Energie und Baudenkmal 1 Gebäudehülle
Handbuch
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Holzfaserplatten <strong>und</strong> Cellulose<br />
Die Holzfaserplatte wird mit kapillaraktivem mineralischem<br />
Klebe- <strong>und</strong> Spachtelputz vollflächig mit der alten<br />
Wand verklebt, eine mechanische Befestigung ist nicht<br />
notwendig. Cellulose kann heute direkt auf die Wand<br />
aufgesprüht <strong>und</strong> mit einem ebenfalls kapillaraktiven Putz<br />
abgedeckt werden.<br />
Ein Mineralputz (4 mm) oder Lehmputz (6 mm) wird<br />
zum Innenraum hin als Deckschicht verwendet. Der<br />
Einsatz diffusionoffener Farbanstriche ist sehr wichtig,<br />
damit allfällige Feuchte von der Aussenseite der<br />
Dämmung durch die Dämmung verteilt <strong>und</strong> kapillar<br />
raumwärts abgeleitet werden kann.<br />
Innendämmung mit Hilfskonstruktion<br />
Eine vor die Aussenwand gestellte Ständerkonstruktion<br />
dient als Trag- <strong>und</strong> Stützgerüst für die weichen Dämmmaterialien<br />
in Platten-, Matten- oder Flockenform,<br />
<strong>und</strong> sie dient zur Befestigung einer neuen raumseitigen<br />
Deckschicht. Weiche Dämmmaterialien auf mineralischer,<br />
pflanzlicher oder tierischer Basis, wie Mineralwolle,<br />
Cellulose, Kork oder Schafwolle, können sich gut an<br />
die Unebenheiten der alten Aussenwand anpassen, ohne<br />
diese zu beschädigen. Die Ständervorwand ist allerdings<br />
eine inhomogene Konstruktion mit gegenüber homogenen<br />
Dämmungen etwas ungünstigerem U-Wert <strong>und</strong><br />
materialwechselbedingten Fugen, welche konvektive<br />
Einträge begünstigen können. Ein doppelter, kreuzweise<br />
verlegter Lattenrost verbessert die Situation teilweise.<br />
Ein raumseitiger, luftdichter Abschluss ist daher wichtig,<br />
um über die Fugen austretende warme Luft, die an der<br />
kalten Konstruktion kondensieren könnte, zu vermeiden.<br />
Je nach eingesetzten Materialien für Dämmung<br />
<strong>und</strong> Verkleidung genügt dazu die innere Verkleidung,<br />
oder es wird zusätzlich eine dampfbremsende Schicht<br />
(feuchte adaptive Dampfbremse) eingebaut. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
grösseren Dampfdiffusionswiderstandes der gemauerten<br />
<strong>und</strong> zudem meist noch verputzten Wand erfolgt eine<br />
Austrocknung nach aussen nur in geringem Mass. Das<br />
träge Mauerwerk erwärmt sich bei höheren Aussentemperaturen<br />
langsam <strong>und</strong> der Trocknungsprozess setzt erst<br />
spät ein. Exposition <strong>und</strong> Verschattung der gedämmten<br />
Aussenwände spielen hier eine wichtige Rolle.<br />
Dämmungen mit Hilfskonstruktionen sind gegenüber<br />
direkt verputzten Dämmungen mit grösseren Risiken<br />
behaftet, weil erstens in der Dämmebene viele Unterbrechungen<br />
(Wechsel Dämmung–Holz) als potenzielle<br />
Durchlässe für Konvektion vorhanden sind <strong>und</strong> zweitens<br />
zwischen Ständern <strong>und</strong> alter Mauer Hohlräume unvermeidlich<br />
sind, sich also Kondensate ansammeln können.<br />
Unkontrollierbare <strong>und</strong> nicht stetig belüftete Hohlräume<br />
innerhalb der Konstruktion müssen auf jeden Fall<br />
vermieden werden. Bei unebenen Untergründen ist das<br />
Aufbringen einer Ausgleichsschicht, etwa mit einem<br />
Dämmmörtel, vor dem Anbringen der Ständer zu<br />
empfehlen.<br />
Ist die Dampfbremse an einer Stelle <strong>und</strong>icht oder nicht<br />
sauber an ein angrenzendes Bauteil angeschlossen, kann<br />
warme feuchte Luft konzentriert nach draussen strömen<br />
<strong>und</strong> an der kalten inneren Konstruktionsoberfläche<br />
kondensieren. Gerade bei Deckenanschlüssen mit Balkenlagen<br />
ist dies nur schwer vermeidbar. Die mitgeführte<br />
Feuchte akkumuliert an einer Stelle, durchfeuchtet die<br />
Dämmung <strong>und</strong> läuft gar der Wand entlang in den Bodenbereich<br />
ab. Da in der Praxis eine vollflächig dichte Ebene<br />
nur sehr schwer zu realisieren ist, müssen Lösungen<br />
mit variablem Diffusionswiderstand eingesetzt werden,<br />
damit allfällige Kondensate raumwärts austrocknen<br />
können. Auch nutzerseitige Beschädigungen sind nicht<br />
auszuschliessen.<br />
Innendämmung, konvektiver Feuchteeintrag durch Leckage<br />
(Abb. 60)<br />
Die Aufteilung in zwei Dämmebenen kann das Risiko<br />
von konvektiven Kondensaten vermindern. Der in der<br />
folgenden Darstellung gezeigte Konstruktionsaufbau<br />
zeigt raumseitig der Dampfbremse eine zweite, zusätzliche<br />
Dämmebene, welche die Dampfbremse vor<br />
mechanischer Beschädigung schützt. Die zweite Schicht<br />
bietet aber gleichzeitig eine willkommene zerstörungsfreie<br />
Installationsschicht im Sinne eines Additivums:<br />
Elektroleitungen können innerhalb der Dampfbremse<br />
geführt werden, sie müssen diese nicht durchstossen, <strong>und</strong><br />
sie können so auch im <strong>Baudenkmal</strong> unsichtbar verlegt<br />
werden.<br />
l <strong>Gebäudehülle</strong><br />
<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Gebäudehülle</strong> – V1 – 2014<br />
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