist es üblich geworden,<br />
die Schamhaare – als Nachweis des Erwachsenseins<br />
– wegzurasieren. Etwas später<br />
tauchen diese Haare nun oben wieder als<br />
Bart an den Unterkiefern von Männern auf.<br />
Eine Adaption an die religiöse erwachsene<br />
Männlichkeitsvorstellung. Nun, es bestehen<br />
unterschiedliche Interpretationen über dessen<br />
erotische Ausstrahlung. Vielleicht wird<br />
daran sichtbar, welchen Lebensstil der Träger<br />
damit ausdrückt?
Reise-Special<br />
Südafrika<br />
33<br />
Südafrika,<br />
wir kommen!<br />
Kein Kontinent gilt als so homophob wie Afrika; auch Südafrika kann sich<br />
da trotz liberaler Verfassung nicht ausnehmen. Um so erstaunlicher, dass<br />
«<strong>Cruiser</strong>» eine offizielle Einladung für eine LGBT-Reise erhalten hat. Ein<br />
mutiger Schritt.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
34<br />
Reise-Special<br />
Südafrika<br />
VON Haymo Empl<br />
I<br />
n 37 der 55 Länder auf dem Kontinent<br />
ist Homosexualität verboten. Bei den<br />
letzten Wahlen in Sambia, S<strong>im</strong>babwe<br />
und Uganda setzten die regierenden Parteien<br />
das Thema Homosexualität <strong>im</strong><br />
Wahlkampf ein und warfen der Opposition<br />
vor, gleichgeschlechtliche Liebe zu unterstützen.<br />
In Ländern wie Uganda und<br />
Malawi drohen mehrjährige Haftstrafen<br />
(siehe auch das Interview mit Caroline<br />
Suter auf Seite 40).<br />
Und dann ist da noch das andere<br />
Afrika: Südafrika. Wikipedia dazu:<br />
«Homosexualität weist in Südafrika eine<br />
vielfältige Geschichte auf, wenn es um die<br />
Rechte homosexueller Menschen geht, da<br />
traditionelle südafrikanische Sitten, westlicher<br />
Imperialismus, Apartheid und die<br />
Menschenrechtsbewegung jeweils ihre verschiedenen<br />
Auswirkungen hatten.» Eine<br />
kurze Quellenüberprüfung bestätigt diese<br />
Aussage. Die Verfassung des demokrati-<br />
www.gate69.co.za<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
35<br />
www.chandlerhouse.co.za<br />
schen Südafrika war die erste Verfassung<br />
der Welt, die eine Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund<br />
der sexuellen Ausrichtung verbot.<br />
Am 1. <strong>Dezember</strong> 2006 schrieb das Land<br />
Geschichte, indem es als fünftes Land der<br />
Welt und erstes Land in Afrika die Ehe<br />
für gleichgeschlechtliche Partner öffnete.<br />
Das erstaunt.<br />
Allerdings sorgte der höchstrangige<br />
Katholik des Landes, Kardinal Wilfrid Napier,<br />
mit schwulenfeindlichen Aussagen für<br />
Schlagzeilen, als er die liberale Ehe-Rechtsprechung<br />
in Südafrika als Zugeständnis an<br />
den Westen kritisierte. Die NZZ zitierte den<br />
Kardinal: «Mit der Homo-Ehe unterstützen<br />
wir eine Agenda von aussen (…). Das ist eine<br />
neue Form der Sklaverei.» Später wehrte er<br />
sich mit ganz eigener Logik gegen den Vorwurf<br />
der Schwulenfeindlichkeit: «Ich kenne<br />
keine Schwulen, also kann ich auch nicht<br />
homophob sein.»<br />
es existieren Drag-Shows<br />
und eine vibrierende<br />
Party-Szene.<br />
<strong>Cruiser</strong> war mit anderen Vertretern<br />
der grössten LGBT-Medien auf Einladung<br />
von Südafrika-Tourismus vor Ort. Die Reisegruppe<br />
wurde als «Rainbow Press Group»<br />
zusammengefasst: Japan, Brasilien, USA, ➔<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
36 Reise-Special<br />
Südafrika<br />
Eine Safari darf nicht fehlen. Empfehlenswert ist beispielsweise das Shamwari Game Reserve. In dem Reservat gibt’s so ziemlich alle Tiere.<br />
