Rundbrief 1-2010 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit
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Input<br />
Workshop<br />
Jugend – Herausforderungen<br />
Jugendarbeit begegnet Nachbarschaftsarbeit<br />
Ralf Jonas Bürgerhaus Oslebshausen (Bremen)<br />
Elke Ostwaldt Outreach (Treptow-Köpenick)<br />
Stephan Preschel Outreach (Team Oberschöneweide)<br />
Steffen Kindscher Outreach (Team Oberschöneweide)<br />
Moderation: Herbert Scherer<br />
Herbert Scherer: Wir haben zu dem Thema „Jugendarbeit<br />
begegnet Nachbarschaftsarbeit“ zwei Impulsbeiträge.<br />
Stephan Preschel: Wir kommen vom Outreach-Team<br />
Mobile Jugendarbeit Berlin und arbeiten im Berliner<br />
Bezirk Treptow-Köpenick. Ich bin 42 Jahre alt und in Berlin<br />
geboren, mein Kollege Steffen Kindscher, 30 Jahre alt,<br />
und unsere Kollegin Elke Ostwaldt.<br />
Elke Ostwaldt: Ich mache die Regionalleitung Treptow-<br />
Köpenick. Heute wollen wir zu einem Konfl ikt in Oberschöneweide<br />
etwas erzählen und starten mit einem Film,<br />
den wir im Verlauf dieses Konfl ikts gemacht haben. Der<br />
soll einerseits unseren Kiez zeigen. Oberschöneweide<br />
ist ein altes <strong>Arbeit</strong>erviertel, bis zur Grenzöffnung gab es<br />
über 20.000 <strong>Arbeit</strong>splätze in der Industrie, aktuell nur<br />
noch 3.500 <strong>Arbeit</strong>splätze, der Bezirk ist also von einer<br />
hohen <strong>Arbeit</strong>slosigkeit betroffen. Die Hoffnung ist derzeit,<br />
dass mit der Ansiedlung der Fachhochschule <strong>für</strong> Technik<br />
und Wirtschaft viele neue Studenten kommen, dass<br />
sich das ganze Viertel belebt, und dass es eine andere<br />
Durchmischung geben wird. Hier arbeiten wir täglich mit<br />
Jugendlichen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist.<br />
Wir machen rein aufsuchende <strong>Arbeit</strong> mit Jugendlichen<br />
im Alter von 14 bis 21 Jahren. Dann haben wir noch ein<br />
Kinderteam, das arbeitet mit Kindern im Alter von 9 bis<br />
13 Jahren.<br />
Wir haben noch ein besonderes Ausnahmeprojekt, das<br />
ich auf der Tagung letztes Jahr bereits vorgestellt hatte,<br />
das heißt Sofja, <strong>sozial</strong>räumliche Familien- und Jugendarbeit.<br />
Das ist eine Kombination von aufsuchender<br />
Familientherapie und Streetwork, also ein sehr ungewöhnliches<br />
Modell. Das haben wir entwickelt, weil wir<br />
merkten, dass es nicht nur wichtig ist, mit den Kindern<br />
und Jugendlichen zu arbeiten, sondern dass wir die<br />
Eltern einbeziehen müssen. Wir arbeiten mit sogenannten<br />
Multiproblemfamilien. Das sind Familien, in denen<br />
es sehr viele familiäre Konfl ikte gibt. Wir arbeiten mit<br />
Jugendlichen zusammen, die notorisch Schuldistanz<br />
haben, also wenn jemand einen Hauptschulabschluss<br />
schafft, dann sind wir immer schon gut dabei. Es gibt<br />
auch einige mit einem Realschulabschluss, aber das ist<br />
eher die Ausnahme. Sehr viele Jugendliche haben große<br />
Probleme, auf dem Ausbildungsmarkt integriert zu werden,<br />
weil sie einerseits das Problem haben, überhaupt<br />
etwas kontinuierlich zu machen, andererseits verfügen<br />
sie in der Regel nicht über einen adäquaten Hauptschulabschluss.<br />
In dem Film wird deutlich, wie unterschiedlich<br />
bzw. vielfältig dieser Kiez ist, wie die Straßen<br />
aussehen, wie die Atmosphäre ist. Das Besondere ist,<br />
dass der Film die Perspektiven der Jugendlichen und<br />
Kinder zeigt, wie sie ihren Kiez sehen. Die Erwachsenen<br />
sagen immer, oh Gott, Oberschöneweide, wie sieht es<br />
denn hier aus, die vielen Problemlagen usw.. Aber die<br />
Jugendlichen sagen, dass sie das gar nicht so sehen.<br />
Sie lieben ihren Kiez, er ist ihr Zuhause – und das vermittelt<br />
unser Film.<br />
Es ist ein Film, der in Kooperation mit der Volkshochschule,<br />
einem Jugendclub und Outreach Mobile Jugendarbeit<br />
entstanden ist. Das Geld hat uns Ende letzten<br />
Jahres tatsächlich die Volkshochschule gegeben. Wir<br />
haben keinen Cent bezahlt. Die Volkshochschule ist auf<br />
Was zusammen gehört ... Jahrestagung 2009 23