02.12.2016 Aufrufe

Cruiser im Dezember 2016 (Doppelnummer Winter)

Cruiser in GOLD! Aber nicht nur das Cover ist hübsch, auch der Inhalt! Alles rund ums Reisen, LGBT Gruppen in Osteuropa und: Warum sind wir eigentlich schwul?

Cruiser in GOLD! Aber nicht nur das Cover ist hübsch, auch der Inhalt! Alles rund ums Reisen, LGBT Gruppen in Osteuropa und: Warum sind wir eigentlich schwul?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

cruiser<br />

DAS<br />

<strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017 CHF 7.50<br />

GRÖSSTE<br />

SCHWEIZER<br />

GAY-MAGAZIN<br />

Coming-Out <strong>im</strong><br />

Mutterleib:<br />

Darum sind wir<br />

schwul<br />

Kirche & Homosexualität<br />

Christliche LGBT-Gruppen <strong>im</strong> Osten<br />

Ferienspecial<br />

Ab an die Sonne<br />

Flashback<br />

<strong>Cruiser</strong> vor 30 Jahren<br />

<strong>Doppelnummer</strong><br />

<strong>Winter</strong><br />

<strong>2016</strong>


NEUE SICHT AUF HIV:<br />

GEMEINSAM<br />

SCHAFFEN WIR’S.<br />

Gemeinsam setzen wir uns aktiv für eine Welt ohne Stigmatisierung<br />

von Menschen mit HIV ein. Zusammen können wir es schaffen,<br />

die Ausgrenzung von Menschen mit HIV in der Schweiz zu beenden.<br />

ViiV Healthcare GmbH, Talstrasse 3–5, 3053 Münchenbuchsee<br />

CH/HIV/0045/16/17.11.<strong>2016</strong>/11.<strong>2016</strong>


3<br />

Editorial<br />

Liebe Leser<br />

Ganz der Tradition des <strong>Cruiser</strong> verpflichtet, haben wir eine alte, aber bewährte Rubrik wieder eingeführt.<br />

Die Kleinanzeigen! Auch, weil wir oft Anfragen bekommen, welche wir so aus Kostengründen<br />

<strong>im</strong> Magazin nirgends plazieren können. Mit dem neuen alten Forum bieten wir also eine kostengünstige<br />

Plattform für «Dies & Das». Abgesehen davon gibt es auch in dieser Ausgabe wieder viel<br />

«Dies & Das» rund um das Gay-Life zu entdecken – wir haben versucht, eine möglichst pralle und bunte <strong>Winter</strong>nummer zu<br />

machen und hoffen, dass bei der Lektüre der <strong>Winter</strong> etwas kurzweiliger wird.<br />

Herzlich; Haymo Empl<br />

Chefredaktor<br />

inhalt<br />

4 Thema Coming-Out <strong>im</strong> Mutterleib<br />

10 Kolumne Michi Rüegg<br />

12 <strong>Cruiser</strong> zu Besuch <strong>im</strong> Club Rage<br />

14 News Update<br />

17 Heute vor 30 Jahren<br />

18 Kolumne Mirko!<br />

19 Kultur Konzertkritik «schmaz»<br />

20 Kultur Musical «Summer of’85»<br />

22 Kultur Buchtipp<br />

23 Thema Kirche & Homosexualität<br />

in Osteuropa<br />

27 FINGERFERTIG CRUISER KOCHT!<br />

28 Kolumne Bötschi klatscht<br />

30 Ratgeber Dr. Gay<br />

32 Kolumne Peter Thommen<br />

33 Reisespecial Südafrika<br />

40 Interview Diskr<strong>im</strong>inierung & HIV<br />

42 Marktplatz Privatinserate<br />

<strong>im</strong>pressum<br />

CRUISER MAGAZIN PRINT<br />

ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Chefredaktor Haymo Empl | Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />

Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />

Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />

Art Direktion Nicole Senn | www.nicolesenn.ch<br />

Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />

Andreas Faessler, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen,<br />

Nihat Yasartürk.<br />

Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />

Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />

Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />

WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />

Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />

Wasserloses Druckverfahren<br />

REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />

empl.media, Haymo Empl<br />

<strong>Winter</strong>thurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />

redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />

CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />

Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />

Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 3. Februar 2017<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


4<br />

Thema<br />

WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />

Coming-out <strong>im</strong><br />

Mutterleib?<br />

Lange war die Frage nach der Entstehung von Homosexualität mit der<br />

Suche nach Therapiemöglichkeiten verknüpft. Heute bemühen sich<br />

Wissenschaftler wertfrei um eine Antwort. Eine eindeutige Erklärung<br />

haben sie noch nicht gefunden. Unstrittig ist aber, dass die sexuelle<br />

Orientierung schon vor der Geburt festgelegt wird.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


Thema<br />

WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />

5<br />

Schwule Pinguine: Gemeinsam ziehen sie ein Junges auf.<br />

von Thomas Borgmann<br />

«<br />

Ochs tut es, Kuh tut es, ein gesundes<br />

Känguru tut es …» Mit der deutschsprachigen<br />

Version des bekannten Cole-<br />

Porter-Titels «Let’s do it, let’s fall in love»,<br />

besang Hildegard Knef 1969 das Verliebtsein<br />

<strong>im</strong> Allgemeinen. Das Lied endet nach zahlreichen<br />

Beispielen aus dem Tierreich mit<br />

dem ermunternden Fazit «Spass macht es».<br />

Nach heutigem Kenntnisstand könnte der<br />

Text durchaus auch als ein Plädoyer für die<br />

Selbstverständlichkeit der gleichgeschlechtlichen<br />

Liebe verstanden werden. Wissenschaftler<br />

haben inzwischen eine bemerkenswerte<br />

Vielzahl von Belegen dafür gesammelt,<br />

dass homosexuelle Verhaltensweisen <strong>im</strong><br />

Tierreich weit verbreitet sind. Zahlreiche Berichte<br />

dokumentieren, dass bei Säugetieren,<br />

Vögeln, Reptilien, Amphibien, Insekten,<br />

Weichtieren und Fadenwürmern sowohl<br />

gleichgeschlechtliche Freundschaften, längere<br />

Partnerschaften wie auch sexuelle<br />

Handlungen beobachtet werden. Alle Formen<br />

des menschlichen Sexualverkehrs, seien<br />

sie vaginal, anal oder oral, aber auch das gegenseitige<br />

Befriedigen mit der Hand, finden<br />

<strong>im</strong> Tierreich statt. So reiben Walbullen ihre<br />

erigierten Penisse aneinander, Delfinweibchen<br />

dringen mit ihrer Rückenflosse in die<br />

Geschlechtsöffnung von Partnerinnen ein<br />

und die männlichen Tümmler penetrieren<br />

sich gegenseitig durch das Atemloch. Moralische<br />

Entrüstung <strong>im</strong> katholischen Polen<br />

provozierte <strong>im</strong> Jahr 2009 der zehnjährige<br />

Elefantenbulle Nino <strong>im</strong> Zoo von Poznan. Er<br />

interessierte sich nur für männliche Artgenossen,<br />

denen er seinen Rüssel in den Mund<br />

steckte und sie in der Genitalregion st<strong>im</strong>ulierte.<br />

Das brachte den konservativen Stadtrat<br />

derart in Sorge um die Moral jugendlicher<br />

Zoobesucher, dass er eine Isolation des<br />

Elefanten forderte. Aber auch <strong>im</strong> Tierreich<br />

geht es bei den gleichgeschlechtlichen Handlungen<br />

nicht nur um die reine sexuelle Befriedigung:<br />

Homosexuelle Störche, Enten,<br />

Schwäne und Geier ziehen gemeinsam Junge<br />

auf. Im Juli 2009 machten zwei männliche<br />

Pinguine des Zoos von San Francisco weltweit<br />

Schlagzeilen, weil sie sechs Jahre zusammen<br />

waren und ein Küken aufzogen.<br />

Gleiches wurde aus Grossbritannien berichtet,<br />

als das langjährige schwule Flamingo-<br />

Paar Carlos und Fernando ein verwaistes Ei<br />

ausbrütete und den Nachwuchs adoptierte.<br />

Eine besonders hohe Schwulenquote beobachtete<br />

man unter domestizierten Schafen:<br />

Jeder zehnte Widder paart sich ausschliesslich<br />

mit anderen Männchen. Zoologen beobachteten<br />

in einer Möwenkolonie sogar,<br />

Homosexuelle Störche,<br />

Enten, Schwäne und Geier<br />

ziehen gemeinsam Junge auf.<br />

dass 20 Prozent der Paare dasselbe<br />

Geschlecht haben. 2003 entdeckten US-<br />

Ornithologen bei einer Kolonie von ➔<br />

ANZEIGE


6<br />

Thema<br />

WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />

In antiken Schriften der Griechen war Homosexualität absolut normal.<br />

Später dann wurden Gays das 3. Geschlecht.<br />

Laysan-Albatrossen auf Oahu, der Hauptinsel<br />

Hawaiis, dass ein Drittel der Paare aus<br />

zwei weiblichen Vögeln bestand. Insgesamt<br />

geht man davon aus, dass Homosexualität<br />

bei rund zehn Prozent der Tiere vorkomme,<br />

so Pascale Wapf, Veterinärmedizinerin des<br />

Zürcher Zoos, in dem auch Führungen zum<br />

Thema «Homosexualität <strong>im</strong> Tierreich» angeboten<br />

werden (siehe www.watson.ch vom<br />

7. Juni 2015).<br />

Sex zum Spass, statt zur Arterhaltung<br />

Sollte die weit verbreitete Homosexualität<br />

<strong>im</strong> Tierreich die Haltung früherer Mediziner<br />

und heutiger religiöser Fundamentalisten<br />

nicht eindeutig widerlegen, die gleichgeschlechtliches<br />

Begehren als unnatürlich<br />

verurteilten beziehungsweise das <strong>im</strong>mer<br />

noch tun? Andererseits drängt sich die Frage<br />

auf, warum die Natur homosexuelles<br />

Verhalten hervorbringt, und welchen Sinn<br />

es aus evolutionärer Sicht machen kann.<br />

Nach Charles Darwin ist die Evolution ein<br />

reiner Kampf ums Dasein, der sich vor allem<br />

<strong>im</strong> Drang zur Fortpflanzung manifestiert.<br />

Sexualität dient nach seiner Auffassung<br />

lediglich der Arterhaltung durch<br />

Weitergabe der Gene an die Nachkommen.<br />

Dass sich best<strong>im</strong>mte Spielarten der Sexualität<br />

nur entwickeln, weil sie Spass machen,<br />

war für ihn <strong>im</strong> Kontext der Sexualethik des<br />

Viktorianischen Zeitalters undenkbar. Homosexuelle,<br />

die ja nicht unmittelbar zum<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

Fortbestand der menschlichen Spezies beitragen,<br />

verhalten sich also gewissermassen<br />

antidarwinistisch. Wenn Homosexualität<br />

durch fehlende Nachkommenschaft aber<br />

nicht weiter vererbt werden kann, warum<br />

hat sie dann Bestand und verschwand nicht<br />

einfach <strong>im</strong> Lauf der Evolution?<br />

Wenn Homosexualität<br />

widernatürlich wäre,<br />

warum ist sie dann<br />

nicht ausgestorben?<br />

Diese Frage führte Wissenschaftlicher<br />

jahrzehntelang zu der Annahme, dass sie<br />

nur erworben sein kann und demzufolge<br />

auch veränderbar, also therapierbar sein<br />

muss. Schon in einer antiken griechischen<br />

Schrift heisst es, dass die gleichgeschlechtliche<br />

Neigung entstehe, wenn sich der pubertierende<br />

Knabe an die <strong>im</strong> alten Griechenland<br />

durchaus gängige Praxis des passiven<br />

Geschlechtsverkehrs gewöhne. In späteren<br />

Jahrhunderten versuchte man, den «unnatürlichen<br />

Trieb» mit zu häufigem Masturbieren<br />

oder dem Verabreichen von Klistieren<br />

in der Kindheit zu erklären. Sigmund<br />

Freud schliesslich, der Begründer der Psychoanalyse,<br />

machte zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

eine zu enge Mutterbindung für<br />

ausschliesslich homosexuelles Empfinden<br />

verantwortlich. Im Gegensatz zu früheren<br />

Erklärungsversuchen sah Freud Homosexualität<br />

allerdings durchaus als eine natürliche<br />

Variante menschlicher Sexualität an,<br />

die aufgrund der grundsätzlich bisexuellen<br />

Veranlagung eines jeden Menschen auch<br />

gewählt werden kann und nicht zwangsläufig<br />

therapiert werden muss. 1864 hatte<br />

bereits der deutsche Jurist Karl Heinrich<br />

Ulrichs eine Theorie veröffentlicht, in der er<br />

den Schwulen als «Urning» bezeichnete<br />

und vermutete, dass dieser Mensch zwar <strong>im</strong><br />

Körper eines Mannes geboren sei, aber eine<br />

weibliche Seele habe. Er ging also von einer<br />

Art «drittem Geschlecht» neben Mann und<br />

Frau und einem angeborenen gleichgeschlechtlichen<br />

Begehren aus, womit er vor<br />

allem homosexuelle Handlungen entkr<strong>im</strong>inalisieren<br />

wollte. Diesen Ansatz nahm der<br />

deutsche Sexualforscher Magnus Hirschfeld<br />

auf, der in seinem 1919 in Berlin gegründeten<br />

Institut für Sexualwissenschaft<br />

vor allem über die Ursachen der Männerliebe<br />

forschte und sich ebenfalls für deren<br />

Straffreiheit einsetzte. Mit der Machtergreifung<br />

der Nationalsozialisten wurden<br />

seine Bemühungen allerdings um Jahrzehnte<br />

zurückgeworfen. Nach dem Ende<br />

der Diktatur sollte es noch mehr als zwei<br />

Jahrzehnte dauern, bis der von den Nazis


Thema<br />

WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />

7<br />

1935 verschärfte Paragraf 175, der Homosexualität<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

unter Strafe stellte, entschärft und erst<br />

1994 schliesslich ganz abgeschafft wurde.<br />

Angeboren oder erworben?<br />

Mit der Verschärfung der Bestrafung gleichgeschlechtlicher<br />

Handlungen nahmen auch<br />

die Therapieversuche an Homosexuellen an<br />

Drastik zu. Noch in den 1970er Jahren unterstellten<br />

ihnen manche Wissenschaftler<br />

eine Entwicklungsstörung, die mit Elektroschocks<br />

oder Operationen am Gehirn geheilt<br />

werden sollte. 1973 strich die Amerikanische<br />

Psychiatrische Vereinigung (APA),<br />

auch auf Druck von Schwulenaktivisten,<br />

Homosexualität von ihrer Diagnoseliste für<br />

psychische Krankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO folgte ihr erst 1990.<br />

Heute herrscht zumindest in den westlichen<br />

Industriestaaten weitgehend Konsens darüber,<br />

dass Homosexualität eine gleichwertige<br />

«Homosexualität ist<br />

ziemlich sicher<br />

genetisch festgelegt.»<br />

natürliche Variante des sexuellen Begehrens<br />

ist und keine Krankheit, sexuelle Fehlleitung<br />

oder selbst gewählte Lebensform. Gelöst<br />

von der Frage nach Therapiemöglichkeiten,<br />

versuchen Forscher seit den 1980er<br />

Jahren zu ergründen, ob die sexuelle Orientierung<br />

genetisch festgeschrieben ist oder<br />

ob auch kulturelle und soziologische Faktoren<br />

dafür entscheidend sind, welches Geschlecht<br />

man begehrt. Auch wollte man<br />

verstehen, ob sich homosexuelle Menschen<br />

ausschliesslich durch ihre sexuelle Orientierung<br />

von Heterosexuellen unterscheiden<br />

oder ob sie auch anders denken und empfinden.<br />

Seit gut 100 Jahren führte man<br />

ausschliesslich psychologische und soziologische<br />

Gründe als Ursache für die gleichgeschlechtliche<br />

Zuneigung an, ohne je einen<br />

Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme<br />

liefern zu können. Freuds Theorie der engen<br />

Mutterbindung beziehungsweise einer<br />

schwachen oder fehlenden Vaterfigur wurden<br />

schon dadurch widerlegt, dass die Söhne<br />

alleinerziehender Mütter nicht öfter schwul<br />

sind als Jungen, die von beiden Elternteilen<br />

erzogen werden. Dass Homosexualität in<br />

vielen Familien gehäuft vorkommt, sprach<br />

durchaus für eine genetische Disposition.<br />

Das bekannteste Beispiel ist die deutsche<br />

Literaten-Dynastie der Familie Mann:<br />

Thomas Mann und seine Kinder Klaus, Erika<br />

und Golo waren homosexuell. Vor allem<br />

amerikanische Wissenschaftler gaben sich<br />

nicht mehr mit den psychologischen und ➔<br />

ANZEIGE<br />

PRAXISERÖFFNUNG AN DER<br />

KLINIK IM PARK<br />

PROF. DR. MED. CLÉMENT M. L. WERNER<br />

Es freut mich bekannt zu geben, dass ich per 1. September <strong>2016</strong> das Ärzteteam der ORTHO CLINIC ZÜRICH an der Hirslanden Klinik Im Park<br />

ergänzt habe. Als international anerkannter Experte <strong>im</strong> Bereich der Wirbelsäule und des Beckens sowie langjähriger Leiter der Wirbelsäulen-, Becken-<br />

und Hüftchirurgie und schlussendlich Stv. Klinikdirektor der Unfallchirurgie am Universitätsspital Zürich habe ich mich entschieden,<br />

meine eigene Praxistätigkeit aufzunehmen.<br />

Prof. Dr. med. Clément M. L. Werner<br />

Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, FMH<br />

European Board of Surgery Qualification (EBSQ) Traumatology<br />

FA Interventionelle Schmerztherapie (SSIPM)<br />

FA Vertrauensarzt (SGV)<br />

Executive MBA, Universität Zürich<br />

Kernkompetenzen<br />

• Abklärung, konservative und operative Therapie des gesamten Achsenskelettes<br />

