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3/2012 - Psychotherapeutenjournal

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Kommentare zu erschienenen PTJ-Artikeln<br />

care team. In G. Ullrich (ed.), Psychology<br />

in Medical Settings: Lung Transplantation<br />

and Cystic fibrosis (p. 203­<br />

232). Norderstedt: Books­on­demand.<br />

Replik des Autors<br />

Motivational Interviewing verlangt nach der Auseinandersetzung<br />

mit ethischen Normen<br />

Ralf Demmel<br />

Gerald Ullrich macht in seinem Leserbrief<br />

auf ein ethisches Dilemma aufmerksam:<br />

Wie weit reicht der Respekt vor der Autonomie<br />

des Patienten, wenn seine Entscheidung<br />

gegebenenfalls das Wohlergehen<br />

eines Dritten gefährdet? Dürfen wir<br />

neutral bleiben, wenn Eltern eine Entscheidung<br />

treffen, die fatale Auswirkungen auf<br />

die Gesundheit ihrer Kinder hat?<br />

Zweifelsohne werden die meisten Leser<br />

diese Frage verneinen: Unsere ethischen<br />

Maßstäbe setzen der elterlichen Entscheidungsfreiheit<br />

– vom Gesetzgeber legitimierte<br />

– Grenzen.<br />

In „extremen Fällen“ offensichtlicher Kindeswohlgefährdung<br />

wird uns die Entscheidung<br />

scheinbar abgenommen – wir sind<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

234<br />

Duff, A. J. & Latchford, G. J. (2010). Motivational<br />

interviewing for adherence problems<br />

in cystic fibrosis. Pediatric Pulmonology,<br />

45, 211­220.<br />

berechtigt und verpflichtet zu handeln. In<br />

anderen Fällen ist die Gefährdungseinschätzung<br />

jedoch schwieriger und – wie<br />

Gerald Ullrich völlig zu Recht hervorhebt –<br />

„Auslegungssache“ der Beteiligten.<br />

Die (alte) Frage nach den Grenzen der Autonomie<br />

lässt sich nicht abschließend beantworten,<br />

im Alltag vermissen wir oftmals<br />

eine verbindliche Leitlinie unseres Handelns.<br />

Was hat Vorrang? Autonomie oder<br />

Gesundheit? Miller und Rollnick stellen die<br />

Entscheidungsfreiheit des Patienten über<br />

dessen Gesundheit. Und das Wohlergehen<br />

anderer? Die Autoren bleiben uns eine<br />

verbindliche Antwort schuldig – und<br />

das kann auch nicht anders sein. Motivational<br />

Interviewing hat sich jedoch auch<br />

bewährt, wenn Patienten sich nicht aus<br />

Rollnick, S., Mason, P. & Butler, C. (2002,<br />

2. Ed.). Health behavior change. Edinburgh/London:<br />

Churchill Livingstone.<br />

Dr. Gerald Ullrich<br />

Schwerin<br />

freien Stücken zu einer Behandlung entschieden<br />

haben: in der Bewährungshilfe,<br />

im Strafvollzug oder in der Behandlung<br />

„uneinsichtiger“ Patienten. Wenn Grenzen<br />

und Einschränkungen frühzeitig aufgezeigt<br />

und erklärt werden („Dann werden wir keinen<br />

Spielraum mehr haben …“, „Dann<br />

wird man Ihnen die Entscheidung abnehmen<br />

…“ etc.), lassen sich „sinnlose Diskussionen“<br />

und „Überraschungen“ oftmals<br />

vermeiden: Transparenz reduziert Widerstand.<br />

Zudem bietet das von Miller und<br />

Rollnick beschriebene Vorgehen die Möglichkeit,<br />

das eigene Handeln in Hinblick auf<br />

die Vereinbarkeit mit ethischen Normen<br />

und selbstgesetzten Zielen zu überprüfen.<br />

Ralf Demmel<br />

Münster<br />

die Diskussionen zu diesen oder auch anderen von uns aufgeworfenen Themen sollen nicht mit der vorliegenden Ausgabe des<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong>s abgeschlossen werden. Wir laden zu weiteren Diskussionsbeiträgen ein und freuen uns über Ihre Zuschriften<br />

und auch weiterführende Artikel.<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2012</strong>

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