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A3<br />
Das Goldene Zeitalter islamisch-arabischer Wissenschaften<br />
„EIN VoLk gEHT ZUR SCHULE“<br />
Schulen und Universitäten<br />
„Wir sollten uns nicht schämen, Wahrheiten anzuerkennen<br />
und zu übernehmen, ganz gleich, woher sie zu uns kommen,<br />
auch wenn sie von fremden Völkern stammen.“<br />
Ya´QUB iBn ishaQ al-KinDi i geB. anfang Des 9.JahrhUnDerts, Ca. 873<br />
PhilosoPh, MatheMatiKer, PhYsiKer, MeDiZiner<br />
Unter der Überschrift „Ein Volk geht zur Schule“ fasst<br />
die Religionswissenschaftlerin Sigrid Hunke die<br />
Entwicklung des Bildungswesens im islamischen<br />
Reich zusammen. („Allahs Sonne über dem Abendland“,<br />
Frankfurt/M. 2002, 219)<br />
Die ersten Schulen im islamischen Reich, zunächst in<br />
Moscheen untergebracht, waren beides: Orte des Gebets<br />
und auch des Lernens. Im Jahre 653 gab es allein in Medina<br />
(im heutigen Saudi Arabien) neun Moscheen, in denen<br />
auch unterrichtet wurde. Das Schulsystem verbreitete<br />
sich schnell im islamischen Raum und im 9. Jahrhundert<br />
hatte bereits fast jede Moschee eine Schule für Mädchen<br />
und Jungen.<br />
Während man davon ausgeht, dass es im 9.-12. Jahrhundert<br />
im christlichen Westeuropa mindestens 95%<br />
Analphabeten gab, saßen in den muslimischen Dörfern<br />
und Schulen sechs- bis elfjährige Jungen und Mädchen<br />
auf ihren kleinen Teppichen und lernten lesen, schreiben<br />
sowie rechnen.<br />
Um 965 gab es im muslimischen Spanien, in der Stadt<br />
Córdoba, achtzig öffentliche Schulen. Sie kosteten kein<br />
Schulgeld. In Kairo wurde eine Waisenschule eingerichtet<br />
und zu den Beduinen zogen wandernde Lehrer.<br />
Der übliche Weg für diejenigen, die sich in einem bestimmten<br />
Fach weiterbilden und selber einmal lehren wollten,<br />
führte in die Moscheen. Diese waren nicht nur Stätten des<br />
Gebets und der Alphabetisierung. In ihnen wurde auch in<br />
die Wissenschaft eingeführt. In den Moscheen saßen die<br />
Schüler im Kreis um den Lehrer. Damit er sie besser hören<br />
und sehen konnte, nahm er auf einem erhöhten Stuhl, kursi<br />
genannt, Platz. Noch heute reden wir von einem Lehrstuhl.<br />
Damit wird inzwischen die Stelle eines Professors/einer<br />
Professorin an einer Universität bezeichnet.<br />
Jeder konnte an dem Unterricht teilnehmen, jeder Mann<br />
und jede Frau. In den Säulenhallen der Moscheen konnte<br />
man Gastvorlesungen namhafter Wissenschaftler aus<br />
den entferntesten Ecken der arabischen Welt hören. So<br />
wanderten neue Ideen und Erkenntnisse in alle Richtungen<br />
und stießen neue Forschungen an. Ob Mathematik,<br />
Medizin, Physik, Astronomie oder Philosophie, viele Wissenschaftsbereiche<br />
verdanken wesentliche Erkenntnisse<br />
arabischen Gelehrten.<br />
Seit dem 10. Jahrhundert wurden sogenannte Medresen<br />
(Medrese = Ort der Lehre/des Studiums) eingerichtet. Ihr<br />
Besuch war unentgeltlich und wurde vor allem durch Stiftungen<br />
(arabisch awqaf) finanziert. Eine Medrese konnte<br />
z.B. aus einer Moschee für das Gebet, einer Bibliothek sowie