(Wirbelsäule, Becken, Azetabulum, Hüfte)<br />

• Behandlung von Affektionen des Iliosakralgelenks<br />

• Osteoporotische Frakturen der Wirbelsäule und des Beckens<br />

• Metastasenchirurgie <strong>im</strong> Bereich Wirbelsäule und Becken<br />

• Hüftgelenkschirurgie (gelenkerhaltend, Endoprothetik, Revisionsendoprothetik)<br />

• Min<strong>im</strong>alinvasive Operationstechniken an Wirbelsäule und Hüfte<br />

• Interventionelle Schmerztherapie inkl. Endoskopische Rhizotomien<br />

der Fazettengelenke<br />

PROF. DR. MED.<br />

CLÉMENT M. L. WERNER<br />

ORTHO CLINIC ZÜRICH<br />

SEESTRASSE 315<br />

CH-8002 ZÜRICH<br />

T +41 44 201 40 04<br />

F +41 44 201 40 41<br />

CLEMENT.WERNER@<br />

ORTHOCLINIC-ZUERICH.CH<br />

WWW.ORTHOCLINIC-ZUERICH.CH<br />

WWW.KLINIK-IMPARK.CH<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


8<br />

Thema<br />

WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />

Bei eineiigen Zwillingen kommt Homosexualität besonders<br />

häufig vor.<br />

Je mehr Brüder, desto wahrscheinlicher, dass einer davon homosexuell ist.<br />

soziologischen Erklärungsversuchen zufrieden.<br />

Sie fanden heraus, dass sich bei einem<br />

schwulen Jungen die Möglichkeit, dass der<br />

nächstgeborene Bruder auch homosexuell ist,<br />

verdoppelt bis vervierfacht. Bei zweieiigen<br />

Zwillingen liegt die Wahrscheinlichkeit bei<br />

bis zu 30 Prozent, bei eineiigen und damit genetisch<br />

identischen Zwillingen sogar bei bis<br />

zu 65 Prozent. 1993 verkündete der Amerikaner<br />

Dean Hamer, er habe das «Schwulen-Gen»<br />

entdeckt. Bei der Untersuchung von männlichen<br />

Zwillingen stellte er bei beiden eine best<strong>im</strong>mte<br />

Abweichung des X-Chromosoms<br />

fest, also auf jenem Teil des Erbguts, den Männer<br />

ausschliesslich von ihren Müttern erben.<br />

Da beide Brüder schwul waren, glaubte er, damit<br />

des Rätsels Lösung gefunden zu haben.<br />

Eine Studie mit knapp 40 schwulen Brüderpaaren<br />

und identischen Gen-Sequenzen auf<br />

dem X-Chromosom schien diese Hypothese<br />

zunächst zu bestätigen. Allerdings spricht die<br />

Tatsache, dass es auch eineiige Zwillinge mit<br />

unterschiedlicher sexueller Orientierung gibt,<br />

gegen das «Schwulen-Gen». Auch hat man<br />

keine einzelne Erbinformation biochemisch<br />

ausfindig machen können, die allein die Neigung<br />

zur Homosexualität begründet. Ein einzelnes<br />

Gen wird sich dafür wohl auch in Zukunft<br />

nicht finden lassen, denn die meisten<br />

komplexen Eigenschaften entstehen durch das<br />

Zusammenwirken mehrerer Gene.<br />

Zusammenspiel von genetischen und<br />

hormonellen Faktoren wahrscheinlich<br />

Die Vorstellung, Homosexualität könne genetisch<br />

bedingt sein, war damit aber nicht<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

1993 verkündete der<br />

Amerikaner Dean Hamer,<br />

er habe das «Schwulen-<br />

Gen» entdeckt.<br />

vom Tisch. Nach Ansicht des Evolutionsbiologen<br />

William Rice liegt die Ursache nicht in<br />

den Genen, sondern in den Regelmechaniken<br />

der Erbanlagen, die bei der Zeugung übertragen<br />

werden. Dabei handelt es sich um epigenetische<br />

Faktoren, sogenannte Epi-Marks.<br />

Diese biochemischen Markierungen auf der<br />

DNA regulieren, unter welchen Bedingungen<br />

und in welchem Ausmass ein Gen aktiv ist.<br />

Die Epi-Marks können sich aber auch auf den<br />

Nachwuchs vererben, anstatt <strong>im</strong> Vererbungsprozess<br />

gelöscht zu werden. Wenn der übertragene<br />

Code Gene betrifft, die an der Realisierung<br />

der Sexualität <strong>im</strong> Gehirn mitwirken,<br />

könne es dazu kommen, dass Mütter ihr sexuelles<br />

Interesse an Männern auf epigenetischem<br />

Weg an ihre Söhne weitergeben und<br />

Väter ihre sexuelle Orientierung an ihre<br />

Töchter. Nicht vererbt wird nach dieser plausiblen,<br />

aber noch nicht bewiesenen Theorie<br />

also die Homosexualität als solche, sondern<br />

die sexuelle Präferenz des Vaters für Frauen<br />

und die der Mutter für Männer.<br />

Aber es gibt noch andere Erklärungsversuche:<br />

Seit vielen Jahren wissen Forscher,<br />

dass die Möglichkeit, schwul zu werden,<br />

umso grösser ist, je mehr ältere Brüder ein<br />

Mann hat. Statistisch betrachtet erhöht jeder<br />

leibliche Bruder die Wahrscheinlichkeit um<br />

etwa 30 Prozent. Dieses Phänomen führt<br />

man auf einen biologischen Vorgang noch<br />

vor der Geburt zurück. Der Theorie nach<br />

verändert ein männlicher Embryo das Immunsystem<br />

der Mutter. Gelangen Zellen des<br />

männlichen Fötus in den Blutkreislauf der<br />

Mutter, reagiert deren körpereigene Abwehr<br />

mit der Bildung best<strong>im</strong>mter Antiköper.<br />

Wird eine Frau erneut mit einem Jungen<br />

schwanger, greifen diese Antikörper womöglich<br />

in das Gehirn des nächsten Fötus<br />

ein und beeinflussen dessen sexuelle Orientierung.<br />

Wie genau das geschieht, ist allerdings<br />

noch ungeklärt. Doch Forscher schätzen,<br />

dass die gleichgeschlechtliche Neigung<br />

bei einem von sieben Schwulen auf diesen<br />

Effekt zurückgeht.<br />

Eine weitere mögliche Ursache für die<br />

pränatale Festlegung der sexuellen Orientierung<br />

sehen Wissenschaftler in dem Geschlechtshormon<br />

Testosteron. Es steuert<br />

schon vor der Geburt eine ganze Reihe körperlicher<br />

geschlechtspezifischer Eigenschaften<br />

und beeinflusst auch die bei Männern<br />

und Frauen unterschiedlich ausgeprägte<br />

Struktur des Gehirns. Insbesondere be<strong>im</strong><br />

Hypothalamus, der unter anderem an der<br />

Steuerung unserer Begierde beteiligt ist, haben<br />

Neurowissenschaftler Unterschiede <strong>im</strong><br />

Zellknoten zwischen dem männlichen und<br />

weiblichen Gehirn festgestellt. Bei Schwulen,<br />

so die derzeit am besten untersuchte


Thema<br />

WARUM SIND WIR SCHWUL?<br />

9<br />

These, war der Testosteronspiegel des Embryos<br />

während der Schwangerschaft niedriger<br />

als bei den meisten Männern, bei Lesben<br />

dagegen höher als bei den meisten Frauen.<br />

Daher hat sich, so die These, das Gehirn des<br />

schwulen Mannes etwas weiblicher und das<br />

der lesbischen Frau etwas männlicher entwickelt,<br />

was auch die häufig eher geschlechtsuntypischen<br />

Eigenschaften bei vielen Homosexuellen<br />

erklären könnte, wie zum<br />

Beispiel ein stärkeres Einfühlungsvermögen<br />

bei schwulen Männern und ein häufig zu beobachtendes<br />

ausgeprägtes räumliches Denkvermögen<br />

bei lesbischen Frauen. Warum allerdings<br />

der Testosteronspiegel bei Föten, die<br />

später homosexuell empfinden, untypische<br />

Werte ann<strong>im</strong>mt, ist noch ungeklärt.<br />

Angeboren, aber kein Geburtsfehler<br />

Das Zusammenspiel von Genen und Hormonen<br />

vor der Geburt ist letztlich so komplex,<br />

dass man wohl auch in Zukunft nicht<br />

Homosexualität ist<br />

nicht therapierbar.<br />

mit letzter Gewissheit erklären kann, wie<br />

genau sich die sexuelle Orientierung herausbildet.<br />

Nur noch wenige Wissenschaftler<br />

glauben, dass es eine ganz best<strong>im</strong>mte Ursache<br />

für homosexuelles Empfinden gibt.<br />

Unabhängig davon, ob sich das gleichgeschlechtliche<br />

Verlangen jetzt bei dem einen<br />

eher durch das Erbgut, bei dem anderen<br />

durch das Immunsystem der Mutter oder<br />

aber durch den Hormonspiegel des Fötus herausbildet,<br />

ist unstrittig, dass es unveränderbar,<br />

nicht frei wählbar und damit auch nicht<br />

therapierbar ist. Selbstverständlich gibt es<br />

auch bisexuell empfindende Menschen ohne<br />

eine eindeutige sexuelle Präferenz für das eigene<br />

oder für das andere Geschlecht, aber<br />

auch ihnen ist diese Veranlagung sozusagen<br />

in die Wiege gelegt. Auch wenn die Frage<br />

nach der Entstehung der sexuellen Orientierung<br />

also noch nicht endgültig beantwortet<br />

ist, ist doch unumstritten, dass Homosexualität<br />

wie Heterosexualität eine angeborene, biologisch<br />

fundierte und ganz normale Variante<br />

des Begehrens ist. Ein Geburtsfehler ist sie<br />

selbstverständlich nicht, sondern vielmehr<br />

der Beweis dafür, dass die Natur die menschliche<br />

Begierde weitaus breiter angelegt hat, als<br />

es seinerzeit Darwin sah und auch heute noch<br />

manche Menschen wahrhaben möchten. In<br />

diesem Punkt scheint uns die Tierwelt weit<br />

voraus, da dort, so die Veterinärin Pascale<br />

Wapf vom Zoo Zürich, «Tiere niemals aufgrund<br />

ihrer sexuellen Präferenzen nachteilig<br />

behandelt werden. Da könnten wir Menschen<br />

von den Tieren ganz viel lernen.»<br />

ANZEIGE<br />

Goldene estt age und ein glänzendes neues Jahr,<br />

wünscht Euch allen die ip op Bar.<br />

24. DEZ. OFFEN BIS 2 UHR 25. & 26. DEZ. GESCHLOSSEN 1. & 2. JAN. GESCHLOSSEN<br />

P E T R A<br />

’ S<br />

tip<br />

top<br />

bar<br />

DIENSTAGS BIS SAMSTAGS AB 18.30 UHR<br />

SEILERGRABEN 13 8001 ZÜRICH WWW.TIP-TOP-BAR.CH<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


10<br />

KOLUMNE<br />

MICHI RÜEGG<br />

Hilfe,<br />

die Lesben sind los<br />

Michi Rüegg ist als Mann ein Täter und wird daher<br />

zum Opfer antischwuler Lesbenpropaganda. Eine<br />

furchtbare Geschichte.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

VON Michi Rüegg<br />

V<br />

or ein paar Wochen ging es mir so<br />

richtig gut. Dann las ich eine Medienmitteilung<br />

der Schweizer Lesbenorganisation<br />

LOS. Danach ging es mir so<br />

richtig mies. Auf gefühlten 5000 Zeilen erklärten<br />

mir die LOS-Frauen, warum ich ein<br />

verdammtes schwules Sexistenschwein bin.<br />

In ihrem Pamphlet prangerten die Verfasserinnen<br />

den Umstand an, dass Lesben<br />

auch Frauen sind. Diese Tatsache war für<br />

mich nicht zwingend neu. Ich hatte bereits<br />

früher ab und zu den Verdacht, bei Lesben<br />

könnte es sich um Frauen handeln, obwohl<br />

man sich nicht in jedem Fall sicher sein konnte.<br />

Die Feststellung, dass Lesben Frauen sind,<br />

diente in besagter Mitteilung jedoch dem<br />

Zweck, einen noch gewichtigeren Umstand<br />

herzuleiten: Nämlich, dass Schwule Männer<br />

sind. Auch in diesem Punkt muss man der<br />

LOS wahrheitsgetreue Berichterstattung attestieren.<br />

Doch dann: Männer seien frauendiskr<strong>im</strong>inierende<br />

und grapschende Monster.<br />

Tatsächlich führten die LOS-Frauen ins Feld,<br />

dass wir Schwulen in unserer Eigenschaft als<br />

Männer ja sowieso in den Genuss «bürgerlicher-heteronormativer»<br />

Privilegien kommen<br />

würden, derer sich die Männerwelt seit jeher<br />

grosszügig bedient.<br />

Das muss man erst mal verdauen. Erinnern<br />

wir, die das können, uns doch an die berühmte<br />

Sendung «Telearena» vom 12. April<br />

1978. Ich war damals zwar auch erst ein Jahr<br />

alt, aber einige Jahrzehnte später lief glücklicherweise<br />

eine Wiederholung. In dieser Sendung<br />

mussten sich Schwule alle Vorurteile<br />

der Welt anhören, von Studiogästen, die<br />

«uns» am liebsten direkt ins Fegefeuer gepeitscht<br />

hätten. Mittendrin meldete sich eine<br />

Lesbe. Sie klagte, dass <strong>im</strong>mer nur über<br />

Schwule geredet werde. Das war irgendwie<br />

grotesk: Die Lesben wollten offenbar auch etwas<br />

mehr beleidigt und besch<strong>im</strong>pft werden,<br />

eben so wie wir. Vielleicht hätten sie auch<br />

gern gehabt, dass sie etwas häufiger auf der<br />

Strasse verprügelt, auf dem Bahnhofsklo erstochen<br />

oder – einige Jahrhunderte vorher –<br />

mit Holzpfählen durch den Anus aufgespiesst<br />

werden. Unsere Vorgängergenerationen von<br />

schwulen. Während Frau mit Frau <strong>im</strong> Boudoir<br />

kuscheln konnte, hetzte man die Hunde<br />

auf Männer, die Männer liebten. Aber für die<br />

LOS-Lesben heisst das einfach: Wir haben<br />

alle Aufmerksamkeit gekriegt. Tatsächlich<br />

sagten die alten Strafgesetze selten etwas über<br />

Todesstrafe gab es nur für<br />

Schwule. Wie ungerecht ist<br />

das denn!<br />

Lesbensex. Todesstrafe gab es nur für Schwule.<br />

Was ist es denn genau, das mich zum Sexistenschwein<br />

macht? Gemäss Einschätzung<br />

der LOS-Frauen ist das: mich vulgär<br />

ausdrücken. Abschätzig über weibliche<br />

Genitalien reden. Frauen anfassen und<br />

dann behaupten, man dürfe das ja als<br />

Schwuler. Schuldig <strong>im</strong> Sinne der Anklage.<br />

Vor nicht allzu langer Zeit lachte ich über<br />

einen Witz eines Bekannten (eines katholischen<br />

Pfarrers, notabene), der mir in<br />

LOS-Kreisen wohl den Max<strong>im</strong>alhass beschert<br />

hätte, denn es kam darin ein weibliches<br />

Genital vor. Schuld an allen Miseren<br />

der lesbischen Welt sind aber nicht nur wir<br />

schwulen Sexisten. Sondern auch die Medien.<br />

Immer und <strong>im</strong>mer wieder zeigen sie nur<br />

uns. Die schrillen Tunten mit ihrem Makeup<br />

und dem Glumpert. Und nie die Lesben. Hat<br />

sich die LOS vielleicht schon mal gefragt, ob<br />

wir das wollen? Ob wir es schön finden, in<br />

diesen medialen Klischees gefangen zu sein?<br />

Vermutlich ja, schliesslich drängen wir uns<br />

ja bürgerlich-heteronormativ in den Vordergrund.<br />

Weil wir alle frauenhassende Narzissten<br />

sind. Und unsere Organisationen<br />

«nur privilegierte weisse Männer vertreten».<br />

Zu allem Übel habe ich also auch noch die<br />

falsche Hautfarbe.<br />

Was also wollen die LOS-Lesben? Bessere<br />

Integration, ein herzlicheres, von Respekt<br />

geprägtes Miteinander? Nicht wirklich. Sie<br />

wollen einfach sichtbarer sein. Und sie wollen<br />

mehr Räume haben. Mit anderen Worten: Sie<br />

hätten gerne weniger Schwule.Als ich noch<br />

ein junges Ding war, gab es in Zürich kaum<br />

Kontakt zwischen Schwulen und Lesben. Die<br />

Lesben liessen keine Männer an ihre Partys,<br />

Freundschaften zwischen Mann und Frau<br />

waren rar. In den letzten Jahren hat sich das<br />

verändert. Ich durfte in meinem privaten<br />

Umfeld <strong>im</strong>mer mehr Lesben und bisexuelle<br />

Frauen kennen- und schätzen lernen. Schade,<br />

dass die Lesben von LOS das alles wieder kaputtmachen<br />

wollen, indem sie Gift gegen uns<br />

speien. Und das alles bloss weil ich mal einen<br />

anrüchigen Witz über eine Mumu gemacht<br />

habe. Aber keine Sorge, liebe LOS-Frauen. Ich<br />

lache auch über Schwänze.


