Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit
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als je zuvor - aber eben auch Erwachsene, auch Selbsthilfegruppen,<br />
auch Senioren, auch Mütter mit Kindern. Das<br />
Haus hat im Stadtteil an Vertrauenswürdigkeit gewonnen,<br />
damit auch einen Kredit bei Eltern, die ihre Kinder selbstverständlich<br />
in dieses Haus gehen lassen, während wir<br />
von vielen Eltern bei den früheren Jugendzentren gehört<br />
haben: da schicke ich meine Tochter nicht hin, die darf da<br />
nicht hingehen, das ist mir zu undurchschaubar.<br />
Diese Häuser können offen stehen – das ist meine Vorstellung.<br />
Wenn Senioren spazieren gehen, warum sollen<br />
die sich nicht in der benachbarten Kindertagesstätte im<br />
Garten auf die Bank setzen und Kaffee trinken und vielleicht<br />
mitgebrachten Kuchen essen, ganz selbstverständlich?<br />
Eine Kindertagesstätte kann auch Begegnungsort<br />
<strong>für</strong> Senioren oder Familien sein. Die Kinder verlassen die<br />
Schulen und kehren nie wieder zurück. Was ist das <strong>für</strong><br />
ein komischer Zustand? Warum können Schulen nicht<br />
auch Orte sein, wo sich die Nachbarschaft dauerhaft<br />
aufhält? Es wäre schön, wenn die Schulen auch von der<br />
Nachbarschaft besucht werden könnten. Dabei ist auch<br />
der Aspekt von Bedeutung, dass die Nachbarschaft wieder<br />
Verantwortung <strong>für</strong> die Infrastruktur übernimmt, also<br />
eben auch <strong>für</strong> ihre Schule. Jetzt wird immer noch alles<br />
delegiert, an den Staat, an die zuständige Verwaltung. Wir<br />
wissen: Irgend jemand ist zuständig, aber wissen auch,<br />
dass sie diese Zuständigkeiten nicht mehr tragen und,<br />
dass sich mehr Leute denn je <strong>für</strong> z. B ihre Schule engagieren<br />
können und wollen.<br />
Herbert Scherer: Du hast von einer gemeinsamen Nutzung<br />
gesprochen, aber nicht davon, alles gemeinsam<br />
zu machen und durcheinander zu mischen. Das ist vielleicht<br />
ein Anspruch, den die Mehrgenerationenhäuser<br />
spüren, dass sie ständig so etwas machen müssen, was<br />
man zumindest auf dem Foto als aktuelle Begegnung<br />
ansieht.<br />
Renate Wilkening: Stichwort: Verantwortung übernehmen<br />
und Orte. Ich will drei Beispiele nennen, eins, bei<br />
dem die Mehrgenerationenarbeit schief gegangen ist,<br />
einmal ist es fast schief gegangen und einmal klappte es.<br />
Ein wichtiger Punkt <strong>für</strong> mich sind Orte, die <strong>für</strong> alle da sind,<br />
und wo die, die sie nutzen, auch die Verantwortung übernehmen,<br />
egal, wie alt sie sind und woher sie kommen.<br />
Wir haben einen ehemaligen Kinderclub vom öffentlichen<br />
Dienst übernommen. Er war ausschließlich <strong>für</strong> Kinder von<br />
6 bis 14 konzipiert. Wir haben ein Konzept <strong>für</strong> Mehrgenerationenarbeit<br />
abgeliefert, wir öffnen den Club <strong>für</strong> alle,<br />
Familien, Nachbarn, wunderbar, das wird ganz toll. Alle<br />
waren begeistert und wir haben uns frisch und fröhlich an<br />
die <strong>Arbeit</strong> gemacht. Die Konfl ikte der Generationen, die<br />
auftauchten, waren nicht zwischen ganz Alten und ganz<br />
Jungen, das klappte wunderbar. Es kommen Senioren,<br />
die haben ihren Computerclub und die 12-jährigen Jungs<br />
machen mit ihnen nachmittags Kurse, wo sie den Alten<br />
etwas am PC zeigen.<br />
Der Konfl ikt entbrannte zwischen Kindern und Jugendlichen.<br />
Freitags hatten wir den Club bis 18 Uhr <strong>für</strong> Kinder<br />
geöffnet, danach sollten die Jugendlichen kommen. Wir<br />
hatten auch die tolle Idee, dass die Jugendlichen früher<br />
rein könnten, sie sollten sich aber um die Kinder kümmern<br />
und mit ihnen Hausaufgaben und all die anderen schönen<br />
Dinge machen. Das ist derartig in die Hose gegangen, weil<br />
die Jugendlichen keine Lust hatten, was mit den Kindern<br />
zu machen, sie hatten völlig andere Bedürfnisse. Sie wollten<br />
sich sehr gerne treffen und ihre Sachen machen, sie<br />
wollten in Ruhe gelassen werden. Sie haben sich leider<br />
nicht an die gemeinsam erarbeiteten Regeln gehalten,<br />
dass zum Beispiel um 22 Uhr die Fenster zu sein müssen.<br />
Wir hatten ständig Polizeieinsätze, dann kamen die Nachbarn,<br />
wir haben zusammen am runden Tisch gesessen<br />
mit allen Beteiligten. Alle haben gesagt: Wir schwören,<br />
es wird besser. Aber zwei Wochen später lief die gleiche<br />
Geschichte. Diesen Konfl ikt zwischen diesen Kindern und<br />
Jugendlichen haben wir nicht lösen können. Das Haus ist<br />
offen, der Platz ist zu klein. Das ist ein ganz wichtiger<br />
Punkt, dass der Platz <strong>für</strong> alle Bedürfnisse zu klein ist. Es<br />
geht einfach nicht. Er liegt in einer voll besiedelten Ecke,<br />
wo die Leute arbeiten und sagen, abends will ich meine<br />
Ruhe haben. Mein Wunsch und die Idee wäre natürlich<br />
weiter die Rücksichtnahme zu transportieren und weiter<br />
daran zu arbeiten, aber an diesem Punkt ging es nicht.<br />
Ein gutes Beispiel: Senioren und Familien, die den Club<br />
am Wochenende <strong>für</strong> sich nutzen, das sind die Familien,<br />
Was zusammen gehört ... Jahrestagung 2009 35