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A7 I Von Algebra bis Zucker<br />

Dolmetscher<br />

Seinen Ursprung hat das Wort wahrscheinlich im 2. Jahrtausend v. Chr. in der kleinasiatischen Mitanni-Sprache: talami<br />

heißt Übersetzer/Dolmetscher. Von dort ist das Wort in das Türkische übernommen worden. Tilmaç (til=Zunge/Sprache)<br />

bezeichnete einen „Mittelsmann“, der die Verständigung zweier Parteien ermöglicht, die verschiedene Sprachen sprechen.<br />

In der Zeit der Kreuzzüge (zwischen 1095 und dem 13. Jahrhundert) und der Kriege zwischen dem Osmanischen Reich<br />

und dem christlich geprägten Europa (nach 1453) erhielten Dolmetscher in den Verhandlungen zwischen den Parteien<br />

eine wachsende Bedeutung. Aber auch Händler und christliche Pilger brauchten Dolmetscher und Vermittler auf ihrem<br />

Weg in eine für sie nicht nur sprachlich fremde Welt. Tilmaç wurde in leicht veränderter Form in das Ungarische und in<br />

slawische Sprachen wie das Serbische, Kroatische, Bosnische, Polnische und Russische übernommen. Über das Ungarische<br />

tolmács gelangte das Wort im 13. Jahrhundert in das Mittelhochdeutsche als tolmetsche, tumetsche und veränderte<br />

sich schließlich zu Dolmetscher.<br />

Gazelle<br />

Gazelle geht auf das arabische Wort gazāla zurück. Die Gazelle wurde als Wildtier in arabischen Ländern Vorderasiens<br />

gejagt und ihr Fleisch verzehrt. Die Gazellenjagd zu Pferde mit Hunden, abgerichteten Geparden und Raubvögeln war<br />

ein beliebter Zeitvertreib der Reichen in vorislamischer Zeit. In Westeuropa wurde die Gazelle durch die Kreuzfahrer und<br />

die Pilger nach Jerusalem bekannt. Anfang des 12. Jahrhunderts wird in einem Bericht über einen Kreuzzug von einem<br />

„Pferd“ geschrieben, das die Araber gazela nennen. In der auf den Kreuzzügen bevorzugten altfranzösischen Sprache wird<br />

von der gacele und gazel berichtet. Aus den italienischen Formen gacello (Ende des 14. Jahrhunderts) und gazzella<br />

(Ende des 15. Jahrhunderts) abgeleitet, taucht Ende des 15. Jahrhunderts im Deutschen die Bezeichnung gazella auf.<br />

In einem Lexikon von 1735 wird die Gazella als ägyptische wilde Ziege mit Haaren und einem Schwanz wie das Kamel,<br />

beschrieben. Wahrscheinlich kannte der Autor die Gazelle nur aus den Reiseberichten. Ab Ende des 18. Jahrhunderts<br />

setzt sich in Deutschland die heutige Wortform Gazelle durch.<br />

Kaviar<br />

Als Kaviar werden die gesäuberten und gesalzenen Rogen (Fischeier) verschiedener Störarten bezeichnet. Störe sind Meeresfische,<br />

deren Weibchen den berühmten Kaviar, eine Delikatesse, liefern. Für die Herkunft des Wortes gibt es Vermutungen:<br />

• Eine iranische Volksgruppe, die am Kaspischen Meer lebte, bezeichnete die Störeier als Cahv-Jar. Übersetzt bedeutet<br />

das so viel wie „Kuchen des Vergnügens“.<br />

• Kaviar hat sich aus dem persischen Wort Khag-viar entwickelt und bedeutet übersetzt „schwarzes kleines Fischei“.<br />

Über Italien, wo der Fischrogen während der Fastenzeit häufig gegessen wurde, kam die italienische Bezeichnung caviale<br />

leicht verändert in viele europäische Sprachen, z.B. caviar (engl.), caviare (franz.). Die Italiener wiederum hatten die<br />

Bezeichnung aus dem Türkischen hâwyâr für den Fischrogen übernommen. Sie bezogen die Delikatesse ungefähr seit<br />

dem 11., 12. Jahrhundert über den Mittelmeerhandel aus dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer. Die Deutschen<br />

übernahmen das Wort Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem „C“, haben es aber seit dem 19. Jahrhundert mit „K“ in ihren<br />

Wortschatz integriert.<br />

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