XXX<br />

XXX<br />

11<br />

Community ahoi!<br />

RAINBOW<br />

CRUISE<br />

29.04. – 07.05.2017<br />

Inklusive Flug<br />

ab 1.695 € *<br />

12 INTERNATIONALE<br />

TOP-DJS<br />

z. B. WestBam, Rony Golding,<br />

Hildegard<br />

SHOWSTARS<br />

z. B. Conchita, T<strong>im</strong> Fischer<br />

DRAGQUEENS<br />

Cybersissy & BayBjane<br />

Und viele weitere<br />

Top-Acts<br />

So bunt wie der Regenbogen: die Rainbow Cruise mit der<br />

Mein Schiff 2. Vom 29.04. bis 07.05.2017 wird es an Bord schrill,<br />

schräg und szenig. Mittelmeer genießen, Poolpartys feiern,<br />

Shows mit Stars erleben.<br />

Mehr Infos <strong>im</strong> Internet unter: www.rainbow-cruise.de<br />

DAS MAGAZIN FÜR SCHWUL-LESBISCHES REISEN.<br />

* Flex-Preis (l<strong>im</strong>itiertes Kontingent) p. P. bei 2er-Belegung einer Innenkabine und inkl. Flug nach Verfügbarkeit mit<br />

allen Abgaben und Zuschlägen auch zur Luftverkehrssteuer, Transfers und „Zug zum Flug“ ohne Aufpreis erhältlich.<br />

TUI Cruises GmbH · Anckelmannsplatz 1 · 20537 Hamburg · Deutschland<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


12<br />

<strong>Cruiser</strong> zu Besuch<br />

<strong>im</strong> Club Rage<br />

Cruisen und Abtanzen in der<br />

Industriehalle<br />

Seit 18 Jahren ist das Rage einer der grössten Cruising-Clubs Europas.<br />

Weil die Besitzer den Wandel der Szene rechtzeitig erkannt haben,<br />

funktioniert ihr Clubkonzept. Und die allgemeinen Vorurteile von einst<br />

sind heute weitgehend Geschichte.<br />

VON Andreas Faessler<br />

W<br />

o einst Eisenbahnwaggons mit<br />

Sandstrahlern bearbeitet wurden,<br />

kommt man heute ganz anderweitig<br />

zur Sache – <strong>im</strong> wahrsten Sinne des<br />

Wortes. Durchgestyltes Interieur mit Industrieflair<br />

findet man nun hier, schummriges<br />

Licht, treibender Underground-Sound und<br />

drei Bars sowie weitläufige Darkroomlandschaften<br />

auf drei Etagen – nichts erinnert<br />

mehr an die einstige Waggonremise.<br />

Anno 1998 öffnete in diesen Hallen <strong>im</strong><br />

Industrie- und Gewerbebau an der Wagistrasse<br />

13 in Schlieren das Rage seine Türen.<br />

Bis heute ist es eine der wenigen Locations, zu<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

welcher ausschliesslich Männer Zutritt haben.<br />

Und es ist als Cruising-Club wohl europaweit<br />

einer der grössten seiner Art. Gründer und<br />

Mitinhaber Andy Imholz erinnert sich, wie<br />

vor allem in den Anfangszeiten die Leute der<br />

Zürcher Schwulenszene das Rage mit Vorurteilen<br />

wahrgenommen haben – es sei ja bloss<br />

ein Fetisch-Laden mit vielen Alten, so einst der<br />

Grundtenor. Und man munkelte allerlei Wunderliches,<br />

was sich hinter der schweren Eisentür<br />

mit der schummrigen Lampe so abspiele.<br />

«Wir haben gehört, dass …», zitiert Andy amüsiert<br />

die Jungs, welche sich deswegen kaum je<br />

hintrauten, doch wohl trotzdem neugierig auf<br />

den Laden waren. «Aber das hat sich zum<br />

Glück schon lange gelegt.».<br />

Dass der Club hauptsächlich für die<br />

Begegnung sexueller Art zwischen Männern<br />

frequentiert wird, liegt auf der Hand. Der<br />

anfänglich vorhandene Dancefloor lag<br />

Abend für Abend weitgehend brach, so dass<br />

er <strong>im</strong> Zuge wiederholter Umbauarbeiten allmählich<br />

der sich vergrössernden Darkroomlandschaft<br />

wich. «Die Leute kamen nicht zu<br />

uns zum Tanzen. Das Angebot in Zürich war<br />

hierfür schon <strong>im</strong>mer gross genug. So sind<br />

wir schliesslich zu einem reinen Cruising-<br />

Club geworden», sagt Andy.


<strong>Cruiser</strong> zu Besuch<br />

<strong>im</strong> Club Rage<br />

13<br />

Publikum hat sich verjüngt<br />

Doch auch Locations mit einem einschlägigen<br />

Konzept wie das Rage sind dem Wandel der<br />

Szene unterworfen – so hat sich das Publikum<br />

und dessen Ausgehverhalten <strong>im</strong> Lauf der Jahre<br />

geändert. «Kamen früher mehrheitlich Fetischleute<br />

zu uns oder Nachtschwärmer, welche<br />

hier erst etwas Spass suchten und dann weiter<br />

in die Danceclubs zogen, so haben wir heute<br />

ein breites Besucherspektrum», sagt der Inhaber.<br />

Allgemein habe sich das Publikum sichtlich<br />

verjüngt, beobachtet Andy. Vor allem seit<br />

die Organisatoren – Andy und sein Geschäftspartner<br />

Beat – regelmässig Themenabende<br />

durchführen wie die Sportswear-, Kick-Offoder<br />

Prollboyz-Party. «Hier haben wir die Zeichen<br />

der Zeit offenbar rechtzeitig erkannt und<br />

die Jungen für uns gewinnen können, seit die<br />

Fetischszene kleiner geworden ist.» Diese<br />

kommt dennoch nicht zu kurz <strong>im</strong> Rage: Der<br />

strikt abgetrennte Sektor C mit Dresscode <strong>im</strong><br />

Obergeschoss bedient regelmässig auch die Bedürfnisse<br />

von Fetisch-Anhängern. Am liebsten<br />

sieht Andy es, wenn das Publikum möglichst<br />

gemischt ist. «Ein Gefühl der<br />

Gemeinsamkeit fördert ja nicht zuletzt auch<br />

Toleranz.» Auch die Zeit der Drogenexzesse,<br />

welche <strong>im</strong> Club nicht selten zu unschönen<br />

Vorkommnissen geführt haben, scheint vorbei<br />

zu sein. «Die Leute sind wohl umsichtiger<br />

Wir erwarten von<br />

unseren Gästen, dass sie<br />

vernünftig sind und ihre<br />

Grenzen kennen.<br />

geworden», stellt Andy fest. Ausserdem ist das<br />

Rage erklärtermassen gegen den Drogenmissbrauch.<br />

«Wir erwarten von unseren Gästen,<br />

dass sie vernünftig sind und ihre Grenzen<br />

kennen.» Weiter propagiert der Club entschieden<br />

das Praktizieren von Safer Sex, stellt<br />

gratis Kondome und Gleitgel zur Verfügung.<br />

Auberginen und dritte Zähne<br />

Sauberkeit hat sich das Rage-Team überdies<br />

besonders auf die Flagge geschrieben. Nach<br />

jedem Abend wird gründlich gereinigt.<br />

«Nicht etwa nur gewischt», betont Andy.<br />

«Und regelmässig werden Wände und Böden<br />

gestrichen.» Wenn an Partys wie beispielsweise<br />

der XXL Naked bis zu 600 Leute<br />

einen ganzen Abend lang durch die Räume<br />

streifen, hinterlässt das eben entsprechend<br />

Spuren. Dann findet die Putzequipe schon<br />

mal sonderbare Relikte: eine Bratkelle etwa,<br />

einen Sack mit gekochten Eiern, Auberginen,<br />

Gurken, Bocciakugeln, Dildos in allen<br />

Varianten, dritte Zähne … «Die mutmassliche<br />

Verwendung der Fundstücke regt schon<br />

die Fantasie an», meint Andy und grinst. Die<br />

Betreiber zeigen sich zufrieden mit ihrem<br />

aktuellen Clubkonzept und Andy verspricht:<br />

«Es wird weiterhin auch so bleiben.»<br />

ANZEIGE<br />

MERRY X-MAS&HAPPY NEW YEAR<br />

closed:<br />

24./25. 12. and 31. 12./1. 1.<br />

Telefon 031 302 46 86 • www.sundeck.ch<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


14<br />

NEWS<br />

National & International<br />

NEWS<br />

OneBlade – nicht nur für Hipster<br />

JACK – The Surreal Issue<br />

Mit dem OneBlade-System besetzt Philips<br />

eine Nische, die schwer <strong>im</strong> Trend liegt: Gestutzte<br />

Bärte und saubere Konturen. Das<br />

Tr<strong>im</strong>men übern<strong>im</strong>mt OneBlade mit Bravour,<br />

das Bearbeiten der Konturen klappt ebenfalls<br />

gut. So handlich wie ein Nassrasierer, so<br />

schnell wie ein Elektrorasierer und so praktisch<br />

wie ein Tr<strong>im</strong>mer, das funktioniert alles<br />

ganz gut – sogar Beinhaare konnten wir auf<br />

der Redaktion damit «wegbladen». Dazu sieht<br />

der Rasierer auch noch stylish aus. Zudem ist<br />

das Teil nass und trocken verwendbar. Philips<br />

spricht von einer min<strong>im</strong>alen Schnittlänge<br />

von 0,2 mm und das haben wir dann auch so<br />

gefühlt, also eine ganz glatte Rasur ist nicht<br />

möglich. Für Bart, Koteletten und anderes<br />

Haar ist der OneBlade aber schlicht genial. Im<br />

Handel ab ca. CHF 78.– erhältlich.<br />

Nach dem überaus gelungenen Comeback<br />

lädt Jack wieder zur Club Night in die<br />

Lounge des Kaufleuten: Am 10. <strong>Dezember</strong><br />

holt er dazu Terry Vietheer und Laurent<br />

Charbon nach Zürich und bittet mit ihnen<br />

zusammen zum vorweihnachtlichen Tanzen.<br />

Während sich alle durch die bevorstehenden<br />

Feiertage stressen lassen, braucht<br />

man von Zeit zu Zeit einfach mal einen Ort<br />

um sich zurückzuziehen, um alles um sich<br />

herum zu vergessen und um sich so richtig<br />

gehen zu lassen, so quasi einen safe haven.<br />

Diesen bietet Dir Jack: Er reisst dich<br />

schwungvoll aus deinem Alltag. Dass Jack<br />

das kann, wissen wir spätestens seit dem<br />

gelungenen Comeback der Party-Reihe Anfang<br />

Oktober. Also: Hingehen, liebe Leser!<br />

JACK – The Surreal Issue<br />

Kaufleuten, Samstag, 10. <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> –<br />

23.00 Uhr www.jackcompany.com<br />

Mit der «Mein Schiff 2» auf schwul-lesbischem Hochzeitskurs<br />

Am 29. April 2017 ist es soweit, die<br />

«Rainbow Cruise», die erste deutschsprachige<br />

Kreuzfahrt für die LGBT-Community<br />

und deren Freunde, sticht von Palma<br />

de Mallorca aus in See. TUI Cruises setzt<br />

mit dieser ganz besonderen Themenkreuzfahrt<br />

ein Zeichen für Vielfalt und<br />

Offenheit. Das zeigt sich auch dadurch,<br />

dass es gleichgeschlechtlichen Paaren<br />

möglich ist, an Bord der «Mein<br />

Schiff»-Flotte den Bund fürs Leben einzugehen.<br />

Während der Rainbow Cruise<br />

erwartet die Gäste ein einmaliges Par-<br />

typrogramm mit DJs und Star-Acts wie<br />

Conchita, WestBam und T<strong>im</strong> Fischer.<br />

Zudem heuern DJ Hildegard, Comedian<br />

Kay Ray, Entertainer Sven Ratzke, Travestie-Ikone<br />

Elke <strong>Winter</strong> und viele weitere<br />

Künstler an Bord der «Mein Schiff 2»<br />

von TUI Cruises an. Es wird also bunt,<br />

laut und schrill. Die perfekte Mischung<br />

für acht Tage Feiern auf hoher See sowie<br />

in den angesagtesten Metropolen des<br />

Mittelmeers.<br />

Alle weiteren Infos: www.rainbow-cruises.com<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


NEWS<br />

National & International<br />

15<br />

Neu <strong>im</strong> Club Heaven: DRAG-SHOW DER HEAVEN DRAG RACE GIRLS<br />

Nachdem am vergangenen «Heaven Drag<br />

Race» <strong>im</strong> September Hunderte Dragqueen-Fans<br />

dem Theater am Neumarkt<br />

förmlich die Türen eingerannt sind, holt das<br />

Heaven ab <strong>Dezember</strong> wöchentlich eine der<br />

glamourösen und unterhaltsamen Kandidatinnen<br />

des beliebten Dragqueen-Contests<br />

auf seine Club-Bühne. Die von Popfans besonders<br />

beliebten Partys am Freitag <strong>im</strong> Heaven<br />

werden mit den neu eingeführten Shows<br />

um ein fulminantes Highlight reicher, wenn<br />

jeden Freitag um 1.30 Uhr eine Dragqueen<br />

des «Heaven Drag Race» die Bühne besteigt<br />

und die Gäste bezirzt.<br />

Alle Shows vom <strong>Dezember</strong> <strong>im</strong> Überblick:<br />

09. <strong>Dezember</strong>, Balkan Gay Night: Roxxy Cream<br />

16. <strong>Dezember</strong>, Scream & Shout: Rajka Tsukino<br />

23. <strong>Dezember</strong>, Attitude: Odette Hella’Grand<br />

30. <strong>Dezember</strong>, Top of <strong>2016</strong>: Effi Mer Delamaskis<br />

Heaven Club: Spitalgasse 5, 8001 Zürich<br />

www.heavenclub.ch<br />

ANZEIGE<br />

Body ESthEtic GMBh – KoMpEtEnzzEntruM Für äSthEtiSchE BEhandlunGEn<br />

Faltenbehandlung mit natürlicher hyaluronsäure<br />

penisverdickung 400.–<br />

nasolabialfalte / lippen 400.–<br />

Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin pro zone ab 180.– bis 200.–<br />

Kombi angebot für 3 zonen 540.–<br />

Kombi angebot 3 zonen Botulinumtoxin und 1 Filler 740.–<br />

Fadenlifting ab 790.– aqualyx – die Fettwegspritze ab 400.–<br />

cavitation (Fettabbau) ab 199.–<br />

dauerhafte haarentfernung mit Shr technologie ab 69.–<br />

hautverjüngung mit neuester lasertechnologie ab 200.–<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag – Freitag<br />

7.30 – 20.00 Uhr<br />

Samstag<br />

8.30 – 18.00 Uhr<br />

alle Behandlungen<br />

unter ärztlicher leitung<br />

Seefeldstrasse 75<br />

8008 Zürich<br />

Telefon 044 381 20 20<br />

www.bodyesthetic.ch


16<br />

NEWS<br />

National & International<br />

Zeit für eine neue Sicht auf HIV<br />

Ein Paradigmenwechsel steht an: Der Welt-<br />

Aids-Tag am 1. <strong>Dezember</strong> stand seit jeher für<br />

Solidarität, Trauer, Tod und Mitgefühl mit<br />

Menschen, die mit HIV und Aids leben. Dank<br />

grosser Fortschritte in den letzten Jahren bei<br />

Behandlung und Prävention von HIV ist ein<br />

Leben mit HIV heute genauso lebenswert und<br />

gleichwertig wie das Leben von HIV-Negativen.<br />

Die 90-90-90 Ziele der UNAIDS weisen<br />

den Weg, dass es möglich ist, die Epidemie bis<br />

2030 gemeinsam zu beenden. Dazu braucht es<br />

aber eine neue Sicht auf HIV. Noch <strong>im</strong>mer haben<br />

viele Menschen ein falsches Bild von HIV,<br />

weil sie zu wenig darüber wissen. Auch kennen<br />

sie ihren eigenen HIV-Status nicht, weil sie nie<br />

einen Test gemacht haben. Menschen, die mit<br />

HIV leben, werden aber <strong>im</strong>mer noch stigmatisiert,<br />

sei es bei der Arbeit, durch Nahestehende<br />

oder <strong>im</strong> Gesundheitswesen.Ziel ist es nach wie<br />

vor, die Aidsepidemie zu besiegen. Ein Schritt<br />

dazu ist, wenn HIV-betroffene Menschen als<br />

gleichwertige Glieder der Gesellschaft akzeptiert<br />

werden. Damit verschwindet auch die<br />

Angst vor einem HIV-Test, vor einem positiven<br />

Testresultat oder vor einer Therapie. Am diesjährigen<br />

Welt-Aids-Tag sind HIV und Aids in<br />

einem völlig neuen, anderen Licht erschienen.<br />

Dazu wurden am 1. <strong>Dezember</strong> künstlerisch inspirierte<br />

Lichtprojektionen des schwulen Werbers<br />

Hans Siegwart von der Werbeagentur By<br />

Heart <strong>im</strong> Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich,<br />

am Universitätsspital in Genf und am Mad<br />

Club <strong>im</strong> Flon in Lausanne gezeigt. Lichtprojektionen<br />

am Welt-Aids-Tag sind eine langjährige<br />

Tradition, die seit Jahren in vielen Metropolen<br />

weltweit eingesetzt werden, um auf die Situation<br />

von Menschen mit HIV und Aids hinzuweisen.<br />

Organisiert wurden die Anlässe von Life<br />

Science Communication und unterstützt von<br />

ViiV Healthcare und Stagelight.<br />

ANZEIGE<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


Heute vor<br />

30 Jahren<br />

17<br />

Flashback<br />

<strong>Cruiser</strong> feiert sein 30-jähriges Bestehen. Daher blicken wir an<br />

dieser Stelle nun regelmässig auf die alten Ausgaben zurück.<br />

1 2<br />

3 4<br />

1 Beginnen wir mit den Highlights <strong>im</strong><br />

<strong>Dezember</strong>/Januar.<br />

2 Noch besser als «das Wort zur Sauna»<br />

ist das Inserat vom «Club Hey». Dieser<br />

besass damals keine Alkohollizenz,<br />

daher mussten die Gäste die Getränke<br />

selbst mitbringen.<br />

3 Eines der Hauptanliegen – damals<br />

wie heute – war die Prävention. Roger<br />

Staub war einer der treibenden Kräfte<br />

hinter den Kampagnen und Artikeln.<br />

Wie die Todesanzeige von André Ratti<br />

ausgesehen hat, zeigte der <strong>Cruiser</strong><br />

damals nicht.<br />

4 Die Stop-Aids-Kampagnen waren originell,<br />

eingängig und <strong>im</strong>mer wieder neu.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


