Väterarbeit - Familien mit Zukunft
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Väter <strong>mit</strong> Migrationshintergrund<br />
Herauforderungen an die Gestaltung von Angeboten<br />
Michael Tunç<br />
Migranten als „Neue Väter“?<br />
Jedes Angebot, das sich gezielt an Männer <strong>mit</strong><br />
Migrationshintergrund wendet, steht vor der Herausforderung,<br />
sich <strong>mit</strong> den öffentlichen Diskursen,<br />
kursierenden Bildern und Negativklischees über<br />
Väter <strong>mit</strong> Migrationshintergrund auseinandersetzen<br />
zu müssen. Denn diese Männer werden vielfach<br />
als schwierig oder gefährlich dargestellt; Vaterschaft<br />
von Migranten wird nicht selten assoziiert<br />
<strong>mit</strong> Themen wie Ehrenmord, Zwangsheirat und<br />
(sexueller) Gewalt gegen Frauen. Demgegenüber<br />
Michael Tunç, Axel Hengst,<br />
Werkstattgespräch in Hannover<br />
Praxisbeispiele<br />
findet man nur vereinzelt positive Bilder von Männern und Vätern <strong>mit</strong> Migrationshintergrund<br />
beispielsweise als aktive und liebevolle Väter. Politische Initiativen und Veröffentlichungen<br />
präsentieren zwar erfreulicherweise ein neues Männer- und Väterleitbild sowie positive Vorbilder<br />
von Vaterschaft. Die dargestellten engagierten Väter, denen die schwierige Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie vorwiegend gelingt, sind jedoch meist Angehörige der deutschen<br />
Mehrheitsgesellschaft. In solchen öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten sind aber so gut wie<br />
keine Migranten zu sehen. Dadurch werden die so genannten neuen Männer und Väter aus<br />
Migrantenfamilien aktuell fast nicht repräsentiert (vgl. Tunç 2007). Um in der <strong>Väterarbeit</strong><br />
auch interkulturell kompetent arbeiten zu können, ist deshalb die kritische Reflexion der negativen<br />
Stereotype und die Aneignung von Wissen über den sozialen und familiären Wandel<br />
bei Migrantinnen und Migranten erforderlich. 1<br />
1 Seit dem Mikrozensus 2005 werden in der amtlichen Statistik „Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund“<br />
verstanden, die 1. nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik geboren wurden<br />
und 1950 oder später zugewandert sind und/oder 2. keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen<br />
oder eingebürgert wurden oder 3. ein Elternteil mindestens eine der in den ersten beiden Punkten<br />
genannten Bedingungen erfüllt. Die Gruppe der Menschen <strong>mit</strong> Migrationshintergrund ist also sehr<br />
heterogenen, weil zu ihr Menschen <strong>mit</strong> deutscher Staatsangehörigkeit (Spätaussiedlerinnen und<br />
Spätaussiedler) wie Nicht-Deutsche, Eingebürgerte Ausländer und Kinder von Zugewanderten d.h.<br />
die so genannte 2. Generation zu zählen sind.<br />
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