Druckdatei 2015
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A6 I Von Algebra bis Zucker<br />
Algebra<br />
Algebra ist ein Teilgebiet der Mathematik, das u.a. die Lehre von den mathematischen Gleichungen behandelt. Das deutsche<br />
Wort Algebra ist arabischen Ursprungs: Al-ğabr bedeutete in der medizinischen Fachsprache so viel wie „Brüche<br />
heilen“ oder „Knochen wieder einrenken“. Der persisch-arabische Mathematiker al-Khwarizmi übertrug im 9. Jahrhundert<br />
in seinem Buch Al-Kitāb al-muḫtaṣar fī ḥisāb al-ğabr wa-ʾl-muqābala (Abriss der mathematischen Operationen<br />
„Einrenken“ und „Gegenüberstellen“) die Bedeutung von der medizinischen auf die mathematische Praxis. Aus „al-ǧabr“<br />
wurde Algebra. Im 12. Jahrhundert wurden in Spanien arabische wissenschaftliche Schriften ins Lateinische übersetzt,<br />
darunter war auch das Werk von al-Chwarizmi. 1202 wird die „Gleichheitslehre“ über das praktische Rechnen mit den<br />
indisch-arabischen Zahlen von dem Italiener Leonardo von Pisa elgebre et elmuchable genannt. Sein Landsmann, der<br />
Mathematiker Raffaelo Canacci, bezeichnete den Teilbereich der Mathematik dann im 14. Jahrhundert als algebra. Diese<br />
Bezeichnung setzte sich auch im deutschsprachigen Raum durch.<br />
Aprikose<br />
Die Aprikose stammt ursprünglich aus China und verbreitete sich bis an das östliche Mittelmeer. Nach der Eroberung<br />
dieses Gebiets durch die Römer wurde die Aprikose im Römischen Reich eingeführt und nach ihrem vermeintlichen<br />
Herkunftsland Armenien „armenischer Apfel“ Malum Armeniacum genannt. Von Italien führte der Weg der Aprikose<br />
wieder zurück in Richtung Osten, wo sie als barquqaya in Syrien auftauchte. Als die Araber im 7. Jahrhundert dieses Gebiet<br />
eroberten, lernten sie die Aprikose kennen und kultivierten sie. In Marokko soll es um 1400 sechzehn verschiedene Sorten<br />
gegeben haben. Aus Kochbüchern sind diverse Verwendungen der Aprikose überliefert, z.B. als Zutat zu Fleischgerichten,<br />
in Süßspeisen oder als Grundlage für Erfrischungsgetränke. Von der spanischen Halbinsel gelangte die Aprikose nach<br />
Frankreich, wo sich die Bezeichnung abricot durchsetzte. 1644 wurde die Aprikose im Norden Deutschlands eingeführt,<br />
wo die Früchte Apricosen bzw. Apricos genannt wurden. Unter der Bezeichnung Aprikose wurden die Früchte bald im<br />
gesamten deutschen Sprachraum angebaut.<br />
Benzin<br />
Benzin stammt von dem arabischen Wort lubān Ğāwī (Weihrauch aus Java) ab. Im Altertum wurde Weihrauch im<br />
Rahmen religiöser Rituale verbrannt und war seit Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. ein begehrtes Handelsobjekt. Entlang<br />
der sogenannten Weihrauchstraße wurde Weihrauch mit Kamelkarawanen bis ans Mittelmeer gebracht. So gelangte<br />
Weihrauch auch nach Westeuropa. Im Katalanischen wird im 15. Jahrhundert das Wort benjuí für Weihrauch benutzt. Es<br />
ist wahrscheinlich entstanden, weil man in der ersten Silbe des arabischen lubān Ğāwī den Artikel zu sehen glaubte und<br />
ihn abtrennte. Über die Handelswege gelangte das Wort nach Frankreich und Italien, wo es ab Ende des 15. Jahrhunderts<br />
in Formen wie benjui, belgoini oder belzoino auftaucht. Aus einer dieser Wortformen wurden die wissenschaftlichen<br />
Bezeichnungen Benzoe, Benzoin abgeleitet. Als im 19. Jahrhundert der Chemiker Eilhard Mitscherlich aus dem Benzoeharz<br />
(Weihrauch) einen Stoff gewann, nannte er ihn Benzin. Später wurde er in Benzol umbenannt. Die Bezeichnung<br />
Benzin wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf eine Substanz übertragen, die aus Erdöl gewonnen und u.a.<br />
als Treibstoff für Kraftfahrzeuge gebraucht wird.<br />
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