COMPACT-Magazin 09-2016
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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Moscheen und Migranten<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Geradezu ehrfürchtig lauschte Bundespräsident<br />
Joachim Gauck am<br />
22.10.2012 Imam Dursun Atak in<br />
der Sehitlik-Moschee.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
Bis zu 100 Gebetshäuser machen Berlin zur deutschen Islam-Hauptstadt. Hinter ihren<br />
Mauern tummeln sich türkische Chauvinisten, Kopfab-Imame und Hass-Prediger – mit<br />
Unterstützung der Politik.<br />
Die Inszenierung wirkte perfekt: In weißer Hose und<br />
blauem Blazer posierte Franziska Giffey am 8. Juli vor<br />
dem Gebäude der Dar-as-Salam-Moschee. Bilder zeigen<br />
sie lächelnd unter anderem mit Imam Mohamed<br />
Taha Sabri. «Heute war ich zu Gast beim Ramadan-<br />
Fest für Flüchtlinge», freute sich die SPD-Bürgermeisterin<br />
des Berliner Problembezirks Neukölln später bei<br />
Facebook. Doch insbesondere in sozialen Netzwerken<br />
hagelte es Schelte wegen ihrer Pilgertour zum Fastenbrechen.<br />
«Ein Albtraum. Eine demokratische Politikerin<br />
bei Salafisten», hieß es etwa. Auch die ansonsten<br />
Islam-affine Hauptstadtpresse übte sich in vorsichtigem<br />
Stirnrunzeln. «Warum besuchte Franziska Giffey<br />
eine Radikalen-Moschee?», fragte die auflagenstärkste<br />
Boulevard-Zeitung B.Z.. Giffeys Amtsvorgänger und<br />
langjähriger Förderer Heinz Buschkowski verlangte verärgert<br />
die Löschung eines Facebook-Profils, auf dem die<br />
Neuköllner SPD mit ihm, dem bundesweit bekannten<br />
Urgestein, warb: «Ich stehe für eine klare Trennungslinie.<br />
Politischer Islam ist keine Religion, sondern eine<br />
Machtideologie.»<br />
Giffey war nicht die erste prominente Besucherin<br />
jener Einrichtung, die sich in den letzten Jahren<br />
geschickt zur Bühne für deutsche Muslimophile gemausert<br />
hatte. Erst im Mai diskutierte die einstige Grünen-Vorsitzende<br />
Claudia Roth in den Räumlichkeiten<br />
über einen angeblichen «Rechtsruck in Deutschland<br />
entlang des antimuslimischen Rassismus». Dabei weiß<br />
die Gemeinde genau, wie sie ihren Kollaborateuren<br />
verbal entgegenkommen muss. Im Juli lud das sogenannte<br />
Begegnungszentrum zehn schwule Führungskräfte<br />
ein. «Islam meets LGBTI», freute sich die Lobbyorganisation<br />
Leadership, deren Funktionärin (und<br />
frühere Brandenburger Verfassungsschutz-Präsidentin)<br />
Winfriede Schreiber die Moderation des Abends<br />
übernahm. Ende 2015 heftete Berlins Regierender Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) Imam Sabri sogar den<br />
Landesverdienstorden an die Brust.<br />
Doch abseits derartiger PR-Veranstaltungen wird<br />
offenbar Klartext gesprochen. Tatsächlich ist die harmlos<br />
als «Begegnungsstätte» firmierende Moschee an<br />
der Neuköllner Flughafenstraße kein Außenposten<br />
des Salafismus. Der Verfassungsschutz bringt die<br />
Gemeinde jedoch mit der Islamischen Gemeinschaft<br />
in Deutschland (IGD) in Zusammenhang, die wiederum<br />
der fundamentalistischen Muslimbruderschaft zugeordnet<br />
wird. 2014 predigte dort der saudische Kleriker<br />
Mohammed al-Arifi, nach dessen Auffassung Gläu-<br />
Die Sehitlik-Moschee in Berlin. Der<br />
Name ist von dem Wort Sehit (Märtyrer)<br />
abgeleitet. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
«Politischer Islam<br />
ist keine Religion,<br />
sondern eine<br />
Machtideologie.» <br />
Heinz Buschkowski<br />
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