Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit
Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit
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Das heißt, wir haben diesen Verein als Treffpunkt zur<br />
Begleitung, Unterstützung und Selbsthilfe gegründet, mit<br />
dem Schwerpunkt, dass sehr viele Angebote <strong>für</strong> Frauen<br />
entwickelt wurden. Frauen waren die ersten, die mutig<br />
waren und wissen wollten: Was kann ich machen, wie<br />
können wir in dieser neuen Zeit überleben, wie kann ich<br />
meine Kinder gut erziehen, wie kann ich diese Wende,<br />
die es ja staatlich gab, auch wirklich ganz persönlich nutzen,<br />
und welche Hilfen kann ich in Anspruch nehmen? Es<br />
waren auch sehr schnell Frauen, die nicht nur kamen, um<br />
Rat und Hilfe zu holen, sondern Frauen, die mitmachen<br />
wollten.<br />
Aus einem kleinen Treffpunkt „Begleitung, Unterstützung,<br />
Selbsthilfe“ ist ein großes Nachbarschaftshaus entstanden.<br />
1998 sind wir umgezogen und haben alle Besucher<br />
mitgenommen, obwohl es von dem einen Ort zum anderen<br />
ein ganzes Stück Weg war. Wir haben ein ehemaliges<br />
Kita-Gebäude als Nachbarschaftshaus umbauen können.<br />
Es sind wieder die Frauen gewesen, die aktiv waren und<br />
gemalert haben, um das Haus überhaupt <strong>für</strong> das Wohngebiet<br />
öffnen zu können. Das ist Frauen-Power!<br />
Da wir ein Nachbarschaftshaus sein wollen, das <strong>für</strong><br />
alle da ist, haben wir es dann über Freizeitangebote<br />
geschafft, dass Männer den Weg zu uns gefunden<br />
haben. Bis wir schließlich auch begriffen haben, dass<br />
wir auch ein paar Männer als Mitarbeiter brauchen,<br />
damit auch Männer reinkommen. Die Frauen sagten<br />
sich: Warum sollen nicht auch Männer diesen Stadtteil<br />
mit gestalten? Interessanterweise fi nden sich auch sehr<br />
unterschiedliche Dinge, wo sich Männer angesprochen<br />
fühlen, zum Beispiel im Kiezbeirat befi nden sich vorwiegend<br />
Männer.<br />
Im Familienzentrum, das wir entwickelt haben, sind inzwischen<br />
sehr viele Väter dabei. Das fi nde ich sehr gut, weil<br />
ich immer davon ausgehe, dass Kinder in der Erziehung<br />
möglichst Mutter und Vater brauchen und beide in der<br />
Freizeitgestaltung und in der Auseinandersetzung mit<br />
tieferen Fragen erleben können sollten.<br />
TN: Zu dem Stichwort Frauen-Power – es gibt doch eine<br />
Karrierefrau bei euch? Das ist allgemein bekannt.<br />
Evelyn Ulrich: Wir haben auch eine Karrierefrau, selbstverständlich,<br />
damit können wir angeben. Sie hat den Verein<br />
mit viel Power gegründet, mit vielen Frauen an ihrer<br />
Seite, jetzt ist sie Bürgermeisterin in Lichtenberg. Insofern<br />
ist es auch eine Erfolgsgeschichte von Ost-Power der<br />
Frauen, wie man sich entwickeln kann. So ein Verein kann<br />
eine gute Startbasis da<strong>für</strong> sein, sich auch woanders einzubringen.<br />
Wir sind ja nicht nur im Nachbarschaftshaus,<br />
sondern natürlich auch in anderen Gremien in Lichtenberg<br />
vertreten und arbeiten mit politischem Engagement.<br />
TN: In der DDR hatte es keine Bedeutung, ob man junges<br />
Mädchen, Mann oder Frau war, das spielte keine Rolle.<br />
Nach der Wende aber schon. Mein Kind war 5 Jahre alt<br />
und wollte in ein Mädchenzentrum gehen. Ich dachte, so<br />
ein Quatsch, Mädchenzentrum, was soll das denn? Aber<br />
ich habe mal reingeguckt. Dann hat sich ergeben, dass<br />
ich dort auch eine ABM-Stelle bekommen habe. Meine<br />
Meinung zu dem Punkt Mädchenarbeit und Frauenarbeit<br />
hat sich dann geändert, denn mit diesem veränderten<br />
politischen System waren andere gesellschaftliche<br />
Bedingungen gegeben.<br />
Mich hat erschreckt, wie schnell es seit der Wende -<br />
innerhalb von ein paar Jahren - nötig wurde, Angebote<br />
<strong>für</strong> Mädchen und Frauen zu machen, weil die Frauen als<br />
erste arbeitslos in die Ecke gestellt wurden. In manchen<br />
Was zusammen gehört ... Jahrestagung 2009 13