MOTORRAD Classic 03/2017
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IM STUDIO I<br />
Japauto-Seeley-Honda 970<br />
Viele Köche verderben den Brei heißt es sprichwörtlich,<br />
oft leichtfertig angewandt. Doch oftmals machen<br />
verschiedene Köche den Brei erst richtig<br />
schmackhaft, wie im Fall der hier im Studio so glanzvoll in<br />
Szene gesetzten Japauto-Seeley-Honda. Haben doch so<br />
hochkarätige Experten wie Eckert (Motortuning), Seeley<br />
(Rahmen/Fahrwerk) und die Firma Japauto (Verkleidung/<br />
Tank/Sitzbank) mitgewirkt. Über jeden Einzelnen könnte<br />
man mehrseitige Abhandlungen verfassen, doch soll hier<br />
nur konkret am Ergebnis aufgezeigt werden, welch einzigartiges<br />
Bike aus dem Zusammenwirken entstanden ist. Wobei<br />
am Anfang eine „schnöde“ Seeley-Honda stand, ausgeliefert<br />
vom damaligen deutschen Importeur Gundolf Birke.<br />
Als einer der nur 100 nach Deutschland gelieferten Seeley-Bausätze,<br />
von denen insgesamt 302 Exemplare für den<br />
750er-Honda-Vierzylinder aufgelegt wurden, gelangte das<br />
Bike in den Besitz von Heiko Bartels, als Produkt-Designer<br />
und Professor für Gestaltung ebenso bekannt wie als Zweiradfan<br />
in der <strong>Classic</strong>-Racer-Szene. 1977 steht als Jahr der<br />
Erstzulassung in den Papieren, und bis 2007 durfte die Exotin<br />
auch als Seeley-Honda auf öffentlichen Straßen bewegt<br />
werden. Dann wurde sie mit der Japauto-Verkleidung ausgerüstet<br />
und nur noch im historischen Rennsport eingesetzt.<br />
Zuletzt übrigens 2012, beim Coupes Moto Legende Dijon-<br />
Prenois. Nach dem Tod des Erstbesitzers 2014 kam das Bike<br />
über Umwege und Kontakte in den Besitz des heutigen Eigentümers.<br />
Ihren Auftritt auf Rennstrecken soll die Honda<br />
jedoch noch in diesem Jahr wieder genießen, nach einer<br />
gründlichen technischen Durchsicht. Dann kann auch der<br />
Eckert-Motor wieder zeigen, was in ihm steckt. Nämlich vermutlich<br />
weit mehr als die bescheidenen, in den Papieren stehenden<br />
80 PS. Schließlich hatte Roland Eckert den einstigen<br />
Vierzylinder der CB 750 F2 für den Einsatz in der Seeley-<br />
Honda auf 963 cm³ aufgebohrt, ihm dicke Wiseco-Schmiedekolben<br />
verpasst und auch im Kopf kräftig Hand angelegt.<br />
Dort steuert eine Yoshimura-Nockenwelle die größeren Einund<br />
Auslassventile, das einströmende Gemisch bereiten Keihin<br />
CR 33-Vergaser auf. Eine Dyna-Zündung sorgt für den<br />
kräftigen Zündfunken, die Abgase strömen durch eine<br />
durchsatzfreudige Yoshimura-Anlage ins Freie.<br />
Für Power ist also gesorgt, doch galt gerade in den<br />
1970ern das Augenmerk eher dem Fahrwerk, welches ja oft<br />
schon mit der Leistung der Serienmotoren überfordert war.<br />
Hier lässt sich der bekannte Seeley-Rahmen nichts nachsa-<br />
22 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 3/<strong>2017</strong> www.motorrad-classic.de