DER BIEBRICHER, Nr. 302, Januar 2017
Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich
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Azubi aus Bildungszentrum Kalle-Albert bundesweit<br />
an der Spitze<br />
Bei der jährlichen Ehrung der<br />
bundesbesten IHK-Auszubildenden<br />
in Berlin war auch ein<br />
Spitzen-Azubi aus der hessischen<br />
Landeshauptstadt dabei:<br />
Der Wiesbadener Stefan<br />
Baum ist der beste Azubi<br />
Deutschlands im Beruf<br />
Produktionsfachkraft<br />
Chemie. Seine Prüfung<br />
hat er mit 96<br />
von möglichen 100<br />
Punkten bestanden<br />
und damit bundesweit die<br />
höchste Punktzahl in seinem<br />
Ausbildungsberuf erreicht. Seine<br />
Ausbildung absolvierte er<br />
im Industriepark Kalle-Albert<br />
in Biebrich. Bei der 11. Nationalen<br />
Bestenehrung der IHK-<br />
Organisation in Berlin stand er<br />
vor gut 1.000 Menschen auf<br />
der Bühne, um seine Auszeichnung<br />
aus den Händen von Bundesfamilienministerin<br />
Manuela<br />
Schwesig und DIHK-Präsident<br />
Dr. Eric Schweitzer entgegenzunehmen.<br />
IHK ehrt<br />
bundesbeste<br />
Auszubildende<br />
Der Wiesbadener gehört damit<br />
zu den 219 Spitzen-Absolventen<br />
des aktuellen Jahrgangs –<br />
und zwar von mehr als 300.000<br />
Prüfungsteilnehmern. „Wir sind<br />
stolz, dass einer der Top-Azubis<br />
aus unserer Region kommt“,<br />
gratuliert Christine Lutz, Geschäftsführerin<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
bei der IHK Wiesbaden.<br />
„Mit seiner Leistung ist er<br />
ein Vorbild – auch, weil er anderen<br />
Mut macht. Mit Einsatzbereitschaft<br />
und Durchhaltewillen<br />
kann man selbst auf Umwegen<br />
zum Ziel kommen.“ Denn der<br />
Weg zum besten Azubi seines<br />
Berufs verlief alles andere als<br />
geradlinig: Stefan Baum war<br />
34 Jahre alt, als er sich<br />
um eine Ausbildungsstelle<br />
bewarb. Nach<br />
der Schulzeit hatte<br />
der Wiesbadener zunächst<br />
im Altenpflegeheim<br />
mit Alzheimer-<br />
Patienten gearbeitet und<br />
schließlich, als seine Arbeitszeit<br />
um 50 Prozent reduziert<br />
worden war, den Realschulabschluss<br />
nachgeholt. Er wollte<br />
beruflich weiterkommen, eine<br />
Ausbildung beginnen.<br />
Dabei sei es nicht leicht gewesen,<br />
mit über 30 noch einen<br />
Ausbildungsplatz zu finden:<br />
„Da ist man froh, wenn man<br />
überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch<br />
eingeladen<br />
wird.“ Daher habe er sich bewusst<br />
auch nicht auf einen<br />
Wunschberuf festgelegt. Die<br />
Ausbildung zur Produktionsfachkraft<br />
Chemie interessierte<br />
ihn, weil er Naturwissenschaften<br />
schon immer spannend<br />
fand – und im Internet gelesen<br />
hatte, dass es in diesem Bereich<br />
gute Berufsaussichten gebe.<br />
Im Bildungszentrum des Industrieparks<br />
Kalle-Albert fand er<br />
schließlich eine Ausbildungsstelle.<br />
Bundesweit der beste Auszubildende zur Produktionsfachkraft<br />
Chemie: Stefan Baum (links), aus dem Bildungszentrum des<br />
Industrieparks Kalle-Albert in Biebrich, nimmt in Berlin aus den<br />
Händen von DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer seine Auszeichnung<br />
entgegen.<br />
Zwei Jahre dauert die Ausbildung<br />
zur Produktionsfachkraft<br />
Chemie, um ein halbes Jahr<br />
konnte der Wiesbadener seine<br />
Abschlussprüfung vorziehen.<br />
Als Produktionsfachkraft Chemie<br />
muss er wissen, wie man<br />
Produktionsmaschinen bedient,<br />
kontrolliert und wartet. Er lernte<br />
den richtigen Umgang mit<br />
Säuren, Basen, Salzen und Lösungen<br />
und erfuhr, wie man<br />
im Labor Proben entnimmt und<br />
analysiert. Die Kalle GmbH, wo<br />
er während der Ausbildung<br />
eingesetzt war, habe ihn sehr<br />
unterstützt – und das Unternehmen<br />
hat ihn nach dem Abschluss<br />
seiner Prüfung auch direkt<br />
übernommen. Das nächste<br />
Ziel hat Stefan Baum schon fest<br />
vor Augen: Das Unternehmen<br />
habe ihm in Aussicht gestellt,<br />
den Abschluss als Chemikant<br />
machen zu können.<br />
„Sein Beispiel zeigt, wie wichtig<br />
es ist, auch denen eine Chance<br />
zu geben, die Startschwierigkeiten<br />
beim Übergang ins Berufsleben<br />
haben“, sagt Christine Lutz.<br />
„Die Unternehmen tun schon<br />
eine Menge, um den Einstieg zu<br />
erleichtern: Rund 40 Prozent der<br />
Ausbildungsbetriebe leisten inzwischen<br />
Nachhilfe; viele bieten<br />
Einstiegsqualifizierungen als Brücke<br />
in die Ausbildung an.“ (red)<br />
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Zum Hintergrund: Produktionsfachkraft Chemie<br />
Ausbildungsdauer: Zwei Jahre. Voraussetzung: Rechtlich ist<br />
keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis<br />
stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit mittlerem<br />
Bildungsabschluss ein. Tätigkeit: Produktionsfachkräfte Chemie<br />
bereiten nach Rezepturen Mischungen zum Beispiel für<br />
Düngemittel, Mineralölprodukte oder Farben zu. Sie stellen<br />
die Apparaturen für den Produktionsprozess ein, bedienen<br />
die Anlagen und beobachten die Messinstrumente, um Abweichungen<br />
zu erkennen und eingreifen zu können. Der laufenden<br />
Produktion entnehmen sie Proben und führen Laborprüfungen<br />
durch. Ferner wirken sie bei der Verpackung und<br />
Lagerung der Endprodukte mit und warten die Anlagen.<br />
24 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / JANUAR <strong>2017</strong>