Und je nachdem auch knackige Ranger. www.shamwari.com<br />
Australien … Ein bunter Haufen von<br />
Schwulen und Lesben also in Südafrika.<br />
Schnell wurde auf der Reise klar: Das Land<br />
wirkt offen – die sexuelle Ausrichtung<br />
spielt eine untergeordnete Rolle – genau<br />
wie es eigentlich auch bei uns sein sollte.<br />
Ebenfalls Tatsache: In den grossen Städten<br />
herrscht eine unglaublich bunte und aufregende<br />
Gay-Szene. Diese ist definitiv lebendiger<br />
als in vielen Städten Europas. Im Gegensatz<br />
zu Zentraleuropa geht man in<br />
Südafrika noch in Bars und in Clubs, es<br />
existieren Drag-Shows und eine vibrierende<br />
Party-Szene. Ebenfalls faszinierend ist,<br />
wie sehr sich die Szene für ihr eigenes<br />
Schicksal interessiert und einsetzt. Der<br />
Kämpfergeist der LGBT-Bewegung in Südafrika<br />
ist spür- und erlebbar, das politische<br />
Interesse der einzelnen Akteure enorm.<br />
Und das alles mit einer Leichtigkeit sowie<br />
einem «konstruktiven nach vorne Blicken».<br />
Das erstaunt dann doch – wenn man vom<br />
eher negativen Image des Kontinents ausgeht.<br />
Man könnte sogar so weit gehen und<br />
sagen, dass Kapstadt Afrikas schwule<br />
Hauptstadt ist und sich auf Augenhöhe mit<br />
San Francisco oder Tel Aviv bewegt. Klar<br />
ist, dass sich in Kapstadt die Schwulenund<br />
Lesbenszene nicht in Nischen und Löchern<br />
verkriecht, sondern Teil des öffentlichen<br />
Lebens ist. Das wird beispielsweise<br />
erlebbar, wenn man be<strong>im</strong> Shopping in eine<br />
der zahlreichen Galerien geht (und sich weniger<br />
für die Kunst als für den Galeristen<br />
interessiert – die Reisegruppe war ganz aus<br />
dem Häuschen). Überhaupt ist das Interesse<br />
der Bevölkerung in Kapstadt («The Mother<br />
City») an Kunst und Kultur enorm.<br />
Auch hier spielt weder Hautfarbe noch Sexualität<br />
eine Rolle. Und dann sind da natürlich<br />
noch die schwulen Touristen (Lesben<br />
haben wir keine gesehen, obschon auch die<br />
ziemlich sicher reisen). «Pink Tourism»<br />
wird gezielt gefördert, bei der Tourismuszentrale<br />
gibt es dafür eine eigene Abteilung.<br />
Kapstadts Toleranz ist also bereits zum<br />
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Studio 43<br />
Sauna Bar<br />
Wir wünschen allen<br />
fröhliche Festtage<br />
und alles Gute<br />
<strong>im</strong> neuen Jahr.<br />
Wir danken<br />
unseren Gästen<br />
für ihre Treue.<br />
Wirtschaftsfaktor geworden. Schätzungsweise<br />
zehn Prozent aller Gäste seien homosexuell,<br />
erklärt der Vertreter von Südafrika-<br />
Tourismus. Die scheint etwas opt<strong>im</strong>istisch<br />
geschätzt. Fakt ist aber, dass das Gros der<br />
Touristen keine «Szenegänger» sind, sondern<br />
einfach ausspannen möchte. Und das<br />
funktioniert in Südafrika bestens!<br />
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täglich 11–22 Uhr,<br />
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CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
Reise-Special<br />
Expertentipps<br />
37<br />
Es muss nicht <strong>im</strong>mer Gran<br />
Canaria sein<br />
Ray Fuhrer gründete «Pink Cloud» vor 18 Jahren und<br />
ist Experte für LGBT-Reisen. Er weiss, wo man <strong>im</strong><br />
<strong>Winter</strong> Ferien machen kann … Und wo eher nicht<br />
VON Haymo Empl<br />
C<br />
ruiser war gerade in Südafrika<br />
auf einer LGBT-Pressereise, dort<br />
bemüht man sich um LGBT-<br />
Reisende – das Tourismusbüro hat LGBT-<br />
