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Energie und Baudenkmal 1 Gebäudehülle

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7.1.3 Wärmedämmputze für Innen<strong>und</strong><br />

Aussendämmungen<br />

Wärmedämmputze werden in der Denkmalpflege auf<br />

der Innen- oder Aussenseite verputzter Aussenwände<br />

von Massiv- <strong>und</strong> Fachwerkbauten eingesetzt. Dort, wo<br />

kein erhaltenswerter Putz überliefert ist <strong>und</strong> wo ein<br />

Wärmedämmputz das Erscheinungsbild des Denkmals<br />

nicht beeinträchtigt, kann sein Einsatz geprüft werden.<br />

Wärmedämmputze werden seit mehr als dreissig Jahren<br />

für die Wärmedämmung von Aussenwänden sowohl<br />

als Innen- wie auch als Aussendämmungen eingesetzt.<br />

Seit jeher wurden Putze mit Zuschlagstoffen vergütet,<br />

sei es um Schw<strong>und</strong>risse zu vermeiden oder um andere<br />

Eigenschaften des Putzes zu verbessern. Seit dem letzten<br />

Viertel des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts werden den meist mineralischen<br />

Putzen auch explizite Dämmstoffpartikel beigemischt.<br />

Als Zuschlagstoffe mit guten Dämmeigenschaften<br />

werden heute zur Hauptsache Polystyrol, Kork<br />

<strong>und</strong> Perlite (vulkanisches Glas) eingesetzt. Als Innendämmputze<br />

gelangen auch Lehmputze mit Schilfrohr<br />

<strong>und</strong> anderen organischen Zuschlagstoffen zur Anwendung.<br />

Die Vermengung der mineralischen Putze mit<br />

organischen Zuschlagstoffen im Falle von Polystyrol<br />

<strong>und</strong> Kork ist im Hinblick auf eine spätere Entsorgung<br />

aber nicht unproblematisch. Das organische Material<br />

kann nicht mehr vom mineralischen getrennt werden; die<br />

Dämmungen müssen in einer Reaktordeponie entsorgt<br />

werden.<br />

Konventionelle Dämmputze haben eine Wärmeleitfähigkeit<br />

von 0.07–0.1 W/mK. Sie sind also gegenüber anderen<br />

Dämmsystemen bezüglich der Wärmeleitfähigkeit<br />

weniger günstig. Die EMPA entwickelte in den letzten<br />

Jahren in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern aus<br />

der Baustoffindustrie einen Hochleistungsdämmputz<br />

mit Aerogel als Zuschlagstoff. Dieser besitzt eine Wärmeleitfähigkeit<br />

von nur noch 0.03 W/mK, ist also zwei<br />

bis dreimal effizienter als die konventionellen Dämmputze.<br />

Entsprechende Produkte sind in der Testphase,<br />

sie sollen 2013 auf dem Markt erhältlich sein.<br />

l <strong>Gebäudehülle</strong><br />

Anwendung <strong>und</strong> Systemaufbau<br />

Dämmputze werden im Normalfall in zwei Schichten<br />

aufgebracht. Der Unterputz ist der weichere, eigentliche<br />

Dämmputz mit einer variablen Schichtdicke von 2 bis<br />

12 cm <strong>und</strong> mehr. Bei einer Innendämmung sollte eine<br />

Dämmstärke von ungefähr 10 cm nicht überschritten<br />

werden, um an der Schichtgrenze zum bestehenden<br />

Mauerwerk keine grösseren Feuchteansammlungen zu<br />

konditionieren. Wärmedämmputze haben den grossen<br />

Vorteil der lokal variablen Schichtstärke. Das heisst, dass<br />

unregelmässige Oberflächen durch geübte Fachleute<br />

nachgebildet werden können <strong>und</strong> dass unregelmässige<br />

Anschlüsse z.B. an steinsichtige Tür- <strong>und</strong> Fenstergewände<br />

besser gelöst werden können.<br />

Hittnau (ZH) Pfarrhaus, Aufnahme vor 1942<br />

Sanierung unter den kriegsbedingten Heimatstileinflüssen 1942<br />

Energetische Sanierung mit Dämmputz 2011 (Abb. 63, 64, 65)<br />

Der Oberputz ist eine härtere mineralische Putzschicht<br />

zum Schutz der Fassade <strong>und</strong> der Innenwand. Die<br />

Oberfläche des Oberputzes kann in Entsprechung zu<br />

normalem mineralischem Putz frei gestaltet werden. Die<br />

massive Wand bleibt als Mauer baupysikalisch homogen.<br />

Die Wärmespeicherfähigkeit wird durch den Dämmputz<br />

wenig verringert.<br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Gebäudehülle</strong> – V1 – 2014<br />

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