COMPACT SPEZIAL 10 "Islam"
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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />
_ Die islamische Expansion<br />
außerhalb Palästinas begrüßen das neue Regime<br />
in Deutschland und hoffen, dass sich die faschistische<br />
(…) Staatsführung auch auf andere Länder<br />
ausdehnt», teilte er dem deutschen Generalkonsul<br />
Heinrich Wolff im Frühjahr 1933 mit.<br />
Politisch wirksam wurde diese Wertschätzung<br />
erst nach Beginn des Zweiten Weltkriegs.<br />
Der Großmufti hatte aus Palästina fliehen müssen,<br />
nachdem er als Führer des Aufstandes von 1936<br />
bis 1939 für die Mandatsmacht untragbar geworden<br />
war. Über Bagdad und weitere Zwischenstationen<br />
kam er im November 1941 nach Berlin. 1942<br />
sagte er: «Wir sind der festen Überzeugung, dass<br />
eine enge Zusammenarbeit zwischen den Millionen<br />
von Mohammedanern in der Welt und Deutschland<br />
und seinen Verbündeten des Dreimächtepakts, die<br />
gegen die gemeinsamen Feinde, Juden, Bolschewisten<br />
und Angelsachsen gerichtet ist, mit Gottes<br />
Hilfe zu einem siegreichen Ausgang dieses Krieges<br />
für die Achsenmächte führen wird.»<br />
Das Abschlachten der Serben<br />
Bis Mitte April 1943 meldeten sich 20.000 bis<br />
25.000 Freiwillige für die neue SS-Division, ihre spätere<br />
Kampfstärke betrug aber lediglich 6.500 Soldaten.<br />
Für die SS-Führung war die Handschar-Truppe<br />
jedoch nicht nur von militärischer, sondern mehr noch<br />
von propagandistischer Bedeutung. «Durch die Aufstellung<br />
einer muselmanischen SS-Division dürfte<br />
erstmalig eine Verbindung zwischen Islam und Nationalsozialismus<br />
auf offener, ehrlicher Grundlage<br />
gegeben sein, da diese Division bluts- und rassemäßig<br />
vom Norden, weltanschaulich-geistig dagegen<br />
vom Orient gelenkt wird», hieß es in einem<br />
Erlass des SS-Hauptamtes vom Mai 1943. Himmler<br />
war darüber hinaus sehr darum bemüht, dass<br />
die Truppe gemäß dem Koran geführt wurde. Den<br />
weltanschaulichen Hintergrund schildert der Kroatien-Beauftragte<br />
der Wehrmacht, General Edmund<br />
Glaise-Horstenau, nach einem Gespräch mit dem<br />
Reichsführer SS: «Meiner schüchtern vorgebrachten<br />
Meinung, dass bei der Bosnijaken-Division die<br />
bewährte SS-Kulturpolitik wohl durch Feldmuftis<br />
ergänzt werden müsste, stimmte Himmler durchaus<br />
zu. Lediglich das Christentum lehne er wegen<br />
seiner Weichheit ab. Die Hoffnung auf das Paradies<br />
Mohammeds sei bei den Bosnijaken unbedingt zu<br />
pflegen, da sie heldische Komplexe sichere.»<br />
«Die Hoffnung auf das Paradies<br />
Mohammeds (…) sichert heldische<br />
Komplexe.» Himmler<br />
Im Laufe des Jahres 1944 organisierte Himmler<br />
nach dem Vorbild von Handschar zwei weitere moslemische<br />
SS-Einheiten, die Division Kama und die<br />
Division Skanderbeg in Albanien. Letztere bestand<br />
hauptsächlich aus Kosovo-Albanern. Skanderbeg<br />
und die nationalistisch-albanische Guerilla Balli<br />
Kombetar verfolgten die Serben gnadenlos, aus<br />
dem Kosovo wurden nach verschiedenen Berechnungen<br />
von 1941 bis 1945 70.000 bis 120.000 vertrieben,<br />
<strong>10</strong>.000 bis 20.000 umgebracht. Zur Bilanz<br />
des Terrors im Ustascha-Staat, also in Kroatien<br />
und Bosnien, schrieb Hermann Neubacher, Hitlers<br />
Südosteuropa-Beauftragter, 1943: «Wenn die Führer<br />
der Ustascha damit prahlen, eine Million orthodoxe<br />
Serben abgeschlachtet zu haben, ist das meiner<br />
Meinung nach selbstbeweihräuchernde Übertreibung.<br />
Nach den Berichten, die ich erhalten habe,<br />
schätze ich die Zahl der wehrlos abgeschlachteten<br />
Serben auf eine dreiviertel Million.»<br />
Der ewige Vidovdan<br />
Man könnte abergläubisch werden,<br />
wenn man sich die Katastrophen<br />
vor Augen führt, die<br />
in der Geschichte Serbiens immer<br />
wieder am 28. Juni passiert<br />
sind. An diesem Tag des heiligen<br />
Veit, in der Landessprache<br />
Vidovdan, unterlagen eine von<br />
Serbien geführte Balkankoalition<br />
im Jahre 1389 den osmanischen<br />
Heeren auf dem Amselfeld,<br />
das Land kam fast fünf<br />
Jahrhunderte lang unter türkisches<br />
Joch. Am gleichen Tag<br />
im Jahre 1914 erschoss Gavrilo<br />
Princip von der Verschwörergruppe<br />
Mlada Bosna in Sarajevo<br />
den österreichischen Thronfolger<br />
Franz Ferdinand, im darauf<br />
folgenden Weltkrieg verlor fast<br />
jeder zweite erwachsene Serbe<br />
sein Leben. Im Jahre 1948,<br />
wiederum an Vidovdan, kam<br />
es zum Schisma zwischen Stalin<br />
und Tito, Jugoslawien wurde<br />
aus der sozialistischen Staatengemeinschaft<br />
(Kominform)<br />
ausgeschlossen. Als der neue<br />
starke Mann Serbiens, Slobodan<br />
Milosevic, zum 600. Jahrestag<br />
der Amselfelder Schlacht<br />
im Jahre 1989 vor einer halben<br />
Million Menschen seine historische<br />
Rede zur Verteidigung gegen<br />
den völkischen Separatismus<br />
hielt, wurde dies im Westen<br />
zum Anlass für dessen militärische<br />
Anheizung genommen<br />
– zur Zerstückelung Jugoslawiens.<br />
Und genau 13 Jahre später<br />
wurde derselbe Mann in einer<br />
Nacht-und-Nebelaktion und<br />
unter Bruch der jugoslawischen<br />
und serbischen Verfassung an<br />
das Haager Tribunal ausgeliefert.<br />
(je)<br />
Schlacht um das Kosovo. Foto: Public<br />
domain, Wikimedia Commons<br />
Bei der Verpflegung der muslimischen<br />
SS-Divisionen waren Alkohol<br />
und Schweinefleisch ausgenommen.<br />
Die Soldaten trugen<br />
den traditionellen Fez, darauf den<br />
Reichs adler und den Knochenschädel<br />
der Totenkopfverbände.<br />
Foto: Bundesarchiv, Bild <strong>10</strong>1III-<br />
Mielke-036-23 / Mielke / CC-BY-SA<br />
3.0, Wikimedia Commons<br />
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