12.12.2012 Aufrufe

Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit

Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit

Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das heißt, wir haben diesen Verein als Treffpunkt zur<br />

Begleitung, Unterstützung und Selbsthilfe gegründet, mit<br />

dem Schwerpunkt, dass sehr viele Angebote <strong>für</strong> Frauen<br />

entwickelt wurden. Frauen waren die ersten, die mutig<br />

waren und wissen wollten: Was kann ich machen, wie<br />

können wir in dieser neuen Zeit überleben, wie kann ich<br />

meine Kinder gut erziehen, wie kann ich diese Wende,<br />

die es ja staatlich gab, auch wirklich ganz persönlich nutzen,<br />

und welche Hilfen kann ich in Anspruch nehmen? Es<br />

waren auch sehr schnell Frauen, die nicht nur kamen, um<br />

Rat und Hilfe zu holen, sondern Frauen, die mitmachen<br />

wollten.<br />

Aus einem kleinen Treffpunkt „Begleitung, Unterstützung,<br />

Selbsthilfe“ ist ein großes Nachbarschaftshaus entstanden.<br />

1998 sind wir umgezogen und haben alle Besucher<br />

mitgenommen, obwohl es von dem einen Ort zum anderen<br />

ein ganzes Stück Weg war. Wir haben ein ehemaliges<br />

Kita-Gebäude als Nachbarschaftshaus umbauen können.<br />

Es sind wieder die Frauen gewesen, die aktiv waren und<br />

gemalert haben, um das Haus überhaupt <strong>für</strong> das Wohngebiet<br />

öffnen zu können. Das ist Frauen-Power!<br />

Da wir ein Nachbarschaftshaus sein wollen, das <strong>für</strong><br />

alle da ist, haben wir es dann über Freizeitangebote<br />

geschafft, dass Männer den Weg zu uns gefunden<br />

haben. Bis wir schließlich auch begriffen haben, dass<br />

wir auch ein paar Männer als Mitarbeiter brauchen,<br />

damit auch Männer reinkommen. Die Frauen sagten<br />

sich: Warum sollen nicht auch Männer diesen Stadtteil<br />

mit gestalten? Interessanterweise fi nden sich auch sehr<br />

unterschiedliche Dinge, wo sich Männer angesprochen<br />

fühlen, zum Beispiel im Kiezbeirat befi nden sich vorwiegend<br />

Männer.<br />

Im Familienzentrum, das wir entwickelt haben, sind inzwischen<br />

sehr viele Väter dabei. Das fi nde ich sehr gut, weil<br />

ich immer davon ausgehe, dass Kinder in der Erziehung<br />

möglichst Mutter und Vater brauchen und beide in der<br />

Freizeitgestaltung und in der Auseinandersetzung mit<br />

tieferen Fragen erleben können sollten.<br />

TN: Zu dem Stichwort Frauen-Power – es gibt doch eine<br />

Karrierefrau bei euch? Das ist allgemein bekannt.<br />

Evelyn Ulrich: Wir haben auch eine Karrierefrau, selbstverständlich,<br />

damit können wir angeben. Sie hat den Verein<br />

mit viel Power gegründet, mit vielen Frauen an ihrer<br />

Seite, jetzt ist sie Bürgermeisterin in Lichtenberg. Insofern<br />

ist es auch eine Erfolgsgeschichte von Ost-Power der<br />

Frauen, wie man sich entwickeln kann. So ein Verein kann<br />

eine gute Startbasis da<strong>für</strong> sein, sich auch woanders einzubringen.<br />

Wir sind ja nicht nur im Nachbarschaftshaus,<br />

sondern natürlich auch in anderen Gremien in Lichtenberg<br />

vertreten und arbeiten mit politischem Engagement.<br />

TN: In der DDR hatte es keine Bedeutung, ob man junges<br />

Mädchen, Mann oder Frau war, das spielte keine Rolle.<br />

Nach der Wende aber schon. Mein Kind war 5 Jahre alt<br />

und wollte in ein Mädchenzentrum gehen. Ich dachte, so<br />

ein Quatsch, Mädchenzentrum, was soll das denn? Aber<br />

ich habe mal reingeguckt. Dann hat sich ergeben, dass<br />

ich dort auch eine ABM-Stelle bekommen habe. Meine<br />

Meinung zu dem Punkt Mädchenarbeit und Frauenarbeit<br />

hat sich dann geändert, denn mit diesem veränderten<br />

politischen System waren andere gesellschaftliche<br />

Bedingungen gegeben.<br />

Mich hat erschreckt, wie schnell es seit der Wende -<br />

innerhalb von ein paar Jahren - nötig wurde, Angebote<br />

<strong>für</strong> Mädchen und Frauen zu machen, weil die Frauen als<br />

erste arbeitslos in die Ecke gestellt wurden. In manchen<br />

Was zusammen gehört ... Jahrestagung 2009 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!