Journis aus aller Welt für eine Woche eingeladen.<br />
Ein enormer Aufwand. Merkst du,<br />
dass sich gewisse Länder um die LGBTs als<br />
Zielgruppe besonders bemühen?<br />
Es sind weniger die Länder, die sich<br />
«bemühen», sondern die Städte. Oft zeigen<br />
sich die Städte ja wesentlich liberaler als<br />
die Landbevölkerung – genau wie bei uns.<br />
Viele Städte haben die Zielgruppe erkannt, ➔<br />
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MAENNERZONE.COM<br />
Ausführliche Infos auf<br />
maennerzone.com
38<br />
Reise-Special<br />
Expertentipps<br />
«Wir buchen sehr viele<br />
Gay-Kreuzfahrten und haben<br />
auch enorm viele, die nach<br />
ihrer ersten Kreuzfahrt<br />
richtige ‹Fans› werden und<br />
erneut buchen.»<br />
beispielsweise Lissabon. Ich habe von einem<br />
Kunden eine tolle Rückmeldung erhalten:<br />
Dort gibt es zentral auf dem Hauptplatz ein<br />
LGBT-Office, welches sogar spezielle Stadtführungen<br />
anbietet.<br />
Gibt es denn nach wie vor Länder oder<br />
Destinationen, welche eher nicht bereist<br />
werden sollten?<br />
Ganz klar nach wie vor Saudi-Arabien.<br />
Dann würde ich derzeit auch eher von Uganda<br />
abraten, dort ist es sogar verboten öffentlich<br />
über Homosexualität zu reden. Die Situation<br />
schwuler Männer und lesbischer<br />
Frauen ist in Uganda übrigens seit etwa 2005<br />
sehr dramatisch. Sexuelle Akte, die «gegen<br />
die Natur verstossen» resultieren in 14 Jahren<br />
Gefängnis.<br />
Wenn man eine Reise über Pink Cloud in ein<br />
«Risikoland» bucht – wie würdest du<br />
reagieren, wenn der Reisende wegen seiner<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
sexuellen Ausrichtung Probleme mit den<br />
Behörden bekommt?<br />
Wenn ein Kunde unbedingt in ein Risikoland<br />
reisen will, dann machen wir ihn darauf aufmerksam,<br />
doch zum Schluss liegt es <strong>im</strong>mer noch<br />
in seiner eigenen Verantwortung. Antworten<br />
diesbezüglich gibt übrigens auch das EDA.<br />
In der kalten Jahreszeit ist Gran Canaria ein<br />
Klassiker. Lohnt es sich nach wie vor, dorthin<br />
zu fliegen oder gibt es Alternativen?<br />
Gran Canaria empfehle ich eher bis zum<br />
November und ab März/April wieder – in<br />
den <strong>Winter</strong>monaten kann es auch dort kühl<br />
werden. Innerhalb von vier Flugstunden<br />
gibt es nicht viele Alternativen … vielleicht<br />
noch die Kapverdischen Inseln.<br />
Ganz offensichtlich sind Gay-Cruises <strong>im</strong><br />
Trend. Wie stehst du dazu?<br />
Wir buchen sehr viele Gay-Kreuzfahrten und<br />
haben auch enorm viele, die nach ihrer ersten<br />
Kreuzfahrt richtige «Fans» werden und erneut<br />
buchen. Wer einmal auf einem solchen<br />
Schiff war, kommt begeistert zurück.<br />
Wichtig ist, das richtige Schiff, eine opt<strong>im</strong>ale<br />
Kabine mit guter Lage sowie ein<br />
spannendes Routing zu wählen.<br />
Wie unterscheiden sich eigentlich die Gays<br />
und die Lesben be<strong>im</strong> Buchungsverhalten?<br />
Die Jungs sind meistens etwas mehr auf Partys<br />
aus – die Mädels sind sehr an Natur und<br />
Kultur interessiert – aber verallgemeinern<br />
lässt sich dies Aussage natürlich nicht.<br />
Du bist nun schon sehr lange sehr erfolgreich<br />
auf dem Reisemarkt – inwiefern hat<br />
sich dieser in den letzten Jahren verändert?<br />
Für die Kunden nur zum Positiven – denn<br />
nie war das Reisen so günstig. Ich freue mich<br />
nach wie vor über unsere grosse Stammkundschaft,<br />
die unsere Leidenschaft fürs<br />
Reisen mit uns teilt.
