MOTORRAD Classic 03/2017
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SZENE I<br />
Sammler Wolfgang Lindfeld<br />
Motorräder Mangelware. Dann hat er<br />
1990 Triumph übernommen. „Die hatten<br />
aber anfangs auch massive Probleme“,<br />
schränkt er ein. Trotzdem retten sich<br />
gleich drei der imposanten Hinckley-<br />
Frühwerke in die Ausstellung. Seine Vierzylinder-Trophy<br />
1200 stammt sogar aus<br />
der auf 100 Exemplare limitierten First<br />
Edition, mit der Triumph damals den<br />
Neustart begann. Die ersten zehn sind in<br />
England geblieben, in Lüdinghausen steht<br />
die Nummer elf...<br />
Doch selbst Britanniens mächtiges<br />
Schlachtschiff kann den Blick auf Wolfgangs<br />
Favoriten nicht verstellen: japanische<br />
Four-in-lines im Allgemeinen, Suzukis<br />
im Besonderen. Die luftgekühlten<br />
GSX-Vierventiler schätzt er als Ästhet und<br />
Mechaniker gleichermaßen, die luft-/ölgekühlten<br />
sprechen auch den Sportsfreund<br />
so richtig an. Und über allem schwebt dann<br />
die GSX-R, von der frühen 750er bis zur<br />
1100er original und in beeindruckender<br />
Reihe angetreten. „Ja“, freut sich Wolfgang,<br />
„da kriegen die Fans schon mal feuchte<br />
Augen, erinnern sich an die wildesten<br />
Jahre.“ Ihn selbst verbindet mit Suzukis<br />
Supersportler eher eine Erfolgsgeschichte:<br />
„Die GSX-R hat uns Händlern Mitte der<br />
80er unheimlich geholfen. Da ging ein<br />
Ruck durch die Marke, da begann für uns<br />
der zweite Motorradboom.“<br />
Bekanntlich kam die eine oder andere<br />
GSX-R vom rechten Weg ab, und so eine<br />
hat sich Wolfgang mal besorgt. Der<br />
1100er-Motor wanderte in den stark veränderten<br />
Rahmen einer 750er-Katana, die<br />
Alu-Kastenschwinge stützt sich über ein<br />
Zentralfederbein ab und eine Upsidedown-Gabel<br />
nimmt die vorderen Sechskolben-Bremszangen<br />
auf. Das Ganze in<br />
Dunkelblau und 1992 auf die Straße gestellt.<br />
Neben dem Händlerjob, klar, und<br />
seither gehört Wolfgang irgendwie ein<br />
bisschen zur Katana-Szene. „Stimmt, wenn<br />
da ein Treffen in der Nähe ist, da fahr ich<br />
gern vorbei.“ Das hätte er sich vor 30 Jahren<br />
nicht vorstellen können: „Die Dinger<br />
standen wie Blei, meine Letzte hab ich<br />
nach Schleswig-Holstein verkauft.“ Was<br />
ihn nicht hindert, kurz darauf eine 1100er-<br />
Unfall-Katana zu erwerben. Original, mit<br />
ganz wenig Kilometern, ist sie heute einer<br />
der Stars im Showroom.<br />
Einen anderen konnte er mal einem<br />
befreundeten Händler abschwatzen. „Aber<br />
nur im Paket. Der kriegte weder die Turbo<br />
noch die GSX 750 EF ans Laufen. War genervt,<br />
immer in Eile.“ Ein typischer Fall für<br />
Wolfgang. Der hat Zeit – und freut sich<br />
heute über eine von gut 1150 je gebauten<br />
XN 85. Das heißt, eigentlich freut er sich<br />
genauso über die EF. Da hat er drei Stück<br />
von, 550, 750 und 1100 Kubik. Sind ihm<br />
zugelaufen. „So in einer Reihe, das hat<br />
doch was, oder?“ Sowieso.<br />
◻<br />
Wer ein großes Herz hat, findet<br />
auch diese 550er-Katana mit<br />
ES-Schale schön<br />
Jetzt ist sie fällig: Die H2-Zweitakt-Kawa<br />
kam vor neun Jahren<br />
reingeschneit. Komplett zerlegt<br />
In der Droste-Hülshoff-Straße<br />
von Lüdinghausen erwartet<br />
Wolfgang seine Besucher<br />
72 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 3/<strong>2017</strong><br />
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