3/2012 - Psychotherapeutenjournal
3/2012 - Psychotherapeutenjournal
3/2012 - Psychotherapeutenjournal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Mitteilungen der<br />
Psychotherapeutenkammer<br />
Bremen<br />
Eine gelungene Kooperation mit der Bremer Universität<br />
Kammerpräsident referiert vor Studentinnen des Bachelor-Studiengangs Psychologie<br />
Zum Abschluss des Sommersemesters<br />
<strong>2012</strong> hat Kammerpräsident Karl Heinz<br />
Schrömgens auf Einladung von Prof. Franz<br />
Petermann im Rahmen der Vorlesung zur<br />
Klinischen Psychologie und Psychotherapie<br />
vor den Studentinnen und Studenten<br />
des vierten BachelorSemesters zum Thema<br />
„Psychotherapeutin/Psychotherapeut<br />
als Beruf“ referiert. Der Vortrag zielte darauf<br />
ab, über die fachlichen, rechtlichen<br />
und politischen Rahmenbedingungen des<br />
psychotherapeutischen Berufes zu informieren,<br />
zugleich aber auch darzulegen,<br />
welche Erwartungen die Psychotherapeutenschaft<br />
an die universitäre Lehre hat:<br />
neben einer wissenschaftlich gründlichen<br />
Ausbildung auch in die Breite und Vielfalt<br />
der unterschiedlichen psychotherapeutischen<br />
Ansätze und der zugrunde liegenden<br />
Konzepte einzuführen.<br />
Schrömgens, der vor vielen Jahren den damaligen<br />
DiplomStudiengang Psychologie<br />
in Bremen selbst absolviert hatte, zeigte<br />
sich in doppelter Hinsicht beeindruckt.<br />
Zum einen von der Geschlechterzusammensetzung<br />
des Auditoriums. Mit wenigen<br />
Ausnahmen waren nur Studentinnen versammelt.<br />
Zum anderen vom geringen<br />
Durchschnittsalter. Zu seiner Zeit hatte das<br />
Durchschnittsalter im ersten Semester bei<br />
rund 30 Jahren gelegen.<br />
In seiner Eröffnung verwies Schrömgens<br />
auf die lange Tradition psychotherapeutischen<br />
Handelns – zunächst als Erfahrungshandeln,<br />
bevor es dann zu Beginn<br />
des vergangenen Jahrhunderts zur wissenschaftlichen<br />
Begründung kam. Zu den<br />
Gründungsgestalten zählten Persönlichkeiten<br />
wie Sigmund Freud, John B. Watson,<br />
Jacob L. Moreno, Fritz Perls und Carl Rogers.<br />
Er zeigte auf, wie sich die Psychotherapie<br />
in Deutschland entwickelt und<br />
schließlich Eingang in die Gesetzliche<br />
Krankenversicherung gefunden hat. Ein<br />
zentraler Wendepunkt sei die Verabschiedung<br />
des Psychotherapeutengesetzes gewesen,<br />
das im Januar 1999 in Kraft getreten<br />
ist. Der Kammerpräsident zeigte die<br />
Ziele dieses Gesetzes auf, bilanzierte aber<br />
auch den Reformbedarf, der sich nach 13<br />
Jahren aufgestaut hat.<br />
Viele Nachfragen gab es, als er auf die konkreten<br />
Zugänge zum Beruf und auf die<br />
heutigen Praxisfelder für Psychotherapeutinnen<br />
und Psychotherapeuten zu sprechen<br />
kam. Dezidiert ging Schrömgens dabei<br />
auf den Charakter von Psychotherapie<br />
als Heilbehandlung und die Bedeutung<br />
der Approbation als Psychotherapeut ein.<br />
Für Absolventen der Universität mit einem<br />
Masterabschluss in Klinischer Psychologie<br />
gebe es viele Arbeitsmöglichkeiten, allerdings<br />
sei der Zugang zur Heilbehandlung<br />
im stationären und ambulanten Feld für<br />
diese Gruppe ohne eine erfolgreich absolvierte<br />
Psychotherapieausbildung verschlossen.<br />
Interessiert verfolgten die Studentinnen<br />
die Ausführungen zu Dauer, Aufbau und<br />
Finanzierung der Ausbildung. In einem<br />
komprimierten Überblick wurde in die berufs<br />
und sozialrechtlichen Grundlagen<br />
psychotherapeutischer Tätigkeit eingeführt,<br />
insbesondere in die Bedeutung solcher<br />
Regelwerke wie Psychotherapeutengesetz,<br />
Sozialgesetzbuch V und PsychotherapieRichtlinien.<br />
Weitgehend neu für<br />
die Anwesenden war die Aufgabenstellung<br />
der Psychotherapeutenkammern auf der<br />
Grundlage der Heilberufs bzw. Kammergesetze<br />
der Länder. Schrömgens zeigte<br />
auf, wie die Gründung der Landeskammern<br />
und der Bundespsychotherapeutenkammer<br />
(BPtK) wesentlich dazu beigetragen<br />
haben, das Ansehen und die Position<br />
des psychotherapeutischen Berufes zu<br />
stärken. Anhand der Reformvorschläge der<br />
BPtK zur Reform der Ausbildung wurde<br />
deutlich, wie sich die Kammern den Zukunftsinteressen<br />
der heute Studierenden<br />
zuwenden.<br />
Neben dem Überblick über Entwicklungen<br />
und Rahmenbedingungen nannte der<br />
Kammerpräsident auch konkrete Zahlen<br />
über die Verdienstmöglichkeiten von Psychotherapeuten<br />
in ambulanten und stationären<br />
Feldern. Zwar lägen die Psychotherapeuten<br />
im Kreis der Heilbehandler an<br />
letzter Stelle, doch sei das Einkommen<br />
hinreichend auskömmlich. Wie hoch die<br />
Zufriedenheit mit dem Beruf sei, habe erst<br />
kürzlich eine Umfrage unter Ärzten und<br />
Psychotherapeuten gezeigt, in der die Psychotherapeuten<br />
die höchste Berufszufriedenheit<br />
aufwiesen. Schrömgens ermunterte<br />
die Zuhörerinnen sehr, ein Masterstudium<br />
und die anschließende Ausbildung<br />
zur Psychotherapeutin anzustreben. Der<br />
Bedarf für Behandlungen psychischer Erkrankungen<br />
mittels Psychotherapie steige.<br />
Es sei ein langer Weg bis zum Abschluss<br />
der Ausbildung, allerdings werde er belohnt<br />
mit guten Arbeitsmöglichkeiten und<br />
einer hohen Arbeitszufriedenheit.<br />
Der Vortrag war Teil von Kooperationsabsprachen,<br />
die zwischen Prof. Petermann<br />
und Vertretern des Bremer Kammervorstandes<br />
im Frühjahr getroffen worden waren.<br />
Dabei hatte die Kammer seinerzeit<br />
deutlich gemacht, welche Erwartungen sie<br />
an die Vermittlung der unterschiedlichen<br />
Grundkonzepte psychotherapeutischen<br />
Handelns hat, und hatte dem Studiengang<br />
Unterstützung für die Implementierung ergänzender<br />
Studienangebote in Aussicht<br />
gestellt. Nach der gelungenen Premiere<br />
bestand Übereinstimmung, dass ein solcher<br />
Vortrag künftig jährlich im Bachelor<br />
Studiengang angeboten werden soll.<br />
259<br />
Bremen