Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr ...

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16 REPORT - NR. 2, 2009 Im Einzelnen trifft das BAG in seiner lesenswerten Studie (eingestellt unter www.bag.bund.de) Aussagen zur Zahl der Beschäftigten und Unternehmen, zu Alterstruktur und Bildungshintergrund des Personals, zu Arbeitsumfeld, Krankenstand, Fluktuation, Entgelten und beleuchtet Karrieremöglichkeiten in der Binnenschifffahrt. Aus der auf Datenmaterial von September 2008 basierenden Studie können drei wesentliche Schlüsse gezogen werden: 1. Der Fachkräftebedarf in der deutschen Binnenschifffahrt wächst. 2. Die Ausbildungsförderung des Bundes ist hoch effizient. 3. Anreize für junge Unternehmer sind nötig, um den altersbedingt drohenden Rückgang der Zahl von Unternehmen mit einem Verlust von Marktanteilen an ausländische Unternehmen zu stoppen. Fachkräftebedarf steigt Für viele in der aktuellen Wirtschaftskrise entlassene oder in Kurzarbeit befindliche Binnenschiffer mag es wie Hohn klingen – es gibt einen wachsenden Mangel an Schiffsführern. Den steigenden Fachkräftebedarf führt das BAG auf das altersbedingte Ausscheiden zahlreicher Schiffsführer aus dem Berufsleben in den vergangenen und kommenden Jahren, auf die steigende Nachfrage durch Neubauten vor allem in der Tank- und Personenschifffahrt und auf die geringe Ausbildungstätigkeit in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zurück. Daraus folgert das BAG, dass ein bestehender Personalbedarf kurzfristig nur schwer auf dem externen Arbeitsmarkt gedeckt werden kann. Steigende Ausbildungszahlen und Arbeitskräfte aus Mittel- und Osteuropa gleichen den Mangel an Schiffsführern laut BAG nicht aus. Ein Matrosenbrief ist eben noch kein Patent. Dessen Erwerb setzt die Fähigkeit, Verantwortung für Besatzung, Schiff und Ladung zu übernehmen, voraus. Kurz: Die personelle Kompetenz von heute bestimmt die Marktposition von morgen wesentlich mit. Gewerbe reagiert Um das Fachkräfteangebot zu erhöhen, hat das Gewerbe verschiedene Maßnahmen ergriffen. BDB und AdB haben hier INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. BAG-Studie belegt: Weiterbildung wird immer wichtiger Personalsituation in der Binnenschifffahrt untersucht Im April 2009 veröffentlichte das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) einen Sonderbericht zur Personalsituation in der deutschen Binnenschifffahrt. durch die Übernahme der Federführung im Bereich „Arbeitsplätze und Qualifikationen“ im europäischen Projekt PLATI- NA, der Plattform für die Implementierung des Aktionsprogramms NAIADES, einen Schwerpunkt ihrer Arbeit gesetzt. Konkret reagiert das Gewerbe durch n weiterhin zunehmende Ausbildungsaktivitäten n verbesserte Angebote der Weiterbildung n Steigerung der Attraktivität des Berufs n Bestreben für eine internationale Harmonisierung der Berufsprofile und n das Vorbereiten einer Rekrutierungskampagne. 19 Prozent mehr Auszubildende Seit 2000 steigt die Zahl der Nachwuchskräfte in der Binnenschifffahrt, allein im Jahr 2008 um fast ein Fünftel auf 477. Ursächlich dafür ist neben der Ausbildungsförderung durch die Bundesregierung und der besseren Berücksichtigung der Auszubildenden bei der Mindestbesatzung seit 2002 auch das im Gewerbe vorhandene Bewusstsein, dass ein Nachwuchsbedarf besteht. Die Ausbildungsförderung gibt auch Familienbetrieben, in denen sich die Eheleute im Steuerstand ablösen, die Möglichkeit, den Grundstein für die personelle Zukunft des Unternehmens zu legen. Unter den Auszubildenden steigt die Zahl der Realschüler und Abiturienten im Vergleich zu den immer noch chancenreichen Hauptschülern, die früher in der Mehrheit waren. Und auch immer mehr junge Menschen, deren Eltern nicht in der Binnenschifffahrt tätig waren, streben eine Karriere auf dem Wasser an. Aus den Zahlen der Ausbildungsförderung lässt sich übrigens auch ableiten, dass junge Menschen in der Binnenschifffahrt dauerhaft eine Chance sehen. Denn bei mehr als 100 geförderten Ausbildungsverhältnissen wurden laut WSD West im Jahr 2008 nur vier Lehren vorzeitig abgebrochen. Diese Zahl liegt weit unter der durchschnittlichen Abbruchquote in Ausbildungsberufen. Weiterbildung wichtiger denn je Nicht nur das 2005 modernisierte Berufsbild des Binnenschiffers in der Erstausbildung ist attraktiv. Durch den Schiffsführermangel besteht für die frisch gebackenen Matrosen ein
INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 17 Anreiz, Karriere an Bord zu machen. Das Schulschiff RHEIN hat zum Beispiel aufgrund im Vorjahr geltend gemachter stärkerer Nachfrage sein Angebot bei den Patentlehrgängen im Jahr 2009 verdoppelt. Spezielle Angebote für Nautiker, die vor der Patentprüfung zögern, wurden aufgelegt. Der 2008 in Dienst gestellte einzigartige Flachwasserfahrsimulator SANDRA (weitere Infos unter www.dst-org.de) ermöglicht zudem ein individuelles Training der nautischen Fertigkeiten auch in Stresssituationen. Das Angebot von ADNR-Kursen für die besonders gefragten Schiffsführer in der Gas- und Tankschifffahrt nimmt ebenso zu wie Inhouse-Schulungen. So zahlt sich aus, dass die Zinsen des vom Gewerbe aufgebrachten Reservefonds der Binnenschifffahrt für Weiterbildung genutzt werden können. Mehr Chancen für Binnenschiffer Die Duisburger Berufsschule beabsichtigt, ab August 2009 Berufsschülern, die eine Fachhochschulreife erwerben können und möchten, durch zusätzlichen Unterricht einen Fachhochschulabschluss während der Ausbildung zu ermöglichen. Dieses Angebot soll auch Wechsel zwischen Positionen an Bord und an Land erleichtern. Junge Binnenschiffer sollen schneller und leichter als bisher in den technischen Abteilungen und der Disposition von Unternehmen Fuß fassen können, ohne dabei ihren „schiffigen“ Hintergrund zu vernachlässigen. In Strategien zur Entwicklung von Personal wird insbesondere in den Reedereien und Genossenschaften, die wieder stärker mit eigenem Schiffsraum am Markt auftreten, nicht mehr strikt zwischen nautischen und anderen Laufbahnen getrennt. Zur Verbesserung der Attraktivität des Berufs trägt auch bei, dass das Berufsprofil des Matrosen und des Schiffsführers auf europäischer Ebene harmonisiert werden soll. Dies erhöht die Flexibilität qualifizierten Personals auf dem europäischen Arbeitsmarkt. Daran und an einem Übereinkommen über die Arbeitszeit in der Binnenschifffahrt, für das es seit Mai 2009 einen Entwurf gibt, arbeiten die Sozialpartner im Gewerbe. Werbekampagne für den Beruf Weil in Deutschland ab 2010 mit zweistelligen Rückgängen bei der Zahl der nicht studienberechtigten Schulabgänger zu rechnen ist, könnte der Nachwuchs trotz guter Bezahlung und attraktiver Perspektiven in Zukunft knapp werden. Deshalb tragen BDB und AdB Vorbilder für Rekrutierungskampagnen aus anderen europäischen Staaten zusammen und setzen sich für moderne Formen der Personalwerbung ein. Als Vorbild kann hier auch die Seeschifffahrt dienen, in der es Road-Shows an wechselnden Orten ebenso gibt wie eine zentrale Heuerstelle bei der Agentur für Arbeit in Hamburg. Das Schiffer-Berufskolleg RHEIN in Duisburg strebt zudem im Verbund mit anderen Duisburger Berufsschulen an, jungen Menschen eine Berufsbildungszeit mit Praktika an Bord von Binnenschiffen zu ermöglichen, in der getestet werden kann, ob ein junger Mensch Chancen an Bord sieht und hat. Dem drohenden Verlust von Marktanteilen an westeuropäische Wettbewerber, den das BAG wegen des Ausscheidens älterer Unternehmer aus dem Berufsleben kommen sieht, könnte der Bund mit einer Förderung junger Unternehmer nach französischem Vorbild entgegenwirken. Dort bekommen junge Menschen, die sich bis zum Alter von 35 Jahren in der Binnenschifffahrt selbständig machen, besondere Beihilfen vom Staat, die über die allgemeine Existenzgründerhilfe hinausgehen. Fazit Der Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr gibt einen guten Überblick über die Entwicklung der Personalsituation in der Binnenschifffahrt in den letzten Jahren. Es besteht kein Anlass, aus dem Bericht zu schließen, dass die Binnenschifffahrt Nachwuchssorgen plagen, wie dies der DVZ-Brief im April 2009 in einer Kurzmeldung tat. Im Gegenteil: Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll. Das Gewerbe sieht den Weiterbildungsbedarf. Seine Vertreter drängen auf politische Unterstützung für junge Menschen im Beruf und machen ihre Hausaufgaben. Weitere Informationen zu den angelaufenen Projekten gibt die PLATINA-Website unter www.naiades.info.
Seite 1 und 2: 02/09 18. Jahrgang, Juli 2009 Binne
Seite 3 und 4: INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES D
Seite 15: INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES D
Seite 21 und 22: © WSD-Ost INFORMATIONEN DES BUNDES

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