18<br />

KOLUMNE<br />

Mirko!<br />

Was passiert, wenn es zwischen zwei<br />

«Top only» funkt?<br />

Mirko wundert sich über büromässigen Sex und<br />

fragt sich, was Angst damit zu tun hat.<br />

VON Mirko<br />

D<br />

a habe ich zwei Freunde und beide<br />

sind in allen Dating-Apps «Top<br />

only». Kei Problem, jede macht, was<br />

ihm Spass macht. Aber jetzt sind die beiden<br />

seit einem halben Jahr in Love und das miteinander.<br />

Krass lang scho. Und es passt für<br />

beide. Ich wüsste ja gern, was zwei Tops miteinander<br />

treiben. Eigetli ist es so e bitzli wie<br />

zwei Schwule, wo ne Ikea-Schrank zämebaue.<br />

Das geht auch nicht. Aber ab und zu<br />

hält sogar dieser Schrank länger als ein halbes<br />

Jahr. LOL.<br />

Aber bliibe mer b<strong>im</strong> Sex. Letschtändlich<br />

läuft’s doch so: Ich gehe morgens usem<br />

Huus, nehm den Zug, werkle in meinem<br />

Büro meine Stunden durch und danach<br />

geht’s mit dem Zug nach Hause. Der Job<br />

isch ok, guet zahlt, nöd lustig und mängmol<br />

laaangwilig. Und am Abend? Ja, logisch is<br />

Gym muss ich. Aber denn muess noch Fun<br />

is Läbe und den bekomm ich auf Grindr.<br />

Über zu wenig Nachfrage kann ich nicht<br />

klagen. Ja, ok, ich hätt ned alli Gurke welle<br />

gseh, won i da scho zugeschickt bekommen<br />

habe. Aber es paar devo haben mich schon<br />

interessiert. S gaht schnell, jeder sagt, was<br />

er tun will and go!<br />

E chli Athletik uf de Matratze oder uf<br />

em Chuchitisch und meine Gurke ist wieder<br />

für nes Ziitli ruhig. Supereasy. Meistens<br />

e chli wie ne Maschine 30-Grad-<br />

Wäsche: clean, sicher und energiesparend.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

Wie gseit, jede macht,<br />

was ihm Spass macht.<br />

Aber dass da uf so nere App zwei Tops sich<br />

finden und nach einem halben Jahr <strong>im</strong>mer<br />

noch aneinanderkleben? Eher nöd. Aber es<br />

gibt einen easy Match und alle sind nachher<br />

müde genug, schlafen und am Tag druf<br />

sitzed’s pünktli <strong>im</strong> Büro. Am Abend geht’s<br />

dann wieder von vorne los. Gut gelöst. Nur,<br />

grad so vor Weihnachten, wenn wieder<br />

«Last Christmas» in der Unterführung<br />

Züri HB läuft und es au das Johr nicht the<br />

«Last Christmas» sind, an denen ich mir<br />

das anhören muss, dann werd ich nachdenklich.<br />

Warum muss denn der Sex auch<br />

so büromässig und geregelt sein? Wenn die<br />

beiden Tops vom Anfang nicht <strong>im</strong> richtigen<br />

Moment irgendwie versatile – ich weiss<br />

ja, wie gseit, nöd, wie das bi dene lauft, die<br />

Gurke müend doch irgends ine, oder<br />

nöd? – geworden wären, sässen sie jetzt nicht<br />

seit einem halben Jahr uf cloud 9. Hä, das<br />

sichere 30-Grad-Programm macht natürli<br />

weniger Angst. Schön in der Comfortzone.<br />

E bitzli wie «Last Christmas». Auch da<br />

wagt sich keiner, den Song nicht mehr zu<br />

spielen, obwohl allne scho d’Ohre wagglet.<br />

Vielleicht auch besser, sonst wär das Gedudel<br />

<strong>im</strong> HB villicht noch schl<strong>im</strong>mer. Man<br />

weiss ja nie. Drum lauft de Sex wohl auch<br />

nach Profilangaben. Obwohl, mängmol<br />

läuft’s dann doch anders. Mängmol passt’s<br />

eifach nöd. Aber man macht doch mit. Villicht<br />

weil’s grad furchtbar rägnet und man<br />

hofft, es sei nach dem Sex wieder trocken<br />

draussen. Man könnte auch zäme einen<br />

Beruhigungstee trinken, aber das geht irgendwie<br />

nicht. Das hat mir ein Freund erzählt.<br />

Wie gseit, jede macht, was ihm Spass<br />

macht. Aber dieser Freund ging zum Date<br />

und machte, was ihm nicht Spass machte<br />

und ein paar Tage später nervte er die Ärzte<br />

(Mehrzahl) wegen Geschlechtskrankheiten,<br />

wo n er gmeint hätt, er heigi sie<br />

ganz, ganz sicher, aber er hätt sie gar nöd<br />

gha. Komplett panisch. Warum hesch denn<br />

mitgmacht, han i no gfröget. Er hat sich<br />

nicht getraut, wegzugehen. Dann halt doch<br />

ein detaillierteres Profil: Ich mach das und<br />

das und süscht nüt. «Top only», fertig.<br />

Aber äbe: So wären meine verliebten «Top<br />

only’s» nie zusammengekommen. Und<br />

weil nach «Last Christmas» es guets Nöis<br />

kommt, hier mein Vorsatz: Nächscht<br />

Johr probier i öppe mol was us. Aber wenn’s<br />

nöd passt, dänn nehm i en Tee bis ufhört<br />

rägne – oder es Bier.


KULTUR<br />

Konzertkritik<br />

19<br />

KULTUR<br />

«schmaz» und «Singkreis Egg» begeisterten mit «Stabat Mater»<br />

Seit Jahrzehnten beglückt uns die schwulste<br />

Boyband in der Schweiz regelmässig mit tollem<br />

Chorgesang und begeistert längst nicht<br />

nur schwules Publikum. Ganz besonders<br />

nicht, wenn der «schmaz» zusammen mit<br />

dem Singkreis Egg auftritt. So geschehen <strong>im</strong><br />

November. Denn: der «schmaz» ist dann zusammen<br />

mit dem Singkreis Egg aufgetreten<br />

und begeisterte.<br />

Nun klingt ja «Singkreis Egg» nicht<br />

gerade nach dem Knallerlesbenchor, der sich<br />

vielleicht noch für eine Zusammenarbeit mit<br />

dem «schmaz» anbieten würde. Und dem ist<br />

auch nicht so- viellmehr entstand (die erneute)<br />

Zusammenarbeit relativ unspektakulär:<br />

Der Chorleiter des «schmaz» ist eben<br />

auch der Leiter des Singkreis Egg. Ergo liegt<br />

eine Kooperation nahe – wie dies auch bereits<br />

2012 schon mit «Elias» geschehen ist.<br />

Dieses Jahr stand «Stabat Mater et magis»<br />

auf dem Programm unter der Leitung von<br />

Ernst Buscagne. Der vielseitige und engagierte<br />

Musiker, Sänger und Chorleiter Ernst<br />

Buscagne leitet den «schmaz» seit August<br />

2011. Das Programm wurde eröffnet mit<br />

der Ouvertüre und der Eröffnungsszene aus<br />

Gioachino Rossinis (1792–1868) erster er-<br />

folgreicher Oper «Tancredi», welche der<br />

noch junge Meister <strong>im</strong> Alter von nur 20 Jahren<br />

komponierte.<br />

Begeisterung <strong>im</strong> Publikum<br />

Bereits bei dieser Ouvertüre wurde klar,<br />

dass die Zuschauer in den Genuss eines aussergewöhnlichen<br />

Spektakels kommen würden.<br />

Das Hauptwerk und den Höhepunkt<br />

des Programms bildet das «Stabat Mater»<br />

von Gioachino Rossini. Die Chöre konnten<br />

also so richtig loslegen und ihr Können in<br />

ausverkauften Kirchen zeigen. Obschon der<br />

«schmaz» ein Vokalensemble ist und der<br />

Singkreis Egg normalerweise mit Orchester<br />

singt, waren alle St<strong>im</strong>men mit ihren<br />

Vokalfärbungen bestens aufeinander abgest<strong>im</strong>mt;<br />

ergo begeisterten der schmaz», der<br />

Singkreis Egg, das Orchester «La Chapelle<br />

Ancienne» und die sensationellen Solistinnen<br />

und Solisten.<br />

Für die beiden Chöre stellte das Programm<br />

einen besonderen Ausflug ins<br />

Opernrepertoire dar. Während die Oper<br />

«Tancredi» mit einer Männerchorbesetzung<br />

gesungen wird, sind beide «Stabat Mater»<br />

gänzlich von der Tradition der Opernchöre<br />

geprägt, in denen der Chor als tragender<br />

Klangkörper der musikalischen und szenischen<br />

Ereignisse in Erscheinung tritt. Diese<br />

Tatsache stellte alle Beteiligten vor eine grosse<br />

Herausforderung, welche bestens gemeistert<br />

wurde. Und; besonders schön: Niemand <strong>im</strong><br />

Publikum schien sich gross dafür zu interessieren,<br />

ob der «schmaz» nun schwul war oder<br />

nicht. Lediglich die Leistung zählte und die<br />

war schlich grandios. (Haymo Empl)<br />

Die nächsten Konzerte (neues Programm) gibt’s<br />

auf www.schmaz.ch<br />

ANZEIGE<br />

«Gesundheit ist die erste Pflicht <strong>im</strong> Leben.»<br />

Oscar Wilde<br />

Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung<br />

in allen Gesundheitsfragen.<br />

Stampfenbachstrasse 7, 8001 Zürich, Telefon 044 252 44 20, Telefax 044 252 44 21<br />

leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.ch<br />

Ihr Gesundheits-Coach.


20<br />

Kultur<br />

Musical-Tipp<br />

Die 80er Jahre sind zurück. Nun ja. Als Musical wenigstens … mit «Summer Of’85»<br />

Jetzt ist das ja so eine Sache bei den Musicals:<br />

Es gibt die Seite der Liebhaber und die Seite<br />

der Hasser, alles andere scheint bei diesem<br />

Theater-Subgenre nicht zu existieren. Wenigstens<br />

war das früher so, denn dann kamen<br />

die ABBA Masterminds Ulvaeus/Andersson<br />

und brachten ihre Musik ohne<br />

Vorwarnung mit «Mamma Mia» auf die<br />

grossen Musical-Bühnen. Was in kollektiver<br />

Begeisterung resultierte. Bei «Mamma Mia»<br />

wurde aus gegebenen Gründen die Handlung<br />

des Stücks um die grossen ABBA-Hits<br />

«herumgeschrieben». Das musste man bei<br />

«Summer of’85» ziemlich sicher auch, man<br />

war aber wesentlich freier, denn der Hitparadenfundus<br />

der 1980er Jahre ist beinahe<br />

unerschöpflich – was ergo in einer äusserst<br />

knackigen Rahmenhandlung resultiert.<br />

Spannende Figurenzeichnung<br />

Protagonistin Sara – in der Blüte der grauenvollen<br />

Pubertät – durchlebt gerade ihren ersten<br />

Liebeskummer, ihre Mutter lebt zusammen<br />

mit ihr und der kleinen Schwester<br />

Leonie getrennt vom Vater. Die drei Frauen<br />

haben es meist ganz gut, aber eben: Der Midlife-crisis<br />

geschüttelter Papa Julian fehlt halt<br />

schon, obschon dieser pr<strong>im</strong>är mit dem Anbalzen<br />

von jüngeren Frauen beschäftigt ist.<br />

Dennoch ist das Verhältnis von Vater Julian<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

