Passion Genuss 01/2017 - passion_genuss_01_2017.pdf
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RUNGIS<br />
Von Jacques Dutronc hat man lange nichts<br />
mehr gehört. Es ist still geworden um den Pariser<br />
Chansonier und Schauspieler. Doch seine<br />
unsterbliche Ballade Il est cinq heures, Paris s’eveille<br />
aus dem Jahr 1968 rührt bis heute die Nachtschwärmer<br />
und Frühaufsteher, wenn Dutronc mit monotoner<br />
Stimme das Erwachen der Metropole um fünf Uhr<br />
morgens beschreibt. Dann machen sich Transvestiten,<br />
Stripteasetänzerinnen und die letzten Gäste aus den<br />
verruchten Bars auf den Heimweg, während die ersten<br />
Pendler aus der Banlieue die Stadt erreichen, gleichzeitig<br />
unzählige Straßenfeger die berühmten Boulevards<br />
und schicken Avenues vom Schmutz der Nacht<br />
befreien und ihnen für einen Tag ihren legendären<br />
Glanz zurückgeben.<br />
Vergessen zu erwähnen hat Jacques Dutronc in seinem<br />
Chanson den Bauch von Paris, jene legendären Markthallen<br />
in der alten Mitte der Stadt, die Èmile Zola in seinem<br />
1873 erschienenen Roman Le Ventre de Paris als<br />
Schauplatz seiner Betrachtungen dienen. Denn dort,<br />
wo seit dem Mittelalter das Pariser Nachtleben eine<br />
ganz andere, wenig glamouröse Ausrichtung hatte,<br />
wo unzählige Bäcker, Metzger, Fleischer, Fischhändler,<br />
Blumen- und Obsthändler ihre Waren anboten, war um<br />
fünf Uhr morgens weitgehend Feierabend. Dann traf<br />
man sich im Au chien qui fume auf eine heiße Zwiebelsuppe,<br />
bestellte gegrillte Schweinsfüße im Au Pied »<br />
Die Uhrzeit kann ihm die gute Laune nicht<br />
verderben: Guide Jean führt Besuchergruppen<br />
um vier Uhr morgens durch seine Hallen<br />
PASSIONGENUSS <strong>01</strong>.17<br />
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