Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit
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Ich möchte auch noch mal <strong>für</strong> die Jugendlichen sprechen.<br />
Wenn man ein ganz großes Haus und eine große Anlage<br />
hat, dann kann man auch Jugendliche mit einer offenen<br />
Jugendarbeit integrieren. Aber die müssen – bitte schön<br />
– wirklich Räume <strong>für</strong> sich selbst haben, und nicht <strong>für</strong> drei<br />
Stunden oder so, sondern das müssen ihre Räume sein.<br />
Wenn man das nicht hat, dann ist es ganz schwer, die<br />
zwischen der Mütter- und Seniorenarbeit zu integrieren.<br />
Ich halte das <strong>für</strong> Blödsinn.<br />
Hella Pergande: Ich arbeite <strong>für</strong> Outreach mit Kindern,<br />
Jugendlichen und Eltern in Schöneberg. Ich denke, man darf<br />
nichts verallgemeinern. Es gibt Familien mit 30 Enkelkindern<br />
und der einzige Opa kann nicht lesen. Für die ist es toll, wenn<br />
jemand vorliest. Das ist in jedem Stadtteil anders, auch die<br />
Gruppen melden ihre Bedürfnisse anders. Ich glaube, dass<br />
es immer wichtig ist, dass es Teams gibt, die genau hingucken,<br />
Experimente wagen und Verhandlungen machen.<br />
Wenn es nicht klappt, geht man wieder einen Schritt zurück,<br />
macht ein neues Experiment – das ist der Weg und nicht ein<br />
standardisiertes generationsübergreifendes Programm.<br />
Herbert Scherer: Ich glaube, es gibt niemanden, der<br />
generationsübergreifende <strong>Arbeit</strong> kategorisch ablehnt und<br />
nicht will. Aber es gibt ganz viele, die damit Schwierigkeiten<br />
haben. Deswegen haben wir über einige Lösungswege<br />
von Schwierigkeiten was gehört. Da ist, glaube ich,<br />
die Mentalität von den Nachbarschaftshaus-Leuten und<br />
die Mentalität von den Outreach-Leuten durchaus kompatibel,<br />
weil sie mit einer ähnlichen Grundhaltung rangehen,<br />
nämlich ausgehend von dem, was die Menschen wollen<br />
und nicht so sehr, was eine Ordnungsvorstellung will. Aber<br />
es gibt eben sehr unterschiedliche Erfahrungen, Renate<br />
hat davon einige dargestellt.<br />
TN: Ich habe gerade beobachtet, welcher Drive plötzlich<br />
entstand, als das Thema generationsübergreifend richtig<br />
aufkam. Ich fi nde schon, dass es noch ein ziemlich ambivalentes<br />
Thema ist. Ganz kurz zur Ehrenrettung der Mehrgenerationenhäuser:<br />
Auf gar keinen Fall soll alles immer<br />
generationsübergreifend sein, und schon gar nicht mit<br />
Zwang, also das will keiner.<br />
TN: Ich glaube, es sind alle soweit, dass sie in der Praxis<br />
das tun wollen, was den Zielgruppen nutzt. Da würde ich<br />
schon sagen: so klein diese Momente der Verständigung<br />
auch sein mögen, <strong>für</strong> den Einzelnen sind das manchmal<br />
wertvolle Momente, wenn man sich auf der persönlichen<br />
Ebene begegnet. Das ist wichtig, dass wir dazu Möglichkeiten<br />
schaffen. Mit Kindern geht das relativ leicht. Mit<br />
Jugendlichen ist es schwieriger. Man muss gucken, wo<br />
man steht, welche Zielgruppen man hat, was brauchen<br />
sie? Da gibt es schon Kinder, die nur auf die erwachsenen<br />
Bezugspersonen sehen, bei manchen gibt es keine Großeltern,<br />
manche Kinder freuen sich, wenn einfach mal ein<br />
Mann da ist. In einem unserer Projekte sind auch Männer<br />
mit den Kindern dabei, die kleben regelrecht an denen,<br />
weil das in ihrem persönlichen Umfeld fehlt.<br />
Herbert Scherer: Bevor wir jetzt allzu schnell die Jugendlichen<br />
aus dem generationsübergreifenden Kontext ausklammern,<br />
nämlich als die Gruppe, die das gar nicht will,<br />
es sind zwei Menschen hier, die genau an der Stelle mit<br />
Jugendlichen arbeiten, auch ganz zentral in einem generationsübergreifenden<br />
Kontext. Es gibt unter den Mehrgenerationenhäusern<br />
in Deutschland nur drei, die aus<br />
Jugendzentren heraus den Mehrgenerationengedanken<br />
entwickelt haben oder entwickeln mussten. Eins davon<br />
ist in Zehlendorf, deshalb ist Timm Lehmann ein wichtiger<br />
Zeuge da<strong>für</strong>, ob das funktionieren kann. Deshalb hatte<br />
ich auch Ralf Jonas eingeladen, weil es bei ihm gerade<br />
um Jugendliche geht. Das heißt, auch bei Jugendlichen<br />
in einem Mehrgenerationenhaus muss irgendwas funktionieren<br />
können.<br />
Timm Lehmann: Ich glaube, dass es tatsächlich wenige<br />
Nachbarschaftshäuser gibt, in denen offene Jugendarbeit<br />
stattfi ndet. Da es davon nur wenige gibt, glaube ich, dass<br />
es ein Thema <strong>für</strong> uns ist. Ich empfi nde es jedenfalls als<br />
Auftrag, dass die Begegnung mit Jugendlichen in unserer<br />
Gesellschaft irgendwo stattfi ndet. Die wird auch eingefordert.<br />
Das, was ich mache, würde ich nicht als allgemeingültiges<br />
Modell sehen. Aber ich glaube, ich muss einen Ort<br />
organisieren, wo Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene,<br />
Erwachsene und Senioren zusammenkommen und einen<br />
Was zusammen gehört ... Jahrestagung 2009 37