zu seinen Töchtern bestens, denn diese besuchen<br />

brav die familieneigene Tanzschule<br />

und üben für eine grosse Tanzshow: Die<br />

«Summer of’85 Show». Natürlich treten da<br />

noch haufenweise andere Figuren auf und es<br />

kommt zu Wirrungen und Irrungen, die sich<br />

letztendlich dann aber alle in Wohlgefallen<br />

auflösen. Die Handlung ist also ein Potpourri<br />

aus Teenie-Knaller-Filmen wie «Step-Up»<br />

(alle fünf Teile) oder «Glee» (alle 121 Episoden).<br />

Das macht aber nichts, denn niemand<br />

hat den Anspruch durch einen Musicalbesuch<br />

zu weltbewegenden revolutionären<br />

neuen Erkenntnissen oder Einsichten zu<br />

kommen. Die eher seichte Handlung funktioniert<br />

dennoch bestens – wohl auch, weil die<br />

einzelnen Charaktere für ein Muscial ungewöhnlich<br />

tief gezeichnet sind und von den<br />

Darstellern entsprechend authentisch verkörpert<br />

werden. Klar werden einem auch bei<br />

diesem Musical Stereotypen um die Ohren<br />

gehauen, dass diese (also die Ohren) beinahe<br />

bluten. Warum es jetzt aber eine überkandidelte<br />

Tunte mit ätzendem flamboyanten Gehabe<br />

braucht, wird nicht ganz klar. Jede<br />

1980er Jahre Drag Queen wäre maskuliner.<br />

Hohe Erwartungen<br />

Die Darsteller agieren <strong>im</strong> eher unglamourösen<br />

Industriegebiet von Kriens auf einem hohen<br />

Niveau und dabei stellt sich natürlich<br />

auch die Frage, ob eine mit so viel Pomp und<br />

Getöse angekündigte Produktion in eben diesem<br />

Kriens (nicht am Broadway) mit einem<br />

hohen Anteil helvetischer Künstler bestehen<br />

kann. Ja. Das geht. Denn abgesehen von der<br />

künstlerischen Leistung sind die Hits der<br />

1980er Jahre einfach grossartig und durch die<br />

neuen Arrangements vielleicht manchmal sogar<br />

noch besser als die Originale. Nun ja. Ausser<br />

vielleicht bei «Girls Just Want To Have<br />

Fun» – da hoffte man, dass doch noch Cindi<br />

Lauper auf die Bühne hüpfen würde. Und das<br />

bringt einen direkt zu den Hits: Die 1980er<br />

Jahre bieten einen schier unerschöpflichen<br />

Fundus an Hit-Material und bei den teilweise<br />

spektakulären Songeinlagen stellte man sich<br />

unweigerlich auch die Frage, was denn wohl<br />

aus diesem oder jenen Künstler – vielleicht<br />

einst sogar ein Idol – wohl geworden sei. Viel<br />

Material also für unsere <strong>Cruiser</strong>-Kolumne<br />

«Ikonen von Damals». Die Kombi Story, Musik,<br />

Inszenierung und Bühnenbild funktionieren<br />

bei diesem Musical, das Zuschauerinteresse<br />

ist enorm und daher ist es schon fast sicher,<br />

dass dieses Musical bald auch auf grösseren<br />

Bühnen zu sehen sein wird. (Haymo Empl)<br />

Das Musical läuft noch bis Ende Januar:<br />

www.le-theatre.ch


Kultur<br />

Update<br />

21<br />

photo17 mit schwulem Fotografen<br />

©Walter Peiffer<br />

Die photo17 ist die grösste Werkschau für<br />

Schweizer Fotografie. Jährlich zeigen über<br />

150 nationale und vereinzelt auch internationale<br />

Fotografen aktuelle Arbeiten, verteilt<br />

auf fünf Industriehallen mit über 3500m 2<br />

Ausstellungsfläche auf dem Maag Areal in<br />

Zürich. Die photo17 verschafft Jahr für Jahr<br />

einen repräsentativ aktuellen Überblick<br />

über das fotografische Schaffen in der<br />

Schweiz und erfreut sich grosser Beliebtheit:<br />

Gut 27 000 Besucher strömten an die<br />

letztjährige Ausstellung. Spannend: Dieses<br />

Jahr ist einer der Favoriten für den «Lifet<strong>im</strong>e<br />

Award» – eine der Auszeichnungen,<br />

welche an der Austellung vergeben wird,<br />

Walter Pfeiffer. Der gebürtige Schaffhauser<br />

zählte lange Jahre zu den Untergrund-Fotografen<br />

<strong>im</strong> Umfeld schwuler Publikationen.<br />

Seine Arbeiten wurden erst ab den frühen<br />

2000er Jahren durch Beiträge für die Zeitschriften<br />

«i-D» oder «Vogue» einem grösseren<br />

Publikum bekannt.<br />

Kuratiert wird die grösste Werkschau<br />

für Fotografie der Schweiz von Adrian Ehrat.<br />

Photo17, 16. Januar bis 20. Januar in der<br />

Maag-Halle, Hardstrasse 219, 8005 Zürich.<br />

www.photo-schweiz.ch<br />

ANZEIGE<br />

Engelstrasse 62 _ 8004 Zürich _ +41 44 241 2822 _ www.kink.ch<br />

SPRING / SUMMER <strong>2016</strong><br />

SPRING / SUMMER <strong>2016</strong><br />

Resort Capsule<br />

January <strong>2016</strong><br />

Resort Capsule<br />

January <strong>2016</strong><br />

Montag<br />

17h - 20h<br />

Dienstag - Freitag<br />

12h - 20h<br />

Samstag<br />

11h - 18h<br />

fon 044 241 28 22<br />

www.kink.ch<br />

like us<br />

(kink-shop)<br />

160521_1746_ins_183x132_cruiser.indd 1 21.05.<strong>2016</strong> 17:58:08


22<br />

Kultur<br />

Buchtipp<br />

Oscar Wildes würdiger<br />

Nachfolger<br />

Max Goldt ist in diesem Herbst mit einem<br />

neuen Buch herausgekommen.<br />

Von Birgit Kawohl<br />

D<br />

as nicht gerade schlanke Werk präsentiert,<br />

so der Untertitel, «die<br />

prachtvollsten Texte 2003 bis 2014»<br />

und – wie man <strong>im</strong> Inhaltsverzeichnis erfährt<br />

– «einige Texte mit Wurzeln in den<br />

Neunzigern». Schon an diesem Untertitel<br />

lässt sich der Stil und die für Goldt typische<br />

Tonart erkennen. Hier wird kein Best-of<br />

präsentiert und keine Number one-Hits,<br />

nein, prachtvolle Texte wird man zu lesen<br />

bekommen, darunter macht es Goldt nun<br />

mal nicht – und das ist gut so.<br />

In Zeiten, in denen proletenhaft auftretende<br />

Komiker/Innen die Hallen und Stadien<br />

diverser Grossstädte füllen, fällt Goldt<br />

durch einen Sprachwitz auf, der zeigt, dass<br />

die deutsche Sprache zu mehr fähig ist, als<br />

Männer ihren Unmut über den Handtaschenkauf<br />

ihrer Gattinnen herausschreien<br />

zu lassen.<br />

Auf dieses fulminante Sprachgefühl<br />

trifft eine ungeheure Beobachtungsgabe, mit<br />

der Goldt nicht nur die Schwächen seiner<br />

Mitmenschen filetiert, nein, er macht auch<br />

vor den eigenen Unzulänglichkeiten nicht<br />

Halt, denn hinter einigen Aussagen seines<br />

lyrischen Ichs meint der Leser auch <strong>im</strong>mer<br />

wieder schelmenhaft Goldts eigene Gestalt<br />

hervorblitzen zu sehen. So räsoniert Goldt<br />

zum Beispiel über die Identitätszweifel von<br />

Männern be<strong>im</strong> Tragen von Unterhosen mit<br />

offensichtlich zur Schau gestelltem Markennamen<br />

oder über kritische Äusserungen von<br />

Hotelgästen der durchschnittlichen Art.<br />

Goldt macht auch nicht vor den neuerdings<br />

auftretenden Sprachzweifeln in Bezug<br />

auf Sexualität halt (siehe hierzu diverse<br />

«<strong>Cruiser</strong>»-Artikel aus dem Jahr <strong>2016</strong>). Dem<br />

Leser wird eine unmissverständliche Definition<br />

von Metrosexualität geliefert, bei der es<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

vor allem um Sorge um das männliche Aussehen<br />

gehe, «mit Schwänzen hat das gar<br />

nichts zu tun, eher mit einem guten Einkommen<br />

und einer Zugehörigkeit zu einem<br />

Milieu». Gerade dieses offenbare Zugehörigkeitsgefühl<br />

wird <strong>im</strong> Folgenden kritisiert<br />

und jeder Einzelne <strong>im</strong> Gegenteil dazu aufgefordert,<br />

so zu sein, wie ER es wolle und<br />

nicht so, wie seine Umgebung es von ihm<br />

erwarte. Und genau das ist es doch wohl,<br />

was man bei der ganzen aktuellen Genderdebatte<br />

mehr und mehr unter dem Zwang<br />

der Kategorisierung und des alles korrekt<br />

bezeichnen Wollens vergisst: Der Mensch<br />

soll Mensch in seiner ihm passenden Individualität<br />

bleiben. Wenn es dafür vielleicht<br />

auch mal keinen Begriff geben sollte, so<br />

what? Wird auch das Thema Homosexualität<br />

nicht ausdrücklich formuliert, sch<strong>im</strong>mert<br />

durch den violett-wiesengrünen Retroshorts<br />

(in «Das süsse Nichts») irgendwie<br />

doch ein Hauch von Schwulerei durch. So<br />

mäandert sich Goldt durch die Höhen und<br />

Tiefen des menschlichen Daseins, lässt<br />

auch Kleinigkeiten nicht unbesehen am Lebensrand<br />

liegen, sodass dem Leser mehr als<br />

ein Mal die Augen geöffnet werden.<br />

Ach so, und was hat das Ganze jetzt mit<br />

Oscar Wilde zu tun (siehe Titel)? Also erstens<br />

muss bei Goldt der Titel nicht unbedingt<br />

etwas mit dem Inhalt eines Textes zu<br />

tun haben, oder manchmal hat er das nur<br />

ganz am Rande und eher zufällig. Was die<br />

Kritikerin als Stilmittel gerne aufgreift. Andererseits<br />

gehört Oscar Wilde eben doch zu<br />

Max Goldt (oder umgekehrt), denn wer Wildes<br />

Aphorismen kennt und mag, wird noch<br />

mehr Freude an diesem Buch haben, das<br />

eben voll von solchen steckt. Und so schliesse<br />

ich diesen leider nur mässig gelungenen<br />

Artikel mit einem mir bereits liebgewordenen<br />

Zitat: «Understatement ist letztlich nur<br />

eine kenntnisreiche Form der Prahlerei.»<br />

Wer mehr Lust auf Max Goldt bekommen<br />

hat, kann ihn <strong>im</strong> kommenden Jahr live<br />

in Basel erleben.<br />

Buchtipp<br />

Max Goldt: Lippen abwischen und lächeln.<br />

Die prachtvollsten Texte 2003 bis 2014.<br />

Rowohlt Berlin <strong>2016</strong>.<br />

512 Seiten<br />

Preis CHF 24.95<br />

ISBN ISBN 9783871341779


Thema<br />

Kirche & Homosexualität<br />

23<br />

He<strong>im</strong>atsuche <strong>im</strong><br />

Niemandsland –<br />

Christliche<br />

LGBT-<br />

Gruppen in<br />

Osteuropa<br />

Christliche LGBT-Gruppen befinden sich zwischen<br />

den Frontlinien einer säkularen LGBT-Bewegung<br />

und zumeist konservativen Kirchen, die ihre<br />

Anliegen als Sünde verdammen. Dennoch ist in<br />

den letzten Jahren eine vielfältige Szene von<br />

christlichen LGBT-Gruppen in Ostmittel- und<br />

Osteuropa entstanden.<br />

Von Michael Brinkschröder<br />

D<br />

as European Forum of Lesbian, Gay,<br />

Bisexual and Transgender Christian<br />

Groups (European Forum) wurde<br />

1982 auf Initiative des französischen Priesters<br />

Emile Letertre von sieben Schwulengruppen<br />

aus westeuropäischen Ländern gegründet.<br />

Im Laufe der Jahre hat es sich<br />

zunächst für christliche Lesbengruppen und<br />

dann für Bisexuellen- und Transgender-<br />

Gruppen geöffnet. Das European Forum hat<br />

heute ca. 50 Mitgliedsorganisationen in<br />

23 Ländern.<br />

Phasen in der Entwicklung christlicher<br />

LGBT-Gruppen<br />

Erstmals kam 1992 eine grössere Zahl von<br />

christlichen Lesben und Schwulen aus Ostmittel-<br />

und Südosteuropa zum European<br />

Forum. In dieser ersten Phase von 1992-<br />

2002 gab es zwar <strong>im</strong>mer wieder Kontakte zu<br />

einzelnen Gruppen aus verschiedenen osteuropäischen<br />

Ländern, doch die meisten<br />

blieben sporadisch − entweder weil die<br />

Gruppen nicht lange Bestand hatten oder<br />

weil ihre Repräsentantinnen in den Westen ➔


24<br />

Thema<br />

Kirche & Homosexualität<br />

In diesem Buch erzählen lesbische<br />

Christinnen ihre Lebensgeschichten.<br />

Mitglieder des «Forum of LGBT Christian Groups in Eastern Europe and Central Asia».<br />

gingen. Die einzige Gruppe, die in den<br />

1990er Jahren durchgängig <strong>im</strong> European Forum<br />

aktiv war, war die slowakische Gruppe<br />

«Ganymedes». Dementsprechend war Bratislava<br />

1994 auch die erste osteuropäische<br />

Stadt, in der die Jahreskonferenz des European<br />

Forum stattfand.<br />

Das European Forum nahm ab 2002<br />

eine aktivere Haltung in der Unterstützung<br />

der osteuropäischen Schwulen und Lesben<br />

ein. Dies begann mit dem Buchprojekt «Let<br />

Our Voices Be Heard», in dem lesbische<br />

Christinnen aus ganz Europa ihre Lebensgeschichten<br />

erzählen. Aus Osteuropa waren dabei<br />

ebenfalls viele lesbische Frauen vertreten.<br />

Das zweite wichtige Projekt in dieser<br />

Phase war das «Safe Space Training Project»,<br />

das von 2005−2007 stattfand. Es richtete sich<br />

an christliche Schwule und Lesben aus Osteuropa,<br />

die zugleich in der Menschenrechtsarbeit<br />

aktiv waren. Es gelang jedoch in keinem<br />

der beteiligten Länder dauerhaft stabile<br />

Gruppen aufzubauen.<br />

Einen etwas längeren Atem hatte die<br />

ungarische Basisgemeinde «Öt Kenyér»<br />

(Fünf Brote), die stark von der Befreiungstheologie<br />

inspiriert war. 1996 von katholischen<br />

Schwulen und Lesben gegründet,<br />

wandelte sie sich schnell zu einer ökumenischen<br />

Gruppe, die auch offen für<br />

Nicht-Christen und Heterosexuelle war. Die<br />

Gemeinde traf sich wöchentlich zu Gebeten<br />

und Bibelgesprächen. Sie veröffentlichte Bücher<br />

und beteiligte sich an Diskussionsveranstaltungen<br />

usw. Nach zehn Jahren löste sie<br />

sich jedoch aus Frustration darüber, dass<br />

ihre jahrelangen Rufe in der katholischen<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

Kirche ungehört verhallt waren, auf − gerade<br />

in dem Moment, als sie Mitglied <strong>im</strong> European<br />

Forum geworden war.<br />

Gleichwohl entstanden seit dieser<br />

Zeit in vielen Städten neue christliche<br />

LGBT-Gruppen − vor allem in den Ländern<br />

der ehemaligen Sowjetunion. In der dritten<br />

Phase (2008−<strong>2016</strong>) verschob sich daher der<br />

Fokus auf diese Region. Dortige Gruppen<br />

gründeten 2008 in St. Petersburg das<br />

«Forum of LGBT Christian Groups in Eastern<br />

Europe and Central Asia». Diese Konferenzen<br />

haben seither nahezu jedes Jahr<br />

stattgefunden und ganz erheblich zur Steigerung<br />

des Selbstbewusstseins der Teilnehmer/innen<br />

beigetragen.<br />

Diese Konferenzen haben seither<br />

nahezu jedes Jahr stattgefunden<br />

und ganz<br />

erheblich zur Steigerung<br />

des Selbstbewusstseins<br />

der Teilnehmer/innen<br />

beigetragen.<br />

Das osteuropäische Forum erhielt personelle<br />

und finanzielle Unterstützung durch<br />

das European Forum und die «Metropolitan<br />

Community Church» (MCC), eine Freikirche<br />

aus den USA, die vor allem aus Menschen<br />

der LGBT-Community besteht. Das<br />

European Forum führte ausserdem mit diesen<br />

Gruppen 2014−<strong>2016</strong> ein «Leadership<br />

Training». Parallel dazu bot die MCC ein<br />

Training für Seelsorge und Spiritualität an<br />

und ein Zusammenschluss von christlichen<br />

Gruppen aus den Niederlanden ein Training<br />

zum «Community Building». Auf diese Weise<br />

haben verschiedene internationale Akteure<br />

intensiv in die Ausbildung der Leiter und<br />

Leiterinnen christlicher LGBT-Gruppen in<br />

Osteuropa investiert mit dem Ziel, das die<br />

Gruppen grössere Stabilität erlangen. Das<br />

Ergebnis kann sich sehen lassen, denn es gibt<br />

jetzt in dieser Region eine ganze Reihe von<br />

aktiven christlichen LGBT-Gruppen.<br />

Aufbrüche und internationale<br />

Verknüpfungen<br />

Diese Gruppen verkörpern ein Spektrum<br />

zwischen Identität und Inklusion, Geschlossenheit<br />

und Diversität: «Queer<br />

Credo» aus Kiew beispielsweise richtet sich<br />

ausschliesslich an orthodoxe Schwule und<br />

ist damit in doppelter Hinsicht geschlossen.<br />

Zur Moskauer Gruppe «dr» gehören<br />

dagegen Lesben, Schwule, Bisexuelle,<br />

Transgender und Transsexuelle. Zusätzlich<br />

ist hier auch die religiöse Orientierung<br />

ist sehr unterschiedlich. Dies macht<br />

es natürlich schwer, tragende Gemeinsamkeiten<br />

zu finden. Die meisten Gruppen<br />

verstehen sich jedoch als christliche<br />

LGBT-Gruppen.<br />

Während dieser dritten Phase schlugen<br />

die Gruppen in Ostmitteleuropa eine<br />

andere Richtung ein. Sowohl in der Slowakei<br />

als auch in Ungarn und der Tschechi-


Thema<br />

Kirche & Homosexualität<br />

25<br />

schen Republik hielten die Gruppen weitgehend<br />

(kirchen-)politische Aktivitäten für<br />

aussichtslos, internationale Kontakte wurden<br />

nicht gesucht. Man konzentrierte sich<br />

eher auf die Stärkung der Spiritualität der<br />

Mitglieder und wollte keinen Kontakt mit<br />

dem European Forum.<br />

Ein erster Aufbruch aus dieser Situation<br />

geschah in Polen, wo sich die 2010 die<br />

Gruppe «Wiara i Tęcza» (Glaube und Regenbogen)<br />

gründete. Sie versuchte eine Mischung<br />

aus spiritueller Stärkung ihrer Mitglieder<br />

und kirchenpolitischem Dialog mit<br />

Priestern und Bischöfen. Der Erfolgt gibt<br />

ihnen Recht, denn inzwischen gibt es dort<br />

zehn lokale Gruppen.<br />

Überraschenderweise änderte sich<br />

2015/16 auch die Ausrichtung mehrerer<br />

Gruppen in Ostmitteleuropa, die überwiegend<br />

aus katholischen LGBTs bestehen. Dieser<br />

Umschwung mit der Suche internationaler<br />

Kontakte dürfte einerseits durch die<br />

Mobilisierung <strong>im</strong> Zusammenhang mit den<br />

Christliche Lesben, Schwule,<br />

Bisexuelle und Trans-<br />

Leute sind quasi auf der<br />

Suche nach einer He<strong>im</strong>at<br />

<strong>im</strong> Niemandsland.<br />

Volksabst<strong>im</strong>mungen über die Definition der<br />

Ehe in der Verfassung (Kroatien, Slowakei)<br />

begründet sein, andererseits aber auch mit<br />

dem Papst Franziskus-Effekt und den Debatten<br />

bei den Familiensynoden (2014–15).<br />

Herausforderungen<br />

Christliche Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />

Trans-Leute sind quasi auf der Suche nach<br />

einer He<strong>im</strong>at <strong>im</strong> Niemandsland. Sie<br />

befinden sich zwischen den Frontlinien des<br />

Kulturkampfes zwischen einer säkularen<br />

LGBT-Bewegung einerseits und konservativen<br />

Kirchen andererseits, die sie als Sünder<br />

verdammen. Entscheidend für die Gründung<br />

einer christlichen LGBT-Gruppe ist,<br />

dass ihre Gründerinnen und Mitglieder in<br />

ihren christlichen Traditionen das Potential<br />

dafür spüren, dass sich die Kirche in der<br />

Homosexuellenfrage reformieren und umkehren<br />

kann. Zudem müssen sie bereit sein,<br />

für ihre Vision längere Durststrecken zu<br />

überstehen, in denen sich alle Kraft darauf<br />

konzentriert, sich spirituell über Wasser zu<br />

halten und die Hoffnung nicht zu verlieren,<br />

dass Glaube und Sexualität bzw. ➔<br />

ANZEIGE


26<br />

Thema<br />

Kirche & Homosexualität<br />

In Osteuropa ist das Thema Homosexualität<br />

und Kirche nach wie vor Tabu.<br />

Die kirchliche Heirat ist auch in Osteuropa nur ein Wunschtraum.<br />

Geschlechtsidentität vereinbar sind. Ausserdem<br />

müssen sie den Mut haben, symbolischen,<br />

verbalen und u.U. auch körperlichen<br />

Angriffen standzuhalten.<br />

Viele Mitglieder der christlichen<br />

LGBT-Gruppen leiden an der Ausgrenzung<br />

durch ihre Kirche. Manche mussten nach ihrem<br />

Coming-out eine formale Exkommunikation<br />

über sich ergehen lassen, andere wurden<br />

von Gemeindemitgliedern mit Gewalt<br />

traktiert und wieder andere haben ihre Kirche<br />

aus Frustration über deren Bewertung<br />

von Homosexualität als Sünde verlassen. Für<br />

religiöse LGBT bedeutet diese Ausgrenzung,<br />

dass ihre Seele zerrissen wird in eine sexuellaffektive<br />

und eine religiös-spirituelle Hälfte.<br />

Die christlichen LGBT-Gruppen bieten einen<br />

Ort, an dem das Getrennte wieder zusammenwachsen<br />

und dieser Riss langsam<br />

heilen kann.<br />

Aber auf dem Weg dahin gibt es viele<br />

Probleme, die leicht dazu führen können,<br />

dass die Gruppen scheitern. Die meisten<br />

christlichen LGBT-Gruppen in Osteuropa<br />

leben in Gesellschaften, die überwiegend homophob<br />

und transphob sind. Dies führt<br />

dazu, dass die Mitglieder dieser Gruppen<br />

diese Einstellungen tief verinnerlicht haben.<br />

In der Folge weisen sie irrationale Ängsten<br />

und Haltungen auf, die eine produktive Zusammenarbeit<br />

schwierig machen.<br />

Eine Invasion mit Rauchbomben in einen<br />

Gottesdienst der «Church of St. Cornelius»<br />

<strong>im</strong> ukrainischen Donezk (2012) und später<br />

ein Brandanschlag auf die Wohnung<br />

ihres Gründers sowie Bombendrohungen<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

