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Energie und Baudenkmal 1 Gebäudehülle

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grosse Baumassen (Kirchen, Burgen, Gebäudesockel<br />

mit Kellerräumen) tiefe Temperaturen weit in wärmere<br />

Witterungsperioden hinein erhalten. Im Frühjahr steigt<br />

mit der Aussentemperatur die absolute Raumluftfeuchtigkeit<br />

an. Werden beispielsweise Kellerräume mit noch<br />

winterkalten massiven Wänden gelüftet, so kühlt sich die<br />

einströmende warme feuchte Luft an den noch kalten<br />

Oberflächen ab; unterschreitet sie die Taupunkttemperatur,<br />

entsteht Tauwasser, das sogenannte Sommerkondensat.<br />

l <strong>Gebäudehülle</strong><br />

Dampfdiffusion durch ein Bauteil<br />

Zum Wasserdampf der Raumluft gesellt sich Wasserdampf<br />

von menschlichen Körperoberflächen <strong>und</strong> Wasserdampf<br />

aus menschlicher Atmung. Weiterer Wasserdampf<br />

fällt durch Verdunstung von Wasser beim Kochen,<br />

Waschen <strong>und</strong> Baden an. Die Luft als Gasgemisch übt<br />

einen Druck auf die festen Körper (z.B. Bauteile) aus,<br />

der sich aus dem Teildruck des Gasgemisches Luft <strong>und</strong><br />

dem Wasserdampfteildruck zusammensetzt. Wenn nun<br />

zwischen der Raum- <strong>und</strong> der Aussenluft unterschiedliche<br />

Wasserdampfteildrucke herrschen, also ein Dampfdruckgefälle<br />

entsteht, findet in Analogie zum Wärmedurchgang<br />

ein Ausgleichsvorgang statt: Der Dampf diff<strong>und</strong>iert<br />

in Richtung niedrigerem Teildruck (im Winter von innen<br />

nach aussen). Wasserdampf kann durch einen Bauteil<br />

diff<strong>und</strong>ieren, wenn dieser aus einem Material mit durchgehenden<br />

Kapillaren besteht. Als Mass für die Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

eines Baustoffs vergleicht man eine<br />

ein Meter starke Schicht des Baustoffs mit einer gleich<br />

dicken Luftschicht.<br />

Konvektiver Feuchteeintrag infolge <strong>und</strong>ichter Dampfbremse<br />

(Abb. 8)<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Der Dampfdiffusionswiderstand<br />

muss von innen (warmseitig der Wärmedämmung)<br />

nach aussen (kaltseitig der Wärmedämmung)<br />

abnehmen.<br />

µ =<br />

Durchlässigkeit der Luftschicht (s = 1m)<br />

Durchlässigkeit der Materialschicht (s = 1m)<br />

Die wasserdampfdiffusionsäquivalente<br />

Luft schichtdicke S d = µ · s (s = Stärke das Baustoffs)<br />

Kondensate in der Konstruktion<br />

Winterliche Flächenkondensate<br />

Sind die im Winter angefallenen Kondensatmengen infolge<br />

Dampfdiffusion grösser als die sommerlichen<br />

Austrocknungsmengen, nimmt die Feuchtigkeit in der<br />

Konstruktion im Laufe der Jahre zu <strong>und</strong> kann zu Schäden<br />

führen.<br />

Konvektive Kondensate<br />

Leckstellen in der Konstruktion ermöglichen den Austritt<br />

feuchtwarmer Raumluft auf die Kaltseite der Dämmung<br />

<strong>und</strong> führen dort rasch zu grösseren Kondensatmengen.<br />

Raumluftfeuchtigkeit<br />

Die Feuchtigkeitsproduktion in Wohnräumen ist grösser<br />

als früher: Tägliches Duschen, Baden, Pflanzenfeuchtigkeit,<br />

Wäschetrocknen <strong>und</strong> anderes mehr erzeugen hohe<br />

Raumfeuchtigkeit. Aus energetischen Überlegungen werden<br />

die Häuser immer dichter abgeschlossen mit der Absicht,<br />

die Lüftungswärmeverluste zu reduzieren. Wenn<br />

aber die feuchte warme Raumluft nicht mehr genügend<br />

nach aussen entweichen <strong>und</strong> Feuchtigkeit abtransportieren<br />

kann, bleibt die relative Luftfeuchtigkeit ständig<br />

hoch, <strong>und</strong> auch auf gegenüber der Raumluft nur wenig<br />

kälteren Oberflächen können Kondensate ausscheiden.<br />

Wenig belüftete, ständig feuchte Oberflächen ermöglichen<br />

Pilzbildungen <strong>und</strong> Bauschäden an den Oberflächen.<br />

Das erhöhte Dampfdruckgefälle führt zur Steigerung<br />

der Dampfdiffusion durch die Aussenwand. Vor allem<br />

Konstruktionen mit zu dichten Schichten an der Aussenoberfläche,<br />

wie dichte Putze <strong>und</strong> Anstriche, können<br />

zur Durchnässung der Wände führen.<br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Gebäudehülle</strong> – V1 – 2014<br />

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