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COMPACT SPEZIAL 10 "Islam"

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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Europa mit den Imperativen von Profit und Wachstum<br />

in die Ellenbogengesellschaft und immer wieder<br />

auch in verheerende Kriege getrieben haben?<br />

Vorwärts – und nicht vergessen<br />

Harzheim: Rückkehr zu vergangenen Werten –<br />

das ist Wunschdenken. Als im 4. Jahrhundert, Rom<br />

war längst christlich geworden, Kaiser Julian das<br />

delphische Orakel und die antiken Götter recyceln<br />

wollte, ging das auch voll daneben. Wiederbelebung<br />

funktioniert in dem Bereich nicht.<br />

Elsässer: Gegenbeispiel: Es findet in ganz Osteuropa<br />

– sowohl in katholischen wie in orthodoxen<br />

Ländern – seit etlichen Jahren eine religiöse Wiederbesinnung<br />

statt. Die entsprechenden Parteien<br />

haben in Russland, Ungarn und Polen eindrucksvolle<br />

Wahlsiege eingefahren. Putin hat erreicht,<br />

woran Kaiser Julian gescheitert ist.<br />

Müller-Mertens: Moment! Die Religion wurde<br />

in Osteuropa nicht restauriert. Sie war vielmehr nie<br />

weg. Den Polen bedeutete die Schwarze Madonna<br />

von Tschenstochau stets mehr als der Parteisekretär…<br />

Selbst wenn das Christentum vielleicht nicht<br />

im klassischen religiösen Sinne überdauerte, so<br />

blieb es in seiner Rolle als faktische Opposition<br />

ein identitätsstiftender Faktor, der nach 1990 seinen<br />

Platz wieder einnehmen konnte. Aber im Westen<br />

ist das eben nicht der Fall. Deshalb sollten wir<br />

bei uns nicht auf die Restauration eines klerikalen<br />

Gesellschaftsbildes setzen. Weshalb die Abwehr<br />

der Islamisierung per Junktim an ein reaktionäres<br />

Frauen- oder Familienbild koppeln? Der Schwule<br />

und die Feministin sind doch vielmehr unsere logischen<br />

Verbündeten gegen Langbart und Burka. Es<br />

steht dem Islam auch dann nicht zu, uns zu erobern,<br />

wenn wir nicht mehr konservativ denken und leben.<br />

Elsässer: Der Ansatz, wir müssten uns erst wieder<br />

auf unsere «alten Werte» besinnen und könnten<br />

uns dann erst im zweiten Schritt gegen die Islamisierung<br />

wehren, ist jedenfalls gefährlich schematisch.<br />

Sicher verbessert es unsere Chancen,<br />

das Abendland zu erhalten, wenn wir es selbst<br />

wieder mit Familie und Christentum ernster nehmen<br />

– sonst könnte sich der Islam als das einzige<br />

Gegenmodell zu Mammonismus, Pornografisierung<br />

und Gender Mainstream wichtig machen. Aber alle<br />

Erfahrung zeigt, dass sich die Menschen erst mal<br />

gegen die Islamisierung als Bedrohung ihrer Identität<br />

wehren, ohne schon einen klaren Begriff von dieser<br />

Identität zu haben. Konkret: Wenn’s gegen die<br />

Islamisierung geht, werde ich auch mit einem Amerika-Freund<br />

wie Lutz Bachmann oder einer Feministin<br />

wie Alice Schwarzer zusammenarbeiten.<br />

Theorie und Praxis<br />

Dassen: Einspruch! Ohne einen klaren Begriff<br />

von der eigenen Identität und den eigenen Werten,<br />

die man bewahren will, kann jeder Kampf gegen<br />

das Fremde nichts als das pure Ressentiment sein<br />

und nur ins Leere laufen. Unter der Devise «Hauptsache<br />

dagegen» kann nur Mist rauskommen. Bestes<br />

Beispiel sind doch die clever ausgewählten Aufnahmen<br />

einzelner Pegida-Demonstranten bei ZDF und<br />

Co., die – gefragt nach den Beweggründen ihrer<br />

Teilnahme – nur antworten: «Ja, wegen den Ausländern,<br />

die mag ich nicht.» Entschuldigung, aber<br />

das muss sofort aufhören.<br />

Grenzblockade: In der Identitären<br />

Bewegung rebelliert die Jugend<br />

gegen die Refugee-Welcome-Lawine<br />

– nicht nur in Österreich. Foto:<br />

iboesterreich.at<br />

Wehrhaftigkeit: Die Siegessäule in<br />

Berlin erinnert an den Frankreichfeldzug<br />

1870/71. Foto: Lichtjäger,<br />

CC BY-SA 3.0 , Wikimedia Commons<br />

«Ohne einen klaren<br />

Begriff von den<br />

eigenen Werten<br />

kann jeder Kampf<br />

gegen das Fremde<br />

nur ins Leere laufen.»<br />

Dassen<br />

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