JACK<br />
XXX<br />
XXX<br />
39<br />
CLUB NIGHT<br />
THE SURREAL<br />
ISSUE<br />
SATURDAY<br />
10.12.16<br />
KAUFLEUTEN<br />
BACKSTAGE<br />
DJ SETS<br />
TERRY<br />
VIETHEER<br />
LONDON<br />
LAURENT<br />
CHARBON<br />
LAUSANNE<br />
LOVE ALL<br />
NIGHT LONG<br />
BE PROUD!<br />
WE ARE!<br />
DOORS 23:00<br />
KAUFLEUTEN<br />
BACKSTAGE<br />
TALACKER 36<br />
ZURICH<br />
WWW.JACK<br />
COMPANY<br />
.COM<br />
PHOTOGRAPHED BY WALTER PFEIFFER<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
40<br />
Interview<br />
Caroline Suter<br />
Im Kampf gegen<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
In der Schweiz leben 20 000 Menschen mit HIV oder Aids. Trotz der medizinischen<br />
Fortschritte werden diese noch <strong>im</strong>mer diskr<strong>im</strong>iniert: auf Reisen, <strong>im</strong><br />
medizinischen Bereich, bei Versicherungen oder am Arbeitsplatz – die Aids-Hilfe<br />
Schweiz hat eine eigens dafür eingerichtete Fachstelle.<br />
VON Haymo Empl<br />
C<br />
aroline Suter ist eine der Rechtsberaterinnen<br />
bei der Aids-Hilfe Schweiz<br />
und beantwortet mit ihrem Team<br />
jährlich 400–500 Anfragen rund um das<br />
Thema HIV/Aids und Recht. Durch die neuen<br />
Therapiemöglichkeiten «sieht» man das<br />
Krankheitsbild nicht mehr, die neuen Möglichkeiten<br />
<strong>im</strong> Kampf gegen das Virus bedeuten<br />
aber auch, dass die entsprechenden Medikamente<br />
regelmässig und gewissenhaft<br />
eingenommen werden müssen. Das kann<br />
bei einer grösseren Reise zu Problemen<br />
führen – denn schliesslich outet man sich<br />
am Zoll durch die Medikamente unfreiwillig<br />
als HIV-positiv. Länder wie die Arabischen<br />
Emirate, Singapur, Ägypten oder<br />
Russland haben beispielsweise eine restriktive<br />
Handhabe bei Menschen mit HIV, die<br />
einreisen wollen. Es gilt also, besondere Vorsicht<br />
walten zu lassen und nicht in jedem<br />
Fall über den eigenen Gesundheitsstatus<br />
Auskunft zu geben. Caroline Suter: «Ich rate<br />
bei Reisen in Länder mit Einreisebeschränkungen,<br />
die Mediakamente nicht in der Originalverpackung<br />
mitzunehmen, das führt in<br />
der Regel zu keinen weiteren Fragen.» Die<br />
Webseite hivtravel.org informiert <strong>im</strong> Detail,<br />
welches Land welche Vorschriften hat. In<br />
den letzten Jahren haben viele Länder ihre<br />
diskr<strong>im</strong>inierenden Einreisebeschränkungen<br />
für Menschen mit HIV aufgehoben, so dass<br />
Caroline Suter zum Thema «Reisen» deutlich<br />
weniger Anfragen hat als früher.<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung am Arbeitsplatz<br />
«Die meisten Fälle treten in Zusammenhang<br />
mit Versicherungen und am Arbeitsplatz<br />
auf», so die Juristin. Denn durch die<br />
neuen Therapieformen ist man nicht mehr<br />
«krank geschrieben» und meist voll arbeitsfähig.<br />
Ein toller Fortschritt also? «Dadurch,<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />
dass viel mehr Personen erwerbstätig sind,<br />
verzeichnen wir auch eine Zunahme an Diskr<strong>im</strong>inierungen,<br />
welchen Menschen mit<br />
HIV am Arbeitsplatz ausgesetzt sind» so<br />
