Druckdatei 2015
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Vieles, was für uns heute selbstverständlich ist, kannten<br />
die Menschen in Westeuropa vor mehreren hundert<br />
Jahren noch nicht. Waren, Wissenschaften und Worte<br />
sind im Laufe der Zeit eingewandert und erscheinen<br />
uns heutzutage nicht mehr als „fremd“.<br />
Über die ausgedehnten Handelsbeziehungen der Araber<br />
wurden Produkte und Errungenschaften aus China (z.B.<br />
Satin), Indien (z.B. Zucker) und Afrika (z.B. Kaffee) zunächst<br />
in den arabischen Gebieten bekannt, bevor sie nach<br />
Europa gelangten. Mit den neuen Gütern wurden aber<br />
auch deren Namen an das Arabische angepasst. Das<br />
erklärt, warum viele arabische Wörter wiederum Wurzeln<br />
in anderen Sprachen haben. Über die Handelswege und<br />
neuen Beziehungen kamen auch neue wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse, Arznei-, Lebens- und Genussmittel nach<br />
Westeuropa. Viele Gewürze, Gemüse- und Obstsorten<br />
haben die europäischen Speisekarten erweitert und<br />
verfeinert und Pflanzen wie z.B. Jasmin zieren die europäischen<br />
Gärten. Wie bereits in der arabischen Welt<br />
Jahrhunderte zuvor haben die Europäer die Erkenntnisse<br />
übernommen und weiterentwickelt. Dass aus der tašta<br />
(arabisch) eine Tasse und aus dem koschk (persisch) ein<br />
Kiosk im heutigen Verständnis wurde, ist ein Beispiel für<br />
diese Weiterentwicklung.<br />
Da der deutsche Sprachraum nie an den arabischen und<br />
osmanischen Sprachraum grenzte und Mitteleuropa<br />
nicht direkt am Mittelmeerhandel beteiligt war, sind die<br />
meisten Wörter mit einer großen zeitlichen Verzögerung<br />
über mehrere europäische Sprachen im Deutschen angekommen.<br />
Wenn z.B. aus Frankreich oder Italien neue<br />
Moden oder neue Produkte übernommen wurden, die<br />
aus dem arabischen oder osmanischen Raum stammten,<br />
wurden auch deren arabische bzw. osmanische<br />
Bezeichnungen entlehnt.<br />
Neue, in jüngster Zeit in die deutsche Sprache aufgenommene<br />
Wörter wie z.B. Dönerkebab aus dem Türkischen<br />
zeigen, dass der Prozess nicht abgeschlossen ist, sondern<br />
die aktuellen weltweiten Migrationsbewegungen auch<br />
kulturell und sprachlich ihre Spuren hinterlassen.<br />
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