bei einer Konferenz des osteuropäischen Forums<br />

zeigen jedoch, dass die von faschistischen<br />

und fundamentalistischen Gruppierungen<br />

ausgehende Gewalt durchaus real<br />

und sehr ernst zu nehmen ist. Die Gründer<br />

der Gruppen in Donezk und <strong>im</strong> kirgisischen<br />

Bischkek mussten ihre He<strong>im</strong>atländer wegen<br />

Morddrohungen verlassen und politisches<br />

LGBT-Gruppen in Osteuropa<br />

leben in Gesellschaften, die<br />

überwiegend homophob und<br />

transphob sind.<br />

Asyl beantragen. Auch staatliche Schikanen<br />

beeinträchtigen die Handlungsspielräume<br />

von LGBT-Gruppen: So etwa die russischen<br />

und kirgisischen Gesetze, die die Meinungs-,<br />

Presse- und Versammlungsfreiheit<br />

von Schwulen und Lesben einschränken<br />

(sog. «gay propaganda laws») oder die Vorschrift,<br />

dass NGOs sich in Russland als<br />

«ausländische Agenten» registrieren lassen<br />

müssen, wenn sie Geld von ausländischen<br />

Stiftungen erhalten. Es kommt hinzu, dass<br />

die politische Kultur in Osteuropa durch<br />

ein autoritäres Verständnis von Leitung geprägt<br />

ist, so dass die Leiter/innen von den an<br />

sie gerichteten Erwartungen oftmals systematisch<br />

überfordert werden, während die anderen<br />

in einer passiven Konsumhaltung verharren.<br />

Dies mündet nicht selten nach kurzer<br />

Zeit <strong>im</strong> Burn-out dieser Aktivist/innen. Um<br />

diesen destruktiven Modus zu überwinden,<br />

ist es wichtig, dass die Leiter/innen dem gegensteuern<br />

und einen partizipativen Leitungsstil<br />

etablieren. Freilich gibt es auch positive<br />

Signale. Viele LGBT-Organisationen<br />

haben sich in jüngster Zeit mit ihrer Ablehnung<br />

durch die Kirche konstruktiv auseinandergesetzt,<br />

weil sie am Beispiel verschiedener<br />

evangelischer Kirchen in Westeuropa und<br />

Nordamerika gesehen haben, dass auch hier<br />

ein Umdenken und Lernprozess möglich ist.<br />

Für die christlichen Gruppen entspannt sich<br />

dadurch die Situation. Sofern sich die gesellschaftlichen<br />

und politischen Rahmenbedingungen<br />

nicht wieder verschlechtern, wird<br />

daher in Zukunft der innerkirchliche Dialog<br />

eine zentrale Herausforderung für die christlichen<br />

LGBT-Gruppen sein.<br />

Michael Brinkschröder<br />

Dr., Diplomtheologe und Soziologe, lebt in<br />

München und arbeitet als Projektleiter bei der<br />

Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle<br />

und Kirche (HuK) e.V. Er war von 2011−2015<br />

Co-Präsident des European Forum und ist seit<br />

<strong>2016</strong> Co-Vorsitzender des Global Network of<br />

Rainbow Catholics.<br />

Dieser Text wurde für den <strong>Cruiser</strong> bearbeitet<br />

und erschien zuerst in der Zeitschrift «Religion &<br />

Gesellschaft in Ost und West». Die ungekürzte<br />

Version gibt es auf www.cruisermagazin.ch


Fingerfertig<br />

<strong>Cruiser</strong> kocht<br />

27<br />

Kulinarische<br />

Weihnachtsgäste<br />

Die Gastfreundschaft ist in der türkischen Kultur fest verankert. An Weihnachten<br />

bin ich allerdings meist selber zu Gast. Und kann es dann doch nicht<br />

lassen, an diesem «fremden» Festtag orientalische Gerichtideen beizusteuern.<br />

Zutaten<br />

1 ausgewallter Blätterteig, Formen<br />

ausgestanzt<br />

1 Eigelb<br />

VON Nihat Yasartürk<br />

W<br />

eihnachten – das Fest der Liebe.<br />

Und des guten Essens. In meinem<br />

Kulturkreis feiern wir<br />

Weihnachten nicht. Umso schöner ist es,<br />

das Fest seit Jahren mit meiner «Schweizer<br />

Familie» zu begehen. Und wir bereichern<br />

uns gegenseitig – auch kulinarisch. Sowieso<br />

plädiere ich dafür, vielleicht mal einen<br />

ausländischen Gast an die weihnächtliche<br />

Tafel zu laden, eine Nachbarin, einen<br />

Freund, eine Arbeitskollegin. Im Kleinen<br />

gelebte Integration. Die funktioniert ohnehin<br />

am besten übers Essen. Vielleicht steuert<br />

der Gast ja sogar etwas Kulinarisches<br />

zum Weihnachtsmenü bei. Und wenn nicht,<br />

gibt es hier ein paar orientalisch angehauchte<br />

Rezeptideen, die sich <strong>im</strong>mer – aber<br />

gerade zu Weihnachten – besonders<br />

gut machen.<br />

80g türkischer Weisskäse, zerbröselt<br />

2 EL Tomatenpüree<br />

2 EL Peperonipüree<br />

1 Knoblauchzehe, gepresst<br />

3 EL Olivenöl<br />

2 EL frische Baumnüsse, grob zerkleinert<br />

Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel, getrocknete<br />

Pfefferminze, Paprikaflocken, Sumach<br />

Zubereitung<br />

Blätterteig ausbreiten, gewünschte Formen<br />

ausstanzen und anschliessend mit Eigelb<br />

bestreichen. Teigreste vorsichtig zusammenschichten,<br />

neu auswallen und Prozess<br />

wiederholen. Bei 200° ca. 7 Minuten<br />

goldbraun backen.<br />

Zutaten für Paste mischen und mit<br />

Gewürzen abschmecken.<br />

Blätterteiggebäck in der Mitte aufschneiden<br />

und Paste auf dem Boden verteilen.<br />

Info<br />

Nihat organisiert seit gut vier Jahren Kochkurse<br />

für einen guten Zweck, u.a. für Schulkinder in<br />

der Türkei. Und er ist als Störkoch oder als<br />

Caterer an privaten und geschäftlichen<br />

Anlässen unterwegs. «Daneben» drückt er als<br />

angehender Gymnasiallehrer seit Kurzem<br />

wieder die Schulbank.<br />

Die nächsten Kochkurse für 2017<br />

Die Kurse sind in Planung und werden<br />

demnächst auf www.fingerfertig.ch publiziert.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


28<br />

KOLUMNE<br />

Bötschi klatscht<br />

Der Tiger namens<br />

Schwaninger<br />

Diese Geschichte erzählt von einer<br />

Österreicherin, die den Zürcherinnen<br />

und Zürchern unter die Bettdecke<br />

schaut. Klatschtante Hildegard<br />

Schwaninger mischt seit bald 40 Jahren<br />

die Zürcher Teppichetagen auf.<br />

VON BRUNO BÖTSCHI<br />

E<br />

in lauer Abend <strong>im</strong> Oktober. Es ist kurz<br />

nach sechs, als Hildegard Schwaninger<br />

(Alter unbekannt) von ihrem Ehemann<br />

be<strong>im</strong> Zürcher Bauschänzli abgeliefert<br />

wird. Ein Gentleman der alten Schule, dieser<br />

Jürg Ramspeck. Der ehemalige «Weltwoche»-<br />

Chef und Zürichs Kult-Klatschtante sind<br />

zum zweiten Mal verheiratet. Der Steuerberater<br />

habe es ihm so empfohlen, verriet<br />

Ramspeck einmal in einem Interview.<br />

Koluministin Hildi weiss, um die<br />

wirklich guten Geschichten zu erfahren,<br />

muss man an Veranstaltungen und Partys<br />

gehen. An diesem Herbstabend will Hildi<br />

aber keine Leute bezirzen oder ausquetschen.<br />

Sie will es stattdessen krachen lassen.<br />

Und zwar richtig. Denn es ist: Oktoberfest!<br />

Hildi mag Quentin Tarantino, Roger<br />

Federer und die Queen. So schreibt sie es in<br />

ihrem Selbstporträt auf ihrer Internetseite<br />

www.schwaningerpost.com. An diesem<br />

Abend <strong>im</strong> Bierzelt ist das Trio nicht anwesend.<br />

Hildi mag zudem Sushi und Feste mit<br />

Champagner als Ausgleich zum disziplinierten<br />

Leben. Von Bier schreibt sie nichts – und<br />

trotzdem: Hildi liebt den «Pink Monday».<br />

Hildi ist seit Jahren Stammgästin<br />

be<strong>im</strong> schwulen Oktoberfest auf dem Zürcher<br />

Bauschänzli. Sie mag das Bad in der<br />

schönen Menge – gekleidet in Lederhosen<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

und karierten Hemden. «Krachlederne und<br />

stramme Waden, die ult<strong>im</strong>ative Sexiness»,<br />

notierte Hildi einmal und verriet kürzlich:<br />

«Ich wäre gerne ein Jahr lang ein Mann, ein<br />

junger, schöner und kluger.» Ob schwul,<br />

das verriet Hildi nicht.<br />

Ich kann auf der Strasse<br />

keinen Schritt gehen, ohne<br />

dass ich nicht auf meine<br />

Kolumne angesprochen werde.<br />

Auch dieses Jahr wollte sich die geborene<br />

Salzburgerin den Höhepunkt des Zürcher<br />

Bierfestes nicht entgehen lassen. Mit einer alten<br />

Freundin schwebte Hildi («Ich kann auf<br />

der Strasse keinen Schritt gehen, ohne dass<br />

ich nicht auf meine Kolumne angesprochen<br />

werde») ins Zelt – <strong>im</strong> feschen Dirndl gekleidet,<br />

die langen Haare wie <strong>im</strong>mer leuchtend<br />

blond und an den Füssen Ballerinas.<br />

Während Hildi ihren Platz am Ehrentisch<br />

von Organisatorin Sigi Gübeli einnahm,<br />

spielte die Band «Bayern 3000» bereits<br />

einen Gassenhauer nach dem anderen. Das<br />

Bier floss in Strömen, die St<strong>im</strong>mung zum Kochen<br />

bereit. Kurz darauf geschah es: Hildi,<br />

deren Arbeitsz<strong>im</strong>mer normalerweise die Bar<br />

des Fünfsternhotels The Dolder Grand in<br />

Zürich ist, konnte sich nicht mehr halten.<br />

Hildi wollte nach oben, wollte nicht<br />

mehr sitzen bleiben, wollte auf die Holzbank<br />

steigen. Kaum stand sie oben, flogen die Hände<br />

in der Luft. Hildi tanzte, liess ihren Allerwertesten<br />

kreisen. Hildi sang, was ihre Kehle<br />

hielt. «Cowboy und Indianer», «YMCA» und<br />

«Atemlos». Im Fünfsternhotel sitzt Hildi gerne<br />

in tiefen Ledersofas und befeuchtet ihre<br />

Lippen mit Grüntee. «Hildegard Schwaninger<br />

ist ein Schaustück <strong>im</strong> Ambiente des Zürcher<br />

Nobelhotels Dolder Grand», notierte die<br />

NZZ. Aber wenn Hildi Drindl trägt und Hopfen<br />

und Malz durch ihre Kehle gurgelt, dann<br />

jault der Tiger in ihrem Tank.<br />

Hildis Augen leuchteten. Und es war<br />

zu spüren: Gerne hätte Hildi die liebe lange<br />

Nacht weiter getanzt. Und wäre so richtig<br />

undiszipliniert geworden. Aber am Oktoberfest<br />

ist Punkt 23 Uhr Schluss, da werden<br />

die Gäste gnadenlos hinausspediert. Es<br />

kann noch so lustig sein.<br />

Und deshalb sage auch ich: Tschüss!<br />

Adieu! Bye bye! Das war meine letzte<br />

«<strong>Cruiser</strong>»-Kolumne, momoll.<br />

www.brunoboetschi.ch


GEMEINSAM<br />

STOPPEN WIR<br />

XXX<br />

XXX<br />

29<br />

AN LESBEN,<br />

SCHWULEN UND<br />

TRANS MENSCHEN.<br />

Lesben, Schwule und Transmenschen werden auch in der Schweiz<br />

Opfer von Gewalt. Wir aber tolerieren keine Besch<strong>im</strong>pfungen,<br />

Belästigungen oder Angriffe. Wurdest du Opfer oder Zeuge eines<br />

homo- oder transphoben Vorfalls? Melde den Fall unserer 24-Stunden-<br />

Hotline 0800 133 133 oder anonym unter www.lgbt-helpline.ch<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