Caroline Suter. Und auch hier springt dann<br />
die Rechtsberatung ein: Die Aids-Hilfe<br />
Schweiz ist die eidgenössische Meldestelle<br />
für Diskr<strong>im</strong>inierungen <strong>im</strong> HIV/Aids-<br />
Bereich. Bei der Integration von HIV-positiven<br />
Menschen ins Arbeitsleben gibt es demnach<br />
nach wie vor Hürden zu bewältigen, zudem<br />
stehen missbräuchliche Kündigungen, Mobbing<br />
und Datenschutzverletzungen auf der<br />
Tagesordnung. «Der Kontakt mit den Klienten<br />
verläuft telefonisch oder schriftlich», erklärt<br />
die Juristin das Vorgehen. «Bereits<br />
be<strong>im</strong> Erstkontakt wird oft schon klar, wie<br />
hoch die Chancen für eine erfolgreiche Bearbeitung<br />
des Konflikts sind.» Das weitere<br />
Prozedere ergibt sich dann aus der jeweiligen<br />
Problemstellung. Handelt es sich um einen<br />
sozialversicherungsrechtlichen Fall (z.B.<br />
Invalidenversicherung), bietet die Aids-Hilfe<br />
Schweiz auch Rechtsvertretungen an.<br />
«Natürlich freue ich mich – auch nach 15<br />
Jahren Rechtsberatung – noch <strong>im</strong>mer sehr<br />
über einen gewonnenen Fall», lacht Caroline<br />
Suter. Offenbar scheint ihr Vorgehen effektiv<br />
zu sein: acht von zehn Beschwerden sind<br />
nämlich jeweils erfolgreich.<br />
Weitere Infos über die kostenlose<br />
Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz<br />
unter www.aids.ch
XXX<br />
XXX<br />
41<br />
gaycity.ch<br />
Where to go in the little big city<br />
2<br />
1<br />
MOUSTACHE<br />
Die Sauna für Männer<br />
Engelstrasse 4<br />
www.moustache.ch<br />
(Nachtsauna jeden Fr / Sa)<br />
HUUSMAA<br />
Kafi – Reschti – Bar<br />
Badenerstrasse 138<br />
044 241 11 18<br />
www.huusmaa.ch<br />
Sa & So Brunch 10:00 – 15:00<br />
6<br />
7<br />
CHECKPOINT<br />
Gesundheitszentrum<br />
Konradstrasse 1<br />
www.checkpoint-zh.ch<br />
044 455 59 10<br />
LEONHARDS-<br />
APOTHEKE<br />
Stampfenbachstr. 7<br />
www.leonhards.apotheke.ch<br />
044 252 44 20<br />
8<br />
9<br />
MACHO<br />
City Shop<br />
Häringstrasse 16<br />
www.macho.ch<br />
PARAGONYA<br />
Wellness Club<br />
Mühlegasse 11<br />
www.paragonya.ch<br />
13<br />
CRANBERRY<br />
Bar<br />
Metzgergasse 3<br />
www.cranberry.ch<br />
3<br />
LES GARÇONS<br />
Bar/Tanzbar<br />
Kernstrasse 60<br />
www.garcons.ch<br />
Täglich geöffnet ab 18.30 Uhr<br />
10<br />
THE DYNASTY CLUB<br />
2 Bars – 1 Eingang<br />
Zähringerstrasse 11<br />
www.dynastyclub.ch<br />
4<br />
MÄNNERZONE<br />
Shop & Bar<br />
Kernstrasse 57<br />
www.maennerzone.ch<br />
11<br />
PREDIGERHOF<br />
bistro – bar<br />
Mühlegasse 15<br />
www.predigerhof.ch<br />
5<br />
MED. DENT.<br />
KLAAS FRIEDEL<br />
Ehemals Zahnarzt am Helvetiaplatz<br />
NEU: Heinrichstrasse 239<br />
Mit Tram ab 4/13/17 bis Escher-Wyss-Platz<br />
www.swissdentalcenter.ch<br />
www.zahn-arzt.ch<br />
043 444 74 00<br />
12<br />
TIP TOP BAR<br />
Die Schlager Bar<br />
Seilergraben 13<br />
www.tip-top-bar.ch<br />
Dienstag – Samstag ab<br />
18.30 Uhr<br />
Interesse in diesem<br />
Inserat aufgeführt zu sein?<br />
Anfragen an:<br />
info@zbiro.ch<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
42<br />
Marktplatz<br />
Privatinserate<br />
