Laufmagazin 2017
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fanden seine Ärzte zunächst nicht gut,<br />
doch Hinsche ließ sich davon nicht<br />
abbringen. Der erste Versuch ging leider<br />
schief. Ein schwerer Einbruch warf<br />
ihn körperlich und emotional zurück.<br />
Die Erzählung eines Patienten aus den<br />
USA, der ebenfalls an Sarkoidose erkrankt<br />
war und sein Leiden durch das<br />
Laufen in den Griff bekam, motivierte<br />
ihn einen erneuten Versuch zu starten,<br />
das Kortison weiter abzusetzen.<br />
Ganz wichtig war für ihn auch sein Umfeld.<br />
Durch das Laufen veränderte sich<br />
sein Freundeskreis und seine Laufkollegen<br />
bestärkten ihn stark darin, seinem<br />
Vorhaben weiter nachzugehen.<br />
2009 stellte Hinsche in Ergänzung zum<br />
Laufsport seinen Lebensstil um, verzichtete<br />
seither weitgehend auf Kohlenhydrate<br />
und brachte seine Werte<br />
mit Nahrungsergänzungsmittel auf ein<br />
stabiles Niveau. Sein Denken änderte<br />
er radikal. Er beschäftigte sich fortan<br />
viel mit Gesundheits- und Erfolgsgeschichten,<br />
zog dort seine Selbstmotivation<br />
und das positive Denken heraus.<br />
Viel Energie bekam er durch den<br />
täglichen Newsletter von Dr. Strunz,<br />
den er abonnierte.<br />
Sein Lauftraining absolvierte er ohne<br />
jeglichen Trainingsplan. „Man hat<br />
schon den ganzen Tag Stress bei der<br />
Arbeit, dann muss ich mir nicht auch<br />
noch in der Freizeit Stress mit Trainingsplänen<br />
machen“, so Hinsche.<br />
Zweimal in der Woche joggte er von<br />
seinem Wohnort Thalfingen zu seinem<br />
Arbeitsplatz bei Foto Dörr in Neu-Ulm.<br />
Als wichtige Ergänzung zum Lauftraining<br />
ging er auch noch regelmäßig zum<br />
Krafttraining. Und das wird sogar von<br />
seinem Arbeitgeber unterstützt, der<br />
seinen Angestellten im Rahmen des<br />
Betriebssports diese Möglichkeit gibt.<br />
Der erste Bergmarathon<br />
Motiviert durch seine Laufpartnerin<br />
lief Friedemann 2009 seinen ersten<br />
Halbmarathon in Ulm, keine 12<br />
Monate nachdem er mit dem Laufen<br />
begonnen hatte. 2010 absolvierte er<br />
seinen ersten Halbmarathon in Stuttgart<br />
unter 2 Stunden. Langsam aber<br />
sicher wurden die Distanzen immer<br />
länger. 2013 lief er den Einstein-Marathon<br />
in Ulm in 3:57 Stunden. Bei einer<br />
Messung im Jahr 2013 ergab sich<br />
eine Lungenkapazität von 100 %. „Bei<br />
2015 schaffte Hinsche die 69 Kilometer beim Ottonenlauf im Harz in 8.14 h. Foto: privat<br />
einem ganz gesunden Läufer liegt die<br />
Kapazität bei ca. 130 %, aber mit den<br />
100 % lässt es sich gut laufen“, so Hinsche.<br />
„Eigentlich habe ich ja Bergläufe<br />
vermieden. Ich dachte, ‚da kommst Du<br />
ja eh nicht rauf’, aber seitdem ich weiß,<br />
dass die Kapazität meiner Lungen bei<br />
100 % liegt, renne ich die Berge jetzt<br />
gerne und so schnell wie möglich rauf“,<br />
gibt er lachend zu.<br />
Es lag auf der Hand, dass er nun Gefallen<br />
an den Ultraläufen gewonnen hat<br />
und es nur eine Frage der Zeit war, bis<br />
er seinen ersten Bergmarathon in Angriff<br />
nahm. 2015 war es dann soweit:<br />
der Frankenweglauf mit 1400 Höhenmeter.<br />
Später im Jahr folgte der Ottonenlauf<br />
im Harz (69 km in 8.14 h).<br />
2016 ging es sportlich weiter – erneute<br />
Teilnahme am Ottonenlauf, dem<br />
Allgäu Panorama Marathon und dem<br />
Albmarathon in Schwäbisch Gmünd.<br />
Auf die Frage, weshalb er heute nur<br />
noch auf Ultraläufe trainiert, bei denen<br />
er für das Team laufSinn Ulm an<br />
den Start geht, erklärt Hinsche, „dass<br />
er anders als andere Läufer eine längere<br />
Vorlaufzeit braucht um so richtig<br />
warm zu werden“. „Manchmal braucht<br />
es fast 10 km bis sich meine Lunge<br />
angepasst hat und ich richtig in Fahrt<br />
komme. Wenn es dann aber mal läuft,<br />
fühlt es sich super an, einen Ultralauf<br />
zu machen”, strahlt Hinsche.<br />
Klar, dass Friedemann Hinsche auch<br />
für das Jahr <strong>2017</strong> wieder einiges auf<br />
dem Zettel hat. Geplant ist die Teilnahme<br />
an der 100 km Albtrauf Runde,<br />
am Albmarathon in Schwäbisch<br />
Gmünd und auch der Allgäu Panorama<br />
Ultra ist noch ein großes Ziel. Auch<br />
ein Buchprojekt gehört zu Hinsches<br />
Plänen <strong>2017</strong>. Um anderen Erkrankten<br />
Mut zu machen, schreibt er momentan<br />
zusammen mit dem Mental- und<br />
Schwimmtrainer Danny Fuchs ein<br />
Buch zu dem Thema Selbstverantwortung:<br />
Bewegung-Ernährung-Denken<br />
und was man durch eine entsprechende<br />
Sichtweise bewirken kann .<br />
Im März <strong>2017</strong> wird Hinsche 50 Jahre<br />
alt. Fast 16 Jahre nach der erschreckenden<br />
Diagnose fühlt er sich nach<br />
eigener Aussage „besser als mit 20 und<br />
voller Energie, ohne Angst vor dem<br />
Alter“. Rückblickend auf den Moment<br />
der Diagnose im Jahr 2001 sieht er seine<br />
Krankheit heute als das Beste was<br />
ihm passieren konnte. „Sie war eine<br />
Initialzündung mein Leben zu ändern<br />
um gesund zu werden.“<br />
Jenny Weigl und Kerstin Zerahn<br />
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