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Thema<br />

Auslaufmodell Gay-Ikone<br />

5<br />

von Thomas Borgmann<br />

A<br />

ls mein damaliger Tessiner Freund<br />

in den 1980er Jahren auf einer<br />

Bahnfahrt von einem gleichaltrigen<br />

deutschen Mitreisenden gefragt wurde,<br />

welche Musik aus Deutschland er kennen<br />

würde, erntete er mit seiner Antwort<br />

Stirnrunzeln und Irritation: Nicht<br />

Modern Talking, Herbert Grönemeyer<br />

oder Sandra waren dem 25jährigen aus<br />

dem Sottoceneri vertraut, sondern Hildegard<br />

Knef, Marlene Dietrich, Zarah Leander<br />

oder Marianne Rosenberg. Vor allem<br />

Interpretinnen jenseits der Wechseljahre<br />

brachte ich ihm daheim zu Gehör. Nicht<br />

gerade der Mainstream der damaligen<br />

Twens, aber durchaus das gängige Schallplatten-Repertoire<br />

vieler schwuler Haushalte<br />

jener Jahre.<br />

Was faszinierte einen schwulen Mann<br />

im testosteronreichen Alter ausgerechnet an<br />

Sängerinnen oder Schauspielerinnen, die<br />

seinen sexuellen Präferenzen in keiner Weise<br />

entsprechen, sondern vielmehr potenzierte<br />

Weiblichkeit ausstrahlen? Einen Zusammenhang<br />

mit der eigenen Sexualität scheint<br />

es zunächst nicht zu geben, und doch gilt die<br />

Schwärmerei für die Diva als typisch schwul.<br />

«Schwulenikonen,» – der Begriff aus den<br />

und doch gilt die<br />

Schwärmerei für die Diva<br />

als typisch schwul.<br />

späten 1960er und frühen 1970er Jahren ist<br />

wesentlich jünger als die meisten Interpretinnen<br />

selbst – sind nicht unbedingt ein Idol<br />

oder Vorbild, dem der schwule Mann nacheifern<br />

will, sondern eben eine Ikone, die verehrt<br />

und «angebetet» wird.<br />

Wie wird man eine Gay-Ikone?<br />

Zur Schwulen-Ikone wird ein Star nicht unbedingt<br />

durch das Engagement oder Bekenntnis<br />

für homosexuelle Rechte und<br />

Belange. Judy Garland etwa soll sich nicht<br />

besonders für ihre zahlreichen schwulen<br />

Fans interessiert haben. Bette Davis beantwortete<br />

die Frage nach mehr Rechten für<br />

Homosexuelle mit dem Statement «There’s<br />

nothing in it for me», und Donna Summer<br />

bezeichnete Aids in den achtziger Jahren als<br />

Strafe Gottes – geliebt wurde sie und ihre<br />

Musik von vielen schwulen Fans gleichwohl.<br />

Ein zu starkes Bekenntnis zur Homosexualität<br />

aus heterosexuellem Mund kann<br />

sogar als Anbiederung empfunden werden,<br />

was etwa Lady Gaga mit ihrem Lied «Born<br />

this way» erfahren musste. Eine Schwulen-<br />

Ikone ist nicht speziell für die Szene gemacht,<br />

sondern richtet sich mit ihren Liedtexten<br />

und betonter Weiblichkeit eigentlich<br />

eher an ein heterosexuelles Publikum. Es<br />

sind vor allem die mitunter versteckten Botschaften<br />

der Diven sowie ihre gelegentlich<br />

überzeichnete Weiblichkeit, für die viele<br />

Homosexuelle ein besonderes Radar zu<br />

haben scheinen. Dramatische Auftritte, das ➔<br />

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