Druckdatei 2015
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A2<br />
„Strebe nach Wissen, selbst wenn du zu diesem Zweck<br />
bis nach China gehen musst.“<br />
HADITH<br />
Das Goldene Zeitalter islamisch-arabischer Wissenschaften<br />
DAS STREBEN NACH wISSEN<br />
Bibliotheken<br />
Bibliotheken waren für die Abbasiden (Regierungszeit<br />
von 750-1250), als Begründer der Blütezeit<br />
arabisch-islamischer Wissenschaften, nicht etwas<br />
völlig Neues. Ihre ersten Bibliotheken wurden nach dem<br />
Vorbild von Damaskus und der persischen Bibliotheken<br />
in Städten wie Isfahan und Gondeshapur aufgebaut.<br />
Im 8. Jahrhundert gab es unter der Herrschaft der Abbasiden<br />
in Bagdad, im heutigen Irak, Lagerhäuser für Bücher,<br />
in denen muslimische, aber auch christliche und jüdische<br />
Gelehrte an der Übersetzung medizinischer, astronomischer<br />
und mathematischer Texte aus dem Griechischen,<br />
Persischen und Indischen ins Arabische arbeiteten. Die<br />
Übersetzungsbewegung wurde Bestandteil einer umfassenden<br />
Suche nach Wissen und zu einem Impuls für<br />
das Goldene Zeitalter der wissenschaftlichen Forschung.<br />
Der abbasidische Kalif al-Ma´mun schickte Boten zu vielen<br />
Herrschenden, um sich Werke aus der Antike zu beschaffen,<br />
die seine Gelehrten übersetzen sollten. Aus einer Erzählung<br />
geht hervor, dass er einmal 100 Kamele brauchte, um<br />
handgeschriebene Schriften aus dem Iran nach Bagdad<br />
zu befördern.<br />
Ein Grund für die Entwicklung des Goldenen Zeitalters<br />
der Wissenschaften war die Ausbreitung des Islam. Es ist<br />
die religiöse Pflicht aller Muslime nach Wissen zu streben<br />
sowie Glauben und Vernunft in Einklang zu bringen. Die<br />
hohe Wertschätzung des Lesens liegt sicher auch darin<br />
begründet: Muslime glauben, dass das erste Wort, welches<br />
ihrem Propheten Muhammed offenbart wurde, „Iqra!“<br />
hieß, auf Deutsch „Lies!“. Viele Moscheen richteten eine<br />
Bibliothek ein. Die älteste und größte Bibliothek in einer<br />
Moschee befand sich in Aleppo, im heutigen Syrien. Sie<br />
besaß ca. 10 000 Bücher.<br />
Durch die Entwicklung einer neuen Technik zur Papierherstellung,<br />
die die Abbasiden von den Chinesen gelernt<br />
hatten, trat neues, preiswerteres Schreibmaterial an die<br />
Stelle von Papyrus sowie Pergament und ließ die Zahl<br />
der Übersetzungen stark ansteigen. Diese Entwicklung<br />
beschleunigte auch das Wachstum der Bibliotheken.<br />
Die Städte Bagdad und Damaskus zogen Schüler und<br />
Wissbegierige aus der ganzen Welt an. Schon im Jahr<br />
891 zählte ein Reisender in Bagdad über 100 öffentliche<br />
Bibliotheken. In vielen Städten der islamischen Welt wurden