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KULTUR [ MUSIK ]<br />

Foto:Anton Saeckl<br />

Laurence Cummings dir<strong>ig</strong>iert am liebsten vom Cembalo aus – mal sitzend<br />

oder – wenn er wie hier gerade nicht selbst spielt – auch stehend.<br />

Charakter von Händels barocker Musik.<br />

Außerdem genieße ich das Dir<strong>ig</strong>ieren<br />

einer Aufführung noch viel mehr,<br />

wenn ich die Möglichkeit habe, dabei<br />

selbst ein Teil des Orchesters zu sein.<br />

Eine Ihrer Besonderheiten ist, dass Sie<br />

stärker als viele andere Dir<strong>ig</strong>enten die<br />

rhythmischen Aspekte von Händels<br />

Musik in den Mittelpunkt stellen ...<br />

Rhythmik ist mir in der Tat sehr wicht<strong>ig</strong>.<br />

Ich finde, auf diese Weise wird<br />

man dem Komponisten Händel besonders<br />

gut gerecht. Außerdem orientiert<br />

sich barocke Opernmusik stark an der<br />

Tanzmusik ihrer Zeit – bei der Opernproduktion<br />

im letzten Jahr hatten wir ja<br />

sogar Tänzerinnen und Tänzer auf der<br />

Bühne – und daher ist es für mich nur<br />

logisch, sich über den Rhythmus bei<br />

Händels Werken intensiv Gedanken zu<br />

machen.<br />

Wenn es einen Index gäbe, der die<br />

Popularität Händels abbildet, wie<br />

hätte sich dieser Index in den letzten<br />

10 Jahren entwickelt?<br />

Er würde ze<strong>ig</strong>en, dass die Zahl der<br />

Händel-Aufführungen immer weiter<br />

gestiegen ist. Giulio Cesare gehört mittlerweile<br />

in vielen Opernhäusern zum<br />

Standardrepertoire und auch Xerxes<br />

und Orlando werden unglaublich oft<br />

gespielt. Und dann ist da natürlich der<br />

Messias, der noch mal in einer anderen<br />

L<strong>ig</strong>a spielt, was die Aufführungshäuf<strong>ig</strong>keit<br />

angeht.<br />

Wie konnte dieses Werk e<strong>ig</strong>entlich<br />

weltweit eine solche Bekanntheit erlangen?<br />

Selbst auf das mittlerweile so<br />

allgegenwärt<strong>ig</strong>e „Halleluja“ musste<br />

die Welt ja erst einmal aufmerksam<br />

werden.<br />

Händel hat das Werk noch zu Lebzeiten<br />

in der Kapelle eines bekannten Londoner<br />

Waisenhauses, im Foundling Hospital,<br />

jedes Jahr im Rahmen einer Benefizveranstaltung<br />

aufgeführt. Nach seinem Tod<br />

wurde diese Tradition bis heute beibehalten.<br />

Der Messias war somit, anders<br />

als die meisten anderen Werke Händels,<br />

nie aus dem kollektiven musikalischen<br />

Gedächtnis verschwunden.<br />

Wie steht es mit den rein instrumentalen<br />

Werken Händels? Deutet sich<br />

dort ebenfalls eine Renaissance an?<br />

Bei den Studierenden, die ich betreue,<br />

sind seine kammermusikalischen Werke<br />

sehr beliebt. Diese werden daher in<br />

Zukunft sicher verstärkt den Weg auf<br />

die Konzertbühnen finden. Aber auch<br />

bei den Opern gibt es, wie die diesjähr<strong>ig</strong>e<br />

Oper Lotario ze<strong>ig</strong>t, aus meiner<br />

Sicht noch ein<strong>ig</strong>e Schätze, die in den<br />

nächsten Jahren gehoben werden müssen.<br />

Festspielmotto:<br />

„Glaube und Zweifel“<br />

Inspiriert vom großen Reformationsjubiläum<br />

stehen die Internationalen<br />

Händel-Festspiele<br />

Göttingen <strong>2017</strong> unter dem Motto<br />

„Glaube und Zweifel“. Martin<br />

Luther ist dabei allerdings nur<br />

Ausgangspunkt für die Fragestellung,<br />

was Glauben im rel<strong>ig</strong>iösen<br />

wie im übertragenen Sinne<br />

als Überzeugung für uns heute<br />

bedeutet. Mit der Brockes-Passion,<br />

den Oratorien Israel in Egypt<br />

und Luther in Worms sowie dem<br />

Konzert des Ensembles Concerto<br />

Romano mit katholischer<br />

Kirchenmusik von Händel und<br />

seinen italienischen Zeitgenossen<br />

spielt sakrale Musik im Programm<br />

der Festspiele <strong>2017</strong> eine<br />

besondere Rolle.<br />

Gleichzeit<strong>ig</strong> stärken die Festspiele<br />

mit gleich drei Musiktheaterproduktionen<br />

ihr Profil als<br />

Niedersachsens einz<strong>ig</strong>es Opernfestival.<br />

Im Mittelpunkt: Georg<br />

Friedrich Händels Oper Lotario<br />

im Deutschen Theater Göttingen<br />

in der Regie des im venezolanischen<br />

Caracas geborenen<br />

Regisseurs Carlos Wagner. Die<br />

Aufzeichnung der Premiere ist<br />

bei freiem Eintritt auch als Public<br />

Viewing in der Lokhalle<br />

zu sehen. Lucio Cornelio Silla<br />

– Dorothee Oberlingers erstes<br />

Operndir<strong>ig</strong>at – ist in einer halbszenischen<br />

Aufführung mit barocken<br />

Kostümen und historischer<br />

Gestik in der Stadthalle Göttingen<br />

zu erleben. Für Haydns Orfeo<br />

ed Euridice hat das Göttinger<br />

Symphonie Orchester eine Star-<br />

Besetzung u. a. mit Simone Kermes<br />

eingeladen.<br />

Zur Riege namhafter Stars im<br />

diesjähr<strong>ig</strong>en Festspielprogramm<br />

zählen außerdem ECHO-Klassik-Preisträger<br />

Avi Avital und<br />

Andreas Staier, Publikumsliebling<br />

Dominique Labelle und der<br />

Slam-Poet Pierre Jarawan, dessen<br />

Romandebüt Am Ende bleiben<br />

die Zedern gleich mehrere<br />

Wochen lang auf deutschspra-<br />

46 in

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