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„Die Gnade, das Projekt einzustellen“<br />
Kraftwerk Tumpen-Habichen: VwGH hebt Entscheidung auf<br />
„Nach neun Jahren Verfahrensdauer hat der Verwaltungsgerichtshof<br />
(Anm.: VwGH) wegen Rechtswidrigkeit des Inhalts die<br />
Bewilligungsentscheidung zum geplanten Kraftwerk Tumpen-Habichen<br />
aufgehoben, das Erkenntnis ist ein Meilenstein“, erklärt Julia<br />
Mair aus Tumpen: „Dass die letzte juristische Instanz unseren<br />
Fall wegen grober Verfahrensmängel komplett aufgehoben hat, ist<br />
in dieser Deutlichkeit eine Sensation und richtungsweisend!“<br />
Von Thomas Parth<br />
„Seit 2008 ist man an der Idee eines<br />
Kraftwerks Tumpen-Habichen dran“,<br />
erinnert sich Alfred Kuen: „Und das<br />
an einem Standort, der Hochwasser<br />
gefährdet, geologisch instabil und<br />
laufend von Murabgängen betroffen<br />
ist, kurz: Am schlechtesten Standort,<br />
den man sich vorstellen kann.“ Die<br />
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Begründung des VwGH lasse keine<br />
Zweifel darüber aufkommen, dass<br />
die Projektunterlagen unvollständig<br />
und unzureichend sind. „Teilweise<br />
fehlen Unterlagen gänzlich“, erklärt<br />
Mair, selbst Anrainerin. Die Rechtsanwältin<br />
hat die Causa seit Jahren<br />
ehrenamtlich vor Gericht vertreten<br />
und nun Recht bekommen. „Damit<br />
eine außerordentliche Revision vom<br />
VwGH überhaupt angenommen<br />
wird, bedarf es triftigster Gründe.<br />
Das ist eine extreme Hürde“, versichert<br />
Mair, die nicht mit Kritik<br />
spart: „Von zigtausend Fällen schaffen<br />
es nur wenige, bis zum VwGH<br />
vorzudringen. Und am Ende alles<br />
aufgehoben zu bekommen, das wirft<br />
ein extremes Licht auf alle vorangegangenen<br />
Instanzen. Besonders,<br />
wenn man weiß, dass parallel ein<br />
Verfahren vor dem EU-Gerichtshof<br />
anhängig ist, das ebenfalls unseren<br />
Fall betrifft.“<br />
ENDGÜLTIGES AUS GEFOR-<br />
DERT. Einige unmittelbar von den<br />
Kraftwerksplänen in Tumpen Betroffene<br />
haben sich bei Julia Mair und<br />
Susanne Riml eingefunden, um mit<br />
der RUNDSCHAU über die jüngsten<br />
Erkenntnisse zu sprechen. „Für<br />
mich hat sich die Vorstellung von<br />
einem Rechtsstaat durch die vorherigen<br />
Verhandlungen beim Landesverwaltungsgericht<br />
Tirol völlig<br />
verändert“, gesteht Tanja Kuen, im<br />
Nachsatz: „Und das nicht zum Positiven.“<br />
Auf der Hausmauer von Anneliese<br />
Parth, die unmittelbar neben<br />
dem geplanten Kraftwerk wohnt,<br />
hängen immer noch Plakate gegen<br />
das Kraftwerk. Sie hat die Kommentare<br />
im Hinterkopf wie: „Ich habe<br />
gefragt: Was passiert, wenn ein Rückstau<br />
kommt? Soll ich mein Haus<br />
auf Stelzen stellen? Die Antwort<br />
war, dass man mir ein Schlauchboot<br />
leiht.“ Die anwesenden AnrainerInnen<br />
fühlen sich über die Jahre<br />
hinweg immer stärker ausgegrenzt,<br />
unter Druck gesetzt und angefeindet.<br />
„Eigentlich ist es irrwitzig: Einige<br />
wenige stellen die Causa so dar,<br />
als wären es die Betroffenen, die dem<br />
allgemeinen Nutzen im Wege stehen<br />
Anneliese Parth, Julia Mair, Barbara Maurer, Tanja Kuen, Alfred Kuen und Susanne<br />
Riml präsentieren den Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs. Sie fordern nun ein<br />
endgültiges Aus für das Kraftwerkprojekt Tumpen-Habichen.<br />
RS-Fotos: Parth<br />
und als wären wir für die Mehrkosten<br />
verantwortlich“, so Barbara<br />
Maurer. Was das Kraftwerks-Projekt<br />
an der Ötztaler Ache betreffe, so<br />
habe es bis auf eine Image-Broschüre<br />
keine Informationen gegeben. „Die<br />
Entschädigungsfrage im Hochwasserfall<br />
ist bis heute nicht geklärt.<br />
Wie sieht es mit der Schleuse bzw.<br />
mir dem sog. Klappenmechanismus<br />
aus? Wie groß ist die Menge des<br />
Wasserschwalls, den Habichen abbekommt,<br />
wenn sich die Klappen<br />
öffnen?“, stellt Alfred Kuen viele<br />
offene Fragen, um schließlich zur<br />
allerwichtigsten zu kommen: „Wann<br />
hat Landeshauptmann Günther Platter<br />
als TIWAG-Eigentümervertreter<br />
endlich die Gnade, das Projekt einzustellen?“<br />
Nach der eindeutigen<br />
Entscheidung des VwGH müsse es<br />
ein klares Aus für die Kraftwerkspläne<br />
Tumpen-Habichen von den<br />
Betreibern geben. - Was diese davon<br />
halten, ist in der nächsten Ausgabe<br />
der RUNDSCHAU zu erfahren!<br />
Zwei Wanderer getötet<br />
Felssturz in Längenfeld<br />
Die beiden vermissten Wanderer konnten schließlich nur noch tot im Bereich des<br />
Felssturzes aufgefunden werden. Die beiden Leichname wurden geborgen und per<br />
Polizeihubschrauber ins Tal geflogen.<br />
Foto: Zeitungsfoto.at<br />
Viele offene Fragen der Anrainer stehen noch nach Jahren weiterhin im Raum. Der<br />
VwGH erkannte „grobe Verfahrensmängel“.<br />
(tom) Am Sonntag, dem 2. Juli,<br />
waren eine 55-jährige Frau und ein<br />
57-jähriger Mann, ein Ehepaar aus<br />
Längenfeld, auf einem Steig in Richtung<br />
Schneggerkogel im Gemeindegebiet<br />
von Längenfeld in den Ötztaler<br />
Alpen unterwegs. Gegen 16.30<br />
Uhr kam es in diesem Gebiet aus<br />
bisher noch unbekannten Umständen<br />
zu einem größeren Felssturz,<br />
der sich im Bereich unterhalb des<br />
sog. Nitl löste. Die beiden Wanderer<br />
befanden sich unglücklicherweise<br />
genau zu diesem Zeitpunkt in der<br />
Sturzbahn des Felssturzes, wurden in<br />
der Folge von den Gesteinsmassen<br />
erfasst und dabei getötet. Da sich der<br />
P<strong>KW</strong> am frühen Abend noch am<br />
Ausgangspunkt der Tour befand und<br />
die beiden Wanderer auch zu Hause<br />
nicht angetroffen werden konnten,<br />
wurde eine Suche eingeleitet.<br />
RUNDSCHAU Seite 10 5./6. Juli 2017