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Energie und Baudenkmal 1 Gebäudehülle

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Wohnbox in Stallscheune integriert, Ardez,<br />

Architektin Mengia Mathys (Abb. 27)<br />

Von-Roll-Areal Bern, Weichenbauhalle (1914),<br />

Umnutzung mit «Haus im Haus»-Konzept (Abb. 28)<br />

5.3.2 Massnahmen zur Regelung<br />

des Dampfdurchgangs<br />

Dampfbremsen schützen wärmegedämmte Bauteile vor<br />

in die Konstruktion diff<strong>und</strong>ierender Raumluftfeuchte,<br />

<strong>und</strong> sie dienen gleichzeitig als Luftdichtheitsschicht.<br />

Statische Berechnungen <strong>und</strong> Modelle des Dampfdurchgangs<br />

(Glaserverfahren) konzentrierten sich auf das<br />

Flächenkondensat: Je dichter die Dampfbremse, desto<br />

weniger Feuchte kann in die Konstruktion gelangen.<br />

Seit der Mitte der achtziger Jahre wurden Innendämmungen<br />

systematisch untersucht 1 . Es wurden seither<br />

wertvolle Erfahrungen in der Baupraxis gesammelt <strong>und</strong><br />

schliesslich sind Rechenprogramme 2 entwickelt worden,<br />

die die komplexen <strong>und</strong> dynamischen Feuchtetransporte<br />

quantitativ erfassen können. Sie berücksichtigen die<br />

Feuchtespeicherung <strong>und</strong> den flüssigen Wassertransport<br />

durch Kapillar- <strong>und</strong> Sorptionsleitung mit. Klassische<br />

Dampfsperren <strong>und</strong> -bremsen vermindern (verhindern)<br />

Flächenkondensate in der Konstruktion, sie behindern<br />

aber das Austrocknen ins Rauminnere. Durch Leckagen<br />

bedingte konvektive Kondensate <strong>und</strong> Feuchtigkeit von<br />

aussen, z.B. Schlagregenfeuchte oder aufsteigende Feuchtigkeit,<br />

können wegen der Dampfbremsen kaum mehr<br />

nach innen austrocknen. Es kann unter Umständen sogar<br />

eine Umkehrdiffusion eintreten: Wasserdampf kann<br />

sich an der Aussenseite der Dampfbremse ansammeln.<br />

Gerade bei Altbauten <strong>und</strong> Baudenkmälern kommt den<br />

konvektiv bedingten Kondensaten eine grosse Bedeutung<br />

zu, weil Luftdichtheit auch bei seriöser Ausführung<br />

kaum lückenlos erreichbar ist.<br />

«Tauwasserbildung durch Luftströmungen zwischen<br />

warmer <strong>und</strong> kalter Seite der Dämmung gilt für den Bauphysiker<br />

heute als ein wichtigeres Problem als die Diffusion.<br />

Hinterströmungen können in der Konstruktion ein<br />

Verschimmelungsrisiko erzeugen <strong>und</strong> – was entscheidend<br />

ist – mit der Rückströmung die Raumluft mit giftigen<br />

Sporen <strong>und</strong> Stoffwechselprodukten der Mikroorganismen<br />

(MVOC) belasten. (...) Die aktuelle Bauforschung<br />

legt besonderen Wert darauf, für Fälle mit den Risiken<br />

Schlagregen <strong>und</strong> Dampfkonvektion die Austrocknungspotenziale<br />

nach innen zu erhöhen, vor allem durch den<br />

Einsatz feuchtevariabler Dampfbremsen <strong>und</strong> kapillaraktiver<br />

Dämmstoffe.» 3<br />

Es wird daher nicht mehr versucht, Feuchtigkeit in der<br />

Konstruktion durch Dampfsperren oder weitgehende<br />

Dampfbremsen zu vermeiden, sondern sie zu lenken <strong>und</strong><br />

zu beeinflussen, so dass sie auch nach innen austrocknen<br />

kann (Feuchtigkeitsmanagement). Zwei unterschiedliche<br />

Wege werden hier beschritten. Entweder wird eine kapillaraktive<br />

Dämmung ohne explizite raumseitige Dampfbremse,<br />

allenfalls in Kombination mit einer raumseitigen<br />

Deckschicht, welche eine gewisse dampfbremsende<br />

Wirkung hat, eingesetzt, oder es wird eine Dampfbremse<br />

eingebaut, welche einen variablen Diffusionswiderstand<br />

l <strong>Gebäudehülle</strong><br />

1) Versuche des<br />

Forschungsinstituts<br />

für Wärmeschutz in<br />

München (FIW) in<br />

Klimakammern<br />

2) WUFI (IBP, Holzkirchen),<br />

Delfin 4, Cond 2002,<br />

beide TU Dresden et al.<br />

3) Robert Borsch-Laaks,<br />

Innendämmung –<br />

Risikokonstruktion<br />

oder Stand der Technik,<br />

Leipziger Bauschadenstagung,<br />

2005<br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Gebäudehülle</strong> – V1 – 2014<br />

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