30 RATGEBER<br />

Dr. Gay<br />

Dr. Gay<br />

DR. GAY<br />

Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />

Schweiz. Die Fragen werden online auf<br />

www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten<br />

Beratern beantwortet dort deine Fragen,<br />

welche in Auszügen und anonymisiert <strong>im</strong><br />

«cruiser» abgedruckt werden.<br />

ANZEIGE<br />

ARCADOS<br />

schwuler Buchladen<br />

40 Jahre, April 1977 – 2017<br />

lesen | schreiben | weiterbilden<br />

Rheingasse 67 | 4005 Basel<br />

Telefon 061 681 31 32<br />

VON Vinicio Albani<br />

Kann ich meinem Fuckbuddy<br />

trauen?<br />

Ich hatte vor ein paar Wochen<br />

ungeschützten, passiven Analsex<br />

mit einem Fuckbuddy, den ich<br />

regelmässig treffe. Bisher hatten<br />

wir <strong>im</strong>mer Safer Sex, diesmal<br />

wurde das Kondom aber in der<br />

Hitze des Gefechts weggelassen.<br />

Er hat mir danach versichert,<br />

HIV-negativ zu sein und seit<br />

seinem HIV-Test <strong>im</strong> April <strong>2016</strong><br />

keinen ungeschützten Sex gehabt<br />

zu haben. Aber kann ich ihm<br />

trauen? Zirka zwei Wochen später<br />

hatte ich einen leichten Schnupfen<br />

und einen kratzigen Hals.<br />

Könnten dies die Symptome einer<br />

HIV-Infektion sein? Und muss<br />

ich wirklich drei Monate bis zum<br />

HIV-Test warten oder kann ich<br />

schon früher gehen?<br />

Andreas (32)<br />

Hallo Andreas<br />

Ungeschützter Analverkehr ist ein hohes<br />

HIV-Risiko. Mit Ejakulation ist das Risiko<br />

am höchsten, aber auch ohne Abspritzen ist<br />

es hoch, denn die Darmschle<strong>im</strong>haut ist äusserst<br />

empfindlich und aufnahmefähig.<br />

Symptome einer HIV-Infektion sind Fieber,<br />

Abgeschlagenheit, Nachtschweiss, geschwollene<br />

Lymphknoten, Halsschmerzen, Hautausschlag<br />

usw. Sie können stark sein oder so<br />

schwach, dass du sie kaum bemerkst. Genauso<br />

können sie aber auch ohne HIV-Infektion<br />

vorkommen (z.B. bei einer Grippe). Ein HIV-<br />

Test ist bereits 15 Tage nach Risikosituation<br />

möglich und ziemlich sicher. Er wird dann<br />

eingesetzt, wenn ein HIV-Risiko eingegangen<br />

wurde und eine Infektion möglich ist.<br />

Denn je früher man über den eigenen Status<br />

Bescheid weiss, desto besser. Um bei einem<br />

negativen Resultat eine HIV-Infektion ganz<br />

auszuschliessen, ist gemäss Schweizer Richtlinien<br />

nach wie vor eine Wartefrist von drei<br />

Monaten nötig. Internationale Studien zeigen<br />

aber, dass die neue Generation der Tests<br />

bereits ab sechs Wochen sicher ist. Der<br />

Checkpoint bietet Tests und persönliche Beratung<br />

an. Infos findest du auf der Webseite:<br />

mycheckpoint.ch.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

HIV durch Buttplug?<br />

Vor drei Tagen hatte ich ein Date<br />

mit einem fremden Mann. Dabei<br />

hatten wir Safer Sex und er hat<br />

mir einen Buttplug eingeführt.<br />

Später ist mir durch den Kopf<br />

gegangen, wenn er das bei allen<br />

seinen Dates macht, war sein<br />

Buttplug wahrscheinlich schon in<br />

vielen Männern drin. Er nahm den<br />

Buttplug zwar aus dem Schrank<br />

und er sah recht sauber und<br />

ungebraucht aus. Trotzdem<br />

mache ich mir Sorgen. Kann man<br />

sich so mit HIV anstecken?<br />

Kevin (22)<br />

Hallo Kevin<br />

User von Sextoys wie Buttplugs oder Dildos<br />

wissen in der Regel, wie sie ihre Spielsachen<br />

pflegen und behandeln müssen. Dazu gehört<br />

auch, diese nach dem Gebrauch zu waschen<br />

und zu desinfizieren. Ob das dein<br />

Sexpartner gemacht hat, kann ich nicht sagen.<br />

Bezüglich HIV besteht jedenfalls keine<br />

Gefahr, denn das HI-Virus verliert an der<br />

Luft relativ schnell an Infektiosität. Bei<br />

Gruppensex und Gangbang-Partys ist aber<br />

darauf zu achten, dass Dildos etc. bei jedem<br />

Partnerwechsel gereinigt und desinfiziert<br />

werden. Weil das in der Praxis eher umständlich<br />

ist, ist es besser, für jeden Hintern<br />

ein neues Kondom über den Dildo zu ziehen,<br />

weil sonst z.B. Hepatitis-C-Viren von<br />

einem Hintern zum anderen «wandern»<br />

können. Mehr Infos zu Hepatitis findest du<br />

auf drgay.ch unter DEINE GESUNDHEIT<br />

bei «HIV & Co.».<br />

Alles Gute, Dr. Gay


Ich suche nicht irgendwen,<br />

daher suche ich auch nicht irgendwo.<br />

XXX<br />

XXX<br />

31<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


32<br />

KOLUMNE<br />

Thommen meint<br />

Schwuler Lebensstil – Leben und<br />

leben lassen<br />

Ich habe kürzlich die aktuelle Biographie eines<br />

Anfang Zwanzigjährigen aus Nordamerika gelesen.<br />

Kindheit, Bedürfnisse nach Männern und die<br />

grosse Sehnsucht nach dem Geliebtwerden. Drum<br />

herum viel Drama, Drogen und «beste Freundin»:<br />

«Wenn sich alles anfühlt wie in Filmen.»<br />

VON PETER THOMMEN<br />

E<br />

s war eines der verrücktesten Bücher,<br />

die ich gelesen habe, und ich<br />

habe mich an eine andere Biographie<br />

aus England erinnert: diejenige eines<br />

Exzentrikers, ein halbes Jahrhundert früher,<br />

«Wie einer sein Leben lebte», was<br />

dann auch verfilmt wurde. Dafür liebe ich<br />

ja die Heterosexuellen über alles: Sie, ihre<br />

Familien und die heterosexuell orientierte<br />

Gesellschaft bringt in jeder Generation<br />

wieder jene Vielfalt von Männerliebenden<br />

hervor, die sie jeweils diskr<strong>im</strong>iniert und<br />

unterdrückt oder gar vergewaltigt. Aber<br />

diese Ausgrenzungen sind Illusion, denn<br />

sie richten sich letztlich gegen sie selbst.<br />

Sie können auch die Schuld nicht einfach<br />

abschieben, weil diese ja in und unter ihnen<br />

aufwachsen.<br />

Interessant sind die aktuellen Reaktionen<br />

zur Forderung nach Öffnung der Ehe.<br />

Warum denn das so wichtig sei und auch,<br />

warum diese Minderheit der Mehrheit die<br />

Diskussion aufdrängen würde. Warum ihnen<br />

dies alles so wichtig ist, fragen sie sich<br />

selber nicht. Es geht eigentlich um den «heterosexuellen<br />

Lebensstil», der plötzlich nicht<br />

mehr unangetastet bleibt. Bis jetzt konnte<br />

man sich ja <strong>im</strong>mer «ein bisschen von» fühlen,<br />

denn es gab Andere, die «nicht so opt<strong>im</strong>al<br />

pigmentiert» waren, wie der heterosexuelle<br />

Mann (egal welcher Couleur).<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

Es ist doch egal, Liebe<br />

ist Liebe!<br />

Bei den Frauen frauscht der Sopran<br />

vor: «Es ist doch egal, Liebe ist Liebe!» Dabei<br />

bleibt die D<strong>im</strong>ension der Sexualität völlig<br />

ausgeblendet. Darüber kann ich als Schwuler<br />

nur staunen. Kürzlich sprach ich mit einem<br />

Mann, der 30 Jahre verheiratet war und<br />

Kinder hat. Seine Neigung spielte für sie von<br />

Anfang an keine Rolle – bis sich diese in Lebensrealität<br />

umsetzte und nicht mehr ausgeblendet<br />

werden konnte. Nun frage ich mich,<br />

wie seine Bedürfnisse nach Männern so lange<br />

aufgestaut werden konnten. Diese Biographie<br />

ist eine ganz andere als bei einem<br />

Schwulen. «Wenn sich alles anfühlt wie in<br />

Filmen», eben in der heterosexuell orientierten<br />

Traumwelt.<br />

Seit ich als Junghomo in den 70ern die<br />

Männertäschchen und die Ohrringe an<br />

Männern erlebt habe, sind die ach so<br />

heterosexuellen jungen Männer <strong>im</strong>mer<br />

«schwuler» geworden. In der Kleidung erotischer,<br />

in den Accessoires lässiger, in den<br />

Farben schriller. Gut, zurzeit herrscht wieder<br />

depressive Unscheinbarkeit in politisch<br />

korrektem Schwarz vor – wie vor hundert<br />

Jahren. Aber der Hintern wird betont lässig<br />

präsentiert und wie zu Viktorias Zeiten der<br />

langen Röcke, bleiben die Fussknöchel <strong>im</strong><br />

Blick und sind frei sichtbar, mit dem Haaransatz<br />

an den Beinen.<br />

Ist das nun ein Lebensstil von Schwulen<br />

und wie wäre dann ein heterosexueller<br />

Lebensstil? Geht der heterosexuelle Lebensstil<br />

in der Homoerotik unter und die Homosexualität<br />

in der heterosexuellen Traumwelt?<br />

Der Konsum ist auf jeden Fall hetero, denn<br />

er bedingt die Vermehrung der Konsumenten<br />

als Folge der industriellen Produktion.<br />

Erinnerung an Marx und Freud. Ähnlich die<br />

religiöse Missionierung von Gläubigen. Darum<br />

sind die elektronischen Produkte und<br />

die virtuelle Realität auch nicht haram und<br />

damit kein Gegensatz.<br />

In der letzten Zeit ist es üblich geworden,<br />

die Schamhaare – als Nachweis des Erwachsenseins<br />

– wegzurasieren. Etwas später<br />

tauchen diese Haare nun oben wieder als<br />

Bart an den Unterkiefern von Männern auf.<br />

Eine Adaption an die religiöse erwachsene<br />

Männlichkeitsvorstellung. Nun, es bestehen<br />

unterschiedliche Interpretationen über dessen<br />

erotische Ausstrahlung. Vielleicht wird<br />

daran sichtbar, welchen Lebensstil der Träger<br />

damit ausdrückt?


Reise-Special<br />

Südafrika<br />

33<br />

Südafrika,<br />

wir kommen!<br />

Kein Kontinent gilt als so homophob wie Afrika; auch Südafrika kann sich<br />

da trotz liberaler Verfassung nicht ausnehmen. Um so erstaunlicher, dass<br />

«<strong>Cruiser</strong>» eine offizielle Einladung für eine LGBT-Reise erhalten hat. Ein<br />

mutiger Schritt.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


34<br />

Reise-Special<br />

Südafrika<br />

VON Haymo Empl<br />

I<br />

n 37 der 55 Länder auf dem Kontinent<br />

ist Homosexualität verboten. Bei den<br />

letzten Wahlen in Sambia, S<strong>im</strong>babwe<br />

und Uganda setzten die regierenden Parteien<br />

das Thema Homosexualität <strong>im</strong><br />

Wahlkampf ein und warfen der Opposition<br />

vor, gleichgeschlechtliche Liebe zu unterstützen.<br />

In Ländern wie Uganda und<br />

Malawi drohen mehrjährige Haftstrafen<br />

(siehe auch das Interview mit Caroline<br />

Suter auf Seite 40).<br />

Und dann ist da noch das andere<br />

Afrika: Südafrika. Wikipedia dazu:<br />

«Homosexualität weist in Südafrika eine<br />

vielfältige Geschichte auf, wenn es um die<br />

Rechte homosexueller Menschen geht, da<br />

traditionelle südafrikanische Sitten, westlicher<br />

Imperialismus, Apartheid und die<br />

Menschenrechtsbewegung jeweils ihre verschiedenen<br />

Auswirkungen hatten.» Eine<br />

kurze Quellenüberprüfung bestätigt diese<br />

Aussage. Die Verfassung des demokrati-<br />

www.gate69.co.za<br />

ANZEIGE<br />

WIR<br />

WOLLEN<br />

DICH<br />

SING MIT UNS!<br />

Werde schmaz-Sänger und probe mit uns. Montags 19.15 Uhr. Schulhaus L<strong>im</strong>mat A.<br />

Anmeldung und vieles mehr unter www.schmaz.ch | saenger@schmaz.ch<br />

GÖNN ES UNS!<br />

mezzopiano 100 CHF / a | mezzoforte 200 CHF / a | fortiss<strong>im</strong>o 400 CHF / a<br />

Alle Gönnerkategorien beinhalten regelmässige Informationen und Einladungen<br />

sowie den Zugang zum Vorvorverkauf für unsere Konzerte, vergünstigte Tickets<br />

oder Freikarten, Gönnerapéros etc.<br />

Informationen und vieles mehr unter www.schmaz.ch | goenner@schmaz.ch<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


35<br />

www.chandlerhouse.co.za<br />

schen Südafrika war die erste Verfassung<br />

der Welt, die eine Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund<br />

der sexuellen Ausrichtung verbot.<br />

Am 1. <strong>Dezember</strong> 2006 schrieb das Land<br />

Geschichte, indem es als fünftes Land der<br />

Welt und erstes Land in Afrika die Ehe<br />

für gleichgeschlechtliche Partner öffnete.<br />

Das erstaunt.<br />

Allerdings sorgte der höchstrangige<br />

Katholik des Landes, Kardinal Wilfrid Napier,<br />

mit schwulenfeindlichen Aussagen für<br />

Schlagzeilen, als er die liberale Ehe-Rechtsprechung<br />

in Südafrika als Zugeständnis an<br />

den Westen kritisierte. Die NZZ zitierte den<br />

Kardinal: «Mit der Homo-Ehe unterstützen<br />

wir eine Agenda von aussen (…). Das ist eine<br />

neue Form der Sklaverei.» Später wehrte er<br />

sich mit ganz eigener Logik gegen den Vorwurf<br />

der Schwulenfeindlichkeit: «Ich kenne<br />

keine Schwulen, also kann ich auch nicht<br />

homophob sein.»<br />

es existieren Drag-Shows<br />

und eine vibrierende<br />

Party-Szene.<br />

<strong>Cruiser</strong> war mit anderen Vertretern<br />

der grössten LGBT-Medien auf Einladung<br />

von Südafrika-Tourismus vor Ort. Die Reisegruppe<br />

wurde als «Rainbow Press Group»<br />

zusammengefasst: Japan, Brasilien, USA, ➔<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


36 Reise-Special<br />

Südafrika<br />

Eine Safari darf nicht fehlen. Empfehlenswert ist beispielsweise das Shamwari Game Reserve. In dem Reservat gibt’s so ziemlich alle Tiere.<br />

Und je nachdem auch knackige Ranger. www.shamwari.com<br />

Australien … Ein bunter Haufen von<br />

Schwulen und Lesben also in Südafrika.<br />

Schnell wurde auf der Reise klar: Das Land<br />

wirkt offen – die sexuelle Ausrichtung<br />

spielt eine untergeordnete Rolle – genau<br />

wie es eigentlich auch bei uns sein sollte.<br />

Ebenfalls Tatsache: In den grossen Städten<br />

herrscht eine unglaublich bunte und aufregende<br />

Gay-Szene. Diese ist definitiv lebendiger<br />

als in vielen Städten Europas. Im Gegensatz<br />

zu Zentraleuropa geht man in<br />

Südafrika noch in Bars und in Clubs, es<br />

existieren Drag-Shows und eine vibrierende<br />

Party-Szene. Ebenfalls faszinierend ist,<br />

wie sehr sich die Szene für ihr eigenes<br />

Schicksal interessiert und einsetzt. Der<br />

Kämpfergeist der LGBT-Bewegung in Südafrika<br />

ist spür- und erlebbar, das politische<br />

Interesse der einzelnen Akteure enorm.<br />

Und das alles mit einer Leichtigkeit sowie<br />

einem «konstruktiven nach vorne Blicken».<br />

Das erstaunt dann doch – wenn man vom<br />

eher negativen Image des Kontinents ausgeht.<br />

Man könnte sogar so weit gehen und<br />

sagen, dass Kapstadt Afrikas schwule<br />

Hauptstadt ist und sich auf Augenhöhe mit<br />

San Francisco oder Tel Aviv bewegt. Klar<br />

ist, dass sich in Kapstadt die Schwulenund<br />

Lesbenszene nicht in Nischen und Löchern<br />

verkriecht, sondern Teil des öffentlichen<br />

Lebens ist. Das wird beispielsweise<br />

erlebbar, wenn man be<strong>im</strong> Shopping in eine<br />

der zahlreichen Galerien geht (und sich weniger<br />

für die Kunst als für den Galeristen<br />

interessiert – die Reisegruppe war ganz aus<br />

dem Häuschen). Überhaupt ist das Interesse<br />

der Bevölkerung in Kapstadt («The Mother<br />

City») an Kunst und Kultur enorm.<br />

Auch hier spielt weder Hautfarbe noch Sexualität<br />

eine Rolle. Und dann sind da natürlich<br />

noch die schwulen Touristen (Lesben<br />

haben wir keine gesehen, obschon auch die<br />

ziemlich sicher reisen). «Pink Tourism»<br />

wird gezielt gefördert, bei der Tourismuszentrale<br />

gibt es dafür eine eigene Abteilung.<br />

Kapstadts Toleranz ist also bereits zum<br />

ANZEIGE<br />

Studio 43<br />

Sauna Bar<br />

Wir wünschen allen<br />

fröhliche Festtage<br />

und alles Gute<br />

<strong>im</strong> neuen Jahr.<br />

Wir danken<br />

unseren Gästen<br />

für ihre Treue.<br />

Wirtschaftsfaktor geworden. Schätzungsweise<br />

zehn Prozent aller Gäste seien homosexuell,<br />

erklärt der Vertreter von Südafrika-<br />

Tourismus. Die scheint etwas opt<strong>im</strong>istisch<br />

geschätzt. Fakt ist aber, dass das Gros der<br />

Touristen keine «Szenegänger» sind, sondern<br />

einfach ausspannen möchte. Und das<br />

funktioniert in Südafrika bestens!<br />

Studio 43<br />

Monbijoustr. 123, 3007 Bern<br />

Telefon 031 372 28 27<br />

Tram 9 (Richtung Wabern)<br />

Haltestelle Wander<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich 11–22 Uhr,<br />

