Druckdatei 2015

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„Ein wahrhaft weiser Lehrer lädt dich nicht ein,
das Haus seiner Weisheit zu betreten, sondern
er führt dich an die Schwelle deines Geistes.“
Khalil giBran i 1883-1931
A1
Maler, PhilosoPh UnD DiChter
Das Goldene Zeitalter islamisch-arabischer Wissenschaften
DAS HAUS DER wEISHEIT
Bagdad, im Jahr 762 gegründet, war einst ein Zentrum
der Bildung, Forschung und der Künste. Die
Hauptstadt des Reiches der Abbasiden war eine
sehr reiche Stadt mit über einer Million Einwohnern. Die
Regierungszeit des bedeutendsten abbasidischen Kalifen
al-Ma´mun (813-833) gilt als einer der Glanzpunkte
islamischer Geschichte. Während dieser Zeit wurden die
Wissenschaften und die Künste besonders gefördert. Al-
Ma´mun gründete eine große Akademie in Bagdad, das
Haus der Weisheit. Es wurde zum Ausgangspunkt für alle
späteren Errungenschaften des Goldenen Zeitalters der
islamisch-arabischen Wissenschaft von Usbekistan im
Osten bis Spanien im Westen.
Im Haus der Weisheit wurde, wie schon in der Regierungszeit
von al-Ma´muns Vater Harun al-Rashid (786-809), an
Übersetzungen von Texten vor allem aus dem Griechischen,
Persischen und Indischen in das Arabische gearbeitet.
Wenn al-Ma´mun fremde Herrscher im Kampf besiegt
hatte, verlangte er von ihnen oft kein Gold oder andere
Schätze, sondern Bücher aus ihren Bibliotheken.
Die abbasidischen Kalifen, insbesondere al-Ma´mun, förderten
und finanzierten die Übersetzungen, durch die
das Wissen der Welt zusammengeführt werden sollte.
Die Bewegung führte zu einer umfassenden Suche nach
Wissen und wurde zu einer treibenden Kraft, welche der
wissenschaftlichen Forschung zum Erfolg verhalf. Bald
wuchs die Bedeutung des Hauses der Weisheit. Neben
dem Übersetzungszentrum gehörte eine reichhaltige
Bibliothek dazu.
Durch die Sammelleidenschaft konnten viele Schriften,
vor allem aus der griechischen Antike, gerettet werden,
welche die Nachwelt sonst niemals kennengelernt hätte.
In der Mitte des 9. Jahrhunderts war das Haus der Weisheit
zur größten Büchersammlung der Welt geworden.
Al-Ma´mun lud Gelehrte von weither ein, damit sie in
Diskussionsveranstaltungen und Seminaren ihr Wissen
ausbreiten konnten. Die arabisch-muslimischen Wissenschaftler
legten Wert darauf, die Autoren, auf die sie sich in
ihren eigenen Vorträgen und Veröffentlichungen bezogen,
anzugeben. Sie führten den Nachweis von Quellen als
zentrales wissenschaftliches Prinzip ein.
Die Atmosphäre der Aufgeschlossenheit und Toleranz
gegenüber anderen Religionen und Kulturen zog die
allerbesten arabischen und persischen Wissenschaftler