07.02.2017 Aufrufe

Energie und Baudenkmal 1 Gebäudehülle

Handbuch

Handbuch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Durch die Dämmung der Kellerdecke steigt also<br />

das Risiko von Schimmelbildungen bei den ohnehin<br />

feuchtegeplagten Kellern. Steht eine Dämmmassnahme<br />

im Zusammenhang mit der Sanierung der<br />

Haustechnik an, ist zu berücksichtigen, dass der<br />

Ersatz der alten Heizung <strong>und</strong> die Leitungsdämmung<br />

die Abwärme der Haustechnik reduziert <strong>und</strong> damit<br />

die Kellertemperatur zusätzlich absenkt. Das Abdichten<br />

oder das Auswechseln von Kellertüren <strong>und</strong><br />

Fenstern reduziert schliesslich die Luftwechsel <strong>und</strong><br />

führt so zu höheren Feuchtebelastungen.<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass gezieltes Lüften <strong>und</strong><br />

die Erhöhung der Oberflächentemperatur hier zum Ziel<br />

führen können. Bei historischen Bauten mit <strong>und</strong>ichten<br />

feuchten Aussenwänden kann dies jedoch nicht durch<br />

das Anbringen einer Innendämmung erreicht werden.<br />

Also bleibt die gezielte Lüftung.<br />

Ein bewährtes <strong>und</strong> zugleich sehr einfaches Kellerlüftungssystem<br />

basiert auf dem Prinzip des Thermosyphons.<br />

Die Naturzuglüftung<br />

An herrschaftlichen historischen Wohnbauten wurden<br />

etwa Naturzuglüftungen eingesetzt. Die in die Kellermauern<br />

integrierten Kanäle beruhen auf dem Prinzip<br />

des Thermosyphons. Dieses kann auch heute wertvolle<br />

Dienste für die Entfeuchtung von Kellern liefern. Kalte<br />

Luft ist schwerer (grössere Dichte) als warme. Wird ein<br />

Rohr von aussen (z.B vom Kellerfenster) bis auf Bodennähe<br />

des Kellers geführt, dringt kühle, weniger feuchte<br />

Luft über das Rohr ein <strong>und</strong> verdängt die wärmere, feuchte<br />

Raumluft. Umgekehrt, wenn die Aussenluft wärmer<br />

<strong>und</strong> feuchter ist, findet keine Lüftung statt. Im Sommer<br />

werden die Naturzüge immer offen gehalten, im Winter,<br />

wenn es draussen sehr kalt <strong>und</strong> ohnehin sehr trocken<br />

ist, können die Zuluftströme durch Klappen reduziert<br />

werden.<br />

Eine gezielte Lüftung wird heute teilweise mit automatischen<br />

Öffnungssystemen erreicht, welche sich öffnen,<br />

wenn die absolute Feuchte draussen niedriger als drinnen<br />

ist. Solche Systeme brauchen aber Strom.<br />

Die Gründe für bereits vorhandene (hohe) Feuchtigkeit<br />

müssen bekannt sein, <strong>und</strong> es muss untersucht werden,<br />

ob der Keller ein Anwachsen der relativen Feuchte durch<br />

die Anbringung einer Deckendämmung auch wirklich<br />

schadenfrei ertragen kann.<br />

Der Keller – auch nach der Sanierung<br />

eine klimatische Pufferzone<br />

Keller von historischen Gebäuden sind keine dichten<br />

Gefässe. Abdichtungen, Absperrungen <strong>und</strong> Injektionen<br />

bringen hier meist nicht den gewünschten Erfolg, weil<br />

der Keller aussenseitig nicht durchgängig abdichtbar ist<br />

(Boden, Boden-Wand-Anschlüsse). Die Kelleraussenflächen<br />

bilden auch nach einer Abdichtung eine inhomogene<br />

Hülle. Es macht Sinn, den Keller als Pufferraum<br />

funktionieren zu lassen. Die Innenoberflächen dürfen<br />

auf keinen Fall versiegelt werden. In den Aussenwänden<br />

enthaltene Feuchte muss nach innen abtrocken oder gar<br />

abfliessen können.<br />

Abblättern von Farboberflächen <strong>und</strong> Schimmelbildungen<br />

sind das weitaus häufigste Schadensbild von zu hoher<br />

Kellerfeuchte. Die Kombination von hoher Feuchte mit<br />

organischem Material kann das Wachstum von Pilzen<br />

fördern.<br />

l <strong>Gebäudehülle</strong><br />

Technischer Zustand der Kellerdecke<br />

Bevor eine wärmetechnische Sanierung im Bereich der<br />

Kellerdecken angegangen wird, ist der technische Zustand<br />

der bestehenden Tragstruktur (morsche Balkenköpfe,<br />

rostige Träger) zu prüfen. Die Decke ist nach<br />

einer Unterdeckendämmung nicht mehr optisch kontrollierbar<br />

<strong>und</strong> ihr Eigengewicht wird durch die Dämmung<br />

erhöht.<br />

Funktionsschema Naturzuglüftung (Abb. 39)<br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Gebäudehülle</strong> – V1 – 2014<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!