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erster teil - Schulschach in Bayern

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zog die Dame unter Abmachung auch wie e<strong>in</strong> Spr<strong>in</strong>ger, was damals schon <strong>in</strong> Europa<br />

verboten war und als ungültiger Zug galt. E<strong>in</strong>e weitere alle<strong>in</strong> russische Schachregel<br />

bestand <strong>in</strong> der Möglichkeit den ersten Zug gleichzeitig auszuführen. So wurden<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong> weißer und e<strong>in</strong> schwarzer Bauer bewegt. Die von Europa unabhängige<br />

Entwicklung des Spiels und die arabische Herkunft der Bezeichnungen lassen<br />

Schachforscher schließen, dass das Spiel auf unterschiedlichem Wege Russland<br />

erreicht habe (vgl. KLOTOW & JUDOWITSCH 1980, S. 7-10).<br />

Im 12. Jahrhundert f<strong>in</strong>det man immer mehr Dokumente, die die Gegenwart des<br />

Schachs <strong>in</strong> allen Teilen Europas bezeugen. Zu Beg<strong>in</strong>n des 12. Jahrhunderts zählte<br />

Petrus Alfonsi 5 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abhandlung Discipl<strong>in</strong>a Clericalis 6 die Kunst des Schachspiels,<br />

neben dem Reiten, dem Lanzengang, dem Fechten, dem Jagen zu Pferde, dem<br />

Schwimmen und der Dichtkunst, zu den sieben Tugenden e<strong>in</strong>es Ritters (vgl. KLUGE-<br />

PINSKER 1991, S. 15).<br />

Im Mittelalter war das Schach e<strong>in</strong>es der beliebtesten Spiele, vor allem des Adels. An<br />

allen Fürstenhöfen gab es m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Schachbrett, dem man sich leidenschaftlich<br />

widmete. In zahlreichen Erzählungen des Mittelalters wurde das Schach als<br />

Bestand<strong>teil</strong> des täglichen Lebens erwähnt. So verliebten sich Tristan und Isolde<br />

während e<strong>in</strong>er Schachpartie und Lancelot und Genoveva benutzten das Schach als<br />

Vorwand um sich heimlich zu treffen (vgl. BAUCHHAMMER o.J., S. 81 f). Das Schach<br />

zählte nicht nur zu den sieben Tugenden e<strong>in</strong>es Ritters, es zählte auch zu den<br />

Fertigkeiten, die e<strong>in</strong>e gebildete Frau beherrschen musste. Die mittelalterliche Frau<br />

sollte <strong>in</strong> der Beizjagd bewandert se<strong>in</strong>, sie musste Geschichten erzählen können,<br />

s<strong>in</strong>gen, Musik machen, lesen und schreiben können und e<strong>in</strong>e hervorragende<br />

Schachspieler<strong>in</strong> se<strong>in</strong>. Das Schachspiel wurde im Mittelalter zu e<strong>in</strong>em Statussymbol.<br />

Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wurde das Schach zum beliebten Motiv der<br />

Kunst. Illum<strong>in</strong>ierte Handschriften, Reliefs und Wandteppiche waren überall<br />

vorzuf<strong>in</strong>den, sie bezeugten e<strong>in</strong> gewisses Wohlhaben und e<strong>in</strong>en bestimmten Status.<br />

Trotz dieser großen Beliebtheit <strong>in</strong> der Bevölkerung war das Spielniveau zu jener Zeit<br />

nicht besonders hoch. Obwohl das Schach im Mittelalter oft idealisiert romantisch und<br />

heroisch dargestellt wurde, hatte es auch e<strong>in</strong>en negativen Beigeschmack. Das Schach<br />

veranlasste die Bevölkerung zu Wetten und Gelde<strong>in</strong>sätzen, die zu Gew<strong>in</strong>nen und<br />

Verlusten führten. Die Kirche nahm e<strong>in</strong>e strikte Position dagegen e<strong>in</strong> und versuchte<br />

5<br />

Petrus Alfonsi: mittelalterlicher Autor, Arzt und Gelehrter, der zwischen dem 11. und 12. Jh. lebte, verfasste die<br />

Discipl<strong>in</strong>a Clericalis (vgl. BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT & BROCKHAUS 1996, Band 17 S. 34 f).<br />

6<br />

Discipl<strong>in</strong>a Clericalis: aus dem late<strong>in</strong>ischen: „Unterweisung für Kleriker“ ist e<strong>in</strong>e Sammlung von Erzählungen<br />

(vgl. BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT & BROCKHAUS 1996, Band 5 S. 549).<br />

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