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A9 I Von Algebra bis Zucker<br />

Magazin<br />

Magazin geht auf das arabische Wort maḫzan zurück. Die Araber benutzten das Wort, um einen Ort zu beschreiben, wo<br />

etwas gespeichert, angehäuft und bewahrt wird. Als Verkaufsraum, Lagerraum wurde maḫzan dann zum Bestanteil des<br />

Marktes im arabischen Raum. Vermutlich durch den Mittelmeerhandel gelangte das Wort nach Europa, wo magazinus<br />

1214 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde. Aus dem Italienischen übernommen, tauchte das Wort 1558 auch im<br />

Deutschen auf und erhielt in den folgenden Jahren eine vielfältige Bedeutung:<br />

• Ab Mitte des 17. Jahrhunderts benutzte man das Magazin im militärischen Bereich u.a. für die Unterbringung von<br />

Proviant, Waffen und militärischen Ausrüstungsgegenständen.<br />

• Aus dem Französischen magasin wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Bedeutung von Magazin als Laden zum<br />

Verkauf entlehnt.<br />

• Aus dem Englischen dagegen stammt die Bedeutung für Magazin als Sammelstelle für Texte und später, Mitte des<br />

20. Jahrhunderts, von Beiträgen für den Rundfunk und das Fernsehen.<br />

• Nach französischem Vorbild wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Lager für die Kugeln eines Gewehrs als<br />

Magazin bezeichnet.<br />

Matratze<br />

Das Wort, das wir für unsere Schlafunterlagen verwenden, stammt aus dem Arabischen. Maṭraḥ nannte man den Ort,<br />

wohin etwas geworfen wird. In den Beduinenzelten, aber auch in den Stadtwohnungen, bestand die Wohnungseinrichtung<br />

der arabischen Bevölkerung vor allem aus Teppichen, Kissen und Polstern, die dorthin „geworfen“ wurden, wohin<br />

man sich setzen oder legen wollte. Im islamischen Spanien des 8.-15. Jahrhunderts lernten die Europäer die arabische<br />

Wohnkultur schätzen und übernahmen auch Bezeichnungen für Einrichtungsgegenstände; aus maṭraḥ wurde almatrazt.<br />

Matratzen waren im 12. Und 13. Jahrhundert über den Warenaustausch auch zum Hof von Friedrich II. in Sizilien gelangt<br />

und verbreiteten sich als Luxusgüter weiter über Europa. Im Italienischen hatte sich u.a. das Wort materazo eingebürgert,<br />

woraus mit großer Wahrscheinlichkeit dann die deutsche Form Matratze entstanden ist.<br />

Mumie<br />

Mumie geht auf das arabische Wort mūmiyā zurück, das eine zähe schwärzliche Masse oder Flüssigkeit bezeichnet. Über<br />

mūmiyā, das in der arabisch-islamischen Medizin ein geschätztes und teures Heilmittel war, insbesondere bei Knochenbrüchen<br />

und Quetschungen, berichtete schon im 9. Jahrhundert der persische Mediziner at-Tabarī. Bei dem Stoff handelte<br />

es sich offenbar um eine Art Asphalt bzw. Bitumen, das aus der Erde, vergleichbar einer Ölquelle, austrat und gewonnen<br />

wurde. In Europa tauchte mumia erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts im Umkreis der Medizinschule von Salerno in<br />

Italien auf, wo das medizinische Wissen der Araber gelehrt wurde. Hier wurde für mumia eine neue Definition verwendet<br />

und eine Substanz bezeichnet, die man auf der Suche nach Schätzen in den ägyptischen Gräbern, in den konservierten<br />

Leichen, gefunden hatte. Diese Substanz ähnelte der zähen schwärzlichen Masse mūmiyā und wurde als „Gräbermumie“<br />

oder „Mumienharz“ bezeichnet. Man schrieb ihr ähnliche medizinische Wirkungen zu. Es wird angenommen, dass es sich<br />

dabei um eine Substanz handelte, die sich aus den Konservierungsstoffen (Harze und Öle) entwickelt hatte, mit denen<br />

man die Leichen vor dem Verfall bewahren wollte. In seiner modernen Bedeutung „eingetrocknete Leiche“ wird das Wort<br />

seit dem 14. Jahrhundert in Europa verwendet.<br />

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