www.studio43.ch<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


Reise-Special<br />

Expertentipps<br />

37<br />

Es muss nicht <strong>im</strong>mer Gran<br />

Canaria sein<br />

Ray Fuhrer gründete «Pink Cloud» vor 18 Jahren und<br />

ist Experte für LGBT-Reisen. Er weiss, wo man <strong>im</strong><br />

<strong>Winter</strong> Ferien machen kann … Und wo eher nicht<br />

VON Haymo Empl<br />

C<br />

ruiser war gerade in Südafrika<br />

auf einer LGBT-Pressereise, dort<br />

bemüht man sich um LGBT-<br />

Reisende – das Tourismusbüro hat LGBT-<br />

Journis aus aller Welt für eine Woche eingeladen.<br />

Ein enormer Aufwand. Merkst du,<br />

dass sich gewisse Länder um die LGBTs als<br />

Zielgruppe besonders bemühen?<br />

Es sind weniger die Länder, die sich<br />

«bemühen», sondern die Städte. Oft zeigen<br />

sich die Städte ja wesentlich liberaler als<br />

die Landbevölkerung – genau wie bei uns.<br />

Viele Städte haben die Zielgruppe erkannt, ➔<br />

ANZEIGE<br />

Weihnachten<br />

IN DER MÄNNERZONE<br />

SO 18. <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

Weihnachts-Shopping<br />

15 bis 20 Uhr<br />

mit Kaffee und Kuchen.<br />

SA 24. <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

Echte Weihnachtsmänner<br />

feiern bei einem<br />

Bier in der Bar ab 23 Uhr<br />

SA 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

Shop 12 bis 16 Uhr,<br />

Bar geschlossen<br />

MAENNERZONE.COM<br />

Ausführliche Infos auf<br />

maennerzone.com


38<br />

Reise-Special<br />

Expertentipps<br />

«Wir buchen sehr viele<br />

Gay-Kreuzfahrten und haben<br />

auch enorm viele, die nach<br />

ihrer ersten Kreuzfahrt<br />

richtige ‹Fans› werden und<br />

erneut buchen.»<br />

beispielsweise Lissabon. Ich habe von einem<br />

Kunden eine tolle Rückmeldung erhalten:<br />

Dort gibt es zentral auf dem Hauptplatz ein<br />

LGBT-Office, welches sogar spezielle Stadtführungen<br />

anbietet.<br />

Gibt es denn nach wie vor Länder oder<br />

Destinationen, welche eher nicht bereist<br />

werden sollten?<br />

Ganz klar nach wie vor Saudi-Arabien.<br />

Dann würde ich derzeit auch eher von Uganda<br />

abraten, dort ist es sogar verboten öffentlich<br />

über Homosexualität zu reden. Die Situation<br />

schwuler Männer und lesbischer<br />

Frauen ist in Uganda übrigens seit etwa 2005<br />

sehr dramatisch. Sexuelle Akte, die «gegen<br />

die Natur verstossen» resultieren in 14 Jahren<br />

Gefängnis.<br />

Wenn man eine Reise über Pink Cloud in ein<br />

«Risikoland» bucht – wie würdest du<br />

reagieren, wenn der Reisende wegen seiner<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

sexuellen Ausrichtung Probleme mit den<br />

Behörden bekommt?<br />

Wenn ein Kunde unbedingt in ein Risikoland<br />

reisen will, dann machen wir ihn darauf aufmerksam,<br />

doch zum Schluss liegt es <strong>im</strong>mer noch<br />

in seiner eigenen Verantwortung. Antworten<br />

diesbezüglich gibt übrigens auch das EDA.<br />

In der kalten Jahreszeit ist Gran Canaria ein<br />

Klassiker. Lohnt es sich nach wie vor, dorthin<br />

zu fliegen oder gibt es Alternativen?<br />

Gran Canaria empfehle ich eher bis zum<br />

November und ab März/April wieder – in<br />

den <strong>Winter</strong>monaten kann es auch dort kühl<br />

werden. Innerhalb von vier Flugstunden<br />

gibt es nicht viele Alternativen … vielleicht<br />

noch die Kapverdischen Inseln.<br />

Ganz offensichtlich sind Gay-Cruises <strong>im</strong><br />

Trend. Wie stehst du dazu?<br />

Wir buchen sehr viele Gay-Kreuzfahrten und<br />

haben auch enorm viele, die nach ihrer ersten<br />

Kreuzfahrt richtige «Fans» werden und erneut<br />

buchen. Wer einmal auf einem solchen<br />

Schiff war, kommt begeistert zurück.<br />

Wichtig ist, das richtige Schiff, eine opt<strong>im</strong>ale<br />

Kabine mit guter Lage sowie ein<br />

spannendes Routing zu wählen.<br />

Wie unterscheiden sich eigentlich die Gays<br />

und die Lesben be<strong>im</strong> Buchungsverhalten?<br />

Die Jungs sind meistens etwas mehr auf Partys<br />

aus – die Mädels sind sehr an Natur und<br />

Kultur interessiert – aber verallgemeinern<br />

lässt sich dies Aussage natürlich nicht.<br />

Du bist nun schon sehr lange sehr erfolgreich<br />

auf dem Reisemarkt – inwiefern hat<br />

sich dieser in den letzten Jahren verändert?<br />

Für die Kunden nur zum Positiven – denn<br />

nie war das Reisen so günstig. Ich freue mich<br />

nach wie vor über unsere grosse Stammkundschaft,<br />

die unsere Leidenschaft fürs<br />

Reisen mit uns teilt.


JACK<br />

XXX<br />

XXX<br />

39<br />

CLUB NIGHT<br />

THE SURREAL<br />

ISSUE<br />

SATURDAY<br />

10.12.16<br />

KAUFLEUTEN<br />

BACKSTAGE<br />

DJ SETS<br />

TERRY<br />

VIETHEER<br />

LONDON<br />

LAURENT<br />

CHARBON<br />

LAUSANNE<br />

LOVE ALL<br />

NIGHT LONG<br />

BE PROUD!<br />

WE ARE!<br />

DOORS 23:00<br />

KAUFLEUTEN<br />

BACKSTAGE<br />

TALACKER 36<br />

ZURICH<br />

WWW.JACK<br />

COMPANY<br />

.COM<br />

PHOTOGRAPHED BY WALTER PFEIFFER<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


40<br />

Interview<br />

Caroline Suter<br />

Im Kampf gegen<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

In der Schweiz leben 20 000 Menschen mit HIV oder Aids. Trotz der medizinischen<br />

Fortschritte werden diese noch <strong>im</strong>mer diskr<strong>im</strong>iniert: auf Reisen, <strong>im</strong><br />

medizinischen Bereich, bei Versicherungen oder am Arbeitsplatz – die Aids-Hilfe<br />

Schweiz hat eine eigens dafür eingerichtete Fachstelle.<br />

VON Haymo Empl<br />

C<br />

aroline Suter ist eine der Rechtsberaterinnen<br />

bei der Aids-Hilfe Schweiz<br />

und beantwortet mit ihrem Team<br />

jährlich 400–500 Anfragen rund um das<br />

Thema HIV/Aids und Recht. Durch die neuen<br />

Therapiemöglichkeiten «sieht» man das<br />

Krankheitsbild nicht mehr, die neuen Möglichkeiten<br />

<strong>im</strong> Kampf gegen das Virus bedeuten<br />

aber auch, dass die entsprechenden Medikamente<br />

regelmässig und gewissenhaft<br />

eingenommen werden müssen. Das kann<br />

bei einer grösseren Reise zu Problemen<br />

führen – denn schliesslich outet man sich<br />

am Zoll durch die Medikamente unfreiwillig<br />

als HIV-positiv. Länder wie die Arabischen<br />

Emirate, Singapur, Ägypten oder<br />

Russland haben beispielsweise eine restriktive<br />

Handhabe bei Menschen mit HIV, die<br />

einreisen wollen. Es gilt also, besondere Vorsicht<br />

walten zu lassen und nicht in jedem<br />

Fall über den eigenen Gesundheitsstatus<br />

Auskunft zu geben. Caroline Suter: «Ich rate<br />

bei Reisen in Länder mit Einreisebeschränkungen,<br />

die Mediakamente nicht in der Originalverpackung<br />

mitzunehmen, das führt in<br />

der Regel zu keinen weiteren Fragen.» Die<br />

Webseite hivtravel.org informiert <strong>im</strong> Detail,<br />

welches Land welche Vorschriften hat. In<br />

den letzten Jahren haben viele Länder ihre<br />

diskr<strong>im</strong>inierenden Einreisebeschränkungen<br />

für Menschen mit HIV aufgehoben, so dass<br />

Caroline Suter zum Thema «Reisen» deutlich<br />

weniger Anfragen hat als früher.<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung am Arbeitsplatz<br />

«Die meisten Fälle treten in Zusammenhang<br />

mit Versicherungen und am Arbeitsplatz<br />

auf», so die Juristin. Denn durch die<br />

neuen Therapieformen ist man nicht mehr<br />

«krank geschrieben» und meist voll arbeitsfähig.<br />

Ein toller Fortschritt also? «Dadurch,<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017<br />

dass viel mehr Personen erwerbstätig sind,<br />

verzeichnen wir auch eine Zunahme an Diskr<strong>im</strong>inierungen,<br />

welchen Menschen mit<br />

HIV am Arbeitsplatz ausgesetzt sind» so<br />

Caroline Suter. Und auch hier springt dann<br />

die Rechtsberatung ein: Die Aids-Hilfe<br />

Schweiz ist die eidgenössische Meldestelle<br />

für Diskr<strong>im</strong>inierungen <strong>im</strong> HIV/Aids-<br />

Bereich. Bei der Integration von HIV-positiven<br />

Menschen ins Arbeitsleben gibt es demnach<br />

nach wie vor Hürden zu bewältigen, zudem<br />

stehen missbräuchliche Kündigungen, Mobbing<br />

und Datenschutzverletzungen auf der<br />

Tagesordnung. «Der Kontakt mit den Klienten<br />

verläuft telefonisch oder schriftlich», erklärt<br />

die Juristin das Vorgehen. «Bereits<br />

be<strong>im</strong> Erstkontakt wird oft schon klar, wie<br />

hoch die Chancen für eine erfolgreiche Bearbeitung<br />

des Konflikts sind.» Das weitere<br />

Prozedere ergibt sich dann aus der jeweiligen<br />

Problemstellung. Handelt es sich um einen<br />

sozialversicherungsrechtlichen Fall (z.B.<br />

Invalidenversicherung), bietet die Aids-Hilfe<br />

Schweiz auch Rechtsvertretungen an.<br />

«Natürlich freue ich mich – auch nach 15<br />

Jahren Rechtsberatung – noch <strong>im</strong>mer sehr<br />

über einen gewonnenen Fall», lacht Caroline<br />

Suter. Offenbar scheint ihr Vorgehen effektiv<br />

zu sein: acht von zehn Beschwerden sind<br />

nämlich jeweils erfolgreich.<br />

Weitere Infos über die kostenlose<br />

Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz<br />

unter www.aids.ch


XXX<br />

XXX<br />

41<br />

gaycity.ch<br />

Where to go in the little big city<br />

2<br />

1<br />

MOUSTACHE<br />

Die Sauna für Männer<br />

Engelstrasse 4<br />

www.moustache.ch<br />

(Nachtsauna jeden Fr / Sa)<br />

HUUSMAA<br />

Kafi – Reschti – Bar<br />

Badenerstrasse 138<br />

044 241 11 18<br />

www.huusmaa.ch<br />

Sa & So Brunch 10:00 – 15:00<br />

6<br />

7<br />

CHECKPOINT<br />

Gesundheitszentrum<br />

Konradstrasse 1<br />

www.checkpoint-zh.ch<br />

044 455 59 10<br />

LEONHARDS-<br />

APOTHEKE<br />

Stampfenbachstr. 7<br />

www.leonhards.apotheke.ch<br />

044 252 44 20<br />

8<br />

9<br />

MACHO<br />

City Shop<br />

Häringstrasse 16<br />

www.macho.ch<br />

PARAGONYA<br />

Wellness Club<br />

Mühlegasse 11<br />

www.paragonya.ch<br />

13<br />

CRANBERRY<br />

Bar<br />

Metzgergasse 3<br />

www.cranberry.ch<br />

3<br />

LES GARÇONS<br />

Bar/Tanzbar<br />

Kernstrasse 60<br />

www.garcons.ch<br />

Täglich geöffnet ab 18.30 Uhr<br />

10<br />

THE DYNASTY CLUB<br />

2 Bars – 1 Eingang<br />

Zähringerstrasse 11<br />

www.dynastyclub.ch<br />

4<br />

MÄNNERZONE<br />

Shop & Bar<br />

Kernstrasse 57<br />

www.maennerzone.ch<br />

11<br />

PREDIGERHOF<br />

bistro – bar<br />

Mühlegasse 15<br />

www.predigerhof.ch<br />

5<br />

MED. DENT.<br />

KLAAS FRIEDEL<br />

Ehemals Zahnarzt am Helvetiaplatz<br />

NEU: Heinrichstrasse 239<br />

Mit Tram ab 4/13/17 bis Escher-Wyss-Platz<br />

www.swissdentalcenter.ch<br />

www.zahn-arzt.ch<br />

043 444 74 00<br />

12<br />

TIP TOP BAR<br />

Die Schlager Bar<br />

Seilergraben 13<br />

www.tip-top-bar.ch<br />

Dienstag – Samstag ab<br />

18.30 Uhr<br />

Interesse in diesem<br />

Inserat aufgeführt zu sein?<br />

Anfragen an:<br />

info@zbiro.ch<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


42<br />

Marktplatz<br />

Privatinserate<br />

Kleinanzeigen<br />

Egal, ob du etwas verkaufst,<br />

etwas (oder jemanden) suchst:<br />

Hier bist du richtig.<br />

Wohnung gesucht!<br />

Ich (42) suche eine Wohnung, zentral in der Stadt Zürich, bis<br />

max<strong>im</strong>al CHF 1700.– Mindestens 2 Z<strong>im</strong>mer, wenn möglich mit<br />

Balkon. Ich bin flexibel was das Einzugsdatum betrifft und habe<br />

tadellose Referenzen. Ich würde mich über ein Mail sehr freuen,<br />

alles Weitere dann persönlich oder per E-Mail.<br />

glaxo@gmx.ch<br />

BRAUCHEN SIE GRAFISCHE<br />

UNTERSTÜTZUNG?<br />

Ich biete Ihnen massgeschneiderte Lösungen für Ihr individuelles<br />

Budget, um für Ihr Unternehmen das beste Erscheinungsbild zu<br />

gestalten. Gerne bringe ich meine langjährige Erfahrung als Grafiker<br />

und Art Director in die Konzeption Ihres Auftritts ein.<br />

Besuchen Sie meine Website unter nicolesenn.ch<br />

Happy Birthday, Roman<br />

Ich hoffe, ich kann dich auf diesem Weg überrraschen! Selbstverständlich<br />

gehen wir noch fein essen – aber ich wünsche dir jetzt<br />

und hier schon mal alles Gute zu deinem 35. Geburtstag. Also: Alles<br />

Liebe und gräme dich nicht wegen deines Alters; ich finde so richtig<br />

gut wird es erst ab jetzt!<br />

Kuss; Ruedi<br />

Ich suche dich!<br />

Wir haben uns am 22. November um ca. 16.15 Uhr <strong>im</strong> Tram<br />

Nummer 10 Richtung Flughafen lange angesehen, bis du mich<br />

dann angelächelt hast. Ich habe zurückgelächelt, aber habe<br />

nicht den Mut gehabt, dich anzusprechen. Du bist dann an der<br />

Letzistrasse ausgestiegen und hast dich nochmals umgedreht.<br />

Du hast Jeans, rote Adidas-Schuhe, ein Nike-T-Shirt (Just Do It)<br />

unter einer blauen Jacke getragen. Ich kann dein Lachen nicht<br />

vergessen! Maile mir, vielleicht gehen wir Kaffee trinken?<br />

wavingcolt007@gmx.ch<br />

Balladen-Bücher-Sammlung<br />

Schweren Herzens löse ich meine Buchsammlung von und über<br />

Balladen aus dem 18. Jahrhundert auf. Die Sammlung besteht<br />

aus wertvollen Sammlerstücken, z. B. Erstausgaben sowie<br />

wichtigen Werken der Sekundärliteratur. Alle Bände sind in<br />

hervorragendem Zustand. Nach einem schweren Schicksalsschlag<br />

muss ich mich nun von dieser Sammlung trennen. Abgabe<br />

nur komplett (ca. 50 Bände) möglich.<br />

Seriöse Angebote bitte an: megapower@web.de<br />

Inseriere hier!<br />

Für nur CHF 80.– erreichst du <strong>im</strong> grössten Gay-Magazin<br />

der Schweiz Leser aus allen Bildungsschichten, mit<br />

unterschiedlichem Hintergrund und vielen Interessen.<br />

Auf Wunsch auch anonym als Chiffre-Inserat.<br />

So funktioniert es<br />

Du kannst dein privates Inserat ganz einfach auf<br />

www.cruisermagazin.ch aufgeben. Ein Inserat kostet CHF 80.–<br />

und du kannst direkt online mit Paypal oder Kreditkarte bezahlen.<br />

Chiffre<br />

Wenn du lieber Briefpost erhalten möchtest, schickst du uns dein<br />

Inserat mit CHF 100.– per Post, wir drucken dein Inserat dann<br />

mit Chiffre Nummer und leiten deine Briefpost ungeöffnet während<br />

fünf Wochen weiter. Bitte vergiss deinen Absender nicht, sonst kann<br />

die Post nicht weitergeleitet werden.<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017


HIV-positiv?<br />

XXX<br />

XXX<br />

43<br />

Wir sind für<br />

dich da.<br />

Die Aids-Hilfe Schweiz bietet:<br />

• direkte Hilfe bei Problemen mit Arbeitgebern<br />

und Versicherungen<br />

• kostenlose Rechtsberatung<br />

• Broschürenreihe zu Themen wie Therapiebeginn,<br />

HIV und Job, Datenschutz etc.<br />

• finanzielle Unterstützung in Notlagen<br />

• Einsatz für gleiche Rechte<br />

• Kampagnen, die in der Gesellschaft für mehr<br />

Solidarität werben, Vorurteile und falsche<br />

Vorstellungen über HIV abbauen<br />

Mehr dazu auf aids.ch und drgay.ch<br />

www.aids.ch<br />

www.drgay.ch<br />

CRUISER <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> | 2017

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!