SPORTaktiv Juni 2017
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Trail- und Landschaftsläufe erleben derzeit großen Zulauf. Neben kürzeren Strecken auch Ultradistanzen anzubieten,<br />
ist in der Traillaufszene üblich. Satte Zuwachsraten sehen auch Trailrunning-Ausrüster: „Wir gehen von einem Wachstum<br />
im zweistelligen Prozentbereich aus“, berichtet beispielsweise Niklaus Roschek von Scott Sports.<br />
DAS GEMEINSCHAFTSGEFÜHL<br />
In solchen Momenten entfaltet die<br />
Ultra-Community ihre ganz eigene<br />
Qualität (für die ich nur beim ersten<br />
derartigen Lauf in den Schweizer Bergen<br />
aufgrund hochgradiger Überforderung<br />
keine Antennen hatte). Denn<br />
anders als bei gutgebuchten Stadtmarathons<br />
fehlt zwar Publikum entlang<br />
der Strecke, dafür herrscht eine Stimmung<br />
unter den Sportlern, die man<br />
bei hektischen Massenveranstaltungen,<br />
in denen man in der Anonymität<br />
versinkt, so nur sehr selten erfährt.<br />
Man läuft zusammen, feuert sich gegenseitig<br />
an, geht zusammen, steht<br />
zusammen, gönnt sich zusammen<br />
die Zeit, für Fotostopps in meist<br />
traumhaften Landschaften. In diesen<br />
Gastspielen von Gemütlichkeit liegt<br />
einer der magnetischen Reize der ausgedehnten<br />
Strapaz.<br />
(FAST) KEIN ZEITDRUCK<br />
Durch ihre räumliche Ausdehung<br />
fällt auf Ultraläufen der Zeitdruck<br />
weg. „800 oder 1.500 Meter-Läufe sind<br />
mir zu stressig, da muss man auf<br />
Knopfdruck funktionieren und jeder<br />
Schritt muss passen“, sagt beispielsweise<br />
Florian Neuschwander. „Bei einem<br />
50- oder 60-Kilometer-Lauf dagegen<br />
kann schon einmal ein Kilometer<br />
nicht so gut sein und es ist egal.“<br />
Bei Neuschwander ist das mit dem<br />
weniger gut laufen freilich relativ.<br />
Beim Wings for Life-Worldrun rannte<br />
er dieses Jahr über 80 Kilometer und<br />
unter die besten zehn weltweit. Der<br />
Deutsche kommt zwar von der Bahn,<br />
hat sich aber als Langstreckenläufer,<br />
der sich noch dazu sehr geschickt als<br />
cooler Skatertyp in Laufschuhen vermarktet,<br />
in der Szene einen Namen gemacht.<br />
Um zu wissen, was da nach einem<br />
Marathon eigentlich kommt,<br />
muss man es ja nicht wie er machen –<br />
aber es hilft vielleicht. Er ist einst für<br />
einen Kurzbesuch zu seiner Mutter<br />
nach Hause gelaufen. Sie hat über 100<br />
Kilometer entfernt gewohnt.<br />
Nr. 3; <strong>Juni</strong>/Juli <strong>2017</strong><br />
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