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IM KW 27

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„Die Gnade, das Projekt einzustellen“<br />

Kraftwerk Tumpen-Habichen: VwGH hebt Entscheidung auf<br />

„Nach neun Jahren Verfahrensdauer hat der Verwaltungsgerichtshof<br />

(Anm.: VwGH) wegen Rechtswidrigkeit des Inhalts die<br />

Bewilligungsentscheidung zum geplanten Kraftwerk Tumpen-Habichen<br />

aufgehoben, das Erkenntnis ist ein Meilenstein“, erklärt Julia<br />

Mair aus Tumpen: „Dass die letzte juristische Instanz unseren<br />

Fall wegen grober Verfahrensmängel komplett aufgehoben hat, ist<br />

in dieser Deutlichkeit eine Sensation und richtungsweisend!“<br />

Von Thomas Parth<br />

„Seit 2008 ist man an der Idee eines<br />

Kraftwerks Tumpen-Habichen dran“,<br />

erinnert sich Alfred Kuen: „Und das<br />

an einem Standort, der Hochwasser<br />

gefährdet, geologisch instabil und<br />

laufend von Murabgängen betroffen<br />

ist, kurz: Am schlechtesten Standort,<br />

den man sich vorstellen kann.“ Die<br />

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Begründung des VwGH lasse keine<br />

Zweifel darüber aufkommen, dass<br />

die Projektunterlagen unvollständig<br />

und unzureichend sind. „Teilweise<br />

fehlen Unterlagen gänzlich“, erklärt<br />

Mair, selbst Anrainerin. Die Rechtsanwältin<br />

hat die Causa seit Jahren<br />

ehrenamtlich vor Gericht vertreten<br />

und nun Recht bekommen. „Damit<br />

eine außerordentliche Revision vom<br />

VwGH überhaupt angenommen<br />

wird, bedarf es triftigster Gründe.<br />

Das ist eine extreme Hürde“, versichert<br />

Mair, die nicht mit Kritik<br />

spart: „Von zigtausend Fällen schaffen<br />

es nur wenige, bis zum VwGH<br />

vorzudringen. Und am Ende alles<br />

aufgehoben zu bekommen, das wirft<br />

ein extremes Licht auf alle vorangegangenen<br />

Instanzen. Besonders,<br />

wenn man weiß, dass parallel ein<br />

Verfahren vor dem EU-Gerichtshof<br />

anhängig ist, das ebenfalls unseren<br />

Fall betrifft.“<br />

ENDGÜLTIGES AUS GEFOR-<br />

DERT. Einige unmittelbar von den<br />

Kraftwerksplänen in Tumpen Betroffene<br />

haben sich bei Julia Mair und<br />

Susanne Riml eingefunden, um mit<br />

der RUNDSCHAU über die jüngsten<br />

Erkenntnisse zu sprechen. „Für<br />

mich hat sich die Vorstellung von<br />

einem Rechtsstaat durch die vorherigen<br />

Verhandlungen beim Landesverwaltungsgericht<br />

Tirol völlig<br />

verändert“, gesteht Tanja Kuen, im<br />

Nachsatz: „Und das nicht zum Positiven.“<br />

Auf der Hausmauer von Anneliese<br />

Parth, die unmittelbar neben<br />

dem geplanten Kraftwerk wohnt,<br />

hängen immer noch Plakate gegen<br />

das Kraftwerk. Sie hat die Kommentare<br />

im Hinterkopf wie: „Ich habe<br />

gefragt: Was passiert, wenn ein Rückstau<br />

kommt? Soll ich mein Haus<br />

auf Stelzen stellen? Die Antwort<br />

war, dass man mir ein Schlauchboot<br />

leiht.“ Die anwesenden AnrainerInnen<br />

fühlen sich über die Jahre<br />

hinweg immer stärker ausgegrenzt,<br />

unter Druck gesetzt und angefeindet.<br />

„Eigentlich ist es irrwitzig: Einige<br />

wenige stellen die Causa so dar,<br />

als wären es die Betroffenen, die dem<br />

allgemeinen Nutzen im Wege stehen<br />

Anneliese Parth, Julia Mair, Barbara Maurer, Tanja Kuen, Alfred Kuen und Susanne<br />

Riml präsentieren den Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs. Sie fordern nun ein<br />

endgültiges Aus für das Kraftwerkprojekt Tumpen-Habichen.<br />

RS-Fotos: Parth<br />

und als wären wir für die Mehrkosten<br />

verantwortlich“, so Barbara<br />

Maurer. Was das Kraftwerks-Projekt<br />

an der Ötztaler Ache betreffe, so<br />

habe es bis auf eine Image-Broschüre<br />

keine Informationen gegeben. „Die<br />

Entschädigungsfrage im Hochwasserfall<br />

ist bis heute nicht geklärt.<br />

Wie sieht es mit der Schleuse bzw.<br />

mir dem sog. Klappenmechanismus<br />

aus? Wie groß ist die Menge des<br />

Wasserschwalls, den Habichen abbekommt,<br />

wenn sich die Klappen<br />

öffnen?“, stellt Alfred Kuen viele<br />

offene Fragen, um schließlich zur<br />

allerwichtigsten zu kommen: „Wann<br />

hat Landeshauptmann Günther Platter<br />

als TIWAG-Eigentümervertreter<br />

endlich die Gnade, das Projekt einzustellen?“<br />

Nach der eindeutigen<br />

Entscheidung des VwGH müsse es<br />

ein klares Aus für die Kraftwerkspläne<br />

Tumpen-Habichen von den<br />

Betreibern geben. - Was diese davon<br />

halten, ist in der nächsten Ausgabe<br />

der RUNDSCHAU zu erfahren!<br />

Zwei Wanderer getötet<br />

Felssturz in Längenfeld<br />

Die beiden vermissten Wanderer konnten schließlich nur noch tot im Bereich des<br />

Felssturzes aufgefunden werden. Die beiden Leichname wurden geborgen und per<br />

Polizeihubschrauber ins Tal geflogen.<br />

Foto: Zeitungsfoto.at<br />

Viele offene Fragen der Anrainer stehen noch nach Jahren weiterhin im Raum. Der<br />

VwGH erkannte „grobe Verfahrensmängel“.<br />

(tom) Am Sonntag, dem 2. Juli,<br />

waren eine 55-jährige Frau und ein<br />

57-jähriger Mann, ein Ehepaar aus<br />

Längenfeld, auf einem Steig in Richtung<br />

Schneggerkogel im Gemeindegebiet<br />

von Längenfeld in den Ötztaler<br />

Alpen unterwegs. Gegen 16.30<br />

Uhr kam es in diesem Gebiet aus<br />

bisher noch unbekannten Umständen<br />

zu einem größeren Felssturz,<br />

der sich im Bereich unterhalb des<br />

sog. Nitl löste. Die beiden Wanderer<br />

befanden sich unglücklicherweise<br />

genau zu diesem Zeitpunkt in der<br />

Sturzbahn des Felssturzes, wurden in<br />

der Folge von den Gesteinsmassen<br />

erfasst und dabei getötet. Da sich der<br />

P<strong>KW</strong> am frühen Abend noch am<br />

Ausgangspunkt der Tour befand und<br />

die beiden Wanderer auch zu Hause<br />

nicht angetroffen werden konnten,<br />

wurde eine Suche eingeleitet.<br />

RUNDSCHAU Seite 10 5./6. Juli 2017

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