COMPACT SPEZIAL 10 "Islam"
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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />
_ Die islamische Expansion<br />
Das Wachstum des<br />
islamischen Fundamentalismus<br />
ist Teil<br />
der US-Strategie,<br />
nicht Merkmal<br />
ihres Scheiterns.<br />
Mehrere Milliarden Dollar investierten<br />
die USA in den 1980er Jahren in<br />
den afghanischen Bürgerkrieg. Foto:<br />
Erwin Lux, CC BY-SA 3.0, Wikimedia<br />
Commons<br />
elis züchteten «den Islam als Gegengewicht zum<br />
palästinensischen Nationalismus», wie CIA-Analytikerin<br />
Martha Kessler bei Dreyfuss erklärt, und förderten<br />
damit den Hamas-Terrorismus, der bis heute<br />
als größte Bedrohung des jüdischen Staates gilt.<br />
Diese geopolitische Dialektik sollte die angloamerikanisch-zionistische<br />
Interessenpolitik auch im 21.<br />
Jahrhundert charakterisieren.<br />
Die Angreifer vom 11.9.2001, so heuchelte Bush<br />
Junior in seiner Kriegserklärung weiter, hassten<br />
«unsere Freiheiten», «unsere Religionsfreiheit (…)<br />
und die Freiheit, kontroverse Meinungen zu vertreten».<br />
Es war jedoch nicht der Terror, der der Freiheit<br />
in den USA ein Ende setzte, sondern das als<br />
Patriot Act bezeichnete Ermächtigungsgesetz, welches<br />
Bush danach unterschrieb und das den US-Präsidenten<br />
(bis heute) mit diktatorischen Vollmachten<br />
ausstattet. Die Mär vom Kampf Gut gegen Böse<br />
wird seither durch Staatsführer weltweit immer<br />
wieder in die Köpfe der sogenannten westlichen<br />
Wertegemeinschaft gehämmert, etwa nach den<br />
Anschlägen in Madrid, London, Istanbul, Paris und<br />
Brüssel, die alle ohne die aktive Unterstützung<br />
staatlicher Sicherheitsapparate undenkbar gewesen<br />
wären. Immer waren die Täter längst aktenkundig<br />
oder standen unter Überwachung, oft besorgten<br />
die Dienste ihnen Waffen oder Sprengstoff und<br />
hielten ihre schützende Hand über sie. Das Gleichnis<br />
vom Kampf der christlichen Zivilisation gegen<br />
die islamischen Barbaren ist die wohl nachhaltigste<br />
Lebenslüge des westlichen Systems. Nicht Menschenrechte,<br />
sondern Schürfrechte waren immer<br />
Amerikas Hauptantrieb. Dreyfuss zufolge kapierten<br />
die US-Strategen schon zu Zeiten des Kalten<br />
Krieges, dass die Verteidigung Westeuropas ohne<br />
einen «Plan zur Kontrolle der Golfregion nicht denkbar<br />
war». Hier kamen die Dschihadisten ins Spiel,<br />
die sich von westlichen Globalstrategen immer wieder<br />
für diese Zwecke einspannen ließen. Keinen<br />
Zweifel ließ Bush in seiner Rede aufkommen, dass<br />
sich die Welt «nicht auf eine Schlacht, sondern auf<br />
einen lang andauernden Feldzug» einstellen müsse,<br />
wie sie ihn bislang noch nicht erlebt habe. Weiter<br />
nahm er Amerikas Verbündete in die Pflicht: «Dies<br />
ist nicht nur ein Kampf Amerikas. (…) Es ist der<br />
Kampf aller, die an Fortschritt und Pluralismus, Toleranz<br />
und Freiheit glauben.»<br />
Die Geister, die sie riefen<br />
Der 11. September 2001 schlug ein neues Kapitel<br />
im Plan der Washingtoner Kriegstreiber auf,<br />
doch wo begann die Geschichte des gezüchteten<br />
Islamismus? 1916, als Briten und Franzosen im<br />
sogenannten Sykes-Picot-Abkommen die Gebiete<br />
des ehemaligen Osmanischen Reiches in kolonialherrlicher<br />
Manier unter sich aufteilten? 1917, als<br />
der Brite Arthur Lord Balfour das Heilige Land Palästina<br />
mit Unterstützung der Bankiersfamilie Rothschild<br />
zur «Heimstätte für die Juden» erklärte und<br />
dadurch das jüdische Finanzkapital zur Unterstützung<br />
der Alliierten im Ersten Weltkrieg bewegte?<br />
1920, als der Völkerbund die Herrschaft über den<br />
Nahen Osten übernahm und die Hoffnung auf nationale<br />
Unabhängigkeit der arabischen Völker im Keim<br />
erstickte? 1928, als mit finanzieller Hilfe der Briten<br />
und der Unterstützung des MI6 ein junger islamischer<br />
Gelehrter namens Hassan al-Banna die Muslimbruderschaft<br />
gründete? 1948, als die Staatsgründung<br />
Israels erfolgte und damit ein Satellit westlicher<br />
Macht im Orient installiert wurde? 1953, als<br />
man den säkularen Ministerpräsidenten des Iran,<br />
Mohammad Mossadegh mithilfe von CIA, MI6 und<br />
radikaler Islamisten stürzte (Operation Ajax), um<br />
den Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi,<br />
an die Macht zubringen? Halfen die westlichen<br />
Dienste auch 1979 bei dessen gewaltsamer Ersetzung<br />
durch ein Ajatollah-Regime mit? 1979, als der<br />
berüchtigte Globalstratege Zbigniew Brzezinski die<br />
Operation Cyclone einfädelte, die afghanische Gotteskrieger<br />
zum Kampf gegen das Sowjetimperium<br />
instrumentalisierte? (siehe Infobox Seite 46)<br />
44<br />
Die Liste westlicher Schandtaten ließe sich beliebig<br />
verlängern. Den ebenso sinnlosen wie blutigen<br />
(Anti-)Terror-Krieg führt die US-hörige Welt mit offenen<br />
und verdeckten Mitteln nun seit über 15 Jahren<br />
– in Afghanistan, Irak, Pakistan, Libyen, Syrien und<br />
überall sonst, wo sich das Phantom des Islamismus<br />
zu verstecken droht, sprich: wo geostrategische Interessen<br />
des Westens bedroht sind. Ergebnis: Statt