12.12.2012 Aufrufe

Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit

Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit

Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

als je zuvor - aber eben auch Erwachsene, auch Selbsthilfegruppen,<br />

auch Senioren, auch Mütter mit Kindern. Das<br />

Haus hat im Stadtteil an Vertrauenswürdigkeit gewonnen,<br />

damit auch einen Kredit bei Eltern, die ihre Kinder selbstverständlich<br />

in dieses Haus gehen lassen, während wir<br />

von vielen Eltern bei den früheren Jugendzentren gehört<br />

haben: da schicke ich meine Tochter nicht hin, die darf da<br />

nicht hingehen, das ist mir zu undurchschaubar.<br />

Diese Häuser können offen stehen – das ist meine Vorstellung.<br />

Wenn Senioren spazieren gehen, warum sollen<br />

die sich nicht in der benachbarten Kindertagesstätte im<br />

Garten auf die Bank setzen und Kaffee trinken und vielleicht<br />

mitgebrachten Kuchen essen, ganz selbstverständlich?<br />

Eine Kindertagesstätte kann auch Begegnungsort<br />

<strong>für</strong> Senioren oder Familien sein. Die Kinder verlassen die<br />

Schulen und kehren nie wieder zurück. Was ist das <strong>für</strong><br />

ein komischer Zustand? Warum können Schulen nicht<br />

auch Orte sein, wo sich die Nachbarschaft dauerhaft<br />

aufhält? Es wäre schön, wenn die Schulen auch von der<br />

Nachbarschaft besucht werden könnten. Dabei ist auch<br />

der Aspekt von Bedeutung, dass die Nachbarschaft wieder<br />

Verantwortung <strong>für</strong> die Infrastruktur übernimmt, also<br />

eben auch <strong>für</strong> ihre Schule. Jetzt wird immer noch alles<br />

delegiert, an den Staat, an die zuständige Verwaltung. Wir<br />

wissen: Irgend jemand ist zuständig, aber wissen auch,<br />

dass sie diese Zuständigkeiten nicht mehr tragen und,<br />

dass sich mehr Leute denn je <strong>für</strong> z. B ihre Schule engagieren<br />

können und wollen.<br />

Herbert Scherer: Du hast von einer gemeinsamen Nutzung<br />

gesprochen, aber nicht davon, alles gemeinsam<br />

zu machen und durcheinander zu mischen. Das ist vielleicht<br />

ein Anspruch, den die Mehrgenerationenhäuser<br />

spüren, dass sie ständig so etwas machen müssen, was<br />

man zumindest auf dem Foto als aktuelle Begegnung<br />

ansieht.<br />

Renate Wilkening: Stichwort: Verantwortung übernehmen<br />

und Orte. Ich will drei Beispiele nennen, eins, bei<br />

dem die Mehrgenerationenarbeit schief gegangen ist,<br />

einmal ist es fast schief gegangen und einmal klappte es.<br />

Ein wichtiger Punkt <strong>für</strong> mich sind Orte, die <strong>für</strong> alle da sind,<br />

und wo die, die sie nutzen, auch die Verantwortung übernehmen,<br />

egal, wie alt sie sind und woher sie kommen.<br />

Wir haben einen ehemaligen Kinderclub vom öffentlichen<br />

Dienst übernommen. Er war ausschließlich <strong>für</strong> Kinder von<br />

6 bis 14 konzipiert. Wir haben ein Konzept <strong>für</strong> Mehrgenerationenarbeit<br />

abgeliefert, wir öffnen den Club <strong>für</strong> alle,<br />

Familien, Nachbarn, wunderbar, das wird ganz toll. Alle<br />

waren begeistert und wir haben uns frisch und fröhlich an<br />

die <strong>Arbeit</strong> gemacht. Die Konfl ikte der Generationen, die<br />

auftauchten, waren nicht zwischen ganz Alten und ganz<br />

Jungen, das klappte wunderbar. Es kommen Senioren,<br />

die haben ihren Computerclub und die 12-jährigen Jungs<br />

machen mit ihnen nachmittags Kurse, wo sie den Alten<br />

etwas am PC zeigen.<br />

Der Konfl ikt entbrannte zwischen Kindern und Jugendlichen.<br />

Freitags hatten wir den Club bis 18 Uhr <strong>für</strong> Kinder<br />

geöffnet, danach sollten die Jugendlichen kommen. Wir<br />

hatten auch die tolle Idee, dass die Jugendlichen früher<br />

rein könnten, sie sollten sich aber um die Kinder kümmern<br />

und mit ihnen Hausaufgaben und all die anderen schönen<br />

Dinge machen. Das ist derartig in die Hose gegangen, weil<br />

die Jugendlichen keine Lust hatten, was mit den Kindern<br />

zu machen, sie hatten völlig andere Bedürfnisse. Sie wollten<br />

sich sehr gerne treffen und ihre Sachen machen, sie<br />

wollten in Ruhe gelassen werden. Sie haben sich leider<br />

nicht an die gemeinsam erarbeiteten Regeln gehalten,<br />

dass zum Beispiel um 22 Uhr die Fenster zu sein müssen.<br />

Wir hatten ständig Polizeieinsätze, dann kamen die Nachbarn,<br />

wir haben zusammen am runden Tisch gesessen<br />

mit allen Beteiligten. Alle haben gesagt: Wir schwören,<br />

es wird besser. Aber zwei Wochen später lief die gleiche<br />

Geschichte. Diesen Konfl ikt zwischen diesen Kindern und<br />

Jugendlichen haben wir nicht lösen können. Das Haus ist<br />

offen, der Platz ist zu klein. Das ist ein ganz wichtiger<br />

Punkt, dass der Platz <strong>für</strong> alle Bedürfnisse zu klein ist. Es<br />

geht einfach nicht. Er liegt in einer voll besiedelten Ecke,<br />

wo die Leute arbeiten und sagen, abends will ich meine<br />

Ruhe haben. Mein Wunsch und die Idee wäre natürlich<br />

weiter die Rücksichtnahme zu transportieren und weiter<br />

daran zu arbeiten, aber an diesem Punkt ging es nicht.<br />

Ein gutes Beispiel: Senioren und Familien, die den Club<br />

am Wochenende <strong>für</strong> sich nutzen, das sind die Familien,<br />

Was zusammen gehört ... Jahrestagung 2009 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!