Kleinanzeigen<br />
Egal, ob du etwas verkaufst,<br />
etwas (oder jemanden) suchst:<br />
Hier bist du richtig.<br />
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alles Weitere dann persönlich oder per E-Mail.<br />
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und Art Director in die Konzeption Ihres Auftritts ein.<br />
Besuchen Sie meine Website unter nicolesenn.ch<br />
Happy Birthday, Roman<br />
Ich hoffe, ich kann dich auf diesem Weg überrraschen! Selbstverständlich<br />
gehen wir noch fein essen – aber ich wünsche dir jetzt<br />
und hier schon mal alles Gute zu deinem 35. Geburtstag. Also: Alles<br />
Liebe und gräme dich nicht wegen deines Alters; ich finde so richtig<br />
gut wird es erst ab jetzt!<br />
Kuss; Ruedi<br />
Ich suche dich!<br />
Wir haben uns am 22. November um ca. 16.15 Uhr <strong>im</strong> Tram<br />
Nummer 10 Richtung Flughafen lange angesehen, bis du mich<br />
dann angelächelt hast. Ich habe zurückgelächelt, aber habe<br />
nicht den Mut gehabt, dich anzusprechen. Du bist dann an der<br />
Letzistrasse ausgestiegen und hast dich nochmals umgedreht.<br />
Du hast Jeans, rote Adidas-Schuhe, ein Nike-T-Shirt (Just Do It)<br />
unter einer blauen Jacke getragen. Ich kann dein Lachen nicht<br />
vergessen! Maile mir, vielleicht gehen wir Kaffee trinken?<br />
wavingcolt007@gmx.ch<br />
Balladen-Bücher-Sammlung<br />
Schweren Herzens löse ich meine Buchsammlung von und über<br />
Balladen aus dem 18. Jahrhundert auf. Die Sammlung besteht<br />
aus wertvollen Sammlerstücken, z. B. Erstausgaben sowie<br />
wichtigen Werken der Sekundärliteratur. Alle Bände sind in<br />
hervorragendem Zustand. Nach einem schweren Schicksalsschlag<br />
muss ich mich nun von dieser Sammlung trennen. Abgabe<br />
nur komplett (ca. 50 Bände) möglich.<br />
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der Schweiz Leser aus allen Bildungsschichten, mit<br />
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So funktioniert es<br />
Du kannst dein privates Inserat ganz einfach auf<br />
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und du kannst direkt online mit Paypal oder Kreditkarte bezahlen.<br />
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Inserat mit CHF 100.– per Post, wir drucken dein Inserat dann<br />
mit Chiffre Nummer und leiten deine Briefpost ungeöffnet während<br />
fünf Wochen weiter. Bitte vergiss deinen Absender nicht, sonst kann<br />
die Post nicht weitergeleitet werden.<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017
HIV-positiv?<br />
XXX<br />
XXX<br />
43<br />
Wir sind für<br />
dich da.<br />
Die Aids-Hilfe Schweiz bietet:<br />
• direkte Hilfe bei Problemen mit Arbeitgebern<br />
und Versicherungen<br />
• kostenlose Rechtsberatung<br />
• Broschürenreihe zu Themen wie Therapiebeginn,<br />
HIV und Job, Datenschutz etc.<br />
• finanzielle Unterstützung in Notlagen<br />
• Einsatz für gleiche Rechte<br />
• Kampagnen, die in der Gesellschaft für mehr<br />
Solidarität werben, Vorurteile und falsche<br />
Vorstellungen über HIV abbauen<br />
Mehr dazu auf aids.ch und drgay.ch<br />
www.aids.ch<br />
www.drgay.ch<br />
CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017